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Veröffentlicht am 11.11.2022

Diese Lektüre ist eine große Freude

Kleine Freuden
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Beschreibung

1957, London. Jean Swinney arbeitet als Redakteurin bei einer Tageszeitung und lebt als alleinstehende Frau mit ihren fast vierzig Jahren in bescheidenen Verhältnissen mit ihrer eigenwilligen ...

Beschreibung

1957, London. Jean Swinney arbeitet als Redakteurin bei einer Tageszeitung und lebt als alleinstehende Frau mit ihren fast vierzig Jahren in bescheidenen Verhältnissen mit ihrer eigenwilligen Mutter zusammen. Als einzige Frau in der Redaktion fällt es Jean zu, die hauswirtschaftlichen Themen abzudecken.

Eines Tages meldet sich auf einen wissenschaftlichen Artikel eine Frau bei der Zeitung, die behauptet, ihre Tochter als Jungfrau empfangen zu haben. Das könnte eine große Story werden und so wird Jean mit der Recherche beauftragt, wobei sie Gretchen Tilbury, ihrer Tochter Margaret und ihrem Ehemann Howard näher kommt, was ihre berufliche Sachlichkeit gefährdet. Doch sollte man das Glück nicht festhalten, wenn es einem begegnet?

Meine Meinung

Clare Chambers Roman »Kleine Freuden« ist ein Überraschungserfolg und verdient in jedem Fall Aufmerksamkeit, denn die Autorin erzählt in einer antiquierten Sprache eine aufwühlende und dennoch in sich ruhende Geschichte über das Leben einer alleinstehenden Frau in den 50er Jahren.

Jean Swinney, die Hauptakteurin des Romans, in deren Perspektive man als Leser*in schlüpft, wurde mit viel Feingefühl modelliert, sodass ich mich ohne Probleme in ihre berufliche wie auch private Situation hineindenken konnte. Außerdem finde ich es immer wieder erschreckend, wie anders das Leben für eine berufstätige Singlefrau vor gerade einmal siebzig Jahren noch war und es als üblich galt, dass die Frau vor den Herd und zu den Kindern gehört. Für alleinstehende Frauen in der Blüte ihres Lebens bleiben kaum Lebensentwürfe und so findet sich auch Jean in einem tristen, sich immer wiederholenden Alltag zwischen Arbeit und Betüdelung ihrer Mutter wieder.

Ein stimmiges Setting, ansprechende Charaktere und der fesselnde Erzählstil von Clare Chambers haben mich durch die Handlung getragen, welche von einem historischen Ereignis inspiriert, ansonsten aber vollkommen fiktiven Ursprungs ist.

Die mitreißenden Recherchearbeiten der Hauptprotagonistin zu Gretchen Tilburys unglaublicher Behauptung über die unbefleckte Empfängnis ihrer Tochter ziehen einen völlig in den Bann. Vor allen Dingen, als sich Jean mit der Familie anfreundet und seit langer Zeit eine Ahnung von unerwarteter Freude erfährt. Natürlich greift Jean nach der Hoffnung auf ein bisschen Glück, auch wenn sie damit gegen ihre Arbeitsmoral und das eigene Gewissen stößt. Zu gerne hätte ich an manchen Stellen einen Perspektivwechsel zu den Tilburys gehabt, das hätte dem Ganzen noch eine größere Dynamik verliehen.

»Kleine Freuden« ist trotz der mitreißenden Story ein eher ruhiger Roman, der in erster Linie durch die Betrachtung von Jeans Innenleben reizvoll wird. Durch die subtile Spannung um das Ergebnis der ärztlichen Untersuchungen von Gretchen Tilbury und ihrer zum Verwechseln ähnlichen Tochter Margaret und die Nachforschungen in der Vergangenheit Gretchens möchten die Mysterien dieses Falls unbedingt ans Licht gebracht werden. Nicht zuletzt sind die emotionalen Verstrickungen von Jean die Würze in diesem gelungenen Werk, welches durch ein überraschend dramatisches Finale den Atem raubt.

