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Veröffentlicht am 29.08.2023

Solider, ruhiger Kriminalfall mit psychologischer Tiefe

Verlogen
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Verlogen war das erste Buch, das ich von Eva Björg Ægisdóttir gelesen habe – und sicher nicht das letzte. Obwohl es sich bei dem Buch um den zweiten Band einer Reihe rund um die Kommissarin Elma handelt, ...

Verlogen war das erste Buch, das ich von Eva Björg Ægisdóttir gelesen habe – und sicher nicht das letzte. Obwohl es sich bei dem Buch um den zweiten Band einer Reihe rund um die Kommissarin Elma handelt, war die Geschichte auch ohne Vorkenntnisse aus Band eins gut lesbar und in sich geschlossen. Das ruhige, düstere Cover und der Titel passen perfekt zum Inhalt und der rauen, einsamen Landschaft Islands.

Inhaltlich wird auf zwei Zeitebenen erzählt – in der Gegenwart beschäftigt sich Elma mit dem Fall rund um die gerade gefundene Leiche der alleinerziehenden Mutter Marianna, die vor sieben Monaten spurlos verschwand. Während damals alle von einem Selbstmord ausgingen, wird nun deutlich, dass es sich zweifelsfrei um Mord handelt und die Ermittlungen neu aufgerollt werden müssen. Die zweite Zeitebene springt 15 Jahre zurück – eine junge Mutter verzweifelt an ihrer neuen Rolle – und schafft es nicht eine Verbindung zu ihrem Kind aufzubauen.

Eva Björg Ægisdóttir zeichnet in Verlogen feinfühlig verschiedenste Beziehungen zwischen Frauen, sei es Mutter-Tochter-Beziehung in der Vergangenheit, als auch die Beziehung zwischen Elma zu ihrer eigenen Mutter (und Schwester) oder die von Mariannas Tochter Hekla zu ihren Teenie-Freundinnen. Dabei entstehen komplexe, nicht immer einfache Beziehungsgeflechte, die dieses Buch spannend machen. Mir hat sehr gefallen, einen ruhigen Kriminalfall zu lesen, ohne blutrünstige Serienmörder und dramatische Verfolgungsjagden, dafür mit vielen leisen Zwischentönen im Ungesagten und überraschenden Twists.

Die Ermittler*innen Elma und Saevar sind ganz normale Personen, nicht die typischen exzentrischen Einzelgänger, die in so vielen Thrillern inzwischen gefühlt um die ungewöhnlichste Eigenschaft wetteifern. Für mich ein Pluspunkt, da die Handlung so meiner Meinung nach auch viel realistischer und nahbarer wirkt. Gleichzeitig ist gerade dieses Duo für mich auch eine kleine Schwachstelle des Krimis, da ihre Gefühle für mich an vielen Stellen etwas zu flach blieben. Gerade Elma, die durch den Verlust ihres Partners David und die schwierige Beziehung zu ihrer Schwester eigentlich viel Potential bietet, blieb für mich oft etwas blass und schwer zu greifen. Daher vergebe ich hier 4 statt 5 Sternen.

Insgesamt ist „Verlogen“ für mich aber ganz klar eine Leseempfehlung und einfach ein gut gemachter, solider Krimi. Die Neuerscheinungen von Eva Björg Ægisdóttir werde ich sicher im Auge behalten.

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Veröffentlicht am 20.10.2021

Nichts ist wie es scheint- 3 Frauen, eine Täterin

Wer das Feuer entfacht - Keine Tat ist je vergessen
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Drei Frauen, die nicht unterschiedlicher sein könnten, und doch ist ihr Schicksal miteinander verwoben - und jede von ihnen könnte einen Mord begangen haben.

Darum geht es in "Wer das Feuer entfacht" ...

Drei Frauen, die nicht unterschiedlicher sein könnten, und doch ist ihr Schicksal miteinander verwoben - und jede von ihnen könnte einen Mord begangen haben.

