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Veröffentlicht am 01.11.2021

Spannende Idee, die leider nicht gut umgesetzt wurde

Flame & Arrow, Band 1: Drachenprinz
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Das Cover ist wirklich gelungen. Ich mag die leuchtenden Farben und wie bunt das Cover dadurch wirkt. Ebenso wie das Cover passt der Titel nahezu perfekt zum Inhalt und unterstreicht ihn dadurch.
Die Story ...

Das Cover ist wirklich gelungen. Ich mag die leuchtenden Farben und wie bunt das Cover dadurch wirkt. Ebenso wie das Cover passt der Titel nahezu perfekt zum Inhalt und unterstreicht ihn dadurch.
Die Story klang auch erstmal gut: Kailey ist eine der besten Elfenkriegerinnen ihres Jahrgangs und wartet sehnlichst darauf, endlich erwachsen zu werden, um einen Auftrag der Elfenkönigin zu bekommen und sich zu beweisen. Als es endlich so weit ist, sieht ihr Auftrag allerdings ganz anders aus, als sie gedacht hätte. Sie muss an das berühmte Trinity College in Dublin, um dort den Thronfolger ihrer größten Feinde, der Drachen, beschatten. Schon seit Jahrhunderten sind die Fae und die Drachen verfeindet, auch wenn sie seit dem großen Krieg ein brüchiger Waffenstillstand bindet. Doch jetzt scheint es, als wollten die Draconis ihr Herrschaftsgebiet weiter ausdehnen und Kailey soll herausbekommen, was genau sie planen. Aidan hat allerdings einen ganz ähnlichen Auftrag und schon bald stellen die beiden fest, dass sie einander durchaus mögen könnten, doch ein Krieg wird immer wahrscheinlicher und dort sind Gefühle fehl am Platz.
Ich war wirklich gespannt auf dieses Buch, weil mir die Idee von Drachen, die in Menschengestalt zumindest halbwegs unerkannt mitten in der ‚normalen‘ Welt leben gut gefiel und ich sehr gespannt war, wie man das hier umsetzt. Leider konnte mich das Buch abseits der Idee nicht so richtig überzeugen, obwohl der Schreibstil solide war. Er ist nicht außergewöhnlich, aber definitiv recht gut und flüssig zu lesen, aber ich habe trotzdem immer wieder gestockt und erstaunlich lange gebraucht, um das Buch zu lesen. Vielleicht auch weil die Kapitel abwechselnd aus der Sicht von Kailey, von Aidan und von Sharni, Aidens Schwester geschrieben sind, was ich tendenziell gut fand, aber während die Sichtweisen der beiden Frauen aus der Ich-Perspektive verfasst ist, wird die von Aidan aus der Er-Perspektive geschrieben, was mich jedes Mal aufs Neue wieder verwirrt hat.
Das liegt aber auch an den Charakteren. Eigentlich mag ich starke weibliche Charaktere, die wissen, wie man sich behaupten kann und ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Kailey fand ich allerdings furchtbar. Sie hinterfragt keine einzige Anweisung, die ihr gegeben wird, sondern führt sie wie eine Marionette aus, selbst wenn sie vollkommen gegen ihr eigenes Gefühl gehen. Das fand ich furchtbar und hat dafür gesorgt, dass ich überhaupt nicht mit ihr warm geworden bin, sondern sie ehrlich gesagt, manchmal sogar ein wenig verabscheut habe. Man merkt ihr zu keinem Zeitpunkt die Zerrissenheit an, die eigentlich mit diesem Auftrag einhergehen müsste, sie lernt vor allem Aidan schließlich näherkennen und mag ihn sogar, dennoch führt sie immer wieder alles aus, was ihr befohlen wird und wirkt dabei erstaunlich kalt. Zudem fand ich es nicht gut, wie oft Kailey über den Körper und den Kleidungsstil ihrer Mitbewohnerin Cassie lästert. Immer wieder betont sie, dass sie mit ihren Kurven doch besser etwas anderes tragen solle und dass ihr ihre Kleider keinesfalls passen würde, weil sie selbst doch ach so schlank und groß ist. Ich fand diese Gedanken unglaublich verletzend, was zwar einmal mehr zeigt, wie gefühllos die Fae handeln, aber für mich dennoch unnötig ist. Aidan mochte ich da schon lieber, auch wenn er manchmal echt naiv ist. Man sollte meinen, dass ein Prinz der Drachen misstrauischer ist und kämpferisch, diesen Ruf haben die Draconis ja auch, aber er vertraut Kailey immer wieder, obwohl sie ihm keinen Anlass dazu gibt. Dennoch ist er ein guter Kerl, der versucht, richtig zu handeln und das beste für sein Volk will. Seine Schwester Sharni fand ich zwar immer wieder recht anstrengend, ich mochte aber auch sie deutlich lieber als Kailey. Sie war mir oft viel zu aufbrausend und emotional, was immer wieder zu mehr Problemen geführt als es löst. Tatsächlich bin ich mit keinem der Charaktere so richtig warm geworden, sondern war zumeist eher von ihnen genervt. Einzig Cassandra und Celmar mochte ich recht gerne, aber das reicht leider nicht, um das Buch wirklich zu lieben.
Alles in allem konnte mich das Buch leider so gar nicht überzeugen. Ich hatte mich schon total darauf gefreut, mal eine etwas andere Fantasy-Geschichte zu lesen, in der Drachen nicht nur riesige Raubtiere sind, sondern auch eine menschliche Gestalt, doch leider wurde ich vor allem von den Charakteren enttäuscht, weil sie es einfach nicht schaffen, mich abzuholen. Leider reicht eine spannende Idee nicht dazu aus, dass mich ein Buch so richtig fesselt und ich werde den zweiten Teil wohl nicht mehr lesen, auch wenn der Cliffhanger schon fies ist.

