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Veröffentlicht am 31.01.2022

Absolut schockierend & beklemmend - absolut genial geschrieben

Der fürsorgliche Mr. Cave
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Der Antiquitätenhändler Terence ist alleinerziehender Vater von jugendlichen Zwillingen. Als sein Sohn Reuben durch einen tragischen Unfall stirbt, ist ihm nur noch seine Tochter Bryony geblieben. Seine ...

Der Antiquitätenhändler Terence ist alleinerziehender Vater von jugendlichen Zwillingen. Als sein Sohn Reuben durch einen tragischen Unfall stirbt, ist ihm nur noch seine Tochter Bryony geblieben. Seine Mutter, Frau und sein Sohn sind alle aus unnatürlichen Gründen gestorben, weshalb nun seine größte und wichtigste Aufgabe ist, Bryony, sein Herzblatt, zu beschützen. Seine Regeln werden immer extremer, doch wieweit geht Terence um seine Tochter vor Schlechtem zu schützen?

Die Geschichte wird von Terence aus der Ich-Perspektive beschrieben. Das Besondere daran ist, dass er mit dem "Du" nicht die Leserschaft, sondern seine Tochter anspricht. Dieses Buch ist ein Brief von einem Vater an seine Tochter, der darlegen soll wie er das Erlebte empfunden hat und warum alles schlussendlich so gekommen ist, wie es kam. Das macht die ohnehin schon schockierende Geschichte noch beklemmender und intensiver. Ich hab das Geschehen mit angehaltenem Atem verfolgt und habe mich betroffen gefragt, wie die Beziehung von Terence und Bryony sich weiter entwickeln wird. Mir hat an manchen Stellen die Sicht von Bryony gefehlt, obwohl Terence immer die Reaktion seiner Tochter beschrieben hat. Ich glaube, ich wollte bei meinen erschütterten Gedanken einfach wissen, wie nicht nur ich sondern insbesondere Bryony als Betroffene über ihren Vater denkt. Durch die eine Perspektive hat es Matt Haig aber trotzdem geschafft das ganze Ausmaß gekonnt zu schildern. Terences Gedanken waren mir kurzzeitig zu gestelzt, weil er zB dachte, dass sein Cerebellum (Kleinhirn) schmerzt statt einfach von Kopfschmerzen zu reden.

Von Matt Haig ist man es gewohnt, dass er auch heftige Themen, wie Depressionen, in seinen Büchern behandelt, die auch negative Gefühle hervorrufen. Trotzdem herrschte bisher immer auch eine angenehme Atmosphäre. Doch in dieser Geschichte wird sie zunehmen dunkler und war stets beklemmend. Die Geschichte hatte sich auch noch nach dem Beenden in einem Klammergriff um meinen Brustkorb gelegt. Es ist kein typisches Haig-Buch, aber trotzdem gewohnt grandios geschrieben.


Fazit:
"Der fürsorgliche Mr Cave" zeigt anschaulich und auf schockierende Weise wie weit die Liebe eines nahestehenden Menschen führen kann. Man muss sich vor dem Lesen bewusst sein, dass dies kein Wohlfühlroman und auch nicht unbedingt ein typisches Haig-Buch ist. Trotzdem hat der Autor die Geschichte absolut genial umgesetzt.

Veröffentlicht am 30.01.2022

Fantasievolle Dark Academia Geschichte

Litersum
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Harper ist eine Muse und befindet sich zur Ausbildung an der Akademie im Litersum. Da sie neben ihrer Musenfähigkeit noch eine Besonderheit hat, die sie aber nicht preisgeben möchte, versteckt sie sich ...

Harper ist eine Muse und befindet sich zur Ausbildung an der Akademie im Litersum. Da sie neben ihrer Musenfähigkeit noch eine Besonderheit hat, die sie aber nicht preisgeben möchte, versteckt sie sich hinter einem schlechten Ruf und unechten Freundschaften. Als auch weitere Bureal-Kinder an der Akademie aufgenommen werden, gibt es in ihrem neuen Mitschüler Trace jemanden, der hinter Harpers Fassade zu blicken mag, und bald (bei der Hälfte des Buches) geschieht ein Mord, der den Frieden zwischen den Bureal-Kindern zerstören könnte.

