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Veröffentlicht am 08.03.2022

Vielversprechend, aber mit Hinhaltetaktiken?

A River of Royal Blood – Rivalinnen
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Bei „A River of Royal Blood” ist mein Interesse entstanden, weil es mich vom Klappentext her an die Dilogie „Iron Flowers“ erinnert hat, die von Tracy Banghart geschrieben wurde, und mich sehr unterhalten ...

Bei „A River of Royal Blood” ist mein Interesse entstanden, weil es mich vom Klappentext her an die Dilogie „Iron Flowers“ erinnert hat, die von Tracy Banghart geschrieben wurde, und mich sehr unterhalten hat. Deswegen habe ich mich einfach mal auf Amanda Joy eingelassen, die auf dem deutschen Buchmarkt auch noch ganz neu ist. Ich war dann doch überrascht, wie viel Fantasy-Elemente die Reihe beinhaltet, da der Klappentext das in diesem Ausmaß nicht angedeutet hat. Schlimm fand ich das aber wahrlich nicht, denn es war dennoch eine geschaffene fiktive Welt, in der ich mich gut zurechtfinden konnte und das ist in dem Genre für mich nicht selbstverständlich.

So habe ich im letzten Jahr den ersten Band von „Das Reich der Asche“ von Victoria Aveyard gelesen, der mich von vorne bis hinten völlig überfordert hat. Auch wenn „A River of Royal Blood“ deswegen wahrlich nicht kinderleicht gestaltet ist, so war das hier ein wahrer Genuss. Es war komplex, aber man hat gemerkt, dass Joy einen Weg gesucht und meiner Meinung nach auch gefunden hat, um nach und nach die Welt mit Informationen anzureichern. Natürlich hatte ich nach dem Prolog und dem ersten Kapitel noch viel zu viele Fragezeichen im Kopf, aber eher Fragen, die mich zum Weiterlesen angeregt haben und nicht solche, die mich demotiviert haben. In diesem Sinne glaube ich auch, dass ich die von Joy konstruierte Welt sehr gut verstanden habe. Dennoch hätte ich gerne die Serienform gleich mit dabei gehabt, denn leider reicht meine Vorstellungskraft einfach nicht aus, um für die unterschiedlichen Wesen wie Fey etc. sofort ein Bild bei mir entstehen zu lassen, aber ich bin überzeugt, dass es wirklich sehr abwechslungsreich und reizvoll gelungen ist.

Kommen wir aber nun zum Inhalt und den Figuren selbst. Eva als Protagonistin ist absolut gelungen, weil man gleich merkt, dass sie gegen das System ist, in dem sie steckt. Dennoch ist sie deswegen noch lange keine klassische Rebellin. Sie hat zwar Vorstellungen, wie es besser laufen könnte, aber gleichzeitig ist sie auch zu sehr voll von Angst, weil sie von ihrer Blut-und-Knochen-Magie das Schlimmste befürchtet, weil sie diese mit der schrecklichen Reina teilt, die die Tradition eingeführt hat, dass Schwestern um den Thron bis auf den Tod kämpfen müssen. Und diese Angst und gleichzeitig auf Demut vor ihren eigenen möglichen Fähigkeiten, das macht sie zu einer wirklich liebenswerten Person. Denn sie will nicht ihre Schwester töten, sie strebt nicht nach Macht, sie strebt eigentlich nur nach Normalität, nach Loyalität, nach Freundschaft untereinander. Und sie stellt sich immer und überall vor die Leute, die ihr wichtig sind. Sie ist für so eine Handlung dann wirklich großartig, weil es erstmal menschlich passt und weil sie gleich als eine von uns inszeniert wird, die erst mit ihren Aufgaben wachsen muss.