Darum geht es in "Wer das Feuer entfacht" von Paula Hawkins und wie schon in "Girl on the train" nimmt die Autorin uns mit in ein spannendes Verwirrspiel mit tiefen Einblicken in die Tiefe der Psyche der Protagonistinnen.

Auf einem Hausboot in London wird die Leiche eines jungen Mannes gefunden. Seine Nachbarin Miriam findet ihn. Die schrullige ältere Frau, wirkt auf den ersten Blick harmlos, aber schnell wird klar, dass sie die Ermittler für eigene Ziele belügt. Laura, die eine Nacht mit dem Opfer verbracht hat, ist jung und ganz offensichtlich psychisch labil. Die Tante des Opfers, Clara, wirkt dementgegen aufgeräumt und organisiert. Allerdings quält sie ihre Vergangenheit.  Ist eine der drei Frauen fähig ein Verbrechen zu begehen? Schicht für Schicht enthüllt Paula Hawkins ihre Geschichte,  Gefühle und die Verbindungen zwischen ihnen.

Inhaltlich will ich gar nicht mehr verraten. Ich habe mich sehr schnell in den spannenden Zog der Geschichte ziehen lassen und habe mich gut unterhalten gefühlt. Im Vergleich zu "Girl on the train" war das Buch allerdings kein riesiges Highlight für mich, auch aufgrund einiger Entwicklungen im letzten Teil. Daher gebe ich vier Sterne - und eine große Leseempfehlung für einen Roman mit viel Spannung und tollen Charakteren.

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Veröffentlicht am 01.10.2021

Ein hartes Leben

Die vier Winde
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Die "Dust Bowl" zur Zeit der Great Depression war eine der größten Naturkatastrophen in der Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika und mir trotzdem weitestgehend unbekannt. "Die vier Winde" von ...

Die "Dust Bowl" zur Zeit der Great Depression war eine der größten Naturkatastrophen in der Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika und mir trotzdem weitestgehend unbekannt. "Die vier Winde" von Kristin Hannah hat das geändert. Im Roman begleiten wir Elsa, deren Einzelschicksal deutlich macht welche Bedeutung Dürre, Arbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit, Migration und Weltwirtschaftskrise für ein Leben haben können. Damit ist das Buch, obwohl es einen lange vergangenen Zeitraum behandelt, aktueller denn je. Naturkatastrophen, Menschen, die ihre Heimat verlassen und sich ein besseres Leben für ihre Kinder wünschen - all das sind auch Herausforderungen in unserer Zeit.

Elsa gibt diesen Menschen ein Gesicht. Von ihrer wohlhabenden Familie nicht geliebt, verliebt sie sich in einen Farmer und verändert damit ihr Leben radikal. Doch die Dürre und die daraus resultierenden Sandstürme zwingen sie, die Farm zu verlassen und mit ihrem Kindern auszuwandern.  Elsas Schicksal hat mich tief bewegt und auch zum Denken angeregt. Trotzdem habe ich mich über die 500 Seiten hinweg auch gut unterhalten gefühlt. Abgeschlossen wurde die Geschichte für mich jedoch etwas zu hastig. Daher gebe ich 4 von 5 Sternen

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Veröffentlicht am 24.08.2021

Familienroman oder dystopischer Politthriller?

Heimatsterben
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Heimatsterben von Sarah Höflich ist beides – Familienroman und politischer Thriller. Als Tilde Ahrens hochbetagt stirbt, hinterlässt sie eine große Familie, in der der Zusammenhalt längst nicht mehr vorhanden ...

Heimatsterben von Sarah Höflich ist beides – Familienroman und politischer Thriller. Als Tilde Ahrens hochbetagt stirbt, hinterlässt sie eine große Familie, in der der Zusammenhalt längst nicht mehr vorhanden ist. Während Hanna eher links orientiert in der New Yorker Künstlerszene lebt, hat ihre Schwester Trixie in den konservativen Adel eingeheiratet. Ihr Mann Felix hat die BürgerUnion gegründet, eine rechtsorientierte Partei im Aufschwung. Er überredet Hanna nach Trixies Tod ihn bei seiner Arbeit zu unterstützen.

