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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.10.2021

Sehr eindringlich

Betreff: Falls ich sterbe
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Carolina bekommt aus heiterem Himmel eine E-Mail mit dem Betreff "Falls ich sterbe" von ihrem Mann Aksel. Darin enthalten sind Passwörter und wichtige allgemeine Informationen im Falle seines ...

Carolina bekommt aus heiterem Himmel eine E-Mail mit dem Betreff "Falls ich sterbe" von ihrem Mann Aksel. Darin enthalten sind Passwörter und wichtige allgemeine Informationen im Falle seines Todes. Empört über so viel Pragmatismus und die Unvermitteltheit schließt sie die Mail und ahnt nicht, dass Aksels Tod viel schneller eintreten wird, als sie ahnt.

Erzählt wird dieser autofiktionale Roman auf zwei Erzählebenen - einerseits in der Gegenwart, wie Carolina Aksel findet, wie sie mit ihrem knapp acht Monate alten Sohn weiterleben und stark sein muss, und wie sie lernt, mit ihrer Trauer umzugehen. Andererseits wird gegenläufig dazu erzählt, wie die beiden sich damals kennengelernt haben, wie sich ihre Beziehung hin zur Ehe und zur Elternschaft entwickelt hat.
Angesprochen wird hier Aksel mit "du", was ich ein gut gewähltes Mittel finde, da so die Gefühls- und Gedankenwelt intensiv und nachvollziehbar offenbart wird. Der Schreibstil ist ruhig, eher melancholisch. Dabei stecken zwischen den Zeilen so viel Liebe, Zuneigung und Vertrauen zu Aksel, Hoffnungen und Wünsche für das Leben und dann kommt plötzlich der Schnitt.

Ein sehr eindringliches und intensives Buch, das mir unter die Haut ging!

Veröffentlicht am 05.10.2021

Absolute Empfehlung!

Von singenden Mäusen und quietschenden Elefanten
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Dass verschiedene Tiere zahlreiche Laute von sich geben, ist uns allen sicherlich schon aufgefallen - ob bei eigenen Haustieren, im Wald oder im Zoo. Mit ihren Bedeutungen, der Lautproduktion und den Kommunikationsmechanismen ...

Dass verschiedene Tiere zahlreiche Laute von sich geben, ist uns allen sicherlich schon aufgefallen - ob bei eigenen Haustieren, im Wald oder im Zoo. Mit ihren Bedeutungen, der Lautproduktion und den Kommunikationsmechanismen verschiedener Tierarten beschäftigt sich die Bioakustikerin Angela Stöger.

In ihrem Buch erzählt sie von ihren vielseitigen Projekten, unter anderem sehr intensive Elefantenforschungen, von den Methoden und Abläufen der Lautaufnahme, Untersuchung der Produktion und der kommunikativen Abläufe und erkennbaren Stimmungen. Ihr Schreibstil ist flüssig, die Kapitel sind kurz und knapp gehalten - für meinen Geschmack hätten an einigen Stellen noch viel ausschweifendere Ausführungen folgen können - und Forschungsergebnisse, Zusammenhänge und Entwicklungen verständlich dargestellt.

Untermalt wird das vermittelte Wissen neben aussagekräftigen Fotos durch zahlreiche Hörproben, die durch QR-Codes abrufbar sind und direkt mithören lassen, von was Stöger schreibt.

Eine absolute Leseempfehlung für jeden Tier(akustik)Fan, Sachbuchlesende und neugierige Lesende, die gern ihren Wissensstand erweitern!

Veröffentlicht am 01.10.2021

Missstände adäquat auf den Punkt gebracht!

Jung, besorgt, abhängig
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Ronja Ebeling zeigt in ihrem Buch die Missstände der jungen Generation auf: Hohe Mieten, Altersarmut, unbefristete Arbeitsverträge, Klimawandel, Geschlechterrollen, Kinderfrage und Übergriffe. Diese schildert ...

Ronja Ebeling zeigt in ihrem Buch die Missstände der jungen Generation auf: Hohe Mieten, Altersarmut, unbefristete Arbeitsverträge, Klimawandel, Geschlechterrollen, Kinderfrage und Übergriffe. Diese schildert in sie vor allem in Form von Gesprächen mit Freundinnen und Familienmitgliedern. So werden aufgezeigte Sachverhalte durch persönliche Erfahrungen und Erkenntnisse untermauert und ließen mich fast durchgehend Nicken, die Wut und Enttäuschen, den Frust und Empörtheit nachempfinden.

