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Veröffentlicht am 09.11.2021

Günter, der Schrecken der Nachbarschaft

Wo kommen wir denn da hin (Der Offline-Opa 1)
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Wer die Renate Bergmann-Romane mag, macht auch mit dem Habicht nichts verkehrt.

Bei Herrn Habicht ist der Name Programm. Wie ein Raubvogel kreist der Neu-Rentner durch seine Nachbarschaft und findet selbst ...

Wer die Renate Bergmann-Romane mag, macht auch mit dem Habicht nichts verkehrt.

Bei Herrn Habicht ist der Name Programm. Wie ein Raubvogel kreist der Neu-Rentner durch seine Nachbarschaft und findet selbst die kleinste Verfehlung der unziemlichen Nachbarn. Sei es die Nachbarin die am Altglascontainer 'parkt', weil sie dort 4 statt 3 Minuten steht, der Nachbar der seine Fischkonserve zu unordentlich ausgespült hat oder gar ein jugendlicher Rowdy der auf dem Bürgersteig Roller fährt. Günter hat die Hausordnung parat, kann fließend diverse BGB-Paragraphen zitieren und ist auch sonst sofort dabei 'seinem' Bundestagsabgeordneten zu schreiben.

Kurz: ein so richtig sympathisches Kerlchen, dem man 14 Tage Durchfall und kein Klopapier im Haus wünscht, um mal den Fokus für die wichtigen und unwichtigen Dinge des Lebens zu schärfen.

Aber dieses Ekel wächst einem in seiner unzufrieden-pedantischen Art dann doch ein wenig ans Herz und man fiebert mit, wen er wohl als nächstes aufs Korn nimmt.

Dieser Roman ist herrlich, weil man an Günter Habichts Seite so herrlich rechthaberisch und pedantisch sein kann, wie man es sich als normaler Mensch nie trauen würde. Dabei sind viele der Situationen extrem gut aus dem richtigen Leben beobachtet und lediglich ein wenig überspitzt (z.B. der Einkauf bei Ikea).

Wer Renate Bergmann mag oder den unvergessenen 'Ekel-Alfred', der sollte hier beherzt zugreifen. Aber wehe, Sie machen ein Eselsohr in die Seiten oder fassen das Buch mit schmuddeligen Schoko-Fingern an, weil Sie beim Lesen naschen. Da hängt der Habicht Sie gleich beim Ordnunsamt hin!

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Veröffentlicht am 26.10.2021

literarischer Adventskalender mit viel Komik

Morgen, Klufti, wird's was geben
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Wer hier einen typischen Kluftinger-Krimi erwartet, also einen Kriminalfall als Grundgerüst der Handlung, der sollte seine Erwartungen anpassen.

Klufti hat nämlich Urlaub! Und das ist auch gut so, denn ...

Wer hier einen typischen Kluftinger-Krimi erwartet, also einen Kriminalfall als Grundgerüst der Handlung, der sollte seine Erwartungen anpassen.

Klufti hat nämlich Urlaub! Und das ist auch gut so, denn an Weihnachten gehört Opa Klufti natürlich unter den Christbaum um sein deutsch-japanisches Enkelchen gleich mal mit den wichtigsten Kluftingerschen Traditionen vertraut zu machen.

Der eigentlich gute Plan ist aber spätestens ab dem Moment zum Scheitern verurteilt als seine Frau Erika mit einem verletzten Bein ins Krankenhaus muss und sich gleichzeitig auch noch Co-Schwiegervater Yoshi aus Japan für die Festtage ankündigt. Kluftinger-Fans wissen: das wird chaotisch. Und natürlich kommt es, wie es kommen muss...

Das Buch erzählt eine durchgängige schöne Weihnachtsgeschichte mit viel Humor und den typischen absurd-skurrilen Szenen die typisch für Kluftinger-Romane sind. Die einzelnen 24 Kapitel umfassen aber nur wenige Seiten und lassen sich jeweils in wenigen Minuten quasi als 'Adventskalender-Türchen' lesen, ich habe über mein Hörbuch-Abo auch die Hörbuch-Variante getestet, da dauert ein Kapitel zwischen 8 und 14 Minuten. Die Kapitel haben aber jeweils ein gutes Ende, so dass man an keinem Tag irgendwie gefühlt 'mitten in der Handlung' stehen bleibt, sondern jeweils einen sinnigen Abschluss. Das Buch ist aber auch ein sehr schöner weihnachtlicher Geschenktipp für jeden Klufti-Fan und für alle Fans von Romanen mit Dialekt und Humor.

Ich liebe das Buch. Der Humor ist einfach genau mein Fall, ich musste sehr oft lachen bis mir die Tränen kamen ob der absurden Situationen (ich sage nur 'Doktor Langhammers exzellente Kenntnisse in Sachen Wein' oder 'Schneeballschlacht', falls ihr es schon gelesen habt) .

Es ist einfach ein kurzes, aber sehr schönes und herzerwärmendes Buch mit einem noch herzerwärmenderem Ende. Einfach herrlich.

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Veröffentlicht am 26.09.2021

Toller Auftakt

Die Rückkehr der Zwerge 1
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Mit 'Die Rückkehr der Zwerge' hat Markus Heitz einen tollen Auftakt für die neue Buchreihe geschaffen.

Wer noch keine Bücher von Heitz gelesen hat, hat trotzdem nichts verpasst. Man kann problemlos ...

Mit 'Die Rückkehr der Zwerge' hat Markus Heitz einen tollen Auftakt für die neue Buchreihe geschaffen.

Wer noch keine Bücher von Heitz gelesen hat, hat trotzdem nichts verpasst. Man kann problemlos mit diesem Buch in Heitz' Universum eintauchen ohne Wissenslücken zu haben.