Die ganzen Nebenfiguren sind auch alle sehr vielversprechend und interessant, nur hier fällt deutlich auf, dass kaum eine Figur neben Eva wirklich so einen tiefen Einblick und Detailliebe bekommt. Einzig Bakkha ist ebenfalls sehr intensiv ausgearbeitet worden und dort wird dann einiges absichtlich verheimlicht, weil die Entdeckungen rund um ihn wohl erst Teil der nächsten Bände werden sollen. Bei den anderen Figuren scheint es aber gar nicht so viel zu verbergen zu geben, weswegen es dann doch schade ist, dass Figuren wie Aketo oder auch alle aus der Leibwache nicht auch mal ihre Geschichte erzählen dürfen. Gerade da viele davon aus dem unterdrückten Volk kommen, wäre hier sehr viel Potenzial gewesen, aber insgesamt klebt die Geschichte zu sehr an Eva. Auch ihre Mutter und die ältere Schwester Isa, die ‚Rivalin‘, sind somit nicht wirklich greifbar. Dazu ist auch auffällig, dass die richtig interessanten Gespräche immer ausgespart wurden. Beispielsweise wollte Aketo Eva etwas zu ihrem Vater erzählen, doch sie hat einfach nicht zugehört. Auch sonst passiert das öfters. Einzig Bakkha kommt ausführlich zu Wort und darf zudem die ganzen Geschichten erzählen, die auch wirklich wichtig sind, weil sie wie weiter oben dann beim World Building helfen. Dennoch ist hier ein deutliches Ungleichgewicht zu merken und ich weiß nicht, ob es eine Hinauszögerungstaktik für weitere Bände ist oder einfach nur schlampiges Arbeiten?

Dennoch kann ich mich über den Spannungsbogen des ersten Bandes eigentlich nicht beschweren, denn es gibt immer wieder Höhepunkte in der Handlung, die zwar in sich nicht abwechslungsreich sind, weil es immer Anschläge auf Evas Leben sind und dennoch gelingt immer eine andere Konstruktion, denn manchmal sind es richtige Attentäter, dann wieder Eva liebe Menschen, die verflucht wurden oder es trifft doch die, die sie liebt. Hier gibt es also genug mitzuleiden und man gleitet dadurch gut durch die Geschichte. Am Ende kommt es dann zum Kampf der Rivalinnen und dieser verläuft praktisch antiklimatisch, weil es nicht DER Höhepunkt des Buchs ist. Andererseits finde ich das gar nicht so schlimm, denn das Ende hat zu Eva gepasst und eröffnet ja auch weiterhin genug Möglichkeiten. Dennoch hätte man diesem Kampf intuitiv natürlich mehr Bedeutung zugewiesen.

Fazit: „A River of Royal Blood” ist definitiv ein unterhaltsamer Reihenauftakt, weil der Aufbau der fiktiven Welt zwar komplex ist, aber dennoch Stück um Stück einfühlsam aufgebaut wird, so dass man irgendwann wirklich mittendrin ist. Die Idee hinter dem Buch ist vielversprechend und mit Eva gibt es eine überzeugende Protagonistin. Neben ihr verkommt einiges etwas, was doch schade ist, aber vielleicht kommt da noch was? Insgesamt aber auch sehr spannend und mitreißend.

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Veröffentlicht am 21.02.2022

Gut, aber mit Luft nach oben

Golden Hill Touches
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Nicole Böhm war mir schon länger ein Begriff, weil man an ihrer One-Last-Serie natürlich in den sozialen Medien nicht vorbeigekommen ist. Zudem ist sie ja auch mit dem Autorinnen- und Freundinnenkreis ...

Nicole Böhm war mir schon länger ein Begriff, weil man an ihrer One-Last-Serie natürlich in den sozialen Medien nicht vorbeigekommen ist. Zudem ist sie ja auch mit dem Autorinnen- und Freundinnenkreis verbunden, aus dem ich jetzt schon einige Bücher gelesen habe, weswegen das auch für sie spricht. Dennoch ist die Erstbegegnung nun ist ihre nächste Reihe geworden, also Vorhang auf für „Golden Hill Touches“, für das ich auch in der absolut besten Stimmung war, nachdem ich gerade „Süße Magnolien“ mit Staffel 2 auf Netflix beendet hatte. Denn da war ich einfach bereit für landschaftliche Idylle und Kleinstadtatmosphäre.

