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Veröffentlicht am 12.04.2022

Lesehighlight

Firekeeper's Daughter
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Daunis Fontaine stammt zum Teil aus einer reichen Oberklassefamilie Sault Ste. Maries, und zum anderen Teil ist sie Ojibwe, beiden Kulturen angehörig, aber irgendwie auch nicht. Das macht ihr Leben nicht ...

Daunis Fontaine stammt zum Teil aus einer reichen Oberklassefamilie Sault Ste. Maries, und zum anderen Teil ist sie Ojibwe, beiden Kulturen angehörig, aber irgendwie auch nicht. Das macht ihr Leben nicht immer leicht, denn es werden verschiedene Ansprüche an sie gestellt und sie meint beiden Kulturen gerecht werden zu müssen. Als ein Mord den Ort erschüttert, ändert sich ihr Leben – auf vielerlei Hinsicht.

Eine indigene Autorin, eine indigene Protagonistin, die noch dazu zwischen verschiedenen Welten/Kulturen hin und her gerissen wird, das hat mich sehr angesprochen, und der Roman hat, das kann ich hier schon sagen, meine Erwartungen gut erfüllt. Angeline Boulley lässt Daunis selbst in Ich-Form und im Präsens erzählen, das bringt sie einem sehr nahe. Man merkt ihre Zerrissenheit, aber auch, wie sehr sie sich ihrer indigenen Abstammung nahe fühlt. Sehr gut hat die Autorin damit auch das Nahebringen der Kultur gelöst, denn Daunis kann sie gut vermitteln, so dass man als Leser:in schnell Verständnis aufbaut. Dazu gehören auch viele Worte und Ausdrücke in der Sprache ihres Volkes, die in einem Glossar im Anhang erklärt werden, jedoch kann man vieles auch aus dem Kontext entnehmen oder es wird sogar direkt im Text übersetzt. Wer mit den indigenen Kulturen nicht so vertraut ist, braucht vielleicht etwas länger, um im Geschehen anzukommen, man sollte sich die Zeit aber unbedingt gönnen. Wer schon mehr Wissen hat, wird sich schnell zurechtfinden.

Mir hat gut gefallen, dass zunächst Daunis Alltag geschildert wird, es braucht ein bisschen, bis die Erzählung zur Sache kommt. Ich finde das aber nötig, und auch hier sollte man geduldig sein. Der Schock – und es wird ein Schock sein – kommt früh genug, und dann wird es schnell sehr spannend, ohne dass der Fokus auf die indigene Kultur aus dem Blick gerät. Auch Daunis‘ Innenleben, ihre Gedanken, ihre Emotionen und ihre Identität werden dem Leser sehr nahe gebracht. Ich konnte nicht immer alles komplett nachvollziehen, vor allem ihre emotionale Situation in Bezug auf „Jungs“. Aber immerhin handelt es sich hier auch um ein Jugendbuch, und so gibt es auch eine – problematische – Liebesgeschichte, deren Hin und Her mich schon ein bisschen genervt hat, die aber wohl dazu gehört und letztlich auch wichtig wird.

Daneben ist der Roman nicht frei von Gewalt, aber, auch das gehört – leider – zum Leben Indigener, vor allem auch indigener Frauen. Dazu kann man im Anhang etwas mehr lesen, vor allem die Anmerkung der Autorin und die „historische Einordnung“ sollte unbedingt gelesen werden, auch weil es mit zur Intention der Autorin gehört, dem Leser die Situation der Indigenen näher zu bringen.

Dazu gehört auch die Einteilung des Romans in vier Teile, die den vier Himmelsrichtungen entsprechen und eine Bedeutung bzgl. einer Reise haben „Für Ojibwe beginnt jede Reise gen Osten“ heißt es da zu Beginn des ersten Teils (Seite 9).

Das Ende hat mir gut gefallen, auch wenn vielleicht nicht jeder damit zufrieden sein wird, aber es wirkt realistisch und gleichzeitig hoffnungsvoll, und damit echt. Insgesamt hat mich der Roman sehr gefesselt, ich hätte Daunis‘ Leben auch noch länger begleiten können.

