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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.01.2024

Erinnerungen einer Pandemie

Die Verletzlichen
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Angekündigt wird im Klappentext ein Roman, der davon erzählt, "was passiert, wenn Fremde bereit sind, ihr Herz füreinander zu öffnen, und was selbst kleine Gesten der Fürsorge bewirken können. Ein großes ...

Angekündigt wird im Klappentext ein Roman, der davon erzählt, "was passiert, wenn Fremde bereit sind, ihr Herz füreinander zu öffnen, und was selbst kleine Gesten der Fürsorge bewirken können. Ein großes Buch über Nähe und Innigkeit in unwägbaren Zeiten, und ein hinreißender Roman über die Kunst des Schreibens selbst."

Sigrid Nunez schreibt in "Die Verletzlichen" über die Pandemie, die uns 2020 alle überollt hat. Sie erinnert sich dabei unweigerlich an Masken und Lockdown, an Einsamkeit und Isolation, aber im Zuge davon auch an kleine Gesten und das Aufeinandertreffen fremder Menschen. Ihre Anekdoten schildert sie in ihrem gewohnt essayistischen Stil, der mich an anderen Büchern der Autorin so begeistert hat. Nunez spricht kluge Gedanken an und aus, doch beim Lesen fragt man sich unweigerlich, gibt es wirklich noch etwas neues über die Pandemie zu sagen? Wir alle haben Erinnerungen an die Pandemie, an die Zeit der Isolation und so bringt mir persönlich "Die Verletzlichen" leider nichts neues.

Auch von "Urkomisch und zutiefst nachdenklich" habe ich nur wenig gespürt, ja die Situationen mit dem Papagei sind zunächst ungewohnt und vielleicht skurril, doch auf Dauer bleibt das Erzählte leider ziemlich flach in meinen Augen.

Veröffentlicht am 25.04.2022

Langweiliges Detektivspiel

Das Leben eines Anderen
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Rie hatte so einige Schicksalsschläge zu überwinden in ihrem jungen Leben und nun stirbt auch noch ihr zweiter Mann, die Kinder trauern. Auch Rie trauert und ist verzweifelt, doch dann findet sie heraus, ...

Rie hatte so einige Schicksalsschläge zu überwinden in ihrem jungen Leben und nun stirbt auch noch ihr zweiter Mann, die Kinder trauern. Auch Rie trauert und ist verzweifelt, doch dann findet sie heraus, dass ihr Mann gar nicht der war, der er behauptet hat zu sein. Sie engagiert Akira Kido, einen jungen Anwalt der dem Identitätstausch auf den Grund geht und selbst in Versuchung gerät.

Mit dem Thema Identitätstausch oder - diebstahl habe ich mich bisher ehrlich gesagt kaum beschäftigt. Umso interessanter fand ich die Idee dieses Buches, das ganze in literarischer Form umzusetzen. Allerdings muss ich direkt sagen, dass ich mir etwas anderes davon erhofft habe. "Das Leben eines Anderen" liest sich eher wie eine Detektivgeschichte, als dass man viel über die persönlichen Beweggründe erfährt, die Menschen dazu bringt, ihre eigene Identität abzulegen. Zwar wird viel dazu gesagt, aber das blieb mir größtenteils zu oberflächlich und unpersönlich. Der Anwalt sieht sich selbst als Detektiv in dieser Geschichte, bezeichnet seine Suche auch immer wieder als Detektivspiel. Der Schreibstil tut sein übriges dazu, dass ich diese Geschichte über weite Strecken als recht langweilig empfand.

Auch die Personen konnten mich nicht richtig begeistern, ihre persönlichen Probleme oder Gedanken waren mir bis zum Schluss egal. Die Dialoge waren stellenweise so seltsam, dass ich mich wirklich fragte, ob das nur an der Übersetzung liegt oder auch im Original so gestelzt klingt. Über den Identitätstausch, zu dem sich Kido laut Klappentext hinreißen lässt, erfährt man nur wenig, denn er findet nur in kleinem Rahmen statt.