Was ich nach dem ersten Band sagen kann, das ist das knappe Fazit, dass es ein guter Auftakt ist, aber noch recht oberflächlich. Die Idee, auf dem alten Hof der Großeltern eine Pferdetherapiestätte aufzuziehen, das war auf jeden Fall vielversprechend und ich fand es ein toller roter Faden, dass wir den gesamten Band über mitverfolgen konnten, wie nach und nach alles gewachsen ist. Wie richtig alles mit Leben gefüllt sein wird, das kommt wohl erst in den nächsten zwei Bänden, aber ich finde es gut, dass sich Böhm entschieden hat, hier nichts zu überstürzen, auch weil sich rund um den Aufbau ja auch zahlreiche passende Teilgeschichten ergeben haben, die die beiden Hauptfiguren Parker und Clay geschickt in Verbindung gebracht haben. Jedoch ist mir etwas negativ aufgefallen, dass es bei den Nebenfiguren mit Sympathieträgern noch sehr düster aussieht. Natürlich sollte unterstrichen werden, dass Parker eben eine Vergangenheit hat, die ihn unliebsam gemacht hat, aber ich hätte mir klarere sympathische Figuren gewünscht, wo man weiß, dass sie die Konstanten der ganzen Reihe sein werden. Ryan als Bruder hat sicherlich Potenzial und auch die Kellnerin, aber sie sind dann doch wenig zum Zug gekommen.

Parker und Clay sind für sich jeweils faszinierende Figuren, die es mir auch beide angetan haben, auch weil sie beide nur wenig stereotyp angelegt sind, aber dennoch hätte ich mir von beiden entschieden mehr gewünscht. Parker ist spannend, weil wir ihn in der Vergangenheit als Jugendlichen voller Aggressionen kennenlernen, der mit allem unzufrieden ist und niemals den Fehler bei sich selbst sucht. In der Gegenwart ist er ein gestandener Mann, voller Empathie, Geduld und Wärme, das ist schon eine riesige Entwicklung, aber es ist eine die im Off stattfindet. Die Rückblenden sind bemüht, einen Teil der Entwicklung abzufangen, doch überzeugt hat mich das leider nicht, zumal mit seinem wütenden Abgang dann eh wieder alles auf den Kopf gestellt wurde. Aber der erwachsene Parker ist ein anderer, bei dem es mir nicht ausreicht, dass allein der Unfall seiner Schwester ihn so gemacht hat. Denn in der Gegenwart entwickelt er sich nicht mehr. Er hat zwar zig Herausforderungen vor der Brust, aber dennoch machen diese ihn nicht anders, sondern bestätigen nur, was offensichtlich in der Zwischenzeit passiert ist.

Clay ist auch mitreißend, weil sie auch überhaupt nicht typisch Frau ist. Zudem ist sie keine Überfliegerin, doch mit ihr wird uns eine Frau präsentiert, die mit dem Moment lebt, sich vor einem Studium scheut, aber nicht weil sie es nicht kann, sondern weil es einfach nicht ihr selbst entspricht. Clay ist in diesem Sinne für mich wirklich ein Ausrufezeichen. Natürlich ist sie auch von Selbstzweifeln geplagt und ruht nicht völlig in sich, aber sie weiß grundsätzlich schon, wie sie leben will und braucht nur noch den letzten Schubser. Sie macht also tatsächlich eine Entwicklung vor unseren Augen durch, die mich auch sehr berührt hat. Aber auch hier fehlte mir viel als Hintergrund, zu den Eltern etc. und auch die Beziehung zu ihrem Bruder habe ich nicht sofort als natürlich wahrgenommen. Letztlich merkt man die etwas oberflächliche Ebene dann auch bei ihrer gemeinsamen Beziehung, denn wo ich es einerseits gut fand, dass Clay für sich das Tempo so bestimmt hat und gleichzeitig auch immer wieder Anziehung verspürt hat, so hat mir einfach gefehlt, dass die beiden wirklich mal darüber reden, was früher war, was nun ist und was sein soll. Es war ein Leben im Moment und eher eine Fokussierung darauf, wer nun an der Baustelle manipuliert hat.

Fazit: „Golden Hill Touches“ ist ein guter Reihenauftakt, weil es einen vielversprechenden Überblick von dem verschafft, was die Autorin hiermit vorhat. Das Setting ist gut, die Idee für den Hof höchst interessant und auch die Hauptfiguren sind beide top. Jedoch liegt über allem der Eindruck von Oberflächlichkeit, also wäre konsequent in allen Aspekten die letzten Prozentpunkte nicht drin gewesen.

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Veröffentlicht am 16.02.2022

Mitreißend mit männlichem Haken

Für immer ein Teil von dir
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„Ein Teil von ihr“ ist nun schon das zweite Colleen Hoover-Buch hintereinander, das ich via Hörbuch konsumiere, was aber tatsächlich einfach nur Zufall ist. Tendenziell tendiere ich bei einer solchen Autorin ...

„Ein Teil von ihr“ ist nun schon das zweite Colleen Hoover-Buch hintereinander, das ich via Hörbuch konsumiere, was aber tatsächlich einfach nur Zufall ist. Tendenziell tendiere ich bei einer solchen Autorin eher dazu, immer das Buch zu bevorzugen, weil sie ja auch viel mit der Sprache spielt, was einfach noch mehr Wirkung entfalten kann, wenn man es schwarz auf weiß sieht. Dennoch hat es auch etwas, sich von einer Stimme geleitet durch die Liebesgeschichten von Hoover zu geleiten lassen, zumal gerade bei emotionalen Geschichten natürlich auch die Betonung der Sprecher und Sprecherinnen viel dazu beitragen kann, was mit mir als Leserin passiert. Bei den beiden Stimmen, Marlene Rauch und Sven Macht, war es anfänglich doch eine große Gewöhnungssache, speziell bei der Frauenstimme, die auch wirklich etwas Besonderes hat, aber gerade Besonderes, das muss man manchmal lieb gewinnen. Letztlich muss ich aber sagen, dass Rauchs Stimme für mich zu Kenna geworden ist, weil sich alles gut gefügt hat. Bei der Männerstimme ist es leider so, wie ich es oft schon feststellen muss, ich mag es einfach nicht, wenn sie Frauenstimmen nachmachen, weil es immer lächerlich wirkt. Zum Glück muss Ledger nicht nur ständig Frauenstimmen nachahmen, aber es ist dennoch immer wieder ein Störfaktor, den auch Macht nicht ideal gelöst bekommen hat.

Nun aber zum eigentlich von „Ein Teil von ihr“ und das ist ohne Frage der Inhalt. Zuletzt ist „Layla“ erschienen, wo ich die Liebesgeschichte etwas fragwürdig fand, weil das anfängliche typisch geniale, was Hoover zwischen zwei Figuren erzeugen kann, immer mehr etwas gewichen ist, was ich unangebracht und suspekt empfunden habe. „Ein Teil von ihr“ geht leider wieder etwas in diese Richtung, wenn auch wahrlich nicht so deutlich, aber es fällt auf und es macht mich auch etwas besorgt, denn die Liebesgeschichten von Hoover hatten schon immer unglaubliche Tiefen, die immer damit reizen, was noch okay ist und was schon wieder übertrieben ist, aber sie hat immer den Balanceakt gefunden, so dass es eine Provokation war, mehr aber auch nicht. Dass sie sich also nun schon zum zweiten Mal in Folge etwas verläuft? Hmm…

Hier haben wir es mit Kenna zu tun, zu deren Umständen und Hintergründen viel im Dunklen gelassen werden, was auch clever ist, weil man so mehr und mehr etwas über sie herausfindet. Anfangs wirkt sie noch etwas emotionslos, ein gebrochener Mensch, der nicht wirklich weiß, wohin mit sich, aber je mehr sie in Ruhe zu sich selbst finden kann, je mehr man lernt, wer sie war und wer sie sein will, desto mehr erobert sie völlig unauffällig das Herz eines jeden, denn gerade die Briefe an ihren verstorbenen Freund, dessen Kind sie ausgetragen hat, sind herzzerreißend und es ist auch die typische Liebesgeschichte, die nur Hoover so auf die Seiten zaubern kann. Wir haben aber noch eine zweite Liebesgeschichte und das ist die zu Ledger, dem besten Freund von Scott. Es war schon etwas unglücklich, dass ihre Beziehung gleich so körperlich losgehen musste, weil es meiner Meinung nach nicht wirklich zu einer Frau passt, die gerade aus dem Gefängnis kommt und andere Ziele vor Augen hat sowie zu einem Mann, der gewarnt ist, dass die Mutter des Kindes, das er mit großzieht, aus dem Gefängnis entlassen wurde. Deswegen fand ich dieses erste körperbetonte Zusammentreffen wenig romantisch, sondern einfach nur dämlich, weil es sich auch nicht natürlich anfühlte, sondern vielmehr als Aufhänger für möglichst viel Dramatik.

Drama gehört bei Hoover zwar dazu, aber sie hat dennoch oft ein Händchen dafür, dass es alles organisch ineinander übergeht. Aber gerade Ledger war es auch, der mich dann in den Wahnsinn getrieben hat, weil er Kenna teilweise hin und her behandelt hat, das hat mir für sie gleich doppelt wehgetan. Nur gut, dass wir in seiner Perspektive oft genug erleben, wie er mit Diem umgeht, denn ansonsten hätte ich ihn vermutlich sofort in den Wind geschossen. Mir ist natürlich bewusst, dass er in keiner einfachen Position war und dass er von Annahmen über Kenna gefüttert war, die vieles übertüncht haben. Aber gerade dann hätte ich es mir eigentlich gewünscht, dass er sich mehr auf sein eigenes Gefühl verlassen hätte, das ihn immer wieder zu Kenna geführt hat, aber so war es eben mal so, mal so und sie ist immer und immer wieder verletzt worden, was nur noch umso tragischer ist, wenn man bedenkt, dass das Buch dabei hilft, das Bild von der rotzfrechen Schwiegertochter in spe abzubauen, so dass eigentlich ein Opfer der Umstände zum Vorschein kommt, dass einfach nur seine Tochter lieben dürfen möchte. Ohne Frage hat dieses Buch mal wieder viel in mir bewegt, weil natürlich auch die Sichtweise der Großeltern, wenn auch ohne eigenständige Erzählperspektive, deutlich rübergebracht wurde und dass man es ihnen nicht vorwerfen konnte. Es ist gut, dass es am Ende sehr versöhnlich war, auch der Blick in die Zukunft, dennoch ist es auch ein eingeschränktes Happy End, denn Ledger hat mich zwischendurch doch sehr enttäuscht.

Fazit: Auch wenn es jetzt schon der zweite Hoover hintereinander war, wo ich so meine Probleme mit der präsentierten Liebesgeschichte habe, war es wieder eine Lektüre, die durch Mark und Bein geht, weil alles an Gefühlen aufgerissen und angeboten wird. Gerade Kenna hat sich als Persönlichkeit wirklich einen Platz in meinem Herzen sichern können, während Ledger doch etwas schwieriger war. Insgesamt aber eine interessante Erzählung wieder, die hängenbleibt.

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Veröffentlicht am 13.02.2022

McGee hat einen eindeutigen Stil

American Crown – Beatrice & Theodore
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Katharine McGee ist 2017 erstmals auf dem Radar von Bücherfans erschienen, als der erste Teil ihrer „Beautiful Liars“-Reihe erschienen ist, der mich damals schon mit dem Klappentext unwahrscheinlich begeistern ...

Katharine McGee ist 2017 erstmals auf dem Radar von Bücherfans erschienen, als der erste Teil ihrer „Beautiful Liars“-Reihe erschienen ist, der mich damals schon mit dem Klappentext unwahrscheinlich begeistern konnte, weil alles so futuristisch klang und ich es faszinierend fand, welche Zukunftsvision McGee entworfen und uns vorgestellt hat. Nun ist McGee also mit ihrer zweiten Reihe zurück, die nicht in der Zukunft spielt, dafür aber in einer alternativen Realität, denn „American Crown“ geht davon aus, dass es in den USA eine Monarchie gibt, die bald das erste Mal eine Königin haben wird. Die Reihe war nicht direkt auf meinem Radar, aber letztlich habe ich mir den ersten Teil in Hörbuchform zu Gemüte geführt.

Zunächst kann ich gleich etwas zur Sprecherin sagen, denn ich merke, dass für mich das immer noch der größte Knackpunkt bei Hörbüchern ist, dass ich oft länger brauche, mich an die Stimme zu gewöhnen und mich dann auch daran störe, wenn andere Stimmen versucht werden nachzumachen und ich das eher despektierlich als natürlich empfinde. Bei Corinna Dorenkamp kann ich aber begeistert sagen, dass sie mir vom ersten Moment an gefallen hat und dass es wirklich ein sehr, sehr angenehmes Hörerlebnis war. Dazu hat sie es auch auf unauffällige Art und Weise geschafft, ihren vier Figuren Unterschiede mitzugeben, ohne dass es aber zu sehr wirkte, als müsste sie spielen, sondern vielmehr so, als wären diese Figuren wirklich alle ein Teil von ihr. Großes, grobes Lob!

Nun aber zu der Geschichte selbst, die stilistisch und sicherlich auch inhaltlich sehr an „Beautiful Liars“ erinnert. Die offensichtlichste Parallele ist natürlich die Aufteilung in die unterschiedlichen Erzählperspektiven, die ich grundsätzlich sehr willkommen heiße, aber ich fand es schade, dass diesmal kein Mann zum Zuge kam, vor allem weil der Untertitel auch noch heißt „Beatrice & THEODORE“, was sich insgesamt als eher schwachsinnig erweist, denn Theo ist genauso ein Vasall wie die anderen männlichen Figuren auch. Auch wenn ich jetzt nicht konkret eine Perspektive der vier hätte streichen können, dennoch hätte ich definitiv nicht nein gesagt, wenn auch Jeff, Theo oder Connor die Ehre zuteil geworden wäre. Unverzichtbar war sicherlich vor allem Daphne, weil sie die Antagonistin in Anführungszeichen ist, die definitiv die speziellste Perspektive hat. Sie hat mich dennoch sehr an Leda aus „Beautiful Liars“ erinnert und ihre Verbindung zu Ethan war wie die zu Wyatt. Solche Gedanken sind mir öfters in den Kopf geschossen, dass McGee doch recht ähnliche Geschichten erzählt, nur mit anderen Figuren und mit einer anderen Realität verpackt.

Ich habe das ehrlich gesagt für mich noch nicht final bewertet bekommen, wie ich das empfinde, ob es nicht doch zu ähnlich ist, aber ich denke, dass sich das vielleicht erst am Ende der Reihe wirklich beurteilen lässt, denn ich bin grundsätzlich dennoch gut unterhalten worden und habe mitgefiebert, was sich für die vier Damen und ihre Liebsten ereignet und das ist eigentlich erstmal das Wichtigste. Was mir aber definitiv als Kritikpunkt aufgefallen ist, das ist die Thematisierung von Monarchie. Nach dem Hype rund um Meghan und Harry, die zwar sich von der englischen Krone verabschiedet haben, aber dennoch die Monarchien wieder in den Vordergrund gerückt habe, wozu sicherlich auch die Netflix-Serie „The Crown“ beigetragen hat, ist es verständlich, sich dieses Themas anzunehmen und es modern zu verpacken. Dennoch gibt es genug Strömungen und Bewegungen, die Monarchien generell für überholt halten und diese gesellschaftskritische Perspektive fehlt mir leider noch. Es gibt Andeutungen mit der Tatsache, dass Frauen noch gar nicht lange als Regentin möglich sind und dass Beatrice gerne bürgerlich heiraten würde, aber ansonsten ist mir das einfach noch zu wenig.

Dementsprechend spielt sich der Spannungsbogen auch ausschließlich im zwischenmenschlichen Drama ab, was ich irgendwann akzeptieren konnte, aber erst habe ich doch lange gerätselt, was jetzt noch kommt, zumal „Beautiful Liars“ auch kompromissloser war, Opfer zu bringen. Dennoch waren die erzählten Geschichten gut, weil es auch genug Geheimnisse gibt, von denen nach und nach welche aufgedeckt werden. Aber auch abseits von Geheimnissen konnten die unterschiedlichen Liebesgeschichten überzeugen, weil sie tatsächlich sehr unterschiedliche Charakter hatten, nichts dem anderen glich, so dass sich eine abwechslungsreiche Geschichte ergeben hat. Sollte aber die Gesellschaftskritik ausbleiben und auch sonst kein großes Geheimnis mehr darüber gesetzt werden, ist ein zweiter Band noch okay, aber ich würde es nicht auf drei ausweiten, aber mal abwarten, was noch kommt.

Fazit: „American Crown“ ist „Beautiful Liars” schon in sehr vielen Aspekten ähnlich, vor allem was die Figuren und die Erzählweise angeht, weswegen ich mir von der Monarchie-Rahmenerzählung tatsächlich mehr erhofft hätte. Jedenfalls nicht, dass es einfach nur eine romantische Kulisse ist. Zudem wäre eine männliche Perspektive auch nicht verachtenswert gewesen. Dennoch insgesamt eine gute Unterhaltung, die viele Wendungen hat, aber auch sympathische Geschichten. Empfehlenswert ist es sicherlich, vor allem auch für die, die McGee noch nicht kennen.

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Veröffentlicht am 31.01.2022

Rollt den Teppich für weitere Teile aus

Dunbridge Academy - Anywhere
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Nachdem mich Sarah Sprinz mit der „What If“-Reihe doch zunehmend (Band 1 war noch mit viel Luft nach oben) begeistert hat, war für mich vollkommen klar, ihr auch bei der nächsten Reihe zu folgen. Die „Dunbridge ...

Nachdem mich Sarah Sprinz mit der „What If“-Reihe doch zunehmend (Band 1 war noch mit viel Luft nach oben) begeistert hat, war für mich vollkommen klar, ihr auch bei der nächsten Reihe zu folgen. Die „Dunbridge Academy“-Reihe ist zwar wieder etwas weiter von meinem Alter entfernt, aber da mich das bei Jugendbüchern auch nicht beeinträchtigt, habe ich dort überhaupt kein Problem gesehen. Wie gefällt mir nun also der Auftakt?

Der Einstieg in das Buch ist mir wirklich gut gelungen, denn sowohl Emma als auch Henry sind beides Figuren, die direkt Sympathien erzeugen. Auch die Idee, das Geschehen an einem Internat spielen zu lassen, hat wirklich etwas. Auch wenn die Schulform für mich selbst nie etwas gewesen wäre, so habe ich im Jugendbereich doch einiges gelesen, was an Internaten gespielt hat. Angefangen bei Hanni & Nanni und schließlich bis zu Harry Potter, da war schon einiges dabei und ich habe es immer als tolles Setting empfunden, weil es nach den Schulverpflichtungen eben nicht nach Hause geht, sondern auch dann alle zusammenbleiben, was natürlich auch ganz andere Konflikte schürt. Als Emma dann ihre ersten Schritte an der Dunbridge Academy macht, da war es mir zunächst fast unheimlich, wie nett alle waren. Da war ich richtiggehend erleichtert, als die ersten Wolken in Form von Valentine oder Olive aufzogen, denn wo hätte ich sich sonst groß das Konfliktpotenzial heraus ergeben sollen? Aber die Einbindung des Alltags, die ganzen Möglichkeiten herum, da war doch einiges, was Harry Potter und Co schnell gerecht wurde und weswegen das Setting mich auch wirklich in den Bann gezogen hat.

Auch wenn ich für Emma und Henry auch nach Beendigung des ersten Bandes noch Sympathiesternchen verteilen würde, so haben manche Entscheidungen, die ihnen in den Schoß gelegt wurden, für mich nicht so gut gepasst. Bei Sprinz erinnere ich mich noch gut an den ersten Band, wo ich die weibliche Protagonistin oft hätte schütteln mögen. Deswegen war sie mir nicht per se unsympathisch, aber einiges war doch sehr fragwürdig. Und daran musste ich in Bezug auf Emma und Henry nun auch wieder denken, wobei es eigentlich vor allem um ihn geht, denn er steckt in einer Beziehung mit Grace, als er Emma kennenlernt. Da Grace entgegen vieler Vorurteile als wunderbarer Mensch gestaltet wurde, ist mir eigentlich noch mehr ins Auge gefallen, dass Henry viel zu spät einen Schlussstrich gezogen hat. Dennoch ist es insgesamt ein schwieriges Thema, weil es keine konkrete Definition in einer Beziehung gibt, wann der Betrug anfängt, da es ganz individuell ist. Aber da hier deutlich gezeigt wurde, dass Grace anschließend ordentlich leiden musste, fand ich es doch etwas fragwürdig und das war leider so Zwischenkapitel, wo sich für mich das Blatt zu wenden drohte.

Weiterhin war auffällig, dass die Figuren doch recht erwachsen agiert haben, was ich sehr gut verstehen kann, denn Sprinz ist eben auch keine 17 mehr, da passt es eigentlich, dass sich eine gewisse Reife unweigerlich einschleicht. Das hat mir auch gefallen, weil gerade die persönlichen Krisen, die Emma und Henry für sich durchleiden musste, so wirklich sehr gut umgesetzt wurden, ohne dass die Momente durch kindische Entscheidungen torpediert wurden. Dennoch gab es dann manchmal Rückfälle in ein Verhalten, was ich als sehr pubertär empfunden habe. Da war die Balance nicht immer gut. Zuletzt ist es noch so, dass der Roman die inhaltlichen Höhepunkte nicht gleichmäßig verteilt hat. Während es am Anfang sehr gemächlich zugeht, was man mit dem Argument des Einfindens in die Geschichte noch relativieren kann, wird nämlich erst am Ende richtig aufs Pedal gedrückt. Dort geht es richtig Schlag auf Schlag, was aber zwangsweise den Eindruck mit sich bringt, dass einigen Momenten nicht mehr die Zeit eingeräumt wurde, die sie verdient gehabt hätten. Am Anfang also zu brav, am Ende zu viel wollend. Dadurch sind für mich auch kleinere Fragezeichen übrig geblieben, die angesichts der Tatsache, dass es eine Reihe ist, vielleicht noch mehr aufgenommen werden. Aber es ist auch nicht dramatisch.

Insgesamt würde ich aber dennoch zum Fazit kommen, dass ich hier lieber etwas niedriger bewerte, weil ich für die Reihe noch viel Potenzial sehe und das sollte Lob genug sein. Es war ein guter Einstieg, ja, aber auch ein etwas holpriger vom Aufbau und von einigen Handlungsentscheidungen her. Zudem habe ich jetzt schon los auf die weiteren Paare und da das bereits jetzt geschafft wurde, sehe ich die Zukunft an der Stelle rosig.

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