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Veröffentlicht am 02.10.2021

Interessante Thematik, leider nicht überzeugend umgesetzt

Althea Gibson – Gegen alle Widerstände. Die Geschichte einer vergessenen Heldin
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Das Cover finde ich tendenziell gut gestaltet, immerhin zeigt es die Protagonistin dieses Romans und nach dem Lesen des Buches passt das Bild als solches zu der Person, die Althea Gibson zu sein scheint, ...

Das Cover finde ich tendenziell gut gestaltet, immerhin zeigt es die Protagonistin dieses Romans und nach dem Lesen des Buches passt das Bild als solches zu der Person, die Althea Gibson zu sein scheint, aber ich hätte es vermutlich besser gefunden, sie bei der Sache zu sehen, die sie bekannt gemacht hat: Beim Tennis spielen. Es gibt eines in dem Buch, das ich aus diesem Grund deutlich passender gefunden hätte, einfach weil sie mit Leib und Seele Sportlerin war und eben nicht die Vorkämpferin der Rechte für PoC (obwohl sie es durch ihren Erfolg dennoch geworden ist).

Den Inhalt des Buches fand ich auf den ersten Blick wirklich unglaublich spannend, einfach weil es jemandem eine Plattform bietet, der sie weder damals noch heute so bekommen hat, wie sie es verdient hätte (was vermutlich auch ihre persönliche Meinung ist). So richtig überzeugen konnte mich dieses Buch allerdings nicht. Das liegt auch an dem Schreibstil. Ich hatte an manchen Stellen das Gefühl, dass ein bisschen herablassend, ein wenig von oben herab über Althea berichtet wird, nur weil sie sich nicht so anpasst wie es von einer Frau erwartet wird. Ich mag mir das eingebildet habe, aber an einigen Stellen wird vielmehr ihr Verhalten denn ihr Sieg, ihre Niederlage oder ihr Spiel im Allgemeinen in den Fokus gestellt. Das wird auch immer durch Zitate ihrer Konkurrentinnen verdeutlicht, die immer wieder kritisieren, wie sich nach dem ein oder anderen Spiel verhalten hat. Auch die allgemeinen Beschreibungen der Tennisspiele fand ich nach einer gewissen Zeit recht redundant. Mir ist natürlich bewusst, dass sie Schilderungen diverser Spiele essenziell für das Buch und für Althea Gibson sind, aber oft wird nicht das Spiel als solches beschrieben, sondern teilweise nur Ergebnisse aufgezählt und was für ein Titel dadurch gewonnen oder nicht gewonnen wurde. Das fand ich ehrlich gesagt so mäßig spannend, vor allem weil ich eher wenig Bezug zum Tennis habe, da kann ich mit reinen Daten eher wenig anfangen und hätte die Schilderung der verschiedenen Schläge und Satzwechsel deutlich spannender gefunden.

