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Veröffentlicht am 13.11.2021

Bunter Genremix, der Spaß macht

Frey
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Daniel Frey wird plötzlich von seiner Frau verlassen. Spontan beschließt er nach Tokio zu reisen. Im Flugzeug wartet eine Überraschung auf ihn - nicht nur, daß sein Sitznachbar fast aussieht wie er, er ...

Daniel Frey wird plötzlich von seiner Frau verlassen. Spontan beschließt er nach Tokio zu reisen. Im Flugzeug wartet eine Überraschung auf ihn - nicht nur, daß sein Sitznachbar fast aussieht wie er, er heißt auch ebenfalls Daniel. Er überredet Frey, mit zu ihm nach Nagasaki zu reisen, wo er mit seiner Frau Naoko eine Buchhandlung betreibt. Frey stimmt zu. Bei der Landung stürzt das Flugzeug jedoch ins Meer, Daniel erwacht Wochen später in einem Krankenhaus, hat keinerlei Erinnerungen an sein früheres Leben. Alle halten ihn für Naokos Mann - doch stimmt dies? Oder ist er doch Frey, der wegen Mordes an seiner Ehefrau gesucht wird? Und wieso ist die japanische Unterwelt hinter ihm her?

Wer das ganz besondere Buch sucht, dem kann ich "Frey" von Roland Freisitzer uneingeschränkt empfehlen. Hier ist einfach jedes Genre vertreten. Man bekommt Abenteuer, Thriller, Humor, Romantik und ein wenig Sciencefiction und Fantasy im Stile der TV-Serie Akte X. Eine sehr abwechslungsreiche Mixtur, die, man kann es fast nicht glauben, hier richtig gut zusammenpasst. Roland Freisitzer schafft es perfekt, daraus eine absolut geniale Geschichte zu spinnen, die fesselt. Seine Charaktere sind absolut genial ausgewählt. Mit Daniel leidet man wirklich mit. Gestrandet in einem fremden Land, ohne die Sprache zu sprechen und keinerlei Erinnerung zu haben - dies ist schon erschreckend. Dann noch von der Unterwelt gejagt zu werden, ohne zu wissen warum - ein Alptraum. Als Leser weiß man hier selbst nicht, an welchen Daniel man glauben soll und noch weniger, wer aus seinem Umfeld vertrauenswürdig ist. Dieses Rätsel bleibt bis zum Schluß erhalten. Dabei spart Roland Freisitzer aber nicht mit Situationskomik. Herrlich die Fernsehszenen direkt zu Beginn. Da sind Lachtränen vorprogrammiert. Aber es gibt auch Action. Man erhält hier wirklich jedes Genre in einem ausgewogenen Verhältnis. Dies alles packt der Autor in herrlich leichter und gut zu folgender Sprache in eine Geschichte, die keine Wünsche offen läßt. Dies Buch ist für mich tatsächlich die Überraschung des Jahres!

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Veröffentlicht am 11.11.2021

Ergreifend

Die vier Winde
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1934. Die Weltwirtschaftskrise hat auch Texas im Griff. Arbeitslosigkeit, Dürre in der Prärie und Missernten haben die Bevölkerung bereits gebeutelt, nun droht auch noch das Land von Sandstürmen davongetragen ...

1934. Die Weltwirtschaftskrise hat auch Texas im Griff. Arbeitslosigkeit, Dürre in der Prärie und Missernten haben die Bevölkerung bereits gebeutelt, nun droht auch noch das Land von Sandstürmen davongetragen zu werden. Elsa Martinelli steht vor der Wahl mit ihren Kindern zu flüchten - oder um ihr Land zu kämpfen. Doch es bleibt ihr keine andere Möglichkeit mehr - die Flucht nach Kalifornien birgt zwar neue Gefahren, aber auch Hoffnung.

Mit "Die vier Winde" trifft Kristin Hannah einen Nerv. Das Buch führt das Amerika der 1930er Jahre vor Augen, behandelt Armut, Hunger und Flucht voller Hoffnung auf ein besseres Leben. Man erlebt die Ablehnung den Geflüchteten gegenüber und leidet mit. Die Autorin vermittelt all dies auf sehr bildhafte Art, so daß man direkt dabei ist und alles sehr intensiv miterlebt. Ihre Charaktere wirken sehr echt und lebendig, da sie sehr gut beschrieben werden. Jeder von ihnen hat Besonderheiten, brilliert oder schwächelt, zeigt seine Gefühle. So unterschiedlich sie alle sind, halten sie jedoch zusammen. Und hierin liegt eine Aussagekraft, die auch nach der Lektüre des Buches wirkt. Kristin Hannah schreibt trotz der teils schweren Geschehnisse auf eine besondere Art. Der Schreibstil ist leicht und locker, paßt jedoch trotzdem zum Inhalt. Dies ist schon eine Kunst, die sie perfekt beherrscht.
Wer das besondere, tiefgründige und bewegende Buch sucht, sollte hier zugreifen!