Wie bisher auch schon haben mich die Ideen von Lisa Rosenbecker im Litersum begeistert. Schon alleine die Form des Herzens des Litersums finde ich trotz der vermeintlichen Einfachheit sehr kreativ und passend. Die Bibliothek mit ihrem wechselnden Farbkleid würde ich unglaublich gerne besuchen (Lisa, wo kann man einen Ausflug ins Litersum buchen?)! Das Einbringen von Autorinnenfreundinnen und der realen Welt ist total liebenswert gemacht. Als der Hamster auftaucht, musste ich amüsiert auflachen. Und dann die Idee mit der Häkelnadel, umwerfend!

Trotz der unheimlich toll gestalteten Welt haben mich ein paar Kleinigkeiten gestört, weil sie mir zu konstruiert erschienen. Zum Beispiel taucht Harpers Freundin Selene anfangs ständig vor Harpers Tür auf um was zu besprechen und dann ist plötzlich zwei Wochen lang Funkstille und sie ist nur noch präsent, wenn sie benötigt wird? Zu einfach! Ich finde es großartig wie verständnisvoll und unterstützend Trace ist und so Harper unglaublich viel hilft, aber so perfekt ist leider kein Mensch! Als das Geschehen sich immer mehr zuspitzt war ich so gespannt darauf, mit Harper und ihren Freund/innen den Täter zu entlarfen und plötzlich verpufft das Gefühl ins Nichts, weil die Lösung überraschend direkt vor Harpers Nase steht. Obwohl ich hier und da ein paar Kritikpunkte habe, finde ich die Geschichte unglaublich gut, die Suche nach dem Mörder sehr spannend und die Ereignisse am Ende aufregend und schockierend. Zu schade, dass die Geschichten rund um das Litersum abgeschlossen sind!

》Indem wir in diese gemeinsame Aufgabe einwilligten, knüpften wir eine neue Verbindung, die vorher nicht da gewesen war. Ich sah sie nicht, sie bestand nicht aus Magie, und doch wickelte sie sich spürbar um mein Herz. 《 27 %

Obwohl angegeben ist, dass man die drei Bücher des Litersums unabhängig voneinander lesen kann, würde ich empfehlen "Musenherz" zum Schluss zu lesen, da der grundsätzliche Weltenaufbau und die Fähigkeiten der Bureal-Kinder womöglich etwas verwirrend sein könnten. Außerdem enthält diese Geschichte einen großen Spoiler zu Band 2, den ich noch nicht gelesen habe, und mich nun sehr ärgert!

Fazit:
"Musenherz" ist ein überaus gelungener Abschluss der Litersum-Trilogie! Die Ideen der Autorin sind hier wieder unglaublich toll, ich bin begeistert! Allerdings sollte man die Bücher in der Reihenfolge der Erscheinungsdaten lesen (Band 3 spoilert zu Band 2!), auch wenn vom Verlag angegeben wurde, dass man sie unabhängig voneinander lesen kann.

Veröffentlicht am 13.01.2022

Sehr fesselnd, obwohl kaum Fragen beantwortet werden

Red Sky Burning (Bd. 2)
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Nach dem Unwetter und dem Unfall im ersten Band ist Tabby nun auf der Flucht. Die Organisation "Der Kreis" ist Tabby auf der Spur, während diese sich von Jago Hilfe erhofft, und scheint überall zu sein. ...

Nach dem Unwetter und dem Unfall im ersten Band ist Tabby nun auf der Flucht. Die Organisation "Der Kreis" ist Tabby auf der Spur, während diese sich von Jago Hilfe erhofft, und scheint überall zu sein. Der Hurricane in England und ein weiterer in den USA wurden von "Der Kreis" erzeugt, um die Regierungen zu zwingen, vermehrt gegen den Klimawandel vorzugehen.

Das Buch beginnt direkt aus Denzis Sichtweise, was mich überrascht hat. Blockweise erzählen er und Tabby in kurzen Kapiteln über ihre Nachforschungen bzw. Flucht vor "Der Kreis". Auch der Schreibstil von Teri Terry ist mit vielen kurzen Sätzen sehr prägnant gehalten, sodass man die Geschichte schnell inhalieren kann. Vor allem auf der Suche nach Antworten auf die unzähligen Fragen, die man als Leser/in hat, entwickelt dieses Buch eine unglaubliche Sogwirkung, so wie das Meer auf Tabby. Obwohl die Handlung nur langsam voranschreitet und man nur wenige Erkenntnisse erhält, ist die Geschichte sehr fesselnd. Es geschehen einige mysteriöse Dinge und das Ende gipfelt in einen Showdown. Ein Detail am Schluss bezüglich Tabby und Denzi finde ich übertrieben, ansonsten haben mich die letzten Seiten schockiert. Ich bin extrem gespannt auf Band 3!

