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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.01.2022

Kein Krimi sondern Drama

Was wir verschweigen
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Generell ist das immer so ein zweischneidiges Schwert, wenn man schon zu Beginn eines Krimis den Mörder kennt. Da Mitraten unmöglich ist, wird es für den Autor schwer, Spannung aufzubauen und zu halten.
Auch ...

Generell ist das immer so ein zweischneidiges Schwert, wenn man schon zu Beginn eines Krimis den Mörder kennt. Da Mitraten unmöglich ist, wird es für den Autor schwer, Spannung aufzubauen und zu halten.
Auch hier beginnt das Buch mit einem Mord, der zuerst völlig unmotiviert und rein dem Alkoholrausch zuzuschreiben ist. Erst später wird klar, dass der Tatververdächtige Antti der beste Freund aus Kindertagen des ermittelnden Beamten Juri und das Opfer der hinterhältigste und brutalste Junge aus der gemeinsamen Grundschulklasse ist.
Während Juri alles daran setzt, seinen Jugendfreund zu schützen, und sich dabei über alle ethischen Grenzen hinweg setzt, wird in einem zweiten Erzählstrang die hässliche Geschichte der drei aus Kindheitstagen erzählt. In meinen Augen ist dies der weitaus spannendste Teil des Buches.
Ich persönlich finde, "Was wir verschweigen" ist gar kein Krimi, sondern ein Roman, ein Drama. Der Leser erhält tiefe Einblicke in verstörende Kindheitsszenarien mit brutalen Vätern und einem verrohten Jungen. Die Hauptfigur ist natürlich Juri, der tief in einer unglücklichen Ehe feststeckt, doch sowohl privat als auch dienstlich die falschen Entscheidungen trifft, ohne dass man eine Spur von Mitleid empfindet. Für mich ist das sowieso das Hauptproblem mit diesem Buch: Es ist absolut frei von Sympathieträgern, dagegen aber voll von unrealistischen Begebenheiten. Selbst im tiefsten, dunkelsten Finnland wird ein Polizist nicht so ungehindert in die Ermittlungsarbeit eingreifen können, ohne dass es auffällt beziehungsweise, dass es Konsequenzen hat.
Weil aber die psychologische Komponente so gut herausgearbeitet ist und der Roman auch sprachlich überzeugt, vergebe ich knappe 4 Lesepunkte.
  

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Veröffentlicht am 27.12.2021

Thriller mit viel Sex

Tränennacht
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Die Radiomoderatorin Daisy Dawson kann sich um Haaresbreite aus den Händen eines Serienkillers befreien. Sie kann ihm sogar ein Medaillon vom Hals reißen, das auf die Sekte "Church of Second Eden" hinweist. ...

Die Radiomoderatorin Daisy Dawson kann sich um Haaresbreite aus den Händen eines Serienkillers befreien. Sie kann ihm sogar ein Medaillon vom Hals reißen, das auf die Sekte "Church of Second Eden" hinweist. Zu Daisys Schutz wird der FBIler Gideon Reynolds abgestellt, der eine schlimme Kindheit in eben dieser Sekte verbringen musste. Schon lange versucht er, die Hintermänner aufzustöbern.
Dieser Thriller ist sehr vielschichtig, weil er verschiedene Handlungsebenen aufweist. 
- Zum einen geht es um Daisy und ihre aufkeimende Liebe zu Gideon.
- Es wird viel von Gideons Vergangenheit in der Sekte erzählt.
- Und dann erhält der Leser Einblicke in die verquere Gedankenwelt des Killers.
Karen Rose weiß wirklich mitreißend zu erzählen und treffsicher den spannendsten Moment für einen Szenenwechsel zu erwischen. 
Mich persönlich hat gestört, dass die Erotik zwischen Daisy und Gideon so überbetont wird. Gerade als Hörbuch ist mir das 
too much. Alles andere dagegen ist für mich üppige, gänsehautmachende Erzählkunst, die ich gerne verschlungen habe.

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Veröffentlicht am 14.12.2021

Entführt

Herzschlag der Angst
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Dies ist mein dritter Krimi von Wendy Walker und in meinen Augen reicht er nicht an "Kalte Seele, dunkles Herz" heran, denn der Plot erinnert mich an andere Bücher, die ähnlich gestrickt waren (ACHTUNG ...