Der Zwerg Goimron entdeckt ein geheimnisvolles Tagebuch, es entpuppt sich als das Tagebuch des legendären Zwergs Tungdil Goldhand. Schnell ist ihm klar: dieses Buch trägt die Macht in sich die Zwergenstämme zu einen und das Geborgene Land für die Zwerge zurück zu gewinnen.

Der Roman ist wieder typisch Heitz. Spannend, eine vielfältige Welt mit vielen Völkern und einer guten Storylinie. Die 'alten' Geschichten rund um Tungdil Goldhand bereichern die Geschichte wirklich. Das Ende ist ein klassischer Cliffhanger, aber das Lesen lohnt sich wirklich für jeden Fantasyfan.

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Veröffentlicht am 03.08.2021

Ein Historien-Highlight

Das Buch des Totengräbers (Die Totengräber-Serie 1)
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Das Cover ist ziemlich prägnant und ein ziemlicher Eyecatcher. Aber was steckt hinter dem Buchdeckel?

Ein echtes Historien-Highlight!

Hier haben wir einen historischen Krimi, mit dem quasi ...

Das Cover ist ziemlich prägnant und ein ziemlicher Eyecatcher. Aber was steckt hinter dem Buchdeckel?

Ein echtes Historien-Highlight!

Hier haben wir einen historischen Krimi, mit dem quasi jeder glücklich werden kann. Es ist alles geboten. Liebe, Spannung, Humor, Melancholie... in Wien ist alles möglich!

Der junge Inspektor Leopold von Herzfeldt kommt von Graz in die Großstadt und wird direkt aufs Abstellgleis geschoben. Statt großer Kriminalfälle darf er einen gescheiterten Leichenraub untersuchen. Dort lernt er den schrulligen, aber sehr gebildeten Totengräber Augustin Rothmayer kennen.

Es entspinnen sich Geschehnisse, die keiner von beiden vorhergesehen hat.

Mir hat die Geschichte mit dem spannenden Plot und dem, von mir so unerwartetem Ende richtig gut gefallen. Es gibt keine Längen, alle Hauptcharaktere sind toll herausgearbeitet, haben authentische Ecken und Kanten. In der Hörbuchfassung ist der Wienerische Dialekt (über dessen Authentizität ich nicht urteilen möchte) ein Ohrenschmaus.

Dass Oliver Pötzsch tolle historische Krimis schreibt, war mir seit dem ersten Henkerstochter-Roman klar. Aber 'Das Buch des Totengräbers' setzt noch mal einen oben drauf.

Wer historische Romane mag: lest dieses Buch!

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Veröffentlicht am 08.10.2020

Klufti bleibt Klufti, auch in Band 11

Funkenmord (Kluftinger-Krimis 11)
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Wichtige Vorabinformation: solltet ihr die Reihe noch nicht kennen oder nach ausgelassenen Büchern wieder einsteigen wollen, empfehle ich euch zuerst Band 10 (Kluftinger) zu lesen und dann Funkenmord anzuschließen. ...

Wichtige Vorabinformation: solltet ihr die Reihe noch nicht kennen oder nach ausgelassenen Büchern wieder einsteigen wollen, empfehle ich euch zuerst Band 10 (Kluftinger) zu lesen und dann Funkenmord anzuschließen. Denn in 'Kluftinger' passieren einige Dinge, die für das Verständnis des aktuellen Falls relevant sind.

In Band 11 rollt Klufti nämlich einen Cold Case auf. Der Funkenmord von Altusried war sein erster 'echter' Kriminalfall. Damals war er noch Streifenpolizist, war aber als erster am Tatort, an dem eine junge Frau ans Kreuz gebunden und verbrannt wurde. Er wurde in die Soko berufen und hat damals den Täter überführt. Jedoch sind ihm mittlerweile große Zweifel gekommen ob er damals dem Richtigen ein Geständnis abgepresst hat. Und privat geht bei ihm auch noch alles drunter und drüber, Erika ist krank und sein Enkelchen wird getauft.

Was mich besonders beeindruckt hat an diesem Buch ist, dass Klüpfel und Kobr es geschafft haben dem Roman Tiefgang zu geben und das ohne die Leichtigkeit zu verlieren. Ich habe einen Kluftinger erlebt, der sich schmerzlich Fehler eingestehen muss, der sich aber nicht schont und eigene Fehltritte zugeben kann.

Trotzdem hat es im Buch aber genügend Szenen mit dem Kluftinger-typischen Humor und der wahnsinnig guten Situationskomik wie z.B. Kluftis Teilnahme an einem Kochvorführung einer sehr bekannten Küchenmaschine. Auch die neue Kollegin in Kluftingers Abteilung, eine Schnodderschnauze sondersgleichen, bringt nochmal angenehm frischen Wind in die Reihe. Mit ihrer cool-abgebrühten Art ist sie eine Art natürlicher Gegenpol zur Gelbfüßer-Mimose Mayer.

Der Fall hat mich auch sehr fasziniert, das ist ja durchaus nicht bei jedem Kluftinger-Buch so. Als Allgäuerin fand ich die Innenbetrachtung des Altusrieder Dorflebens und des Dorf- üblichen Getratsches authentisch. Es war schon interessant, was alle über das Mordopfer Karin Kruse zu erzählen hatten und wie so ein Zerrbild des echten Menschen durch diese bösen Gerüchte entsteht. Mit der Auflösung hätte ich so auch nicht gerechnet.

Mag sein dass ich ein Kluftinger-Fangirl bin und da nicht ganz objektiv sein kann, aber für mich ist das wieder ein absolut würdiger Teil von der meiner Meinung nach besten deutschsprachigen Krimi-Reihe, zumindest für all jene die einen Krimi nicht durchweg bierernst mögen.

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