Der Roman ist in meinen Augen nicht nur lesenswert, sondern auch wichtig, bringt er dem Leser doch indigenes Leben und indigene Kultur näher, mit Sonnen- und Schattenseiten, und bietet gleichzeitig eine spannende Erzählung. Gerne vergebe ich eine uneingeschränkte Leseempfehlung und volle Punktzahl. Ich bin gespannt auf weitere Werke der Autorin.

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Veröffentlicht am 28.03.2022

Emotional

Mitte
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Nach den Ereignissen in „Olympia“ ist Fritz Thormann unter neuem Namen untergetaucht, hat Arbeit gefunden und eine Lehrstelle in Aussicht, ist zufrieden mit seinem Leben, hat aber auch Sehnsucht nach Menschen, ...

Nach den Ereignissen in „Olympia“ ist Fritz Thormann unter neuem Namen untergetaucht, hat Arbeit gefunden und eine Lehrstelle in Aussicht, ist zufrieden mit seinem Leben, hat aber auch Sehnsucht nach Menschen, die er kennt. Daher nimmt er per Brief Kontakt zu Charlotte Rath und dem ehemaligen Straßenmädchen Hannah, die in Breslau untergetaucht ist, auf.

Der Roman ist mit Illustrationen von Kat Menschik ausgestattet, die immer gut passend zum Text sind. Erzählt wird in Briefform, allerdings kann man jeweils nur Fritz‘ Briefe lesen, die Antworten der beiden Frauen kann man diesen aber teilweise entnehmen.

Drei weitere offizielle Briefe sind außerdem enthalten. Diese und Fritz‘ sehr offenherzige Kommunikation und sein immer noch zu naives Verhalten lassen mich als Leser:in schnell nichts Gutes ahnen – und das Ende schreit in meinen Augen dann auch nach einem weiteren Band der Gereon-Rath-Reihe, der hoffentlich bald kommen wird. Nach meinen Recherchen soll die Reihe erst mit dem Jahr 1938 enden.

Ich bin etwas zwiegespalten. Ich habe Fritz‘ Briefe gerne gelesen, und konnte mir alles sehr gut vorstellen, jedoch spürte ich auch schnell das Damokles-Schwert über ihm schweben. Das Ende hat dann meinen Zwiespalt noch vergrößert. Andererseits ist es folgerichtig, und entlässt die/den Leser:in mit vielen Emotionen. Wer die Reihe kennt und mag, sollte auch diesen Roman gelesen haben, er gehört einfach dazu und ist sicher auch wichtig für die weiteren Romane.

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Veröffentlicht am 26.03.2022

Atmosphärischer Kriminalroman vor spannendem historischen Hintergrund

Engel des Todes
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Am 13.03.1920 versuchten Putschisten die gewählte Regierung zu stürzen. Auch Leipzig wird von den Auswirkungen nicht verschont. Die Stadt ist nicht nur bürgerkriegsähnlichen Zuständen ausgesetzt, auch ...

Am 13.03.1920 versuchten Putschisten die gewählte Regierung zu stürzen. Auch Leipzig wird von den Auswirkungen nicht verschont. Die Stadt ist nicht nur bürgerkriegsähnlichen Zuständen ausgesetzt, auch ein Serienmörder treibt sein Unwesen, der seine Opfer nicht nur tötet, sondern sie anschließend auch noch köpft und ihrer Zungen beraubt.

Der dritte Band der Reihe um den aus Kriegsgefangenenschaft heimgekehrten Polizisten Paul Stainer findet vor dem realen historischen Hintergrund des Kapp-Putsches statt. Thomas Ziebula gelingt es dabei nicht nur, die historischen Geschehnisse in seinen Kriminalroman einzubinden, sondern auch die Atmosphäre, die damals geherrscht haben muss, greifbar zu machen. Nicht nur Stainer, auch andere Charaktere, die man bereits aus den Vorgängerbänden kennt, wie Rosa Sonntag und Mona König, erleben hautnah die Auswirkungen die über Leipzig hereingebrochen sind.