Fazit

Große Freude bereitet diese Lektüre, denn Clare Chambers beeindruckt mit einer feinfühlig erzählten Story über Jungfrauengeburt und der späten Liebe einer Journalistin im London der 1950er Jahre.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 28.10.2021

Veröffentlicht am 11.11.2022

Eine berührend-bissige Geschichte über das Älter werden

Barbara stirbt nicht
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Beschreibung

Seit über fünfzig Jahren ist Walter Schmidt, ein Herr der althergebrachten Schule, mit Barbara verheiratet. Eines schönen Morgens kann Barbara jedoch nicht mehr ihren Aufgaben im Haushalt ...

Beschreibung

Seit über fünfzig Jahren ist Walter Schmidt, ein Herr der althergebrachten Schule, mit Barbara verheiratet. Eines schönen Morgens kann Barbara jedoch nicht mehr ihren Aufgaben im Haushalt nachkommen. Herr Schmidt ist zum ersten Mal in seinem Leben im Haushalt auf sich alleine gestellt und muss sich um die kleinen Dinge des Lebens kümmern.

Die Schwierigkeiten beginnen bereits beim Kaffee kochen und nehmen mit der Organisation des Einkaufs bis hin zum Wäschewaschen und Saubermachen ihren Lauf. Bei alldem sorgt sich Herr Schmidt zum ersten Mal um seine Ehefrau und ist der Meinung, wenn sie nur wieder genug isst, kommt sie schon wieder auf die Beine, und so versucht er sich mithilfe seines Sohns über die Facebook-Seite eines Fernsehkochs das Kochen beizubringen. Im ungewohnten Austausch mit Anderen findet er Beistand und die Traumfassade gerät ins Wanken…

Meine Meinung

Zugegeben ist »Barbara stirbt nicht« mein erster Roman der erfolgreichen Autorin Alina Bronsky, und damit hat sie meinen Lesenerv sogleich absolut getroffen.

Mit Finesse und einem fesselnd klaren Erzählstil zeichnet Alina Bronsky eine Geschichte mitten aus dem Leben nach und das mit so viel Gefühl und Biss, dass man einfach nicht aufhören kann, Seite um Seite zu verschlingen.

Im Mittelpunkt steht der Rentner Herr Schmidt, welcher seit zweiundfünfzig Jahren mit seiner Barbara verheiratet ist und weder Kaffee kochen noch zu anderweitigen Arbeiten im Haushalt fähig ist. Warum auch? Bis jetzt hat Barbara das alles übernommen, doch als sie eines Morgens nicht mehr wie gewohnt funktioniert ändert sich für Herrn Schmidt einfach alles.

Kaffee machen und Kartoffeln kochen sind nur die leichtesten der Aufgaben, denen sich Herr Schmidt in seiner Unbeholfenheit nun stellen muss. Schritt für Schritt begleitet man den Rentner dabei, wie er sich den Auswirkungen seines Lebens nach alter Schule stellt, denn er gehört einer Generation an, bei der der Mann das Oberhaupt der Familie und die Frau für alle Tätigkeiten im Haushalt und der Kindererziehung zuständig ist.

Absolut begeistert hat mich, wie authentisch Alina Bronsky den raubeinigen und stoffeligen Charakter von Herrn Schmidt geformt und mit Leben erfüllt hat. Zudem beweist die Autorin mit ihrer dargebrachten Szenerie ein Händchen für bewegende und anrührende Dinge, die das Leben ausmacht und lässt dabei unweigerlich den Humor der Situationskomik spielen, wenn sich z. B. Herr Schmidt bei der Bäckereiverkäuferin danach erkundigt, wie man denn einen Rührkuchen hinbekommt.

Hinter den lustigen Anekdoten steckt jedoch eine traurige Ursache, denn tief in sich ahnt Herr Schmidt, dass es um die Gesundheit seiner Barbara nicht gut bestellt ist. Mit einem fast manischen Eifer versucht Herr Schmidt die Jahre seiner Ehe aufzuarbeiten und dabei wird ihm so einiges bewusst – vor allen Dingen aber, was er an seiner Frau überhaupt hat – und ein lange unterdrücktes Familiengeheimnis bahnt sich zurück an die Oberfläche.

»Barbara stirbt nicht« ist ein Roman, bei dem Lachen und Traurigkeit nahe beieinander liegen und durch Alina Bronskys Erzähltalent unheimlich berührt. Das Ende der Geschichte hat mich jedoch kalt erwischt, denn hier lässt die Autorin alles offen und zurückbleiben unzählige Möglichkeiten über das abschließende Schicksal von Herrn Schmidt, den man tatsächlich über die Zeit sehr liebgewonnen hat.

