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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.01.2022

Reichlich konstruiert und wenig überraschend

Perfect Day
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Romy Hausmann wird für ihre Thriller inzwischen ziemlich gehyped und ich wollte gerne wissen, ob da was Wahres dran ist. Optisch passt das Buch gut zu den zwei vorherigen Thrillern und schafft einen gewissen ...

Romy Hausmann wird für ihre Thriller inzwischen ziemlich gehyped und ich wollte gerne wissen, ob da was Wahres dran ist. Optisch passt das Buch gut zu den zwei vorherigen Thrillern und schafft einen gewissen Wiedererkennungswert. Inhaltlich konnte mich der Fall des Schleifenmörders allerdings nicht packen.

Zum Inhalt: seit 14 Jahren verschwinden kleine Mädchen. Und alles was als Hinweis vom Täter hinterlassen wird sind rote Schleifen, die den Weg zu den Leichen markieren. Als der Philosophieprofessor und Anthropologe Walter Lesniak verhaftet wird, scheint der Fall abgeschlossen. Für alle außer seiner Tochter Ann, die von der Unschuld ihres Vaters fest überzeugt ist. Auf eigene Faust beginnt sie zu ermitteln und bringt dabei nicht nur sich selbst in Gefahr.

Das Buch ist gut geschrieben- keine Frage. An sich mit sehr einfacher Sprache, aber dadurch wirklich flüssig und leicht lesbar. Die Perspektive wechselt zwischen Ann und einer Person unter der Überschrift „Wir“, was gut gemacht ist und erheblich zur Spannung beiträgt. Die Kapitel werden immer mal wieder durch Interviews 4 Jahre nach den Vorkommnissen unterbrochen, wobei bis zuletzt nicht verraten wird, wer genau da interviewt wird. Das lockert die Handlung auf, zieht sie ab und zu aber auch künstlich in die Länge.

Die Protagonistin Ann ist mir schon nach kurzer Zeit irgendwie auf die Nerven gegangen. Sie ist sehr Ich-fokussiert und hat eine impertinente Art. Alles bezieht sie automatisch auf sich selbst. In vielen Situationen handelt sie unbedacht und überstürzt. Außerdem scheint sie ein deutlich besseres Gespür als alle anderen zu haben, die an dem Fall ermitteln und ist der Polizei gefühlt immer weit voraus, was mir irgendwann doch etwas unrealistisch erschien.

Die Handlung wirkt am Ende doch etwas überkonstruiert und dadurch unnatürlich. Es passieren zu viele glückliche Zufälle, die die Handlung vorantreiben und Ann erzwingt sich alle erhofften Informationen und Resultate.

Am Ende konnte mich die Geschichte nicht wie erhofft abholen und überzeugen, weshalb ich nur 3,5 von 5 Sternen vergeben würde.

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Veröffentlicht am 21.01.2022

Fürsorglichkeit ins Obsessive gekehrt

Der fürsorgliche Mr. Cave
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Ich mag Matt Haigs ruhige, gelassene Art zu schreiben. Besonders sein „Comfort Book“ hat mir sehr gut gefallen, nachdem ich den Hype um „Die Mitternachtsbibliothek“ nicht ganz nachvollziehen konnte. Mit ...

Ich mag Matt Haigs ruhige, gelassene Art zu schreiben. Besonders sein „Comfort Book“ hat mir sehr gut gefallen, nachdem ich den Hype um „Die Mitternachtsbibliothek“ nicht ganz nachvollziehen konnte. Mit „Der fürsorgliche Mr. Cave“ wollte ich mich nochmal an einen Roman von ihm wagen. Und bleibe dabei, dass seine Romane nicht ganz meinen Geschmack treffen, aber toll geschrieben sind.

Zum Inhalt: nach dem tragischen Tod seiner Frau bei einem Überfall und dem Verlust seines Sohnes ist sich Terence Cave sicher, dass auf seiner Familie, wenn nicht sogar auf ihm persönlich, ein Fluch liegt, der alle dahinrafft die er liebt. So fürchtet er nun auch seine heranwachsende Tochter zu verlieren. Die junge Bryony hingegen hält nichts von den strengen Regeln ihres Vaters, die sie immer mehr einzuengen drohen und rebelliert, wo sie nur kann. Und was als Fürsorge beginnt, wird schnell zum Wahn, der droht die Familie zu zerstören.