》Was mit dem Planeten passiert, kann nicht das Problem der anderen sein, es ist unser Problem, das von mir und Dad. Es betrifft alle, die auf dieser Erde leben und atmen, und es verschwindet nicht dadurch, dass wir es ignorieren.《 S. 282



Fazit:
Mit "Red Sky burning" hat Teri Terry eine sehr fesselnde Fortsetzung rund um Tabby, ihre Affinität zum Meer und die radikale Gruppe "Der Kreis" geschaffen (die mir noch besser als Teil 1 gefallen hat). Mit Infos und Antworten auf die vielen Fragen hält die Autorin uns Leser/innen etwas hin, was schade ist, aber umso mehr Spannung für Band 3 aufbaut.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.11.2021

Rundum gelungene Geschichte übers Nähen

Die Glücksschneiderin
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Clara hat sich ihren Traum erfüllt und führt gemeinsam mit ihrer Tante ein Nähcafé. Dabei kümmert sich Sonja um Kuchen und auch ausgefallene Getränke, wohingegen Clara im Hinterzimmer maßgefertigte Kleidung ...

Clara hat sich ihren Traum erfüllt und führt gemeinsam mit ihrer Tante ein Nähcafé. Dabei kümmert sich Sonja um Kuchen und auch ausgefallene Getränke, wohingegen Clara im Hinterzimmer maßgefertigte Kleidung schneidert und Nähkurse anbietet. Immer auf der Suche nach alten Kleidungsstücken, die sie zu etwas anderem umnähen kann, findet Clara ein wunderschönes Vintage-Kleid auf dem Flohmarkt. Ihr Ex-Freund Finn erkennt dies im Nähcafé wieder, weil es seiner Urgroßmutter Mimi gehört hat.

In vielerlei Hinsicht ist das Buch eine Liebesgeschichte, natürlich, denn Finn hat Clara vor ein paar Jahren ohne ein Wort verlassen und sie ist immer noch verletzt. Die beiden sehen sich unter anderem durch Mimis Kleid wieder öfter und irgendwann kommt auch die Sprache auf ihre Beziehung. Finns Erklärung für das unglückliche Ende fand ich zunächst sehr fadenscheinig und im Laufe der Geschichte stellt sich auch heraus, dass mehr dahinter steckte. Was genau passiert ist, wäre an dieser Stelle ein fetter Spoiler, aber ich finde es gut, dass das wichtige Thema hier so ausführlich thematisiert wurde. Außerdem hat mich dieser Aspekt sehr überrascht! Etwas schade finde ich die darauffolgenden Geschehnisse, weil ich Finns Zurückhaltung genau wegen des Trennungsgrunds nicht verstehen kann. Der weitere Verlauf zwischen Finn und Clara hat mich aber wieder versöhnlich gestimmt.

Durch Claras Tätigkeit als Schneiderin kommt auch das Thema Upcycling auf: Sie selbst näht z. B. aus alten Hemden Babyschühchen und jeder kann bei ihr Nähkurse belegen um alte Klamotten in etwas Neues zu verwandeln oder umzunähen, damit sie wieder perfekt passen. Dabei sind auch einige Fakten über Fast Fashion und die Nachhaltigkeit von Kleidung wunderbar in der Geschichte verwoben.

Damit verbunden hat mich auch die Erzählweise der Autorin begeistert. Clara denkt oft in Vergleichen mit Nähen oder Kleidung. Ihre Empfindungen werden oft bildhaft mit ihre Leidenschaft beschrieben. Dadurch zieht sich das Thema Nähen wie ein Faden durch die Geschichte (ha, ich tu es nun auch!). Außerdem werden immer wieder Nähprojekte beschrieben und Clara stellt jeden Tag eine Tafel vor die Tür des Cafés, auf der immer unterschiedliche Sprüche im Bezug zum Nähen stehen. Und wie sagt Clara voller Begeisterung: „Jeden Tag eine gute Naht.“ Die Wortspiele in dem Roman haben mir immer wieder ein Lächeln entlockt. Das Lokalkolorit bezüglich Würzburg hat mir ebenfalls sehr gut gefallen. Die Stadt und ihre Besonderheiten bilden einen tollen Rahmen für die gemütliche Geschichte.


