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Veröffentlicht am 15.10.2021

Familie ist (nicht) alles

SCHWEIG!
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Wie wichtig Familie und Zusammenhalt ist, zeigt sich immer wieder an Weihnachten. Alle kommen zusammen, sitzen um den Baum und verbringen die besinnliche Zeit gemeinsam.

Dass es auch anders gehen kann, ...

Wie wichtig Familie und Zusammenhalt ist, zeigt sich immer wieder an Weihnachten. Alle kommen zusammen, sitzen um den Baum und verbringen die besinnliche Zeit gemeinsam.

Dass es auch anders gehen kann, zeigt die Geschichte um die beiden Schwestern Esther und Sue. Die beiden haben sich seit einem Jahr nicht mehr gesehen, als Esther einen Tag vor Heiligabend plötzlich vor Sues Haustür steht und ein Geschenk vorbei bringen möchte. Schnell wird klar, dass es in ihrer Welt nicht ganz so heiter aussieht, wie man aus den Schilderungen der beiden Schwestern schließen kann.

Dass sich die Schwestern beim Erzählen immer wieder abwechseln und teilweise auch die gleichen Szenen aus ihrer jeweiligen Perspektive betrachten, ist ein ebenso einfaches wie geniales Stilmittel. So baut sich extrem schnell eine beklemmende und gleichzeitig fesselnde Stimmung auf, die einen an die Seiten bindet und einen das Buch förmlich verschlingen lassen. Auch wenn anfangs nicht wirklich viel geschieht, denn die eigentliche Entwicklung läuft in den Köpfen der Figuren ab. Manch einer könnte bemängeln, dass dieses Buch nicht viel mit einem Thriller gemein hat, für mich ist es ein Kammerspiel par excellence, dass die Psychospielchen perfektioniert hat und mit dem Leser spielt, wie es ihm gefällt.

Die Figuren und ihre Enthüllungen lassen einen kapitelweise die Sympathien wechseln, mal hat man Mitleid mit der einen, ebenso schnell ist man aber auch wieder wütend oder entsetzt. es ist ein Wechselbad der Gefühle, das auf einen Gipfel zusteuert, den man so nicht erwartet.

Fazit: Ich bin kein typischer Thrillerleser, aber dieses Kammerspiel hat mich komplett gecatcht.

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Veröffentlicht am 15.10.2021

Auf Spurensuche

Das letzte Bild
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2016 erregten neue Spuren im Falle der 1970 gefundenen sogenannten Isdal-Frau die Aufmerksamkeit der deutschen Medien. Die Wurzeln der unbekannten Frauenleiche konnten mithilfe neuer Untersuchungsmethoden ...

2016 erregten neue Spuren im Falle der 1970 gefundenen sogenannten Isdal-Frau die Aufmerksamkeit der deutschen Medien. Die Wurzeln der unbekannten Frauenleiche konnten mithilfe neuer Untersuchungsmethoden bis nach Deutschland zurückverfolgt werden. Anja Jonuleit nimmt sich nun in ihrem neuen Roman diesem ungelösten Fall an und bietet dem Leser eine auf den wahren Fakten beruhende, fiktive Lösung an.

Eva, die mit dem Verfassen von Biografien ihren Lebensunterhalt verdient, entdeckt eines Tages in der Zeitung ein Phantombild, das ihr verblüffend ähnlich sieht, die Isdal-Frau. Schnell stellt sich heraus, dass es sich bei der Unbekannten um ihre verloren geglaubte Tante handelt und sie bricht auf nach Norwegen, um ihrer Geschichte auf den Grund zu gehen.

Dies ist mein erstes Buch von Frau Jonuleit und ich bin stark beeindruckt, mit welcher Sorgfalt hier Fakten mit Fiktion verknüpft und zu einer spannenden, aufschlussreichen Story verwoben werden; schnell verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Fantasie, ohne dass die Geschichte unglaubwürdig wirkt.

