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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.11.2021

Eine gemütliche Herbstlektüre mit Spannung

Im letzten Licht des Herbstes
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In der kleinen Stadt Solace verschwindet ein Mädchen spurlos. Ihre kleine Schwester Clara sucht Ablenkung darin, sich um den Kater der älteren Nachbarin Mrs. Orchard zu kümmern, die plötzlich ins Krankenhaus ...

In der kleinen Stadt Solace verschwindet ein Mädchen spurlos. Ihre kleine Schwester Clara sucht Ablenkung darin, sich um den Kater der älteren Nachbarin Mrs. Orchard zu kümmern, die plötzlich ins Krankenhaus muss. Doch dann taucht plötzlich ein Mann auf, der sich das Haus zu eigen macht und beginnt, Mrs. Orchards Sachen in Kartons zu packen. Clara ist entsetzt - ist der Mann ein Dieb?
In einem parallelen Handlungsstrang, der aus Sicht des fremden Mannes geschrieben ist, erfährt man jedoch, dass er sich keinesfalls unerlaubt im Haus aufhält. Denn was Clara noch nicht weiß, ist, dass die alte Dame im Krankenhaus verstorben ist und ihm das Haus vermacht hat. Doch warum sollte ausgerechnet Liam ihren gesamten Besitz bekommen, wo er doch seit gut 30 Jahren keinen Kontakt mehr zu Mrs. Orchard hatte? Das wird nach und nach in einem dritten Handlungsstrang aus Mrs. Orchards Sicht erklärt.

Obwohl ich recht früh einen Verdacht hatte wie sich am Ende alles auflöst und sich dieser dann auch bewahrheitet hat, hat das der Spannung keinen Abbruch getan. Stattdessen habe ich mit den Figuren mitgefiebert, dass sich meine Befürchtungen nicht bewahrheiten, weil ich einfach nicht wollte, dass ihnen das zustößt. Am Ende war es dann aber doch gut so, weil mir die Figuren zwar leidgetan haben, das Geschehene aber nachvollziehbar dargestellt wurde. Die drei Protagonisten waren mir alle sympathisch, wobei mir insbesondere Mrs. Orchard schnell ans Herz gewachsen ist.
Neben dem Blick in die Vergangenheit spielt natürlich auch die Suche nach Claras Schwester, die nach einem Streit mit der Mutter weggelaufen und nun schon seit Wochen nicht mehr zurückgekommen ist, eine zentrale Rolle. Die lähmende Angst, die die siebenjährige Clara nach und nach packt, ist sehr gut dargestellt.

"Im letzten Licht des Herbstes" ist ein Buch, mit dem man es sich zu vielen schönen, nachmittäglichen Lesestunden gemütlich machen kann - gerade zur aktuellen Jahreszeit. Ich habe das Buch sehr gemocht und war am Ende, obwohl schon alles aufgeklärt war, etwas wehmütig, die Protagonisten und ihr keines Städtchen in dem jeder jeden kennt schon wieder verlassen zu müssen.

Veröffentlicht am 30.10.2021

Ein echtes kleines Schmuckstück

Von ganzem Herzen ...
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Jane Austen dürfte wohl selbst denen ein Begriff sein, die noch keinen ihrer Romane gelesen haben. Kein Wunder, ist sie doch eine der bekanntesten Schriftsteller/innen der Epoche der Regency.

Für alle, ...

Jane Austen dürfte wohl selbst denen ein Begriff sein, die noch keinen ihrer Romane gelesen haben. Kein Wunder, ist sie doch eine der bekanntesten Schriftsteller/innen der Epoche der Regency.

Für alle, die etwas mehr über das Leben der Autorin hinter Mr. Darcy, Emma und den Dashwood-Schwestern erfahren möchten, eignet sich dieses Buch hervorragend: Statt einer simplen Auflistung biographischer Daten gibt es eine Unterteilung in verschiedene Lebensabschnitte Austens, die nach einer kurzen Einführung insbesondere aus einer ganzen Reihe von ihr verfasster Briefe besteht. Und das ist tatsächlich viel spannender, als man im ersten Moment vielleicht denken mag, denn so erfährt man wie nebenbei auch eine ganze Menge über Austens Persönlichkeit, ihr alltägliches Leben und die Dinge, die die Menschen ihrer Zeit beschäftigt haben. Zusätzlich finden sich auf nahezu jeder Seite Illustrationen von Landschaften, Gebäuden, Personen etc., die den Text wunderbar ergänzen.