Dies ist mein dritter Krimi von Wendy Walker und in meinen Augen reicht er nicht an "Kalte Seele, dunkles Herz" heran, denn der Plot erinnert mich an andere Bücher, die ähnlich gestrickt waren (ACHTUNG SPOILER):
Eine Mutter wird entführt, damit sie als Gefangene eine andere Frau ersetzen soll.
Eine kleine Abweichung gibt es, weil Molly selbst von Schuldgefühlen wegen des Todes ihrer jüngsten Tochter geplagt wird. Daran drohte ihr Familienleben zu zerbrechen, aber jetzt, nach ihrem spurlosen Verschwinden, setzt die restliche Familie alles daran, Molly wieder zu finden.
Erst gegen Ende zieht die Spannung an mit einem Finale, bei dem alles auf der Kippe steht und Molly mutig aufs Ganze geht.
Erzählt wird einmal aus Mollys Sicht in ihrer Gefangenschaft, dann wieder wechselt der Erzähler in perfekt zugeschnittenen Abständen zu ihrer erwachsenen Tochter, die verzweifelt ihre Mutter sucht und dabei von allen Personen in diesem kleinen Städtchen belogen wird. Jeder hat seine eigene dunkle Geschichte, die nicht ans Tageslicht soll, doch Nicole ist schlau und mutig. Deswegen trägt sie einen gehörigen Anteil an dem aufregenden Ende.
Weil mir der Titel etwas zu melodramatisch gewählt ist und mich die Spannung über weite Strecken nicht richtig packen konnte, mache ich bei der Leseempfehlung leichte Abstriche. Dennoch gibt es gut gemeinte 4 Lesesterne.

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Veröffentlicht am 11.12.2021

Das Anti-Bullerbü

Die Bosheit
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In einer idyllischen schwedischen Wohnsiedlung, in der die Straßen nach Astrid-Lindgren-Motiven benannt sind, wird eine junge Mutter von einem Auto angefahren. Die Geschichte setzt sich aus dem Blickwinkel ...

In einer idyllischen schwedischen Wohnsiedlung, in der die Straßen nach Astrid-Lindgren-Motiven benannt sind, wird eine junge Mutter von einem Auto angefahren. Die Geschichte setzt sich aus dem Blickwinkel aller Betroffenen sowohl vor als auch nach dem Unfall zusammen. Was zuerst nach einer heilen Bullerbü-Welt mit einer funktionierenden Nachbarschaft ausschaut, mutiert von Kapitel zu Kapitel zu einer Albtraumgemeinschaft. Nach außen hin wird gelächelt, hinterrücks intrigiert. Als Leser gewinnt man Einblick in ein perfides Geschehen. Wie gerne möchte man die eigentlichen Opfer wachrütteln und auch das Ende lässt nichts Gutes hoffen.

Der Autor fängt die Doppelzüngigkeit der lieben Mitmenschen gekonnt ein, grauenhafte Taten kommen mit einer unglaublichen Leichtigkeit quasi im Nebensatz daher. Von Anfang an hat sich so eine ungeheure Spannung aufgebaut.

Doch leider konnte mich das nicht 100 % überzeugen, denn mich stört die Sprunghaftigkeit in der Erzählweise. Die Kapitel sind einfach zu kurz. Ich möchte länger über einen Menschen nachdenken können und vielleicht auch genauer in eine Situation hineinversetzt werden.

Trotzdem: "Die Bosheit" ist ein Buch, das den Namen Thriller verdient.

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Veröffentlicht am 06.12.2021

Ein leichter Sommerkrimi

Der Kommissar und die Toten im Tal von Barfleur
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Commissaire Philippe Lagarde und die allesamt sympathischen Menschen in seinem Umfeld, ebenso sein eigenwilliger Kater sind mir noch von früheren Bänden in bester Erinnerung. So eine Rahmenhandlung gefällt ...

Commissaire Philippe Lagarde und die allesamt sympathischen Menschen in seinem Umfeld, ebenso sein eigenwilliger Kater sind mir noch von früheren Bänden in bester Erinnerung. So eine Rahmenhandlung gefällt mir in Krimireihen immer gut.
Diesmal werden zwei Männer in kurzen Abständen hintereinander erschossen. Der Tathergang ist fast identisch, doch lässt sich kein Zusammenhang zwischen den beiden Opfern erkennen.
Die Handlung besticht auch weniger durch interessante Ermittlungen (diesmal kamen sie mir leider ziemlich blass vor und die Lösung war mir ziemlich schnell klar, obwohl ich ein sehr schlechter Mörder-Errater bin), sondern wie immer durch das zauberhafte Flair von Land und Leuten und -natürlich- der französischen Küche. Beim Lesen wird man immer ganz hungrig.
Ich hab schon bessere Krimis mit Lagarde gelesen, aber auch dieser ist flüssig geschrieben und bietet trotz der Morde leichten unbeschwerten Lesegenuss.

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