Interessant fand ich hingegen, dass man mehr über die Geschichte Japans und v.a. den Umgang mit koreanischen Einwanderern erfährt. Leider bleibt aber auch das eher am Rande der Geschichte, hier hätte ich mir, wie insgesamt, einfach mehr Intensivität gewünscht. Somit hat mich "Das Leben eines Anderen" am Ende doch ziemlich enttäuscht, was aber viel mit meinen falschen Erwartungen an die Geschichte zu tun hat. Menschen, die gerne Detektivgeschichten oder literarischere Krimis lesen, wird das Buch vielleicht besser gefallen.

Veröffentlicht am 14.02.2022

Freundschaften

Die Gezeiten gehören uns
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Eulabee und ihre Freundin Maria Fabiola sind unzertrennlich. Jeden Morgen gehen sie gemeinsam zur Schule, mittags klettern sie über die Klippen und Strände. Eines Morgens spricht ein Mann sie an, fragt ...

Eulabee und ihre Freundin Maria Fabiola sind unzertrennlich. Jeden Morgen gehen sie gemeinsam zur Schule, mittags klettern sie über die Klippen und Strände. Eines Morgens spricht ein Mann sie an, fragt nach der Uhrzeit - doch war da noch mehr? Die Aussagen widersprechen sich, die Geschichte eskaliert.

Der Klappentext klang sehr vielvesprechend und auch die Leseprobe hat mich genug interessiert um mich für dieses Buch zu entscheiden. Und ich muss auch sagen, dass Vendela Vida die Dynamiken, wie sie in Kindheits- und Jugendfreundschaften auftreten, sehr gut dargestellt hat. Ein falsches Wort, eine falsche Tat und man wird plötzlich mit ganz anderen Augen gesehen. Das System der Ausgrenzung und wie sich die Ausgegrenzte, in diesem Fall Eulabee, damit fühlt, werden sehr authentisch geschildert. Es verändert sie und doch muss man auch sagen, betrachtet sie alles sehr nüchtern. Dennoch hofft sie immer wieder darauf, alles wäre wieder so wie früher, die Gruppe wieder intakt und sie nicht alleine. Das hat mich berührt.

Der ganze Rest der Geschichte bleibt jedoch ziemlich uninteressant, belanglos und teilweise unrealistisch. Leider trägt auch der Schreib- und Sprachstil nicht wirklich dazu bei, mich mehr für die Geschichte zu interessieren, da ich ihn als nichts besonderes empfand. Vendela Vida schafft es in keinster Form, mich für ihre Figuren zu begeistern und auch Eulabee ging mir irgendwann auf die Nerven. Die Einschübe der schwedischen Kultur waren ganz interessant, haben aber eigentlich nichts zur Geschichte beigetragen. Hinzu kommt ein wirklich banales und furchtbares Ende.

Das im Klappentext angekündigte Thema des Freundschaftsverlustes und 'Ausgestoßen-Werdens' wird auch hauptsächlich im Mittelteil abgehandelt, der Rest des Textes ist bestückt mit seltsamen Dialogen, detailreichen Beschreibungen, flachen Figuren und oberflächlichen Ansätzen der ersten Liebe, des Erwachsenwerdens und des Sich-Selbst-Findens. Alles in allem ist "Die Gezeiten gehören uns" damit für mich leider keine Empfehlung.

Veröffentlicht am 09.12.2021

Fahrt im Schnee

Reise durch ein fremdes Land
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Tom ist auf dem Weg zu seinem Sohn, der kurz vor Weihnachten krank und alleine in seiner Wohnung liegt. Durch verschneite Straßen und Landschaften fährt Tom von Nordirland nach Sunderland und erinnert ...

Tom ist auf dem Weg zu seinem Sohn, der kurz vor Weihnachten krank und alleine in seiner Wohnung liegt. Durch verschneite Straßen und Landschaften fährt Tom von Nordirland nach Sunderland und erinnert sich dabei an sein bisheriges Leben mit allen Höhepunkten und Tiefen.

Tja, ich hatte nach all den guten Bewertungen einiges erwartet, viel Gefühl und das Auseinandersetzen mit dem Leben und der Frage, ob man Mitschuld am Lebensweg anderer trägt. Leider blieb mir die Erzählstimme des Vaters jedoch lange Zeit viel zu unpersönlich und v.a. uninteressant. Er erinnert sich in Form von Bildern an sein bisheriges Leben, schildert, das Kennenlernen seiner Frau, seltsame Begegnungen mit einem ehemaligen Rivalen, Momente mit seinen Kindern. Es bleibt jedoch immer beim Beschreiben des Bildes, ein Gefühl für die Situation kommt dadurch überhaupt nicht auf. Unterbrochen wird sein Gedankenkarussel von Telefonaten mit der besorgten Frau oder dem kranken Sohn, Gesprächen mit der Stimme des Navis (?!) und immer wieder auch Monologe, die an seinen zweiten Sohn gerichtet sind.