Ein paar interessante neue Charaktere werden eingeführt, wie der – mir sehr sympathische – Oberst der Reichswehr, August von Herzberg, der eigentlich beabsichtigte aus dem aktiven Dienst auszusteigen. Valerie Schwarz ist Tänzerin, deren Auftritte teilweise recht skandalös sind, und die mit von Herzberg verlobt ist. Ihr Verhalten gegenüber von Herzberg ist mir schnell auf die Nerven gegangen, ihre Hingabe zu ihrer Kunst dagegen hat mir gefallen.

Auch den Täter lernt man schnell kennen, nach und nach offenbart sich auch sein Motiv. Dass man als Leser:in schon relativ früh weiß, wer hinter den Morden steckt, macht den Roman nicht weniger spannend, denn Stainer und sein Team muss es ja erst noch herausfinden, und zudem tragen die Hintergrundereignisse viel zur Spannung bei.

Mir hat sehr gut gefallen, wie gelungen Thomas Ziebula die Gedanken und Emotionen seiner Charaktere eingebunden und mir nahe gebracht hat. Stainers Privatleben bekommt ebenfalls wieder seinen Anteil an der Geschichte, wenn auch etwas weniger als in den Vorgängerbänden. Ich bin gespannt, wie es sich in den Folgebänden entwickeln wird.

Durch den interessanten historischen Hintergrund konnte ich Neues erfahren und wurde dazu animiert, selbst weiter zu recherchieren.Leider gibt es wieder kein Nachwort des Autors, was ich sehr schade finde, dafür aber eine Karte des Leipzigs jener Zeit.

Auch der dritte Band der Paul-Stainer-Reihe konnte mich wieder überzeugen, dem Autor ist es gelungen, nicht nur den spannenden historischen Hintergrund, sondern auch lebendige Charaktere und viel Atmosphäre in seinen Roman einzubinden. Ich vergebe gerne volle Punktzahl und eine Empfehlung für die ganze Reihe, die man am besten mit Band 1 beginnt.

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Veröffentlicht am 20.03.2022

Unterhaltsam

Tote tanzen keinen Walzer
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Loretta Luchs‘ Freunde Bärbel und Frank wollen heiraten, und damit keiner sich auf der Hochzeit beim Tanzen blamiert, beschließen sie, mit allen Freunden in die Tanzschule zu gehen. Loretta ist darüber ...

Loretta Luchs‘ Freunde Bärbel und Frank wollen heiraten, und damit keiner sich auf der Hochzeit beim Tanzen blamiert, beschließen sie, mit allen Freunden in die Tanzschule zu gehen. Loretta ist darüber nicht sehr glücklich, will aber auch kein Spielverderber sein. Spielverderber ist schließlich derjenige, der durch die Scheibe der Tanzschule schießt, und Loretta eine neue Leiche beschert.

Es ist immer wieder schön, Loretta und ihre Freunde zu treffen. Mir hat in diesem Band das Tanzstunden-Setting besonders gut gefallen, es hat Erinnerungen geweckt und einige Szenen zum Schmunzeln geboten – und neben Loretta und Dennis sind dieses Mal auch Bärbel und Frank sowie Doris und Erwin unmittelbar betroffen – und Diana und Okko dürfen aus der Ferne teilhaben.

Ähnlich markant wie Lorettas Freunde sind auch die anderen Paare des Tanzkurses, angefangen mit den Trainern. Man kann sie sich gut vorstellen, immerhin beschreibt Loretta, die die Autorin wieder selbst in Ich-Form erzählen lässt, sie sehr treffend, wenn auch nicht immer wohlwollend. Und auch Astrid Küpper hat wieder Bereitschaft und freut sich einmal mehr so gar nicht, Loretta am Tatort anzutreffen.

Für mich ist der fünfzehnte Band einer der besten der Reihe, der mich sehr gut unterhalten hat. Leider ist er gleichzeitig der letzte der Reihe, und so erlebt der Leser nicht nur einen spannenden Kriminalfall, eine ermittelnde Loretta und eine passende Auflösung, sondern auch ein stimmiges Ende, das nicht nur Loretta, sondern auch der Leser akzeptieren kann, man sieht für Loretta eine schöne Zukunft, und kann sie in diese entlassen. Und, vielleicht wird es ja Loretta Luchs und Lotte Minck irgendwann doch noch einmal zusammenführen?