Ich will natürlich auch wissen, wie sie als Person ist und nicht nur als Sportlerin, aber das dauernde Betonen, wie schlecht sie sich ihren Gegnerin gegenüber verhielt, ohne einmal die Gegenseite zu beleuchten, fand ich manchmal doch recht nervig. Dadurch hatte ich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, Althea Gibson auch nur einen Schritt näher zu kommen. Sie bleibt ein Schatten im Hintergrund, der niemals so in den Vordergrund tritt, wie sie es verdient hätte. Stattdessen kommen ihre Konkurrentinnen, eine Clique aus weißen Oberschichtsfrauen mit ihren Meinungen über die erste schwarze Tennisspielerin, gegen die sie spielten, zu Wort. Ich sage damit nicht, dass es nicht wichtig ist, den Zeitgeist und somit die Stimmen dieser Frauen einzufangen, aber ich bleibe dennoch dabei, dass ich es wichtiger gefunden hätte, einige Situationen aus Althea Gibsons eigener Sicht zu lesen und zu verstehen, warum sie auf die eine oder andere Art gehandelt hat. Das passiert aber erstaunlich selten.

Vielmehr steht ihre Freundin Angela Buxton im Fokus dieses Buches, mit ihr und ihrer Unterstützung für Althea beginnt auch dieses Buch. Ich finde ihre gemeinsame Geschichte und wie sie sich gegenseitig beeinflussen und vielleicht (oder wahrscheinlich) für die Entwicklung der Karriere der jeweils mitverantwortlich sind. Ich fand das super spannend, wie diese beiden Außenseiterinnen es schaffen, gemeinsam etwas gegen alle Widerstände zu erreichen, es ist in meinen Augen aber vollkommen falsch dieses Buch nur einer von ihnen zu widmen, während sie einander für ihren Erfolg brauchten. Beide mussten hart für ihren Erfolge arbeiten: Althea, die als Schwarze nicht in den Klubs der Weißen spielen durfte, während Angela als Jüdin ebenfalls aus diesen ausgeschlossen war. Ich hätte es deswegen nur allzu fair gefunden, wenn dieses Buch auch vom Titel her, beiden hätte gerecht werden können und nicht nur einer von ihnen, auch wenn ich natürlich verstehen, dass der Kampf den Althea um Anerkennung geführt hat, ungleich stärker war als Angelas.

Alles in allem fand ich die grundsätzliche Thematik des Buches durchaus interessant und absolut erzählenswert. Die Umsetzung konnte mich allerdings leider so gar nicht überzeugen: Zum einen ist mir die Art des Erzählens zu langweilig, selbst bei spannenden Matches war ich nicht gefesselt, sondern habe einfach auf den Ausgang gewartet, wenn das nicht sogar das einzige war, das genannt wurde, zum anderen fand ich, dass Althea nicht (alleine) im Mittelpunkt der Geschichte steht, obwohl der Titel anderes vermuten lässt. Das hätte mich an sich nicht gestört, aber ich finde es schwierig, wenn einer PoC, die in ihrem Leben nie die Anerkennung bekommen hat, die ihr zusteht, es auch verwehrt wird, die Hauptperson in ihrem eigenen Buch zu sein.

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Veröffentlicht am 30.08.2021

Geschichte, die in Drama erstickt und Charaktere, die mir nicht ans Herz wachsen

April & Storm - Stärker als die Nacht
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Das Cover des Buches lässt mich ein wenig zwiegespalten zurück. Zum einen mag ich die Farbkombination aus dem dunklen Lila und dem Pink ebenso gerne wie die Darstellung der für San Francisco so typischen ...

Das Cover des Buches lässt mich ein wenig zwiegespalten zurück. Zum einen mag ich die Farbkombination aus dem dunklen Lila und dem Pink ebenso gerne wie die Darstellung der für San Francisco so typischen Häuser, zum anderen wirkt die Kombination aus den Farben und der geschwungenen Schrift dann doch eine Spur zu kitschig, was nur bedingt zu der Geschichte passt.

Die Story klang erstmal vielversprechend: April Fischer braucht nach ihrer überstandenen Krebserkrankung erst einmal einen Neuanfang und zieht kurzerhand mit ihrem Freund Jan von ihrem kleinen niedersächsischen Dorf zu ihrer Patentante nach San Francisco. Doch Jan nimmt den Neuanfang eine Spur zu wörtlich und verlässt April bald wegen einer kubanischen Schönheit. April braucht deswegen unbedingt eine neue Mitbewohnerin, um die schöne Wohnung halten zu können. Als der Musiker Storm sich auf die Anzeige bewirbt, lehnt sie den verflucht arroganten Typen mit den auffälligen Narben im Gesicht zunächst ab, sie will einfach keinen weiteren Mann in ihr Leben lassen, doch als sie ihn im Umgang mit ihrem Pflegehund Sky erlebt, wird sie doch weich. Mehr und mehr merkt sie, wie sehr sie sich zum ihm hingezogen fühlt, doch beide haben ihren Dämonen, mit denen sie kämpfen und diese machen es ihnen schwer, sich auf eine tiefere Beziehung einzulassen…

Ich habe mich wirklich auf diese Geschichte gefreut, vielleicht vor allem weil mich das Feeling von San Francisco bei einem Kurzurlaub wirklich gefesselt hat und ich mich schon darauf gefreut habe, das auch in diesem Buch wiederzufinden. Zudem fand ich die Kombination der Charaktere von April und Storm auf den ersten Blick super spannend, die Geschichte als solche hat mich aber leider so gar nicht überzeugen können. Das liegt für mich auch am Schreibstil. Dieser ist durchaus anspruchsvoll und an manchen Stellen sogar geradezu poetisch, hat es mir aber vor allem zu Beginn sehr schwer gemacht, so richtig in die Geschichte zu finden und durch die Geschichte zu fliegen. Nach ein paar Kapiteln habe ich mich aber eingefunden und konnte den Rest dann ziemlich gut in einem Zug lesen.

Viel größere Probleme hatte ich mit den Charakteren und der Geschichte als solche. April mochte ich zu Beginn der Story noch wirklich gerne, sie war super stark, selbstbewusst und wusste trotz aller Rückschläge genau, was sie will. Davon lässt sie sich auch nicht abhalten, als ihr Freund Jan mit ihr Schluss macht, sondern sie erkennt, dass sie es auch ohne ihn schaffen kann. Das habe ich sehr bewundert und fand toll, dass sie nicht aufgibt und alles hinwirft. Leider hält dieser positive Eindruck nicht so lange an, sondern ändert sich als sie auf Storm trifft. Ich fand sie ab diesem Zeitpunkt wirklich oft verurteilend und unfair ihm gegenüber, obwohl er ihr dazu wenig Anlass gibt. Ja, er ist nicht immer gut gelaunt und drängt sich ihr nahezu als Mitbewohner auf, aber das macht er nicht aus bösem Willen heraus, sondern er braucht einen Neuanfang und kommt dennoch oft nicht mit seiner Vergangenheit klar. Ihn mag ich vielleicht auch deswegen deutlich lieber. Ich kann ihn und sein Verhalten einfach besser verstehen, auch weil er schneller und klarer erkennt, wenn er sich falsch verhält. Damit konnte ich deutlich besser umgehen, als mit April, die oft der Meinung ist, alles komplett richtig zu machen, während sie gleichzeitig Storms Verhalten oder Aussehen verurteilt. Die Nebencharaktere konnte mich allerdings allesamt überzeugen, egal ob Aprils Tante Maggie, ihre Nachbarin Mrs Wolowitz oder deren Hund Sky.