Fazit

Eine berührend-bissige Geschichte über das Älter werden, die durch das Wunder eines Neuanfangs zu begeistern weiß und einer gewissen Komik nicht entbehrt.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 25.10.2021

Veröffentlicht am 11.11.2022

Ein intensiver Coming-of-Age-Roman

Off the Record. Unsere Worte sind unsere Macht
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Beschreibung

Die siebzehnjährige Josie liebt nichts mehr als das Schreiben und verfolgt zielstrebig ihren Traum Journalistin zu werden, davon lässt sie sich auch nicht von ihren Angststörungen und ihrem ...

Beschreibung

Die siebzehnjährige Josie liebt nichts mehr als das Schreiben und verfolgt zielstrebig ihren Traum Journalistin zu werden, davon lässt sie sich auch nicht von ihren Angststörungen und ihrem ständig drehenden inneren Sorgenkarussell abbringen. Als sie den Schreibwettbewerb bei ihrem Lieblingsmagazin gewinnt, darf sie eine Film-Pressetour durch die USA begleiten und die Titelstory, ein Porträt des Newcomer-Hauptdarstellers, schreiben.

Josie erfährt bei ihren Recherchen jedoch, dass ein berühmter Regisseur seine machtvolle Position im Filmgeschäft für sexuelle Belästigung ausnutzt und sie wird darum gebeten, ihr Talent einzusetzen, um den Opfern Gehör zu verschaffen. So wird die Traumreise zu einer der größten Herausforderungen in Josies beginnender Karriere und sie muss entscheiden, ob sie den Mut findet, das Schweigen zu brechen…

Meine Meinung

Coming-of-Age-Romane gibt es wie Sand am Meer, eine ganz besondere Perle liefert hier Camryn Garrett mit ihrem Jugendroman »Off the Record«, welcher mit Diversität, einer vielschichtigen Protagonistin und einem absolut spannenden Plot über Journalismus und die Macht der Worte punkten kann.

Die siebzehnjährige Josie nimmt die Hauptrolle in diesem Roman ein und erzählt aus der Ich-Perspektive ihre mitreißende Geschichte. Bei Josie handelt es sich um eine Person of Colour, die an Angststörungen leidet und sich mittlerweile mit ihrem Körper, der nicht in die Norm des Schönheitsideals passen will, angefreundet hat. Dieser authentische Charakter bildet das Herzstück des Romans und durch die persönlichen Schilderungen fühlt man Josies Ängsten und Sorgen auf den Grund und fiebert gemeinsam mit ihr mit, als sie auf eine brisante Story stößt.

Camryn Garrett macht es einem mit ihrem angenehmen Erzählstil leicht in die Handlung einzusteigen und hat eine ausgewogene Mischung aus Coming-of-Age, Spannung und Romanze kreiert. Es macht einfach großen Spaß Josie auf ihrem Weg zum Traumjob im Journalismus zu folgen und teilweise kam ich gar nicht mehr aus dem Staunen raus, mit wie viel Mut sie sich den Herausforderungen ihres Lebens stellt. Damit ist Josie ein tolles Vorbild, auch wenn sie von Fehlern nicht gefeit ist.

Neben der unheimlich starken Hauptprotagonistin Josie und der schockierenden Enthüllungsgeschichte wirken die restlichen Figuren leider etwas blass und an ein paar Stellen macht die Geschichte einen konstruierten Eindruck. Bei einem insgesamt beeindruckenden Gesamtpaket, dass mich absolut fesseln konnte, fällt diese minimale Kritik kaum ins Gewicht. Viel mehr wiegt nämlich die bunte Darstellung unserer Gesellschaft, indem Camryn Garrett ihre Figuren mit unterschiedlicher Sexualität und Herkunft ausstattet und psychische Erkrankungen sowie Fatshaming/Fatpositivity mit einer erfrischenden Leichtigkeit einfließen lässt.

Zum Thema Vielfalt gehört hier auch, dass Josies Interviewpartner Marius französische Eltern hat, die auch eine kurze Szene in der Geschichte erhalten. Daher finden auch ein paar Sätze in französischer Sprache in die Geschichte Eingang, bei denen ich es gut gefunden hätte, wenn dazu die deutsche Übersetzung in die Fußnote gepackt worden wäre.