Was folgt ist eine erschreckend realistische Dystopie. Sarah Höflich beschreibt eindrücklich, wie verschiedene Persönlichkeitstypen vom Rechtsruck mitgerissen werden und sich der politische Diskurs zunehmend verschärft. Angesichts der aktuellen politischen Situation liefen mir beim Lesen regelmäßig Schauer über den Rücken, denn der Roman zeigt deutlich, wie einfach eine Demokratie ins Wanken geraten kann.

Abgesehen davon bin ich leider beim Lesen den Protagonist:innen nicht wirklich Nahe gekommen. Durch den eher sachlichen Stil und die große Anzahl an verschiedenen Familienmitgliedern blieb ich beim Lesen eher auf Distanz. Das liegt auch daran, dass mir gerade Hannas impulsiver Entschluss Felix zu unterstützen, sehr „out of character“ vorkam.

Nichts destotrotz kann ich den Roman, gerade im Hinblick auf die anstehenden Wahlen, nur empfehlen, denn er zeigt deutlich, wie wichtig es ist, gerade jetzt politisch Stellung zu beziehen.

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Veröffentlicht am 03.08.2021

Nichts ist perfekt hinter der Fassade

Eine perfekte Ehe
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Gibt es die perfekte Ehe? Oder lassen wir uns einfach nur von der strahlenden Fassade der anderen blenden? In Kimberly McCreights Thriller „Die perfekte Ehe“ ist jedenfalls nichts so, wie es scheint. Die ...

Gibt es die perfekte Ehe? Oder lassen wir uns einfach nur von der strahlenden Fassade der anderen blenden? In Kimberly McCreights Thriller „Die perfekte Ehe“ ist jedenfalls nichts so, wie es scheint. Die Hauptrollen spielen zwei ganz unterschiedliche Frauen: Lizzie, die scheinbar erfolgreiche Anwältin, die von ihrem alten Studienfreund Zach um Hilfe gebeten wird, ihn in einem Mordfall zu vertreten und Amanda – Zachs Frau und das Mordopfer, das wir in Rückblenden kennenlernen.

Während Lizzies Erzähllinie die Zeit nach dem Mord abdeckt, eröffnet uns Amanda Einblick in die letzte Woche vor ihrem Tod – und schnell wird deutlich, dass sie und Zach nicht das glückliche, reiche Glamourpaar waren, das sie nach außen hin repräsentierten. Auch Lizzies Ehe steht auf wackeligen Beinen.

Im ersten Drittel des Buches ist das Tempo noch sehr gemächig. Es öffnen sich viele Türen und viele Fragen tauchen auf. Dazu möchte ich inhaltlich gar nicht zu viel verraten, um nicht zu spoilern. Nur soviel: Es lohnt sich dran zu bleiben, auch wenn der Anfang ein wenig langatmig erscheint. Im zweiten Teil wurde es für mich erst richtig spannend. Die Autorin streut sehr geschickt immer wieder Hinweise in das Buch ein – es entsteht ein richtiger Gedankenstrudel, wie sich diese logisch miteinander verbinden lassen. Dabei liegt der Fokus eher auf persönlichen Verstrickungen als auf der Polizeiarbeit. Der letzte Teil steckt dann voller unerwarteter Wendungen und hat deutlich mehr Tempo.

Ich konnte das Buch nach ca. 2/3 gar nicht mehr weglegen und wollte unbedingt wissen, ob ich mit meinen Theorien Recht habe. Mir hat das Buch also ein spannendes Lesewochenende bescherrt. Für alle Fans subtiler Spannung zum Mitdenken ist es auf jeden Fall zu empfehlen. Wer eine klassischen Ermittlungsarbeit + blutige Details Thriller sucht, ist vielleicht mit anderen Büchern besser bedient. Mir ist das Buch auf jeden Fall vier Sterne wert, auch wenn es nicht zu meinen absoluten Lesehighlights dieses Jahr zählt.

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