Fazit:
„Die Glücksschneiderin“ ist ein wunderschönes Wohlfühlbuch, wie ein gemütliches Kissen, das aber viel mehr zu bieten hat. Es hat ein paar sehr wichtige Themen in den Stoff verwoben, wie z. B. Fast Fashion. Mit Claras Upcyclingideen und ihrer Begeisterung fürs Nähen zieht sich dieses Thema wie ein roter Faden durch die Geschichte.

Veröffentlicht am 19.09.2021

Tierisch gut!

Evie und die Macht der Tiere
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Die 11-jähirge Evie liebt nicht nur Tiere aller Art, auch die gefährlichen oder ekligen, sie kann sich auch telepathisch mit ihnen verständigen. Doch diese Gabe kann sie in große Gefahr bringen, weshalb ...

Die 11-jähirge Evie liebt nicht nur Tiere aller Art, auch die gefährlichen oder ekligen, sie kann sich auch telepathisch mit ihnen verständigen. Doch diese Gabe kann sie in große Gefahr bringen, weshalb sie ihrem Vater versprechen musste, sie nicht mehr zu nutzen. Doch durch ihre Tierliebe kann sie nicht das Flehen des Schulkaninchens ignorieren und verhilft ihm zur Freiheit. Als dann ein kleiner Junge im Löwengehege in Gefahr ist, hilft Evie ihm natürlich ebenfalls, was ihr Können publik macht. Dadurch wird ein böser Mann auf Evie aufmerksam, gegen den auch schon Evies verstorbene Mutter gekämpft hat.

Evie ist eine tolle Protagonistin, mit denen sich Kinder gut identifizieren können. Sie ist tierlieb, aufgeweckt und mitfühlend. Neben ihr spielen auch viele Tiere eine Hauptrolle, wie z. B. ein kleiner Spatz, der Straßenhund Strupp, eine Baumschlange, ein imposanter Löwe und noch viele mehr. Evies Gespräche mit ihnen sind sehr lebendig und oft auch geprägt von den Eigenschaften der jeweiligen Tiere. Die Begegnungen mit den Tieren haben mich jedes Mal aufs Neue gefreut und nicht nur Evie Spaß gemacht.

Geschmückt wird die Geschichte mit den Illustrationen von Emily Gravett. Mir gefällt ihr Zeichenstil sehr, durch den die Szenen gekonnt in Bilder umgesetzt sind. Besonders der Gesichtsausdruck der Tiere wurde sehr lebendig und interessant gezeichnet. Dadurch laden die ansprechenden Illustrationen die Kinder zum näheren Betrachten und Verweilen ein. Ich finde es nur etwas schade, dass das fast ausgestorbene Axolotl erwähnt wird, aber nicht bebildert wurde. Ich hatte davon noch nie gehört und habe erst recherchiert, deshalb wäre es schön gewesen, wenn dieses eher unbekannte Tier den Kindern direkt mit einer Zeichnung näher gebracht worden wäre.

>> Tiere […] sprechen ständig zu uns. Man braucht nur darauf zu achten. <<, Granny Flora, S. 99

Matt Haig hat mit diesem Buch nicht nur eine spannende und lebendige Geschichte geschaffen, die sich rund um viele interessante Tiere dreht, sondern versucht den Kindern durch Evies Gabe zu vermitteln, dass Tiere auch Gefühle haben. Unterschwellig werden immer wieder Aspekte erwähnt, wie Evie und ihr Vater für die Natur und Tierwelt einstehen. Dadurch vermittelt Matt Haig den jungen und auch älteren Leser/innen Tierliebe und bringt ihnen damit einhergehend Umwelt- und Tierschutz näher.


Fazit:
„Evie und die Macht der Tiere“ ist eine spannende und liebenswürdige Geschichte über ein Mädchen, das mit Tieren kommunizieren kann. Matt Haig vermittelt hier an die kleinen Leser/innen sehr lebendig, dass man Tiere achten sollte und dass es von uns Menschen nötig ist, die Tiere und Natur zu schützen.