Matt Haig kann schreiben. Das muss er nicht mehr beweisen. Er kann einfach sehr gut mit Worten umgehen und seine Geschichten haben immer eine charmante Klangfarbe, einen Hauch Extravaganz und bisschen Skurrilität. So auch hier. Was ganz harmlos beginnt, entwickelt schnell eine zwanghafte, dunkle Dynamik, die mich als Leser mitgerissen hat. Väterliche Liebe schlägt in Obsession um, nah an der Grenze zu obszönem Stalking. Die Grenzen zwischen Realität und Wahn verschwimmen zusehends und eventuell sind auch böse Geister involviert.

Tatsächlich war es mir mit der Extravaganz in diesem Buch an vielen Stellen zu viel des Guten. Spätestens als Mr. Cave vermehrt wie im Zwang handelt, man fürchten muss, dass er seiner eigenen Tochter etwas antut und niemand was unternimmt, da wollte ich das Buch am liebsten weglegen. Alle erdenklichen Teenie-Klischees werden ausreichend erfüllt, nichts sonderlich dramatisches, sondern eher das, was man selbst in der Jugend so erlebt hat. Aber irgendwie ist bei all dem Drama, den bösen Worten und dem gegenseitigen Misstrauen die Botschaft des Ganzen nicht bei mir angekommen. Die Geschichte schaukelt schnell übertrieben hoch und der tragische Tod des Sohnes, Auslöser der ganzen Misere, rückt in den Hintergrund. Und bleibt trotz allem präsent, im wahrsten Sinne des Wortes.

Das Buch ist wieder sehr hochwertig gestaltet und ich finde das Cover einfach wirklich schön. Die Textform ist interessant und mal was anderes. Denn Terence Cave selbst erzählt seine Geschichte. Und er erzählt sie nicht dem Leser, sondern seiner Tochter. Man befindet sich als Leser direkt im Kopf und den Gedanken des Protagonisten. Diese Perspektive hat mir tatsächlich gut gefallen und mich etwas mit dem Inhalt, der eher nicht nach meinem Geschmack war, versöhnt.

Fazit: wie immer fantastisch geschrieben, inhaltlich etwas schwach. Ich würde 3,5 von 5 Sternen vergeben.

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Veröffentlicht am 18.01.2022

Eine gemeinsame Reise

Ende in Sicht
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Ganz klar: die Discoschnecke hat mich magisch angezogen. Wusste jetzt nicht unbedingt, was eine Schnecke mit dem Sterben zu tun hat, aber die ist witzig und ich mag es. Und der Bezug zum Inhalt ist auf ...

Ganz klar: die Discoschnecke hat mich magisch angezogen. Wusste jetzt nicht unbedingt, was eine Schnecke mit dem Sterben zu tun hat, aber die ist witzig und ich mag es. Und der Bezug zum Inhalt ist auf jeden Fall gegeben, von daher eine süße Idee und ein echter Hingucker. Beim Klappentext musste ich erstmal herzlich lachen, auch wenn es ein ernstes Thema ist: Sterben. Sterben wollen. Am Leben bleiben.

Zum Inhalt: Hella, ein gealtertes und in Vergessenheit geratenes Schlager-Sternchen, beschließt zu sterben. Und zwar ganz unkompliziert und gut umsorgt in einer schweizer Einrichtung. Beim eigenen Tod lässt man sich schließlich nicht lumpen. Verzögert wird Hellas Plan von Juli, die ebenfalls sterben will und von einer Autobahnbrücke springt. Nur dass Juli erst 15 Jahre alt ist. Die beiden gehen ein Stück des Weges gemeinsam und was als skurriler Roadtrip und Selbstmordmission beginnt, wird zu einer Reise der Selbstfindung.