Mein Problem bei der Geschichte im Allgemeinen war nicht, dass ich die Grundidee nicht mochte, sondern vielmehr, dass die Liebesgeschichte zwischen April und Storm durch die ganzen dramatischen Ereignisse, die in diesem Buch passieren und locker Inhalt für eine ganze Reihe bieten, sehr zu leiden hat. Man erlebt die Personen nur in einer Art Panik-Modus und dadurch lernen sie sich auch nur in diesen Extremsituationen kennen, die man hätte auch ein bisschen hätte entzerren können. Ich wäre einfach gerne dabei, wenn sie zusammen kochen, April Storms Verletzungen behandelt oder sie sich einfach nur unterhalten, doch das bekommt gar keinen Raum in der Geschichte und mir ist sowas einfach viel wichtiger als dauerhafte Action. So hatte ich ein bisschen das Gefühl, dass ich wichtige Schritte in ihrer Beziehung verpasse und sie dadurch auch nicht verstehen zu können.

Alles in allem hat mich das Buch leider nicht so richtig überzeugen können. Dafür passiert einfach viel zu viel und man hat kaum Zeit mal ein paar Seiten durchzuatmen und die Charaktere in Ruhe kennenzulernen. Dadurch ist mir vor allem April nicht wirklich ans Herz gewachsen, sondern war mit der Zeit echt genervt und sauer, dass sie sich auf die ein oder andere Art und Weise verhalten hat. Ich glaube nicht, dass ich den nächsten Teil der Reihe noch lesen werde, obwohl mich das Ende durchaus neugierig gemacht hat.

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Veröffentlicht am 26.07.2021

Eine Geschichte, die viel will, aber nichts so richtig kann

Die Verlorenen
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Das Cover des Buches gefällt mir ausgesprochen gut. Es spiegelt in den Schwarz-Weißtönen und der Abbildung es heruntergekommen Lagerhauses perfekt die bedrückende Atmosphäre des Buches wider.

Die Story ...

Das Cover des Buches gefällt mir ausgesprochen gut. Es spiegelt in den Schwarz-Weißtönen und der Abbildung es heruntergekommen Lagerhauses perfekt die bedrückende Atmosphäre des Buches wider.

Die Story klang zunächst einmal vielversprechend: Jonah Colley bekommt, während er noch mit den seinen Kollegen der Spezialeinheit zusammensitzt, einen Anruf von seinem alten Freund Gavin. Dieser ist ebenfalls Polizist, aber Jonah hat schon seit mehr als zehn Jahren keinen Kontakt mehr zu ihm, genauso lange wie Jonahs Sohn Theo verschwunden ist. Dennoch macht er sich auf den Weg zum Slaughter Quay, um Gavin zu treffen. Doch als er dort eintrifft, ist Gavin tot und Jonah findet noch drei weitere Körper vor. Ein Mädchen ist noch am Leben, doch bevor Jonah sie retten kann, wird er angegriffen und erleidet schwere Verletzungen, obwohl er es schafft, den Angreifer abzuwehren. Als der Polizist im Krankenhaus erwacht, erfährt er, dass Gavins Leiche verschwunden ist und er selbst unter Verdacht steht…

Ich habe mich ziemlich auf dieses Buch gefreut, weil ich vor allem die David-Hunter-Reihe, aber auch die anderen Thriller von Simon Beckett regelmäßig verschlungen habe und fast erwartet habe, dass es mir mit diesem Buch ebenso gehen würde, aber ich wurde leider ziemlich enttäuscht. Der Schreibstil ist auch hier gewohnt gut. Man wird vor allem zu Beginn wirklich in die Geschichte gezogen und möchte unbedingt wissen, wie es weitergeht, aber leider rettet auch das dies die Story im Gesamten nicht.