Nach und nach kristallisiert sich heraus, dass etwas geschehen ist mit der Familie, etwas an dem sich Tom die Schuld gibt und das ihn innerlich quält. Was genau erahnt man zwar, doch Gewissheit bekommt man erst am Ende. Diese Szenen kurz vor Ende waren für mich auch das beste am Buch, es entwickelte sich endlich die Intensität, die so viele gelobt haben. Alles in allem war "Reise durch ein fremdes Land" für mich jedoch eher eine Enttäuschung. Die Geschichte ist relativ handlungsarm, was prinzipiell nichts schlechtes ist. Doch die Personen bleiben so oberflächlich und vage, dass sie nicht durch die knapp 200 Seiten tragen, sondern führten dazu, dass ich immer genervter Toms Weg verfolgt habe. Die angekündigte sprachliche Intensität ist nicht zu mir durchgedrungen, viel mehr fand ich die sehr ausschweifenden Beschreibungen oft zu übertrieben und langatmig ohne wirklich etwas mitzuteilen. Der Schluss entschädigt ein bisschen, doch würde ich das Buch nur bedingt empfehlen.

Veröffentlicht am 26.07.2021

Liebesdrama

Laudatio auf eine kaukasische Kuh
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Olga, Tochter georgisch-griechischer Einwanderer, will sich von ihrer familie lösen und scheint es endlich geschafft zu haben: Ihr Medizinstudium hat siw fast abgeschlossen, den reichen Arztsohn mit einsilbigem ...

Olga, Tochter georgisch-griechischer Einwanderer, will sich von ihrer familie lösen und scheint es endlich geschafft zu haben: Ihr Medizinstudium hat siw fast abgeschlossen, den reichen Arztsohn mit einsilbigem Nachnahmen (und dann auch noch ein van davor!) hat sie sich auch geangelt. Blöderweise trifft sie im Zug Jack, der sofort hingerissen ist von seiner Aztekenprinzessin (?!) und sofort um sie wirbt. Als sie kurzfristig nach Georgien zur Familie reisen muss, folgt er ihr wenige Tage später nach.

Tja also. Dieses Buch konnte mich leider überhaupt nicht begeistern. Ich konnte weder Humor noch irgendwelche Spannung finden, es liest sich v.a. am Anfang recht langweilig und unspektakulär. Die Informationen, die man zu Georgien erhält sind allerdings sehr interessant und ich finde auch gut dargestellt. Man spürt deutlich den Konflikt der Generationen, die Eltern udn Großeltern, die noch in der Heimat aufgewachsen sind, die die alten Traditionen hochhalten und für die eine 30-Jährige unverheiratete Tochter ein großes Drama darstellt. Im Gegensatz dazu, besagte unverheiratete, 30-jährige Tochter, die gerne die georgischen Wurzeln mit einem deutschen Nachnamen ausmerzen möchte, die sich schämt für die Eltern und die Familie, die das alles vergessen und verschweigen möchte. Auch den Aufenthalt in Georgien empfand ich als sehr interessant, fast schon erschreckend, wie leichtfertig hier manche längst überholte Traditionen weiterhin begangen werden und wie wenig die Frauen dort oft noch gelten.

Das gekünstelte Liebesdrama um Olga, Felix und Jack hat mich allerdings komplett kalt gelassen. Olga, die Felix doch wirklich so gerne lieben würde aber die immer wieder an Jack denkt. Jack, der auf den ersten Blick in Liebe entflammt und ihr dann hinterherrennt und sie fast schon stalkt. Und dann Felix, der liebe nette gutue Junge, der einem fast schon leid tun kann und dann völlig überzogen auf manche Dinge reagiert? Irgendwie alles unrealistisch und langweilig.

Alles in allem bin ich froh, dass es nun fertig ist, die Infos zu Georgien waren interessant, den Rest hätte es nicht gebraucht.