Der Start ins Buch war ehrlich gesagt etwas holprig, da auch inhaltlich anders als auf dem Klappentext angeteasert. Die beiden Protagonistinnen sind erstmal nicht wirklich sympathisch und werden es in meinen Augen auch nie. Ein ungleiches Paar mir einem gemeinsamen Ziel: Sterben. So leicht, so gut. Was nicht gut ist, sind die starken Übertreibungen und teilweise Logikfehler. Mal geht ein Handy nicht, dann wieder doch und zwischendurch wird eben so getan, obwohl man eben noch gesagt hat, dass es nicht geht.
Klingt verwirrend? Wars auch.

Die Schnecke vom Cover zieht sich thematisch durchs Buch, wenn auch wenig Effektvoll. Die sind eben irgendwie allgegenwärtig. Die Motive der beiden vermeintlich Todsuchenden eher fragwürdig und nicht tiefergehend erläutert. Das Thema Depression wird angeschnitten, das wars aber auch. Hier hätte ich mir mehr Tiefgang im Kontrast zum skurrilen Humor gewünscht. Und skurrilen Humor, böse Lügen und sonderbare Begegnungen gibt es reichlich. Und am Ende fügt sich alles irgendwie zusammen.

Ich wollte dieses Buch lieben. Nicht nur weil der Klappentext so fantastisch und die Discoschnecke so putzig war. Auch weil Martin Suter und Benjamin von Stuckrad-Barre sich bereit erklärt haben, das Buch im Buch zu kommentieren und die Werbetrommel um dieses Buch so heißgelaufen ist. Meine Erwartungen hat es dadurch leider nicht erfüllen können. Daher von mir 3,5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 17.01.2022

Von Göttern und Menschen

Hard Liquor – Der Geschmack der Nacht
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Marie Graßhoff hat mit ihrer „Neon“-Reihe einen großen Fan in mir gefunden. Entsprechend neugierig war ich auf diese neue Reihe aus ihrer Feder. Das Cover ist ein echter Eyecatcher, der neugierig auf die ...

Marie Graßhoff hat mit ihrer „Neon“-Reihe einen großen Fan in mir gefunden. Entsprechend neugierig war ich auf diese neue Reihe aus ihrer Feder. Das Cover ist ein echter Eyecatcher, der neugierig auf die Story dahinter macht. Den Titel „Hard Liquor- der Geschmack der Nacht“ ist nur cool, sondern passt auch bestens zur Geschichte. Mit diesem Buch ist Marie Graßhoff ein gelungener Auftakt einer neuen Urban Fantasy Reihe gelungen.

Zum Inhalt: Tycho ist Barkeeperin in New York. Aber sie ist nicht wie normale Menschen, denn sobald sie Alkohol trinkt, besitzt sie übermenschliche Stärke. Gleichzeitig fällt es ihr schwer sich selbst unter Kontrolle zu halten, sie ist nach dem Tod ihrer Eltern immer noch schwer traumatisiert und zeigt selbstverletztendes Verhalten. Nur ihr Freund Logan gibt ihr Halt im Leben und in einer Welt, aus der Tycho immer mehr zu gleiten droht. Als eine Sekte ihrer habhaft werden will, muss Tycho entscheiden wem sie vertrauen will und wer wirklich auf ihrer Seite steht.

Ich bin trotz des coolen Settings dieses Urban Fantasy Geschichte anfangs schwer in die Story reingekommen. Besonders Tycho war Anfang sehr unnahbar und für mich schwer zu (be)greifen. Aber wenn man sich im New Yorker Setting und Tychos Lebensumständen einmal zurechtgefunden hat, liest sich die Geschichte wirklich großartig. Marie Graßhoff hat einen tollen Schreibstil, und erzählt nicht nur sehr bildhaft und fesselnd, sondern auch mit einer Feinfühligkeit für ihrer Charaktere und deren Emotionen.

