Profilbild von RedSydney

RedSydney

Lesejury Star
offline

RedSydney ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit RedSydney über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.06.2023

Spannender Thriller mit übersteigertem Ende

Die sieben Farben des Blutes
0

Nach einigen Jugendromanen und viel Fantasy hatte ich mal wieder Lust auf einen richtigen Thriller. Der Klappentext zu diesem Buch hat mich sofort angesprochen und meine Erwartungen wurden beinahe auch ...

Nach einigen Jugendromanen und viel Fantasy hatte ich mal wieder Lust auf einen richtigen Thriller. Der Klappentext zu diesem Buch hat mich sofort angesprochen und meine Erwartungen wurden beinahe auch alle erfüllt.
Die Figuren konnten mich zum größten Teil überzeugen. Gerade die Hauptpersonen rund um Helena Faber, wie ihre Kinder und ihr Ex-Mann sowie Faber selbst, sind wirklich gut in den vielen kleinen Zwischenszenen ausgearbeitet. Man kann sich wunderbar in die Charaktere hineinversetzen, gerade wenn es um familiäre Belange geht. Ganz besonders hat mir da der psychologische Kniff rund um Helena Faber gefallen, wie sie langsam an der Jagd nach dem Mörder zu verzweifeln droht. Mehr will ich an der Stelle nicht verraten, aber bis zu einem gewissen Punkt wird dies super und nachvollziehbar gezeigt.
Das übrige Personal wirkt dagegen etwas blass, was mich allerdings nicht so sonderlich gestört hat, da das vermutlich komplett den Rahmen gesprengt hätte. Nur bei Dionysos hätte ich mir etwas mehr Profil gewünscht.


Der Schreibstil hat etwas Distanziertes, Kühles an sich, was jedoch toll zu der Geschichte passt. Denn dadurch wird eine ganz eigene Art von Spannung und Atmosphäre erzeugt, die die dargestellte Brutalität erträglich macht und einem die Morde sehr nahe bringt. Man kann sich alles sehr bildlich vorstellen, ohne emotional so sehr mitgenommen zu werden, dass man nicht weiterlesen würde.
Zusätzlich nutzt der Autor die Story, um das Problemthema Emanzipation auf seine Weise näher zu beleuchten und Fragen aufzuwerfen, über die man(n) und frau vielleicht einmal nachdenken sollten.
Leider haben mir die letzten ungefähr hundert Seiten gar nicht gefallen. Ich will hier nicht spoilern, aber Uwe Wilhelm verliert sich hier in einer Wendung, die dem Ganzen komplett die Spannung und den Thrill nimmt. Es passt einfach nicht recht zum Rest des Buches, gerade weil die Heldin nicht mehr so souverän agiert wie vorher. Mehr will ich dazu nicht verraten, aber wenn ihr es lest, werdet ihr wissen, was ich meine.


Fazit

Die sieben Farben des Blutes von Uwe Wilhelm ist alles in allem ein in weitesten Teilen sehr spannender Thriller. Mit zum größten Teil glaubhaften und sehr gut ausgearbeiteten Figuren, einem schonungslosen, aber distanzierten Schreibstil und interessanten Aspekten zum Thema Emanzipation konnte der Roman bei mir punkten.
Allerdings wurden nicht alle Fragen geklärt und besonders der unnötig ausgeweitete Schluss hat mich ziemlich gestört, da er massiv die Spannung aus der Geschichte herausnimmt.
Wer plausible Charaktere zu schätzen weiß, deren psychologischer Werdegang dem Leser wichtiger ist als die Jagd nach dem Mörder, und wer sich von blutigen Geschichten nicht abschrecken lässt, für den ist dieses Buch bestens geeignet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.06.2023

Würdet ihr gerne mit Toten sprechen können?

Die Bibliothek von Edinburgh
0

Wie bereits angekündigt habe ich den ersten Band der Edinburgh Nights beendet und möchte euch meine Meinung dazu natürlich nicht vorenthalten.

Das Buch wird als eine Mischung aus "The Sixth Sense" und ...

Wie bereits angekündigt habe ich den ersten Band der Edinburgh Nights beendet und möchte euch meine Meinung dazu natürlich nicht vorenthalten.

Das Buch wird als eine Mischung aus "The Sixth Sense" und "Stranger Things" angepriesen, was ich nur bedingt nachvollziehen kann. Eigentlich hat es mit dem ersten nur die "Ich sehe tote Menschen"-Thematik und mit dem zweiten nur den "Es ist ein Kind verschwunden"-Plot gemeinsam. Vom Feeling und der Atmosphäre her ist es ganz anders.