Das fängt schon mit den Charakteren an. Zunächst mochte ich Jonah Colley noch recht gerne und er tat mir vor allem wegen des Verschwindens seines Sohnes wirklich leid, aber mit zunehmendem Verlauf der Story konnte ich immer nur den Kopf über ihn schütteln. Er verhält sich einfach selten dämlich, egal, was er tut. Dauernd wird er verprügelt, in Fallen gelockt und vernichtet dabei noch fleißig Spuren, egal wohin er geht. Man sollte meinen ein Polizist einer Eliteeinheit sollte besser wissen, wie man zu ermitteln hat, um herauszufinden, wer seinen ehemals besten Freund getötet hat. Ich habe echt dauernd nur noch die Augen verdreht, wenn Jonah mal wieder vollkommen bescheuert gehandelt hat und das waren nicht wenige Anlässe. Auch die anderen Charaktere bleiben extrem blass. Man hätte die ein oder andere Figur wirklich wunderbar als ‚Sidekick‘ von Jonah einführen können, doch es wird sich so auf die (teilweise absurde) Handlung fokussiert, dass überhaupt kein Platz für die Ausarbeitung anderer Charaktere bleibt. Dadurch wirken die Figuren alle irgendwie hohl, wie Figuren ohne Gesicht und Geschichte.

Auch die Story schafft es so gar nicht, mich zu überzeugen. Den Beginn fand ich noch recht spannend. Ein dunkler Lagerraum, zu dem Jonah kommt, um seinen Kumpel zu treffen, nur um ihn und noch drei andere ermordet aufzufinden. Ich wollte unbedingt wissen, was und natürlich vor allem wer dahintersteckt. Doch die Ermittlungen drehen sich immer wieder vor allem um Gavin und Theos Verschwinden. Die anderen Ermordeten spielen eine sehr untergeordnete Rolle, was mich mit zunehmendem Verlauf echt aufgeregt hat. Zudem fragt man sich immer mehr, ob Jonah überhaupt jemals gelernt hat, was Ermittlungsarbeit bedeutet. Er befragt niemanden, stellt keine Recherchen an und tritt nicht einmal mit seinen Kollegen in Kontakt, nur um immer wieder in dämliche Fallen verschiedener Menschen zu rennen.

Alles in allem bin ich echt sauer, nachdem ich das Buch beendet habe und frage mich, ob das wirklich der Simon Beckett geschrieben hat, der mich mit den David-Hunter-Büchern so begeistert hat. Der Schreibstil ist durchaus nicht schlecht, kann die undurchdachte Geschichte aber auch nicht retten. Die Figuren bleiben bloße Namen anstatt zu Charakteren zu wachsen und der Hauptermittler stellt sich selten dämlich an. Das Ende war zugegeben überraschend, aber genauso unlogisch wie der Rest des Falles.

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Veröffentlicht am 14.05.2021

Leider eher schwacher Krimi

Nordwestzorn
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Das Cover des Buches gefällt mir durchaus. Zum einen passt es wirklich hervorragend zum ersten Teil der Reihe und zum anderen mag ich, wie perfekt die Farbwahl zur Stimmung des Romans passt. Der fast schon ...

Das Cover des Buches gefällt mir durchaus. Zum einen passt es wirklich hervorragend zum ersten Teil der Reihe und zum anderen mag ich, wie perfekt die Farbwahl zur Stimmung des Romans passt. Der fast schon rote Himmel über dem düster wirkenden Wattenmeer drückt sehr gut aus, wie bedrückend die Stimmung während des gesamten Buches aus.

Die Geschichte klingt auf den ersten Blick vielversprechend: Mehr als 15 Jahre ist es her, dass der 9-jährige Florian Berger aus dem Jugendwohnheim verschwand, in dem er auf Klassenfahrt war. Fast ebenso lange liegt der Prozess zurück, in dem der Leiter dieses Heimes aufgrund von mangelnden Beweisen freigesprochen wurde. Nach der Neugründung einer Stelle, die sich um aktuelle und vergangene Vermisstenstelle kümmert, rollt Anna Wagner zusammen mit dem Diensstellenleiter in St.-Peter-Ording Hendrik Norberg und dem jungen Nils Schaeffler wieder auf, um Florians Vater endlich Gewissheit verschaffen zu können. Als der damalige Hauptverdächtige aus dem Ausland an die Nordsee zurückkehrt und kurze Zeit später spurlos verschwindet, müssen die Kommissare schnell handeln, um Schlimmeres zu verhindern, doch sie erhalten Gegenwind aus den eigenen Reihen, die die Ermittlungen erschweren…

