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Veröffentlicht am 12.02.2022

Lesenswerter Lebenseinschnitt

Das Vorkommnis
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Ob Julia Schochs neuer Roman, der Auftakt einer Trilogie sein soll, autobiografisch ist oder von einer fiktiven Autorin erzählt, bleibt offen, ist letztlich auch egal. Jedenfalls schreibt die (fiktive) ...

Ob Julia Schochs neuer Roman, der Auftakt einer Trilogie sein soll, autobiografisch ist oder von einer fiktiven Autorin erzählt, bleibt offen, ist letztlich auch egal. Jedenfalls schreibt die (fiktive) Autorin über ein „Vorkommnis“ von vor inzwischen einigen Jahren, das sie die ganze Zeit über beschäftigt hat. Seinerzeit stellte sich ihr auf einer Lesung eine fremde Frau als ihre Halbschwester vor, als die ältere Tochter ihres gemeinsamen Vaters. Das ist Anlass für sie, über ihre Familie, insbesondere ihre Beziehungen zu ihren Eltern, ihrer mittleren Schwester und ihrem Mann, die Alltäglichkeit dieser neuen Familienkonstellation, ihre Kindheit in der DDR nachzudenken. Heraus kommen viele Erinnerungsbruchstücke.
Ich empfand den Roman als sehr schön und faszinierend, durchaus auch anspruchsvoll zu lesen. Die geschilderten Gedanken sind es wert, dass ihnen nachgegangen wird. Gelungen ist, wie gekonnt Bezug auf andere bedeutende literarische Werke genommen wird.

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Veröffentlicht am 12.02.2022

Erinnerungen an den Bruder

Löwenherz
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Wie schon in ihren früher erschienenen Romanen „Die Bagage“ sowie „Vati“ und anknüpfend an diese erzählt die Autorin von ihrer eigenen Familie. Dieses Mal steht das Leben ihres jüngeren Bruders Richard ...

Wie schon in ihren früher erschienenen Romanen „Die Bagage“ sowie „Vati“ und anknüpfend an diese erzählt die Autorin von ihrer eigenen Familie. Dieses Mal steht das Leben ihres jüngeren Bruders Richard im Fokus, zu dem Monika seit seiner Geburt bis zu seinem frühen Tod ein inniges und besonderes Verhältnis hatte. Die Autorin greift für die Geschichte auf eigene Erinnerungen sowie die ihres Ehemannes zurück. Es ergibt sich ein wunderbares Portrait eines eigenartigen Mannes. Interessant sind auch die immer wieder eingeflochtenen Werdegänge der weiteren Verwandten der Autorin. Den Schreibstil empfinde ich als sehr besonders und sich angenehm lesend.
Ein besonderes Buch für Leser mit Interesse an Familiengeschichten.

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Veröffentlicht am 01.02.2022

Ein liebenswerter Held wider Willen

Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße
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Angelegt ist die Geschichte einige Wochen vor dem 30jährigen Jubiläum anlässlich des Falls der Mauer. Ein Journalist spürt in Erwartung einer großen Story Michael Hartung auf, der 1983 als Eisenbahner ...

Angelegt ist die Geschichte einige Wochen vor dem 30jährigen Jubiläum anlässlich des Falls der Mauer. Ein Journalist spürt in Erwartung einer großen Story Michael Hartung auf, der 1983 als Eisenbahner der Deutschen Reichsbahn gearbeitet hat und am Stellwerk Friedrichstraße einen mit 127 Personen besetzten S-Bahnzug unabsichtlich nach West-Berlin geleitet hat. Der Journalist macht aus ihm einen heldenhaften Fluchthelfer. Gegen einen kleinen Obolus ist Hartung schließlich selbst bereit, diese Rolle einzunehmen. Seine Geschichte wird publikumswirksam vermarktet. Höhepunkt soll eine Rede werden, die Hartung am 9. November im Bundestag halten soll. Doch er selbst hat bald die Nase voll, zumal er sich in eine Frau verliebt hat, die seinerzeit in dem Zug in die Freiheit gelangte und er ihr gegenüber ehrlich sein will. Doch Personen aus verschiedenen Kreisen – Bürgerrechtler, Stasi, Politiker – haben aus unterschiedlichen Beweggründen ein Interesse, über sein Outing mitzubestimmen. Wird Hartung noch die Kurve kriegen?
Dieser Roman widmet sich in satirisch-ironischer Art der Wiedervereinigung von Bundesrepublik und DDR und versucht humorvoll darauf hinzuweisen, dass Ost- und Westdeutsche gar nicht so unterschiedlich sind. Viele Klischees werden aufgenommen. Sehr unterhaltsam war es zu lesen, wie sich Hartungs vermeintliches Heldentum rasant verselbständigte und es gar nicht mal nur noch an ihm lag, alles aufzudecken. Alles lebt von den liebevoll gezeichneten Charakteren, allen voran dem charmanten Hartung.
Sehr zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 23.01.2022

Interessante Familiengeschichte einer türkischen Gastarbeiterfamilie

Dschinns
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Die Bedeutung des Wortes „Dschinn“ aus dem Buchtitel sollte man vielleicht einmal googeln, wem sie noch nicht geläufig ist. Vereinfachend gesagt handelt es sich um eine Art Geist oder Dämon in der islamischen ...

Die Bedeutung des Wortes „Dschinn“ aus dem Buchtitel sollte man vielleicht einmal googeln, wem sie noch nicht geläufig ist. Vereinfachend gesagt handelt es sich um eine Art Geist oder Dämon in der islamischen Vorstellung. Genau solche Dämonen tragen die Mitglieder der türkischen Familie Yilmaz mit sich herum. Von ihnen erfahren wir in den sechs Kapiteln, von denen jedes einem anderen Familienmitglied gewidmet ist – das erste und letzte als eine Art Rahmen dem Vater Hüseyin und der Mutter Emine, die dazwischenliegenden den vier erwachsenen Kindern. Hüseyin ist einst als angeworbener Gastarbeiter aus einem türkischen Dorf nach Deutschland gekommen und hat später Frau und Kinder nachgeholt. Sein Traum war es stets, in die Türkei zurückzukehren. Nach fast dreißig Jahren und nur eine Woche vor dem Eintritt in die Rente ist es so weit. Er bezieht eine von seinen jahrelangen Ersparnissen erworbene Eigentumswohnung in Istanbul, erleidet aber am Tag seiner Ankunft einen tödlichen Herzinfarkt. Seine Familie reist sukzessive zu seiner Beerdigung an. Der Werdegang jedes einzelnen wird geschildert. Jeder von ihnen trägt sein besonderes Päckchen mit sich, das zum Teil mit der Herkunft als Gastarbeiter(kind) zusammenhängt, die weder im Aufnahmeland noch im Herkunftsland so recht erwünscht waren, zum Teil aber auch mit einem besonderen Familiengeheimnis, das erst recht spät in der Geschichte offenbart wird. Interessant fand ich besonders die Schilderungen des Lebens von Gastarbeitern. Selbst Kind während dieser Epoche, kann ich mich noch gut an die Lebensumstände der Türken erinnern.
Das Buch erhält von mir eine volle Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 12.01.2022

Roboter, Intelligenz und menschliche Gefühle

Klara und die Sonne
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Diesen Roman habe ich sehr gerne gelesen, obwohl er dem von mir eigentlich vernachlässigten Genre Science Fiction zuzuordnen ist. Zu einer nicht näher bestimmbaren Zeit in der Zukunft werden mit künstlicher ...

Diesen Roman habe ich sehr gerne gelesen, obwohl er dem von mir eigentlich vernachlässigten Genre Science Fiction zuzuordnen ist. Zu einer nicht näher bestimmbaren Zeit in der Zukunft werden mit künstlicher Intelligenz ausgestattete Roboter jugendlichen, anscheinend aufgrund von Genmanipulation intelligent gemachten Amerikanern als Freunde und Wegbegleiter an die Seite gestellt. Klara aus dem gleichnamigen Buchtitel ist ein solcher Roboter. Sie hält Einzug bei der wegen ihrer Manipulation kränkelnden Josie. Klara entwickelt sich beständig fort und setzt alles daran, Josie vor dem Tod zu bewahren. Die im Mittelpunkt stehende Frage ist, ob Roboter zu menschlichen Gefühlen in der Lage sind, insbesondere lieben und geliebt werden können. Als Leser ist man oft geneigt, dass bei Klara zu bejahen, denn sie wird recht warmherzig und empathisch dargestellt im Gegensatz zu mancher menschlichen Romanfigur. Das Buch liest sich eher einfach, was an der steifen, gut zu Klara passenden Sprache liegt, die ihr unbekannte Gegenstände mit merkwürdigen Begriffen belegt; so wird aus einem „Wohnzimmer“ ein „Großraum“, aus einem „Laptop“ bzw. „Smartphone“ ein „Rechteck“.
Sehr lesenswert.

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