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Veröffentlicht am 16.01.2022

Tod im Sternerestaurant

Bei den Tannen
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Im beschaulichen Sarnertal bei Bozen bricht eine berühmt-berüchtigte Restaurantkritikerin während eines Restaurantbesuchs tot zusammen. Da ihre beiden Hunde ebenfalls vom Essen gekostet haben und sterben, ...

Im beschaulichen Sarnertal bei Bozen bricht eine berühmt-berüchtigte Restaurantkritikerin während eines Restaurantbesuchs tot zusammen. Da ihre beiden Hunde ebenfalls vom Essen gekostet haben und sterben, liegt der Verdacht nahe, dass das Essen vergiftet gewesen sein muss. Doch wer hätte ein Interesse daran, Carla Manfredi zu töten? Die Sterneköchin Hedwig Jöchler doch sicher nicht, bescherte ihr Carla Manfredi doch einen steten Zufluss von Gästen aus aller Welt. Und doch ist für die Dorfbewohner klar, dass Hedwig die Schuldige sein muss, immerhin ist sie mit ihren beiden Schwestern im Dorf als Hexe verschrien. Oder sollte durch den Mord etwa Hedwig Jöchler selbst geschadet werden?
Commissario Grauner, der neben seinem Beruf als Kriminalkommissar noch als Landwirt arbeitet und sich am liebsten auf seinem Hof mit seinen Kühen umgibt, beginnt sich gemeinsam mit seiner Assistentin Tappeiner im Dorf umzuhören. Dabei erfahren sie von jahrhundertealten Fehden und tauchen tief in die Geschichte der Hexenverfolgung in dieser Gegend ein.
Für mich war dies das erste Buch aus der Reihe um Commissario Grauner und es hat eine Weile gedauert, bis ich mich mit den Namen und Vorkommnissen aus früheren Bänden vertraut gemacht hatte. Doch kann dieses Buch durchaus unabhängig von den Vorgängerbänden gelesen werden. Mir gefiel die ruhige und oft schon philosophische Art des Johann Grauner, seine Heimatverbundenheit und sein Humor. Man erfährt viel über Land und Leute in Südtirol. Besonders schön fand ich auch, dass das Titelbild perfekt zur Geschichte passt, zeigt es doch die sogenannten „Stoanernen Mandl“, die auch im Roman eine Rolle spielen. Die Stärke dieses Romans liegt für mich nicht so sehr im eigentlichen Kriminalfall und dessen Auflösung, sondern vielmehr in der Beschreibung von Land und Leuten. Ich habe bei der Lektüre große Lust bekommen, diese Gegend einmal selbst zu besuchen. Ein kurzweiliger Roman, der mich gut unterhalten hat. 4,5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 04.10.2021

Einsamkeit macht krank

NEBEL
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Die Kommissarin Hulda ist nach einem traumatischen Ereignis im Februar wieder zurück im Dienst. Aufgrund der ungewöhnlichen Erzählweise dieser Trilogie, bei der Huldas Leben von hinten nach vorne aufgerollt ...

Die Kommissarin Hulda ist nach einem traumatischen Ereignis im Februar wieder zurück im Dienst. Aufgrund der ungewöhnlichen Erzählweise dieser Trilogie, bei der Huldas Leben von hinten nach vorne aufgerollt wird, können sich die Leser, die die beiden Vorgängerbände kennen, denken, um was es dabei geht.
Jetzt soll Hulda einen Fall bearbeiten, bei dem in einer abgelegenen Gegend Islands zwei Leichen auf einem abgelegenen Hof gefunden wurden. Vor Ort wird klar, dass es sich um Mord gehandelt haben muss. Hulda und ihr Team vor Ort beginnen mit der Suche nach dem Täter und finden das abgestellte Auto eines Mannes, der seit Weihnachten vermisst wird. Es stellt sich heraus, dass er auf der Suche nach seiner ebenfalls vermissten Tochter Unnur war. Doch wo ist er abgeblieben und was ist mit der Tochter? Alles deutet darauf hin, dass er die Bauersleute Einar und Erla getötet hat, doch welchen Grund sollte er dafür gehabt haben? Die beiden lebten ein abgeschiedenes Leben auf einem einsamen Hof, der im Winter vollkommen von der Außenwelt abgeschnitten war, was Erla, die ursprünglich aus Reykjavik stammte, zunehmend zu schaffen machte. Im Sommer nahmen sie ab und zu junge Leute bei sich auf, die sich durch Arbeit auf dem Hof etwas Geld dazuverdienten. War Unnur auf ihrer Reise durch Island ebenfalls auf dem Hof gelandet? Durch mühsame Kleinarbeit und akribische Suche schafft es das Team um Hulda, trotz der widrigen Wetterbedingungen die Teile des Puzzles zusammenzusetzen.
„Nebel“ ist zweifelsohne sehr spannend, allerdings fiel es mir im Mittelteil des Buchs zunehmend schwer, die immer wieder gleichen Gedanken anders formuliert zu lesen. An den ersten Band der Trilogie, „Dunkel“ kommt es nicht heran, doch es ist durchaus lesenswert.