Ein letztes Mal hat auch Ommo Wille eines seiner genialen und wunderbar zur Geschichte passenden (Rundum)Cover beigesteuert – diese Cover werde ich wahrscheinlich genauso vermissen wie die Geschichten um Loretta.

Mir ihrem letzten Band haben mich Loretta Luchs und ihre Freunde noch einmal richtig gut unterhalten. Sehr gerne empfehle ich die ganze Reihe an jene, deren Krimis mit Humor gemixt sein dürfen – nicht umsonst wurde hierfür der Name „Krimödie“ geprägt.

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Veröffentlicht am 13.03.2022

Abschlussband der lesenswerten Tetralogie in schöner Neuauflage mit interessanten Boni

Athanor 4: Die letzte Schlacht
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Nach der Zerstörung des Ewigen Lichts herrscht Verzweiflung unter den Elfen, und als weitere Untote nahen, beschließt deren Ältester, Peredin, die Heimat zu verlassen, denn es muss noch ein weiteres Ewiges ...

Nach der Zerstörung des Ewigen Lichts herrscht Verzweiflung unter den Elfen, und als weitere Untote nahen, beschließt deren Ältester, Peredin, die Heimat zu verlassen, denn es muss noch ein weiteres Ewiges Licht geben. Die Menschen um Athanor schließen sich an, Athanor selbst jedoch hat ein anderes Reiseziel …

Den Abschlussband der Reihe um den „letzten Menschen“ Athanor, hatte ich lange ersehnt, aber auch gefürchtet, bedeutet es eben auch den Abschied von einer sehr gelungenen Geschichte und geliebten Charakteren. Um es schon vorwegzunehmen: David Falk ist es gelungen, Athanors Geschichte mehr als zufriedenstellend zu Ende zu bringen, nicht jeder mag das Ende gutheißen, für mich ist es allerdings ein Ende, das nicht nur zur Geschichte, sondern auch zu Athanor passt, es macht das Ganze rund und lässt einen angemessenen Abschied zu.

Der Autor erzählt aus mehreren Perspektiven wie gewohnt bildhaft und spannend, das Kopfkino springt sofort an und lässt einen das Geschehen regelrecht miterleben. Dazubei tragen auch die sehr gut ausgearbeiteten Charaktere, die alle einzigartig sind. Es gibt keine Schwarz-Weiß-Zeichnung, nahezu jeder Charakter hat Stärken und Schwächen, gute und schlechte Seiten und hadert schon einmal mit sich und der Welt. Manche lassen sich schwer einschätzen, nicht nur von ihren Mitcharakteren, sondern auch vom Leser, und man kann nie vor Überraschungen sicher sein. Auch dass ein Charakter überlebt, ist nie sicher, und so muss man sich auch hier von dem einen oder anderen verabschieden – dafür taucht aber auch mancher auf, mit dem man nicht (mehr) gerechnet hätte.

Bei mir war es Liebe auf den ersten Blick, bereits den ersten Band der Tetralogie, David Falks Debüt, las ich mit großem Genuss, und diese Liebe blieb bis zum Schluss erhalten. Dass der Vierteiler in dieser rundum gelungenen Neuauflage erschienen ist, ist mehr als verdient.

Natürlich ist auch dieser Band der Neuauflage des Atlantis-Verlags sehr schön ausgestattet, Timo Kümmel hat erneut die grafische Gestaltung übernommen, es gibt wieder ein Lesebändchen, und einen Anhang mit Personenregister, einem sehr lesenswerten Lexikon und, als besonderes Highlight, einem Gespräch zwischen Autor und Grafiker, beide spielen sich gegenseitig die Bälle zu, und man erfährt einiges über die beiden und ihre Arbeitsweisen.

Athanors Geschichte ist eine der besten Fantasygeschichten, die ich bisher gelesen habe, das hohe Niveau wird bis zum Ende gehalten, die Geschichte ist nie langweilig und es werden immer wieder Überraschungen geboten. So kann ich auch für den Abschlussband wieder volle Punktzahl geben und eine Leseempfehlung für die ganze Reihe.

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