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Veröffentlicht am 11.11.2021

Das Buch macht einfach Spaß

Wir sind schließlich wer
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Anna von Betteray ist eine junge Pastorin. Sie wird als Vertretung für den kranken Pastor in die Gemeinde Alpen am Niederrhein geschickt. Die Bewohner begegnen ihr mit Skepsis, denn sie ist in ihren Augen ...

Anna von Betteray ist eine junge Pastorin. Sie wird als Vertretung für den kranken Pastor in die Gemeinde Alpen am Niederrhein geschickt. Die Bewohner begegnen ihr mit Skepsis, denn sie ist in ihren Augen zu jung, geschieden und auch noch adelig. Das ist einfach zu viel für die Leute. Während Anna versucht, die Gemeinde etwas moderner zu gestalten, geht es in ihrer Familie drunter und drüber. Ihre Schwester Maria erlebt gerade die schlimmste Zeit ihres Lebens, denn ihr Ehemann wurde verhaftet, weil er viel Geld unterschlagen haben soll. Als auch noch Marias Sohn verschwindet, will Anna helfen, aber die Schwestern waren sich noch nie besonders nahe. Durch die dramatischen Ereignisse kommen Familiengeheimnisse ans Licht, die über Jahre verschwiegen wurden. Plötzlich bekommt Anna Hilfe von Menschen, mit denen sie nie gerechnet hat.

Anne Gesthuysen hat in ihrem Buch "Wir sind schließlich wer" die Geschichte einer Familie geschrieben, die mit allen Mitteln die heile Welt erhalten will. Sie erzählt voller Humor von den Menschen, die ganz unterschiedlich versuchen, ihre Probleme unter den Tisch zu kehren. Sie merken dabei nicht, daß sie sich immer mehr voneinander entfernen. Anne Gesthuysen beschreibt manche Situationen so lebhaft, daß man sich sofort darin wiederfindet. So Geschichten wie die Geburtstagsfeier kann man sich eigentlich gar nicht ausdenken, die muß man erlebt haben. In jeder Familie gibt es wohl Tanten und andere Verwandte, die man in diesen Beschreibungen erkennt. Dadurch macht das Lesen so richtig Spaß. Auch die ernsten Momente der Handlung werden mit so zu Herzen gehenden Worten beschrieben, daß man die tiefe Traurigkeit und die Verzweiflung deutlich spürt. Egal ob eine launige Feier oder die Angst einer Mutter: Anne Gesthuysen findet für alles die richtigen Worte. Das Buch steht für den Zusammenhalt in der Familie und für Geschwisterliebe. Übrigens ist das Buch ein schönes Geschenk für einen lieben Verwandten!

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Veröffentlicht am 09.11.2021

Nichts für schwache Nerven

Die Totenärztin: Goldene Rache
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Die junge Gerichtsmedizinerin Fanny Goldmann hat im Jahr 1908 in Wien immer noch Schwierigkeiten, sich in der Männerwelt des gerichtsmedizinischen Institutes durchzusetzen. Doch sie gibt nicht auf. Als ...

Die junge Gerichtsmedizinerin Fanny Goldmann hat im Jahr 1908 in Wien immer noch Schwierigkeiten, sich in der Männerwelt des gerichtsmedizinischen Institutes durchzusetzen. Doch sie gibt nicht auf. Als ein neuer Fall eingeliefert wird, steht sie vor einem Rätsel. Der Tote hat eine Nachricht für sie. Als noch mehr Tote mit unheimlichen Botschaften auftauchen, merkt Fanny, daß sie zwischen die Fronten von zwei machthungrigen und sehr gefährlichen Männern geraten ist. Doch nicht nur Fanny ist in Gefahr. Auch die Menschen, die ihr nahe stehen, werden in die Machenschaften mit hineingezogen. Doch was hat ein Künstler namens Gustav Klimt mit all dem Geschehen zu tun? Für Fanny wird die Lage immer schwieriger, aber sie stellt sich mutig der Gefahr.