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Veröffentlicht am 15.09.2021

Aufwühlend und verstörend

SCHWEIG!
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Es ist kurz vor Weihnachten, eine Zeit, in der Familien zusammengehören, findet Esther. Deshalb beschließt sie, ihre Schwester Sue, genannt Schnecke, zu besuchen, die seit ihrer Scheidung in einer abgeschiedenen ...

Es ist kurz vor Weihnachten, eine Zeit, in der Familien zusammengehören, findet Esther. Deshalb beschließt sie, ihre Schwester Sue, genannt Schnecke, zu besuchen, die seit ihrer Scheidung in einer abgeschiedenen Villa mitten im Wald wohnt. Esther befürchtet, dass Sue ganz alleine feiern wird und möchte sie am liebsten zu ihrer Familie in die Stadt mitnehmen. Zu diesem Zeitpunkt macht Esther den sympathischen Eindruck einer liebevollen Schwester. Im nächsten Kapitel kommt Sue zu Wort und die Dinge sehen plötzlich ganz anders aus. Sue ist weder depressiv noch einsam, im Gegenteil, sie ist glücklich, Weihnachten fernab aller Zwänge und Erwartungen allein zu verbringen. Daher ist sie alles andere als begeistert, als ihre ältere Schwester unangemeldet vor der Tür steht. Am liebsten wäre ihr, Esther würde sofort wieder verschwinden. Es wird klar, dass die Schwestern ein schwieriges Verhältnis zueinander haben und ihre Wahrnehmung der Dinge sich grundlegend unterscheidet. Als Leser ist man sehr verwirrt: Was stimmt denn nun? Ist Esther tatsächlich das manipulative Biest, das schon in der Kindheit seine kleine Schwester getriezt hat? Oder ist sie wirklich um „Schnecke“ besorgt? Ist Sue tatsächlich ein körperliches und psychisches Wrack oder im Einklang mit sich und ihrer Lebenssituation? Diese Diskrepanz, nie zu wissen, was stimmt und was nicht, macht einen großen Teil der Spannung aus und hat mich kolossal aufgewühlt. Die Kapitel werden abwechselnd aus der Sicht der beiden Schwestern geschildert, später kommt dann noch Martin, Esthers Mann, zu Wort, sowie ein nicht näher bezeichnetes Mädchen, das aus seiner Kindheit erzählt. Anhand von Martins Schilderungen wird klar, dass Esthers und seine Ehe keineswegs so harmonisch ist wie von Esther dargestellt.
Die Dinge zwischen Esther und Sue schaukeln sich am Tag vor Heiligabend mehr und mehr hoch, und als Leser ist man schockiert von den Abgründen, die sich auftun. Es ist klar, dass dieser Tag kein gutes Ende nehmen wird…
„Schweig“ hat die Bezeichnung Psychothriller wirklich verdient. Während des Lesens habe ich ein extremes Unbehagen verspürt und ich wollte so schnell wie möglich dieses Eintauchen in die Welt einer ganz und gar dysfunktionalen Familie hinter mir lassen. Ich habe schon lange kein Buch mehr gelesen, das mich dermaßen aufgewühlt hat.

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Veröffentlicht am 30.08.2021

Ein Leben im Dienste der Royal Mail

Das geheime Leben des Albert Entwistle
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Der Postbote Albert Entwistle lebt ein ruhiges, zurückgezogenes Leben. Er weiß vieles über seine Kunden, wer heiratet oder frisch verliebt ist und wo es einen Todesfall gegeben hat. Doch er beobachtet ...