Da der Erzählstil recht autobiografisch und emotionslos gehalten ist, fällt es mir anfangs recht schwer eine Verbindung zu den Figuren aufzubauen. Die aus Sicht von Eva geschilderten Ermittlungen liefern viele Fakten, anhand derer der Fall langsam "von hinten" aufgedröselt wird. Mit Eva kann ich wenig anfangen, ebenso mit den in ihrer Zeitschiene agierenden Figuren. Alle bleiben recht blass, der Fokus liegt klar auf den Daten und Erinnerungen, die nach und nach zu Tage gefördert werden.

Ganz anders erscheint mir da der zweite Erzählstrang, in dem die junge Marguerite dabei begleitet wird, wie sie sich auf die Suche nach ihrer verloren gegangenen Familie begibt und dabei quer durch Europa reist, bevor ihr Schicksal sie ins kalte Isdal bei Bergen führt. Nach und nach fiebert man immer mehr mit dieser einsamen Frau mit, spürt ihre Sehnsucht nach Zugehörigkeit und Liebe. Umso tragischer ist es, ihre Suche mitzuerleben, da man ja weiß, wie diese enden wird.

Während die Frauenfiguren hier als starke, selbstbestimmte Persönlichkeiten auftreten, geben die Männer dieser Geschichte ein umso schlechteres Bild ab. Stellenweise werden hier recht typische Klischees ausgewälzt, das hätte nicht unbedingt sein müssen. Andererseits betont es natürlich den Kontrast und hebt die Stärke Marguerites umso deutlicher hervor.

Alles in allem ist "Das letzte Bild" ein klug konstruierter Roman, der einer jungen Unbekannten eine wohlverdiente, wenn auch fiktive Identität verleiht und dem Leser gleichzeitig Aufklärung und ein Stück historisches Erbe näherbringt, über das für meinen Geschmack bisher viel zu sehr geschwiegen wurde.

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Veröffentlicht am 15.10.2021

Immer wieder nachschlagen

Eis. Abenteuer. Einsamkeit
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Das erste Mal begegnete mir Richard Löwenherz als junges Nachwuchstalent bei einem Wettbewerb in der regional sehr bekannten Lichtbildarena Jena.

Mit seinen spektakulären Aufnahmen und einem Talent für ...

Das erste Mal begegnete mir Richard Löwenherz als junges Nachwuchstalent bei einem Wettbewerb in der regional sehr bekannten Lichtbildarena Jena.

Mit seinen spektakulären Aufnahmen und einem Talent für unterhaltsame Reiseerzählungen hat er damals das Publikum vollkommen für sich eingenommen. Und nun gibt es also endlich ein Buch, in dem man seine Erlebnisse immer wieder nachschlagen kann.

Die Stärken seines damaligen Vortrages finden sich auch zwischen diesen Seiten wieder: die Fotos wirken beinahe atmosphärisch, auf jeden Fall stimmungsvoll und fangen die Wunder der Natur Sibiriens ebenso ein wie die kleinen alltäglichen Begegnungen mit dessen Einwohnern.

Die Erzählung erinnert an ein Reisetagebuch. Man fühlt sich als wäre man hautnah dabei, säße mit ihm auf dem Fahrrad und spürte jede Unebenheit des vereisten Bodens unter den Reifen. Richard Löwenherz nimmt einen zwar nur selten mit in seine Gedankenwelt, eröffnet einem dafür aber die Weite Sibiriens und ermöglicht einem die Begegnung mit LKW-Fahrern und Dorfbewohnern, die er auf seinem Weg trifft. Sozusagen Lokalkollorit pur!

Fazit:
Dieses Buch liest sich, als wäre man hautnah dabei, würde Richard Löwenherz selbst durch den sibirischen Winter auf kaum existenten Wegen begleiten und lernt nebenbei noch eine Unmenge über diese unwirtliche Region.

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Veröffentlicht am 15.10.2021

Agatha Christie hoch zehn

Der Tod und das dunkle Meer
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Wer die kluge Detektivarbeit von Agatha Christies Miss Marple und Hercules Poirot mag, wird dieses Buch lieben. Und dabei ist es so viel mehr als eine gute Ermittlungsgeschichte.

Jan Haan, der Gouverneur ...