»Off the Record« liest sich durch die Enthüllungsstory über die sexuellen Belästigungen eines berühmten Regisseurs bei seinen Dreharbeiten unheimlich spannend, sodass ich das Buch kaum zur Seite legen konnte. Gerne wäre ich hier noch viel tiefer in das Thema eingetaucht, aber für ein Jugendbuch hat die Geschichte genau die richtige Tiefe. Außerdem kommt die Botschaft, wie wichtig es sein kann, das Schweigen zu brechen, hervorragend rüber.

Fazit

Ein intensiver Coming-of-Age-Roman mit Wucht erzählt und Spannung durch Enthüllungsjournalismus bis zur letzten Seite garantiert.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 14.10.2021

Veröffentlicht am 12.11.2021

Ein intelligent erzählter Roman über eine Mittfünfzigerin, deren Leben auf einmal Kopf steht.

Alles wird gut
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Beschreibung

Die Mittfünfzigerin Elin steckt in einer Lebenskrise, nachdem die Kinder alle erwachsen und aus dem Haus sind, ihr Ehemann Aksel seine Freizeit mit seinem Hobby, dem Skilanglauf, verbringt ...

Beschreibung

Die Mittfünfzigerin Elin steckt in einer Lebenskrise, nachdem die Kinder alle erwachsen und aus dem Haus sind, ihr Ehemann Aksel seine Freizeit mit seinem Hobby, dem Skilanglauf, verbringt und ihr nach zwanzig Jahren Arbeit als Allgemeinärztin, jeglicher Optimismus ihrer Berufung flöten gegangen ist. Ihre Resignation gegenüber dem Leben betäubt Elin mit Wein und Serien, bis sie mit ihrem ehemaligen Freund Bjørn wieder in Kontakt kommt…

Meine Meinung

Nina Lykke, von der norwegischen Zeitung ›Aftenposten‹ als ›moderne Jane Austen‹ betitelt, war mir bisher kein Begriff und bei dieser Bewerbung musste ich einfach zugreifen. Tatsächlich hat es sich für mich gelohnt, denn ich mochte sofort Lykkes Erzählstil, der zwar nicht ganz an die Poesie einer Jane Austen heranreicht, aber dennoch mit auf die Spitze getriebener Ironie zu überzeugen weiß.

Die gekonnte Beobachtungsgabe der Schriftstellerin zeigt sich in dem von ihr gezeichneten übersättigten Gesellschaftsbild. Denn heutzutage haben viele Bevölkerungsschichten einfach alles. So geht es auch Elin, die Mitte fünfzig auf ein scheinbares Bilderbuchleben zurückblicken kann. Nun in dieser neuen Lebensphase, die neue Freiheiten mit sich bringt, zeigt sich jedoch, dass sie sich seit jeher in sozialen Konventionen gefangen fühlte und sie ihr Leben so nicht glücklich macht.

Die Geschichte beginnt eigentlich am Ende. Elin lebt verbotenerweise in ihrer Praxis, da sie nach der Trennung von ihrem Mann Aksel ihr Leben neu ordnen muss. In Rückblicken, die die gegenwärtige Situation durchbrechen, wird nach und nach offen gelegt, wie es zum Ehebruch kam. Dabei wird vor allen Dinge ausführlich der Charakter von Elin studiert und aufgezeigt, was in ihr vorgeht. Die anderen Charaktere bleiben leider nur blasse Abziehbildchen und werden sehr oberflächlich abgehandelt.

Restlos verzehrt vom Arbeitsalltag als Allgemeinmedizinerin und dem Desinteresse ihres Ehemannes Aksel, klingt die resignierte und zynische Seite von Elin an, was sich in der spitzen Zunge ihrer Lebensbetrachtung zeigt. Auch, wenn die Schwarzseherei manchen bestimmt aufs Gemüt schlagen kann, muss ich sagen, dass ich persönlich ihre schonungslose Spöttereien und Misanthropie äußerst unterhaltsam fand.