Zuerst einmal fällt einem der rotzige Schreibstil auf, der aber wunderbar zur Hauptfigur Ropa passt. Sie ist eine mutige, sehr verantwortungsbewusste Jugendliche, die selten ein Blatt vor den Mund nimmt. Ich mochte sie sehr und sie hat auch die nötige Tiefe, um die Geschichte zu tragen. Auch die übrigen Charaktere sind selten flach (mit wenigen Ausnahmen), dafür aber manchmal ziemlich skurril gestaltet. Sie alle waren auf ihre Art toll, selbst wenn ich bei manchen gerne mehr über ihre Motive erfahren hätte.

Die Story an sich hat etliche originelle Einfälle zu bieten. Da wäre zum einen die Bibliothek der Toten, die allein schon ein ganzes Buch wert wäre, aber viel zu selten für meinen Geschmack vorkommt. Und zum anderen erwarten einen einige unerwartete Wendungen und Nebenschauplätze, die die Geschichte interessant machen.

Umso mehr hat es mich geärgert, dass kaum etwas über die Hintergründe erzählt wird. Man erfährt nicht viel über die Welt, die entweder in der Zukunft oder einer alternativen Realität spielt. Und das ist streckenweise verdammt verwirrend. Vor allem da Ropa über die Magietheorie sehr viel mehr preisgibt als über die Ereignisse, die zu dem veränderten Edinburgh geführt haben. Es werden nur ein paar Dinge angedeutet, viel zu wenig, um sich ein richtiges Bild zu machen.

Außerdem gab es so zwischendurch so manche Länge, in der der rote Faden schon fast verloren ging. Da hätte ich lieber mehr Infos über die Bibliothek bekommen,was hoffentlich im zweiten Band nachgeholt wird.

Ich werde "Das Hospital von Edinburgh" auf jeden Fall lesen, aber wenn es mich nicht mehr abholt als Band 1, könnt ihr euch bald auf ein weiteres Gewinnspiel freuen 😁

Insgesamt gebe ich dem Buch 3,5 von 5 Schals.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.06.2023

Gute Unterhaltung

Die Buchhändlerin von Paris
0

Heute stelle ich euch mal wieder etwas ganz anderes vor, nämlich einen historischen Roman aus den goldenen Zwanzigern. "Die Buchhändlerin von Paris" von Kerri Maher schildert die Entstehungsgeschichte ...

Heute stelle ich euch mal wieder etwas ganz anderes vor, nämlich einen historischen Roman aus den goldenen Zwanzigern. "Die Buchhändlerin von Paris" von Kerri Maher schildert die Entstehungsgeschichte von James Joyce' Ulysses aus der Sicht der Verlegerin und Buchhändlerin Sylvia Beach.

Natürlich kenne ich den Roman Ulysses und wusste schon, dass er anfangs in den USA verboten war. Aber die genauen Umstände kannte ich bisher nicht. Allein deswegen war der Roman sehr interessant zu lesen, gerade aus der Sicht der Frau, die alles ermöglicht hat.

Und das ist auch das Positive an der Geschichte: Hier werden willensstarke und mutige Frauenfiguren präsentiert, die dennoch mit ihren Zweifeln und Ängsten zu kämpfen haben, allen voran Sylvia. Die Autorin schildert den Werdegang des Buches in all seiner schmerzlichen Ausführlichkeit, wieviel Mühen, Tränen und vor allem Geld es gekostet hat und wie viel Frustration und Enttäuschung die Hauptperson erleben musste.

Und trotzdem fühlt man viel zu selten mit ihr mit. Gerade bei den wirklich emotionalen Moment kam zu wenig Gefühl bei mir an, zu sehr ähnelt die Schreibweise einem kühlen Bericht. Außerdem wirken besonders die interessanten Nebenfiguren wie Hemmingway und Ezra Pound zu leblos und wie Randnotizen, obwohl sie die Geschichte vermutlich viel mehr belebt hätten, hätte man ihnen mehr Tiefe verliehen.

Alles in allem sind besonders die historische Atmosphäre und die mutige Hauptfigur die größten Pluspunkte des Romans. Aber ein bisschen weniger nüchterne Schilderung und etwas mehr emotionale Spannung hätte dem Buch wirklich gut getan.

Insgesamt gebe ich der Story 3,5 von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.05.2023

Gemischte Gefühle

Dreamcatchers
0

Ich muss ganz ehrlich sagen, dieser Roman hat mich mit gemischten Gefühlen zurückgelassen. Es gab einige Punkte, die mir sehr gut gefallen haben, aber auch andere, die mich gestört haben. Aber der Reihe ...