Wahre Austen-Fans kommen hier definitiv auf ihre Kosten, aber auch für alle anderen dürfte dieses Buch eine wunderbare Ergänzung ihres Bücherregals sein!

  • Einzelne Kategorien
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Veröffentlicht am 23.10.2021

Gelungener Auftakt mit ein paar verzeihlichen Schwächen

Liber Bellorum. Band I
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Heimatlos ziehen die Brüder Kyle und Raven durch das Land. Nie kommen sie wirklich an, immer zerstört irgendetwas die Idylle wieder. Kyle ist dabei der impulsivere der beiden; er beschwört Konflikte herauf ...

Heimatlos ziehen die Brüder Kyle und Raven durch das Land. Nie kommen sie wirklich an, immer zerstört irgendetwas die Idylle wieder. Kyle ist dabei der impulsivere der beiden; er beschwört Konflikte herauf und missachtet Regeln, wo immer sich solche finden. Raven dagegen, der jüngere der Brüder, ist ruhig, schüchtern und einfühlsam und versucht, die negative Energie seines Bruder aufzufangen. Als sie sich nach einem Streit aus den Augen verlieren, gelangen sie beide unabhängig voneinander in eine völlig fremde Welt der Magie, die nicht nur ganz anders ist als die ihre, sondern auch einige Geheimnisse zu bergen scheint. Und diese Geheimnisse bedrohen nun den Frieden im Land, gerade als die Brüder zum ersten Mal in ihrem Leben die Chance auf ein richtiges Zuhause an der Akademie in Lunaris finden.

Auf Dauer ist keiner der Protagonisten ein echter Sympathieträger; insbesondere Kyle macht es einem nicht leicht. Er ist nicht nur arrogant und egoistisch, sondern verhält sich auch abwertend und wirklich eklig Frauen gegenüber und bringt regelmäßig alle um sich herum in Gefahr. Dennoch war er für mich der aus psychologischer Sicht mit Abstand interessanteste Charakter und mit der Zeit stellt sich auch heraus, dass sein Verhalten zumindest bis zu einem gewissen Grad logische Gründe hat.

Raven ist im Kontrast zu ihm eher der "nette Kleine", der zwar nichts falsch macht, den man aber schnell mal aus den Augen verliert, weil er doch eher von der langweiligeren Sorte ist. Später treffen die beiden dann noch auf Melenis, die an der Akademie lernt, mit ihrer Magie umzugehen, und die das Ganze positiv ergänzt.

Handlungs- und Spannungsaufbau mochte ich, ein paar Längen im Mittelteil gibt es zwar, aber darüber kann man gut hinwegsehen. Was mich auf Dauer jedoch etwas mehr gestört hat, als es vielleicht sollte, sind die ständigen doppelten Ausrufe- und Fragezeichen. Kein Drama, aber wenn man erstmal anfängt, darauf zu auchten... Davon abgesehen gibt es noch ein paar kleinere Unstimmigkeiten, die einem Debütroman aber verziehen werden können - mir hat der Ausflug nach Lunaris jedenfalls gefallen und ich freue mich auf die Fortsetzung!

Veröffentlicht am 19.10.2021

Super für Pferdefreunde, die auch mal ein bisschen humorvolle Kritik ertragen können

Essen Pfützen kleine Pferde?
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Sharif wird auf einem Gestüt für Vollblut-Araber geboren. Seine ersten Lebensjahre verbringt er dort, und von der ersten Sekunde an ist ihm klar: Diese Welt ist wirklich gruselig, und die Huflosen um ihn ...

Sharif wird auf einem Gestüt für Vollblut-Araber geboren. Seine ersten Lebensjahre verbringt er dort, und von der ersten Sekunde an ist ihm klar: Diese Welt ist wirklich gruselig, und die Huflosen um ihn herum scheinen das nicht mal zu merken. Wie sie so überleben wollen? Absolut unverständlich! Genauso sehr wie das meiste andere auch, was sie tun und von ihm wollen. Trotz der etwas schwierigen Kommunikation entdeckt Sharif aber bald, dass die Huflosen ihm auch zu einer steilen Karriere verhelfen können: und zwar zu der als preisgekröntem Showhengst. Das ist fortan sein Traum, und daran muss hart gearbeitet werden! Trotz aller Schrecken um ihn herum.

Das Buch wird komplett aus der Sicht Sharifs erzählt. Von seinen ersten Schritten als Fohlen bis ins Erwachsenenalter hinein begleitet man beim Lesen den kleinen Vollblut-Araber, der mit seinem Charakter besticht - denn auch, wenn er sich manchmal vielleicht "aufführt" oder "echt überreagiert", macht er das doch vor allem, um sich und seine Huflosen zu beschützen! Und dass er mal ganz groß rauskommen will... Nun, man darf doch Träume haben. Und wenn man dafür ein bisschen nach den anderen Unwürdigen treten muss, ist das doch auch vollkommen legitim!

Ganz besonders gelungen finde ich die Entwicklung, die Sharif im Laufe seines Lebens aus charakterlicher Sicht durchmacht. Er ist ehrgeizig, keine Frage, und doch lernt er mit der Zeit, dass es nicht immer nur darauf ankommt, der Chef zu sein und von allen bewundert zu werden. Manchmal ist es vielleicht auch ganz schön, geliebt zu werden für den, der man ist, und nicht für das, was man erreicht hat.

Die sehr humorvolle Darstellung dieses Pferdelebens hat mir im Großen und Ganzen sehr gut gefallen. Auch, wenn es nicht immer ganz meinen Humor getroffen hat und ich eine Weile gebraucht habe, um mit der recht starken Vermenschlichung von Sharifs Gedanken und Handlungen warmzuwerden, habe ich oft auch wirklich lachen müssen. Die hübschen Illustrationen tragen auch viel dazu bei, dass man sich viele Situationen wirklich sehr gut vorstellen konnte - insgesamt ein sehr schönes, humorvoll-kritisierendes Buch, dessen Lektüre sicher dem ein oder anderen Pferdehalter guttun würde!

Veröffentlicht am 16.10.2021

Die Ruhe der Berge

Das Glück des Wolfes
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Fausto und Silvia begegnen sich in einem kleinen Bergdorf namens Fontana Fredda in den italienischen Alpen, wo sie beide die Skisaison über im Restaurant des Ortes aushelfen. Sie entdecken ihre Gefühle ...

Fausto und Silvia begegnen sich in einem kleinen Bergdorf namens Fontana Fredda in den italienischen Alpen, wo sie beide die Skisaison über im Restaurant des Ortes aushelfen. Sie entdecken ihre Gefühle füreinander und genießen die winterliche Ruhe der Berge und das Leben in Fontana Fredda, die Stille am Tag und den Trubel am Abend, wenn Arbeiter und Urlauber von der Piste zurückkehren.

Dabei ist es weniger ihre Liebesgeschichte, die im Vordergrund des Romans steht, als vielmehr die Beschreibung der Natur und die Ruhe und Harmonie, die Fausto hier erfährt. In seiner Zeit in den Bergen erhält er Einblick in den Alltag der Menschen dort, abseits von dem, was die Touristen sehen, und verliebt sich nicht nur in Silvia, sondern vor allem auch in Fontana Fredda.

Die Sprache ist wunderbar ruhig und passt perfekt zu dem Gefühl, das der Protagonist während seiner Zeit in den Bergen hat. Trotz seiner Arbeit als Koch und der zeitweise vielen Menschen um ihn herum kommt er hier zur Ruhe und fühlt sich angekommen. Die Berge und die Tier- und Pflanzenwelt, die sie beherbergen, werden eingänglich beschrieben, und die Charaktere, die sich alle auf ihre Art auf einer Suche nach etwas befinden, haben sich gut in dieses Bild eingefügt.

Das kleine Etwas hat mir am Ende zwar gefehlt, warum genau kann ich aber gar nicht wirklich sagen - denn mir haben die ruhigen Töne, die authentische Figurenzeichnung sowie die präzisen Naturbeschreibungen sehr gefallen. Obwohl ich am Schluss des Romans nicht volkommen zufrieden war, habe ich ihn sehr gerne gelesen.