Die Idee von Götternachverfahren, die auf der ganzen Welt verteilt sind und durch unterschiedliche Trigger ihre Kräfte aktivieren, gefällt mir richtig gut. Und dass Tychos Trigger ausgerechnet Alkohol ist, macht sie irgendwie zum „Badass“. Es passt zu ihrer taffen, furchtlosen Art. Als Protagonistin musste ich mich am Anfang erstmal an sie gewöhnen, habe sie dann aber doch recht schnell ins Herz geschlossen und mit ihr mitgefiebert, als sie das Geheimnis ihrer Existenz entdeckt. Ihren besten Freund Logan, mit dem sie von Kindheit an so viel verbindet, fand ich die ganze Zeit schon immer „zu gut, um wahr zu sein“ und habe mich die ganze Zeit gefragt, warum sie sich ihm nicht anvertraut, wenn er doch so toll ist. Das hat mich irgendwie skeptisch werden lassen, sodass die große Enthüllung für mich dann doch nicht mehr ganz so überraschend kam.

Die ganze Story ist ziemlich vollgestopft mit Fakten, Geschichte und Emotionen, was logisch ist, da die Folgebände darauf sicher aufbauen werden. Trotzdem fand ich es manchmal zu viel des Guten. Gerade wenn man eine Entdeckung verarbeitet hatte, passierte schon das nächste Chaos. Die Geschichte nimmt dadurch natürlich rasant Fahrt auf, trotzdem hätte ich mir und Tycho zwischendurch auch mal eine Verschnaufpause gegönnt.

Für mich ein solider erster Teil, auf dem man aufbauen kann. Ich würde 3,5 von 5 Sternen vergeben.

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Veröffentlicht am 16.12.2021

ein Jane Austen Buch über Jane Austen

Jane Austen und die Kunst der Worte
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In „Jane Austen und die Kunst der Worte“ werden das Leben, die Liebe und die Werke von Jane Austen beleuchtet. Da aus Austens Leben relativ wenig überliefert ist, blieb der Autorin viel Spielraum für die ...

In „Jane Austen und die Kunst der Worte“ werden das Leben, die Liebe und die Werke von Jane Austen beleuchtet. Da aus Austens Leben relativ wenig überliefert ist, blieb der Autorin viel Spielraum für die eigene Fantasie. Dadurch ist das Buch aber natürlich eher fiktiv als biografisch.

Ich bin großer Jane Austen Fan und habe mich in ihrer Welt direkt heimisch gefühlt. Das späte 18. und der Anfang des 19. Jahrhunderts ist einfach eine faszinierende Zeit. Und gerade das alte England hat es mir einfach angetan.
Die junge Jane erinnert mich irgendwie direkt an Elisabeth Bennet und generell hatte ich das Gefühl ein Jane Austen Buch über Jane Austen zu lesen. An einigen Stellen kam mir die Wortwahl allerdings unpassend vor und Jane Austen konnte nicht das selbe Charisma entwickeln, das ihren Figuren so zu eigen war.

Man kommt von Beginn an gut in die Handlung rein und der Schreibstil hat mir sehr gefallen. Flüssig, humorvoll und ganz im Stile der damaligen Zeit werden die Ereignisse geschildert. Was mich beim Lesen immer wieder unterbrochen und gestört hat waren die großen Zeitsprünge die scheinbar willkürlich in beide Richtungen stattfanden. Eine chronologische Erzählung hätte mir besser gefallen.

Im Buch wird viel aus den Werken Jane Austens zitiert, manchmal über eine ganze Seite hinweg. Als Fan kennt man diese Werke bzw. liest sie bei Interesse separat, hier haben mich die langen Passagen irgendwann eher gestört. Ich wollte schließlich etwas über Jane Austen lesen. Und die ist mir ironischerweise in ihrem eigenen Buch einfach zu kurz gekommen.

Was ganz gut rausgekommen ist, waren die Umstände der damaligen Zeit und wie wenig Jane sich dort einfügen konnte und wollte. Während andere junge Frauen von Heirat träumten, träumte Jane von einer eigenen Karriere und dem Schreiben.

Ich habe schon einige Bücher aus der Reihe „Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe“ gelesen und hatte mich sehr gefreut, dass es nun eins über Jane Austen gibt. Allerdings konnte es mich nicht wie erhofft begeistern. Es mag daran liegen, dass über Jane Austen vergleichsweise wenig bekannt ist, aber das Buch war dadurch einfach nicht, was ich mit von einem buch über Jane Austen erwartet hatte.

Ein netter Roman mit Jane Austen Touch, aber mehr leider nicht.

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