Wer die kluge Detektivarbeit von Agatha Christies Miss Marple und Hercules Poirot mag, wird dieses Buch lieben. Und dabei ist es so viel mehr als eine gute Ermittlungsgeschichte.

Jan Haan, der Gouverneur der holländischen Kolonie Batavia, tritt gemeinsam mit seiner Familie die Heimreise an, um in ein begehrtes Amt aufzusteigen. Doch bevor er und seine diversen Begleiter, unter anderem der berühmte Detektiv Samuel Pipps und sein Kompagnon Arent Hayes, ihr Schiff "Saardam" betreten können wird eine unheilvolle Prophezeiung ausgesprochen und schon bald geschehen merkwürdige Dinge, verübt im Namen des "Alten Tom". Ob sie die Heimat heil erreichen werden?

Bricht man diese 600 Seiten auf das wesentlichste hinab, könnte man sagen, das zweite Buch von Erfolgsautor Stuart Turton sei ein Kriminalroman. Er selbst gibt zu, sich beim Schreiben in die Denkweise Sherlock Holmes hineinversetzt zu haben. Und doch ist es so viel mehr, dank einer überragenden Komplexizität, mit der schon sein Debut vor zwei Jahren die Leserschaft in zwei Lager gespalten hat.

In gewohnter Manier überschwemmt er den Leser mit einer Detailverliebtheit, geht es um das historische Setting und die Beschreibungen des Handlungsortes. Die "Saardam" erhebt sich wie ein Geisterschiff im Nebel meiner Vorstellungskraft, tatkräftig unterstützt durch die liebevoll gestaltete Übersichtsskizze im Umschlag des Buches.

Und auch die Figuren überzeugen mit Komplexizität und Charaktertiefe. In die, wenn auch interessante, doch trotzdem zu Beginn recht einfache Kriminalgeschichte mischen sich schnell ernstere Themen, die im Jahre 1634 ebenso aktuell sind, wie sie auch heute noch Gesprächsstoff liefern.

Fazit:
Man könnte mit Sicherheit darüber diskutieren, ob die doch recht umfangreiche Erzählung nicht etwas eingekürzt hätte werden können, und doch lohnt sich jede einzelne Seite. Ich zumindest habe keine einzige davon bereut.

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Veröffentlicht am 15.09.2021

Kreativ und gesund

Super fresh
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Donna Hay hat sich ein hohes Ziel gesteckt. Sie möchte klassisches Rezepte neu erfinden, so dass sie schnell und mit frischen Zutaten zubereitet werden können und dabei auch noch gesund sind.

Ich muss ...

Donna Hay hat sich ein hohes Ziel gesteckt. Sie möchte klassisches Rezepte neu erfinden, so dass sie schnell und mit frischen Zutaten zubereitet werden können und dabei auch noch gesund sind.

Ich muss zugeben, die Klassiker in ihren Rezepten wieder zu erkennen, fällt mir manchmal doch recht schwer. Nichts desto trotz hat sie ein paar unheimlich leckere, in ihrer Zusammenstellung überraschende Gerichte kreiert, die einen zweiten oder auch dritten Blick unbedingt lohnen.

Dabei hat sie mit Vorspeisen ebenso gespielt, wie mit Hauptgängen vom Herd und aus dem Ofen und auch der süße Gaumen kommt definitiv nicht zu kurz. Auffallend ist, dass sie gerne mit asiatischen Einflüssen spielt. Sesam und Zitronengras gehören ebenso zu beliebten Zutaten wie Minze, Sojasauce und Grünkohl.

Ein besonders gelungener Trick ist es, ihre Gerichte in verschiedenen Varianten zu präsentieren. So wird es nie langweilig und man kann schnell mal etwas abwandeln, je nachdem welche Zutaten man gerade zur Hand hat.

Der einzige Nachteil ist für mich tatsächlich, dass die Rezepte manchmal recht aufwändig in der Zusammensetzung als auch Zubereitung sind. Ohne Frage, es lohnt sich auf jeden Fall, ist aber nichts für den schnellen Hunger.

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