Der zweite Fall für "Die Totenärztin" mit dem Titel "Goldene Rache" ist nichts für schwache Mägen. Es krabbelt nur so vor ekligem Getier. Diesmal kommt auch noch eine Portion Grusel dazu. Ich habe diesen Roman an Halloween begonnen zu lesen. Das war Zufall, aber es passte total. Aber auch zu anderen Zeiten kann man noch eine schöne Gänsehaut bekommen. Der schwarze Humor der Gerichtsmediziner ist auch im zweiten Teil wieder da. Es werden makabere Scherze gemacht, die einem (Lach)Tränen in die Augen treiben. Bei allem Spaß, den der Leser mit diesem Buch erlebt, kommt aber auch ein ernstes Thema in den Fokus: Die Schwierigkeiten der Frauen, die am Anfang des 20. Jahrhunders auf eigenen Beinen stehen wollten, waren riesengroß. René Anour schreibt darüber zwar humorvoll, aber trotzdem kommt diese Botschaft beim Leser an und macht wütend. Mit der Serie um "Die Totenärztin" hat René Anour eine tolle Roman-Heldin erschaffen, von der man hoffentlich noch viel hören wird.

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Veröffentlicht am 07.11.2021

Einfühlsame Einblicke in das Leben einer Top-Reiterin

Das Glück der Erde
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Jessica von Bredow-Werndl gehört zu den besten Dressurreitern der Welt. Dies hat sie zusammen mit ihrer Trakehner-Stute Dalera im Jahr 2021 eindrücklich bewiesen. Zusammen wurden sie Deutsche Meister, ...

Jessica von Bredow-Werndl gehört zu den besten Dressurreitern der Welt. Dies hat sie zusammen mit ihrer Trakehner-Stute Dalera im Jahr 2021 eindrücklich bewiesen. Zusammen wurden sie Deutsche Meister, Europameister und Olympiasieger. In ihrem Buch "Das Glück der Erde" gibt Jessica von Bredow-Werndl Einblicke in ihr Leben. Sie schreibt von ihrer Kindheit, in der sie schon immer ein großer Tierfreund war. Die Neugierde an der Reiterei wurde geweckt, als die Großmutter der Familie plötzlich ein Pferd schenkte, was die Mutter ritt. Endgültig geschehen ist es um Jessica und ihren Bruder Benjamin, als ihre Tante das Gut Aubenhausen erwarb. Später übernahmen Jessicas Eltern das Gut und bauten es langsam, aber stetig, zu einem ansehnlichen Gut um, was noch bis heute die Heimat der sympathischen Reiterin darstellt. Sympathisch ist sie auf ganzer Linie. Sowohl ihre Dankbarkeit für das, was sie hat, als auch ihr Umgang mit ihren Pferden und den sie umgebenden Menschen ist bewundernswert. Man merkt ihr an, daß sie nichts als selbstverständlich ansieht und sie z. B. Aubenhausen zu schätzen weiß - denn das heutige Gut ist ihr nicht einfach in den Schoß gefallen, sondern bedeutete harte Aufbauarbeit. Und genauso zielstrebig und an den Möglichkeiten orientiert baut sie ihre Pferde auf, bis sie Championatsreife haben. Ohne Druck, nichts muß - aber alles kann. Hier zeigt sich wahre Größe. Wie sehr sie ihre Pferde liebt, erlebt man hier in ihren Beschreibungen. Jedes Pferd hat sein eigenes Kapitel, wird liebevoll beschrieben und ist nicht einfach nur ein Pferd, sondern ein eigenständiger Charakter, dem sie mit Respekt, Liebe und Fürsorge begegnet. Um ihren Schützlingen den Weg zu ebnen, nimmt sie sich alle Zeit der Welt - und nutzt auch mal außergewöhnliche Pfade. Jessica von Bredow-Werndl beschreibt hier auch ihren Alltag jenseits der großen Turniere. Ihr Leben mit Ehemann und Sohn, das gemeinsame Führen des Gutes mit ihrem Bruder bis hin zu den täglichen Arbeiten im Stall und dem Zusammenhalt der Mitarbeiter von Aubenhausen - hier bekommt man einen wahrhaft guten Einblick in ihr Leben. Sie beschreibt dies alles auf sehr lockere und interessante Art, reichert das Buch mit wunderschönen Farbfotos an und schreibt so, daß auch Pferde- und Dressurlaien alles verstehen und merken, daß Reiten viel anspruchsvoller ist als "sich drauf setzen und tragen lassen". Denn Reiten ist Sport, Vergnügen und Verantwortung für ein lebendes Wesen. Dies verkörpert Jessica von Bredow-Werndl in Perfektion.

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