Ich muss ganz ehrlich sagen, dieser Roman hat mich mit gemischten Gefühlen zurückgelassen. Es gab einige Punkte, die mir sehr gut gefallen haben, aber auch andere, die mich gestört haben. Aber der Reihe nach.

Was der Autor wirklich sehr gut drauf hat: Tiefgründige Charaktere zu schaffen. Und davon gibt's einige in der Geschichte, was das Ganze noch schwieriger macht. Deswegen gefiel es mir richtig gut, dass jede Person so zur Geltung kam, dass man sich perfekt in die hineinversetzen konnte. Zwar sind ein paar von ihnen absolut nicht sympathisch, aber gerade das ist für mich ein weiterer Pluspunkt. Man muss sie ja nicht mögen, um ihre Handlungen nachvollziehen zu können.

Auch die Geschichte an sich war interessant zu lesen, besonders wie die einzelnen Handlungsstränge schließlich ineinander greifen. Zwar war mir ab einem bestimmten Zeitpunkt klar, wie alles zusammenhängt, aber ich fand es trotzdem toll zu lesen, wie die einzelnen Parteien aufeinander treffen.

Was mich allerdings gestört hat, war der Genremix bzw. wie er sich zusammensetzt. Am Anfang wirkt der Roman wie ein sozial- und gesellschaftskritischer Thriller, was atmosphärisch auch sehr gut umgesetzt ist. Doch dann kommt ein Element mit rein, das meiner Meinung nach viel zu wenig Raum bekommt. Es wird ganz langsam eingeführt, was ich noch okay fand, dann aber wirkt es den Rest der Geschichte wie Beiwerk. Daraus hätte man wirklich mehr machen können. Genauer kann ich das leider nicht erklären, sonst würde ich spoilern.

Auch das Ende wirkt irgendwie zurechtgebogen. Im Verlauf der Geschichte werden bestimmte Figurenkonstellationen beschrieben, die dann am Schluss komplett aufgehoben und völlig neu zusammengewürfelt werden. Ich hab nichts dagegen, wenn bestimmte Pairings kein Happy End bekommen. So, wie es der Autor allerdings handhabt, wirkt es wenig glaubhaft und zu aufgesetzt für meinen Geschmack. Auch hier kann ich nicht viel mehr sagen, ohne zu spoilern.

Insgesamt ist es kein schlechtes Buch, vor allem was die Figuren und die gut platzierte Sozialkritik angeht. Für mich hat es 3,5 von 5 Sonnenblumen verdient.

An dieser Stelle vielen lieben Dank an Chris Bennett für das Rezensionsexemplar!!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.12.2021

Kurzweilig, aber nicht herausragend

Four Dead Queens
0

Am Anfang kam ich verdammt schwer in die Geschichte rein. Man wird mitten reingeworfen in diese Welt, eine Mischung aus Fantasy, Dystopie und Science Fiction, und muss sich erstmal zurechtfinden. Auch ...

Am Anfang kam ich verdammt schwer in die Geschichte rein. Man wird mitten reingeworfen in diese Welt, eine Mischung aus Fantasy, Dystopie und Science Fiction, und muss sich erstmal zurechtfinden. Auch der Wechsel zwischen der Perspektiven der Königinnen und der weiblichen Hauptfigur Keralie sorgte bei mir zuerst für leichte Verwirrung.

Doch ab einem gewissen Punkt, nachdem man erkennt, wohin die Story in etwa gehen wird, fiel es mir leichter durchzusteigen und ich wurde regelrecht von der Handlung mitgerissen. Der flüssige Schreibstil und die vielen, teils unerwarteten Wendungen haben mir sehr gut gefallen, obwohl das eigentliche Ende dann doch etwas vorhersehbar war.

Die Charaktere mochte ich sehr gerne, allen voran Keralie mit ihrem inneren Konflikt, hin- und hergerissen zwischen ihrer Familie und ihrem Leben. Auch Varin war sehr interessant als eigentlich empathieloser Eonist, der allmählich seine Gefühle entdeckt und zulässt. Dagegen wirken leider die Bösen der Geschichte etwas eindimensional, was vermutlich auch daran liegt, dass man kaum beziehungsweise erst spät von ihrer Vorgeschichte erfährt.

Alles in allem war das Buch sehr unterhaltsam und kurzweilig, wenn man sich erst eingelesen hat. Aber ich werde es wohl nicht noch mal lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere