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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.09.2021

Oh du grausame Weihnachten

SCHWEIG!
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Esther ist die ältere Schwester von Sue. Sue wohnt alleine mitten im Wald. In einem großen Haus und Esther sorgt sich um ihr Wohlergehen. Wie in jedem Jahr meint sie, dass gerade vor Weihnachten, ein Besuch ...

Esther ist die ältere Schwester von Sue. Sue wohnt alleine mitten im Wald. In einem großen Haus und Esther sorgt sich um ihr Wohlergehen. Wie in jedem Jahr meint sie, dass gerade vor Weihnachten, ein Besuch im Wald angebracht ist. Dabei möchte Sue alleine sein. Sie fühlt sich von ihrer Schwester bevormundet und genervt. Das interessiert Esther aber absolut nicht. Sie ist die große Schwester und weiß ganz alleine, was für Sue gut ist. Der Besuch entwickelt sich zu einer Horrorshow.

Schweig ist der zweiter Thriller, den ich von dieser Autorin las. Es ist eine ganz andere Schreibweise als bei vielen anderen Schriftstellern. Die Erzähler wechseln immer wieder, wobei Esther und Sue in der Ich-Form berichten und über den Ehemann Esthers, den Martin, von einer zweiten Person erzählt wird. Die Handlung geht immer wieder in die Vergangenheit. In die Kindheit der Schwestern aber auch zu Weihnachtstagen bei Esthers heutiger Familie.

Es ist schon recht gut aufgemacht, wie die Spannung steigt und etliche Seiten auch bleibt. Dabei passiert nichts viel und das ist mir dann doch zu lange. Ich mag es lieber, wenn mehr Überraschungsmomente da sind. Die Bilder im Kopf wiederum entstanden bei mir sofort. Das ist ein großes Plus von Judith Merchant. Sie schreibt sehr lebendig und mit vielen Adjektiven. Der Wald ist nicht nur grün, oder wie hier, weiß. Die Stimmung macht den Unterschied und das wurde in dem Thriller gut umgesetzt.

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Veröffentlicht am 05.09.2021

Herr Schmid merkt endlich, was er an seiner Frau hat

Barbara stirbt nicht
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„Barbara stirbt nicht“ beschreibt so wunderbar genau, wie Ehen aussahen, die vor 60 Jahren geschlossen wurden. Herr Walter Schmid ist Pensionär und lebt mit seiner Frau zufrieden und bequem in einer schmucken ...

„Barbara stirbt nicht“ beschreibt so wunderbar genau, wie Ehen aussahen, die vor 60 Jahren geschlossen wurden. Herr Walter Schmid ist Pensionär und lebt mit seiner Frau zufrieden und bequem in einer schmucken Wohnung. Bis, ja bis zu dem Tag, als Barbara morgens im Bad liegt und nicht mehr aufstehen kann. Nein, das ist so gar nicht der Alltag, den Herr Schmid sich als Rentner vorstellte. Selbst Kaffee kochen, nun ja, das könnte klappen. Aber auch noch waschen oder gar spülen? Nein, er hofft darauf, dass Barbara sich bald genug ausruhte und ihn wieder verwöhnen kann.

Beim Lesen musste ich einige Male herzhaft lachen. Ich dachte immer wieder an meinen Vater, der genauso hilflos war, wenn Mutter krank war. Obwohl die wiederum selbst bei stärksten Gallenkoliken aufstand und meinen Vater bediente. Als sie starb war es für ihn schlimm. Er kam mit dem Alltag zunächst nicht zurecht. Die Autorin von „Barbara stirbt nicht“ kannte ich bereits von ihrem Buch „Großmutters Zopf“. Ich freute mich also sehr auf schöne Lesestunden und wurde nicht enttäuscht.

Alina Bronsky schreibt mit Humor, der mal laut und mal subtil herüber kommt. Die Charaktere sind so typisch, dass es scheint, als sei es ein Tatsachenbericht über beste Freunde oder gar Eltern. Die Sprache ist gehoben, die Probleme der handelnden Personen nachvollziehbar und nie an den Haaren herbeigezogen. Ein sehr guter Roman, der mir bis auf das Ende bestens gefiel. Das war mir zu abrupt und lässt zu viele Fragen offen.

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Veröffentlicht am 25.08.2021

Kein oberflächliches Buch

Der Panzer des Hummers
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„Der Panzer des Hummers“ schildert fünf Tage aus dem Leben der Geschwister Niels, Sidsel und Ea. Die drei haben kaum Kontakt, wobei Niels doch schon mal auf Sidsels Tochter aufpasst. Ea lebt in den USA ...

„Der Panzer des Hummers“ schildert fünf Tage aus dem Leben der Geschwister Niels, Sidsel und Ea. Die drei haben kaum Kontakt, wobei Niels doch schon mal auf Sidsels Tochter aufpasst. Ea lebt in den USA und sieht ihre Geschwister nur selten. Wie auch im realen Leben üblich, sind die Kinder der verstorbenen Eheleute Gabel sehr unterschiedlich.

Ein Buch der leisen Töne, das am Anfang für meinen Geschmack sogar langweilig war. Da ich aber kein Buch abbreche kämpfte ich mich durch und siehe da, es wurde viel unterhaltsamer. Jedoch muss der Leser konzentriert sein. Die Autorin widmet nämlich jedes Kapitel einem Familienmitglied und dabei kommen sogar Stimmen aus dem Jenseits zu Wort. Es ist ein munters Hin und Her im Leben der Kinder und hier fällt es nicht leicht, der Geschichte zu folgen.

Die Stimmen der Vergangenheit verdeutlichen, wie der Weg der drei Geschwister war. Dass auch das Elternhaus und der Umgang dort bei der Entwicklung eines Kindes beteiligt ist, zeigt sich hier ebenfalls. Für oberflächliche Leser ist das Buch nicht geeignet. Es geht sehr in die Tiefe, wobei das für meinen Geschmack zuweilen nicht notwendig war.

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Veröffentlicht am 10.08.2021

Ein Krimi mit vielen Wendungen

Unter dem Sturm
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Der kleine Ort Marbäck liegt in Südschweden und normalerweise geschehen hier keine Verbrechen. Bis im Jahr 1994 die Leiche einer jungen Frau gefunden wird. Dass sie keines natürlichen Todes starb, finden ...

Der kleine Ort Marbäck liegt in Südschweden und normalerweise geschehen hier keine Verbrechen. Bis im Jahr 1994 die Leiche einer jungen Frau gefunden wird. Dass sie keines natürlichen Todes starb, finden die Ermittler schnell heraus und auch der Täter ist rasch gefasst. Es ist der Onkel des 7jährigen Isaks. Der hängt sehr an Edvard, so heißt der Onkel, und kann nicht fassen, was der getan haben soll. Die Erzählungen von Nachbarn, Familie und Freunden überzeugen ihn dann doch.

10 Jahre nach der Verurteilung trifft Isak auf Vidar, der damals in den Fall um Edvard involviert war. Je mehr der sich erneut damit befasst, desto klarer wird ihm, dass die Ermittler recht oberflächlich arbeiteten. Viele Fragen blieben offen. Und dass er bei Fragen an die damals Beteiligten auf Widerstand stößt, gibt ihm zu denken. War Edvard tatsächlich der Mörder?

Ein Buch, das sämtliche Klischees in sich vereint. Böser und brutaler Vater bedeutet garantiert, dass der Sohn genauso ist. Ja, selbst die „Sippenhaft“ findet Anwendung. Und hm, könnte nicht auch der Neffe die bösen Gene geerbt haben? So viele Vorurteile und Schubladendenken sind keineswegs nur als Fantasiegebilde denkbar. Wie oft gibt es solche Fälle, wo Menschen durch Gerüchte abgeurteilt werden und ihres Lebens nicht mehr froh sein können.

„Unter dem Sturm“ ist in drei großen Kapiteln aufgeteilt: 1994 zur Zeit der Tat, 10 Jahre später und dann wiederum 10 Jahre später. Der Krimi knistert nicht vor Spannung aber das Mitraten hat mir Spaß gemacht. Es gibt viele Wendungen und der Schluss ist schlüssig und so richtig spannend. Durchaus empfehlenswert, halt ein „typischer“ Krimi aus dem Norden Europas.

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Veröffentlicht am 10.08.2021

Kein Buch für zwischendurch

Schicksal
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Atara hatte es nicht leicht mit dem strengen Vater. In Büscheln riss er ihre Haare aus und es ist verständlich, dass sie fast froh war als er starb. Doch, warum war er so zornig und voll Wut auf das Leben? ...

Atara hatte es nicht leicht mit dem strengen Vater. In Büscheln riss er ihre Haare aus und es ist verständlich, dass sie fast froh war als er starb. Doch, warum war er so zornig und voll Wut auf das Leben? Auch Ataras Mutter kam nicht dagegen an und konnte ihre Tochter nicht schützen. Nach seinem Tod macht Atara sich auf die Suche. Nach der Vergangenheit ihres Vaters, dem Grund für seinen Zorn, der Geschichte ihrer Familie. Ein Teil davon ist Rachel, die erste Frau des Vaters. Sie wurde zuhause niemals erwähnt und spielte doch eine sehr große Rolle innerhalb der Familie.

„Schicksal“ lässt sich nicht oberflächlich lesen. Dafür ist der Stil zu eigen und das Thema zu schwierig. Lechi, so hieß eine der ersten Untergrundorganisationen Israels und die war lange Zeit selbst in den eigenen Reihen verpönt. Von ihr gingen Attentate gegen Briten aus, die oft mit dem Tod endeten. Während der Mandatszeit gab es vier Untergrundorganisationen, die erbitterte Feinde waren. Dazu gehörten: Lechi, Palmach, Hagana und Etzel. Erst im Jahr 2018 gab es eine Versöhnung und den Entschluss zur Zusammenarbeit. Alle noch lebenden ehemaligen Mitglieder wollen die Erinnerungskultur hoch halten. Warum ich das schreibe? Weil das Thema Lechi in dem Buch „Schicksal“ eine große Rolle spielt.

Die Erklärungen zu den Gefühlen der ersten Siedler Israels sind ausführlich dargestellt. Ein Zitat aus dem Buch verdeutlicht das ganz klar: „...verwirkliche unsere Träume, sorg´du dafür, dass unsere Namen nicht vergessen werden.“

Daneben gibt es Antworten zur unterschiedlichen Fragen: Wie leben Israelis heute, welche Verbindung haben sie zu ihren Vorfahren? Warum wandern sie ein, obwohl es doch ein Land ist, welches von Feinden umgeben und ständig bedroht wird? Ich denke, dass ich das Buch noch mehrmals lesen muss, um sein Potenzial wirklich völlig auszuschöpfen. Beim ersten Mal kam es mir zu verworren und langgezogen vor.

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