Mein persönliches Highlight sind die Selbstgespräche zwischen Elin und ihrem Plastik-Skelett Tore. Denn Tore drückt die Finger genau in die offene Wunde und ist so etwas wie das Teufelchen, das auf ihrer Schulter sitzt und man auch Gewissen nennen könnte. In den einsamen Tagen der Isolation in ihrer Praxis lässt Elin nämlich fast kein gutes Haar an sich selbst und man fragt sich unweigerlich, ob gemäß ihrer regelmäßigen Beteuerungen wirklich alles gut wird.

Fazit

Ein intelligent erzählter Roman über eine Mittfünfzigerin, deren Leben auf einmal Kopf steht. Nina Lykke besticht in »Alles wird gut« mit einer Momentaufnahme aus einem mittelständischen Frauenleben, dass mit einer ordentlichen Portion Zynismus punkten kann und dabei erfrischend unterhaltsam ist.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 09.09.2021

Veröffentlicht am 12.11.2021

Nach kurzer Ladehemmung verblüfft Denis Pfabe mit einem absolut coolen Ganovenstück.

Simonelli
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Beschreibung

Der Requisiteur Jonathan Simonelli erhält den Auftrag für einen Filmdreh nach England zu reisen, um den Anker der Titanic nachzubauen. Doch eigentlich verfolgt er mit dieser Reise auch seine ...

Beschreibung

Der Requisiteur Jonathan Simonelli erhält den Auftrag für einen Filmdreh nach England zu reisen, um den Anker der Titanic nachzubauen. Doch eigentlich verfolgt er mit dieser Reise auch seine eigenen Pläne, denn das Schicksal hat ihm eine alte japanische Pistole in die Hände gespielt, in deren Griff ein Pin-Up-Foto eingearbeitet ist. Simonelli weiß nichts Genaueres über die Waffe, doch er bekommt viel Geld geboten und will nach dem Deal seinem Leben endlich den gewünschten Lauf verpassen und seine Tochter zurückgewinnen. Jedoch hat Simonelli keine Ahnung auf welch gefährliches Spiel er sich da eingelassen hat…

Meine Meinung

Ich hatte mal wieder Lust auf einen irrwitzigen Roman, der zu überraschen weiß und spannend zu lesen ist, sodass ich zu »Simonelli« von Denis Pfabe gegriffen habe.

Ehrlich gesagt wusste ich zuvor nicht worauf ich mich da eingelassen habe, aber die Beschreibung klang einfach nach einem surrealen Ganovenstück mit Charme und ich wollte sofort mehr über die Pistole mit dem sogenannten »Sweetheart-Grip«, einem Griff, in dem von Soldaten ein Foto von einer Frau/Geliebten eingearbeitet haben, erfahren.

Titelgebender Held der Geschichte ist der Requisitenbauer Jonathan Simonelli, der ein Auge für Details besitzt und einst für erfolgreiche Produktionen in Film und Fernsehen tätig war. Doch seine besten Zeiten sind mit über vierzig vorbei, die digitalisierte Welt hat den Handwerker eingeholt und aufs Abstellgleis verfrachtet.

Als ihm eine Waffe mit einem solch verzierten Griff in die Hände fällt und er ein lukratives Angebot dafür erhält, sieht er seine Chance gekommen, sein Leben endlich wieder in den Griff zu bekommen und mit seiner Tochter Kontakt aufzunehmen.

In England, wo Simonelli eine Attrappe des Ankers der Titanic für einen Film anfertigen soll, wird der Verkauf der Waffe vonstattengehen. Schnell wird klar, dass mehrere Parteien hinter der geschichtsträchtigen Pistole her sind. Wie gefährlich seine Situation ist, bemerkt er als ihm klar wird, dass die kriminelle japanische Organisation ›Yakuza‹ ihre Hände im Spiel hat.

Trotz des brisanten Plot-Cocktails hatte ich das Gefühl, dass die Geschichte etwas zu gemächlich in Gang kommt und das, obwohl der Roman keine dreihundert Seiten umfasst. Denis Pfabes Erzählstil hält einen jedoch bei Stange, denn jeden Moment hat man das Gefühl, dass der Knoten platzt und man weggefegt wird. Tatsächlich sollte ich recht behalten und die fein konstruierte Geschichte beginnt im Verlauf des zweiten Drittels ihre ganze Pracht zu entfalten.

Fazit

Nach kurzer Ladehemmung verblüfft Denis Pfabe mit einem absolut coolen Ganovenstück.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 04.09.2021