Der Postbote Albert Entwistle lebt ein ruhiges, zurückgezogenes Leben. Er weiß vieles über seine Kunden, wer heiratet oder frisch verliebt ist und wo es einen Todesfall gegeben hat. Doch er beobachtet alles aus der Distanz, auf ein persönliches Gespräch lässt er sich lieber nicht ein. Auch an seinem Arbeitsplatz im Postverteilzentrum hält er sich die Kollegen lieber vom Hals. Albert wird demnächst 65 und hat somit das Pensionsalter erreicht. Als er das entsprechende offizielle Schreiben erhält, ist er entsetzt. Was soll er mit seinem Leben anfangen, wenn er nicht mehr Postbote ist? Zuhause erwartet ihn nur seine Katze Gracie. Als diese stirbt, fällt er in eine tiefe Depression, doch er erkennt, dass es so nicht weitergehen kann und er dringend soziale Kontakte braucht.
Von Anfang an ist klar, dass es ein Ereignis in Alberts Leben gab, das ihn tief geprägt und das sein Leben bestimmt hat. Wenn man die Widmung am Anfang des Buchs liest, ist einem klar, um was für ein Geheimnis es sich wohl handeln muss...
„Das geheime Leben des Albert Entwistle“ ist ein humorvoller und stellenweise auch sehr trauriger Roman. Es ist schön mitzuerleben, wie sich der einsame Kauz nach und nach seiner Umwelt öffnet und den Mut besitzt, sein Leben grundlegend umzukrempeln und Freundschaften zu schließen. „Herzerwärmend“ ist wohl das passendste Adjektiv für dieses Buch, das allerdings auch ein paar für mich ziemlich befremdliche Szenen beinhaltet. So wird Albert nach seinem „Geständnis“ begeistert gefeiert und das ganze Dorf freut sich mit ihm und gratuliert. Ich habe keine Ahnung, wie realitätsnah oder -fern dies ist, ich fand es ein wenig too much.
Das Cover ist ansprechend und passend zum Inhalt gestaltet: ein typisch britischer knallroter Briefkasten, vor dem eine freundlich dreinschauende schwarze Katze sitzt, Briefe flattern durch die Luft und das Ganze ist wie ein Luftbrief umrandet.
Ich habe dieses Buch an einem ganz und gar verregneten und kalten Wochenende gelesen und es war genau die richtige Lektüre. 4,5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 26.08.2021

Brutale Morde an Joggerinnen

Die Karte
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Eine junge Joggerin wird brutal erwürgt aufgefunden. Der Mörder hatte ihren Todeskampf auf ihrem eigenen Handy gefilmt. Selbst Hauptkommissar Jens Kerner, der schon so manches schlimme Verbrechen gesehen ...

Eine junge Joggerin wird brutal erwürgt aufgefunden. Der Mörder hatte ihren Todeskampf auf ihrem eigenen Handy gefilmt. Selbst Hauptkommissar Jens Kerner, der schon so manches schlimme Verbrechen gesehen hat, ist von der kaltblütigen Brutalität des Täters geschockt. Es stellt sich heraus, dass die Ermordete eine Fitness-App genutzt hatte, aus der ihre Laufstrecken ersichtlich waren. Da der Mörder eine Nachricht auf der App hinterlässt, liegt die Vermutung nahe, dass er über diese App auf die junge Frau aufmerksam wurde. Dann geschehen weitere Morde, wieder sind es fitte junge Frauen, die auf ihrer Laufstrecke überfallen werden. Fieberhaft sucht das Team um Jens Kerner nach Verbindungen zwischen den Opfern und dem Motiv des Mörders.
Zeitgleich greift die Polizei einen verwirrten alten Mann auf, der mit Leichenteilen auf dem Fahrrad durch Hamburg fährt. Hängen die Fälle zusammen und wenn ja, wie?
„Die Karte“ ist ein weiterer spannender Krimi um das Ermittlerteam Jens Kerner und seine Kollegin Rebecca Oswald, die sich in diesem Band auch – endlich – persönlich näher kommen. Die Auflösung des Falls und das Motiv des Täters konnten mich zwar nicht ganz überzeugen, aber trotzdem hat mich dieser Krimi gut unterhalten. Vielleicht nicht der beste Krimi Winkelmanns, aber auf jeden Fall lesenswert. Vor allem auch, weil er die Gefahr thematisiert, die davon ausgeht, wenn man zu viele Informationen über sich im Internet postet.

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