Ich war zwar nicht so richtig vom ersten Teil überzeugt, wollte der Reihe aber nochmal eine Chance geben, weil ich die Figuren schon im ersten Teil gerne mochte und mich auch der Fall als solcher interessiert hat. Leider konnte mich auch dieses Buch nicht so richtig überzeugen. Eines der Probleme ist dabei vermutlich, dass ich so gar nicht mit dem Schreibstil warmwerden kann. Es gibt Bücher, bei denen ich mich zwar zu Beginn noch über die Art zu Schreiben wundere, mich aber nach kurzer Zeit daran gewöhne und es mich dann nicht mehr stört. Das ist hier nicht ganz so. Zwar habe ich das Buch auch innerhalb kürzester Zeit durchgelesen, aber ich habe immer wieder kurz gestockt. Vor allem die Dialoge wirken auf mich sehr gestellt und künstlich. Ich erwarte nicht, dass das ganze Buch in einer Umgangssprache geschrieben wird, sondern kann mich durchaus an schönen Formulierungen erfreuen, aber hier wirken die Dialoge einfach nur umständlich und kein bisschen natürlich, was mich mehr und mehr gestört hat.

Auch der Fall, den ich von der Anlage her wirklich spannend gefunden hätte, kommt für mich viel zu kurz. Es werden ein paar Leute befragt, dann passiert etwas und dann wird der Fall gelöst. Ich habe überhaupt kein Problem damit, wenn es im Großteil eines Krimis um solide Ermittlungsarbeit geht. Einige meiner liebsten Krimis verbringen einen Großteil ihrer Zeit damit, Menschen zu befragen, die vielleicht im vorherigen Fall nicht befragt wurden oder damit Fotos auszugraben, die neue Erkenntnisse zeigen könnten, vielleicht auch Videobänder auszuwerten, die es bestimmt auch an einigen Läden in St.-Peter-Ording gab, als Florian verschwand. Zwar werden einige Menschen befragt, aber dadurch erhalten Anna und Hendrik im Prinzip keine neuen Erkenntnisse, sondern erst dadurch, dass der damalige Verdächtige plötzlich verschwindet und einer der anderen Beteiligten plötzlich durchdreht. Wenn es richtig gemacht wird, können solche Entwicklungen durchaus zur Spannung beitragen, hier wurde aber kaum ermittelt und dann entwickelt es sich plötzlich rasant. Für mich standen die privaten Probleme der Ermittler zu sehr im Vordergrund. Ich mag sowohl Hendrik als auch Anna und Nils wirklich gerne und finde die Kombination der verschiedenen Charaktere sehr gelungen, aber ich finde dennoch nicht, dass deren Privatleben einen größeren Platz einnehmen sollten als der Fall als solcher. Schließlich lese ich Krimis vor allem wegen der Ermittlungen nicht weil mich das persönliche Drama der Kommissare so sehr interessiert. Dazu kommt auch, dass ich sowohl die Auflösung von Florians Verschwinden als auch die einiger der privaten Entwicklungen nicht glaubwürdig fand. Ich habe das Buch vor allem durchgelesen, weil ich wissen wollte, was denn nun genau passiert ist und war dann echt enttäuscht, weil ich es alles nicht so richtig stimmig fand.

Alles in allem habe ich das Buch zwar recht schnell durchgelesen und mochte die Charaktere ebenso gerne wie im ersten Teil, aber überzeugen konnte mich leider auch der zweite Fall von Anna Wagner und Hendrik Norberg nicht. Der Schreibstil wirkt manchmal unnatürlich und holprig, die Nebencharaktere werden nicht so richtig ausgearbeitet und für mich kam der Fall viel zu kurz und wurde zum Ende nicht zufriedenstellend gelöst. Ich weiß noch nicht, ob ich einen möglichen dritten Teil lesen wollen würde, weil es einfach Krimis gibt, die mir besser gefallen.

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