Neben dem flüssigen und fast schon freundschaftlichen Erzählton gefällt mir vor allem der reflektierende und differenzierte Blick auf unsere Gesellschaft, diverse Mechanismen, Symbole und Handlungsweisen.

Auch wenn es keine offensichtlichen Lösungen für diese Problematiken gibt, empfinde ich es wichtig, ein Bewusstsein zu schaffen, Wut zu äußern und hoffentlich irgendwann eine langfristige gesellschaftliche Veränderung zu erzielen. Bis dahin sollten wir, wie Ronja Ebeling es tut, auf Missstände aufmerksam machen, sensibilisieren und reflektieren.

Dafür ist dieses Buch ein sehr guter Ausgangs- und Anregungspunkt!


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.09.2021

Spannend und thematisch sehr aktuell

Mord im Wendland
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Zwei Männer machen tief im Wald Jagd auf einen herumstreunenden Wolf. Allerdings töten sie nicht ihn, sondern stoßen mitten im Wald auf einen verlassenen Hof, wo sie zwei Leichen finden. Dorfpolizistin ...

Zwei Männer machen tief im Wald Jagd auf einen herumstreunenden Wolf. Allerdings töten sie nicht ihn, sondern stoßen mitten im Wald auf einen verlassenen Hof, wo sie zwei Leichen finden. Dorfpolizistin Sabine Langkafel beginnt mit den Ermittlungen und muss nicht nur sehr schnell mit dem LKA zusammenarbeiten, sondern sieht sich auch einer Dorfgemeinde gegenüberstehen, die jahrzehntelang nichts mitbekommen haben wollen.

Klaas Kroon entwickelt nicht nur einen Kriminalfall mit glaubwürdigem Lokalkolorit und einem straffen Spannungsbogen, sondern verwebt auf gekonnte Weise verschiedene brandaktuelle gesellschaftspolitische Themen in den Fall und konnte mich nach nur wenigen Seiten in seinen Bann ziehen. Auch wenn ich noch nie im Wendland war, habe ich einen guten Eindruck von der Stimmung im Dorf, den Wäldern und der Gorleben-Bewegung bekommen.

Mit Sabine Langkafel schafft er eine bodenständige, sympathische Ermittlerin, die mit ihrem pensionierten Vater, ehemaligem Polizisten, einen interessanten Sidekick bekommt. Gern möchte ich mehr von und mit ihr lesen!


Veröffentlicht am 16.09.2021

Harte Fakten, gebündelt und auf den Punkt. Ein gelungener Rundumschlag.

Toxische Männlichkeit. Erkennen, reflektieren, verändern. Geschlechterrollen, Sexismus, Patriarchat, und Feminismus: Ein Buch über die Sozialisierung von Männern.
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Dass toxische Männlichkei fester Bestandteil und gleichzeitig die stabile Basis des Patriarcharts ist, war mir bereits vor der Lektüre bewusst. Sebastian Tippe beleuchtet die verschiedenen Zusammenhänge, ...

Dass toxische Männlichkei fester Bestandteil und gleichzeitig die stabile Basis des Patriarcharts ist, war mir bereits vor der Lektüre bewusst. Sebastian Tippe beleuchtet die verschiedenen Zusammenhänge, Ursachen und Symptome. Er beschreibt unsere Sozialisation, die Geschlechterbilder, die schon Kleinkindern mitgegeben wird und wie sich diese im weiteren Leben (größtenteils unbewusst) festigen, ausprägen und toxisch männliche Verhaltensweisen zum Alltag gehören. Unter anderem Manspreading, Mansplaining, Gewalt auf sämtlichen Ebenen und die kontinuierliche Unterdrückung, Objektivierung und Schwächung von Frauen.

Tippe überzeugt durch handfeste Fakten, Studien und Zahlen, die seine geschilderten Zusammenhänge nicht nur untermauern, sondern in dieser geballten Form erschüttern, aufrütteln und wütend machen. Mit allen beleuchteten Themen habe ich mich bereits mehrfach auseinandergesetzt und ein entsprechendes Bewusstsein entwickelt. Die Ursachen und vor allem die Auswirkungen toxischer Männlichkeit und dessen Bedeutung für unser gesellschaftliches Leben - vor allem für Frauen - in so gebündigter, sorgfältig recherchierter Form präsentiert zu bekommen, hat jedoch ganz neue Dimensionen erreicht.

Ein Buch, das jeder Mensch lesen sollte: um toxische Männlichkeit zu identifizieren, zu reflektieren und langfristig hoffentlich ein Umdenken zu erreichen.