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Veröffentlicht am 18.06.2022

Ein außergewöhnliches Leseerlebnis

Der Sohn des Orkschamanen
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~ Ich wollte etwas anderes, ich bekam etwas anderes. ~

Ab und an lese ich ja Fantasy, aber aus der Sicht eines Orks habe ich noch nie etwas gelesen. Und ich muss zugeben, Sharshuk und ich haben einige ...

~ Ich wollte etwas anderes, ich bekam etwas anderes. ~

Ab und an lese ich ja Fantasy, aber aus der Sicht eines Orks habe ich noch nie etwas gelesen. Und ich muss zugeben, Sharshuk und ich haben einige Kapitel gebraucht, um uns aneinander zu gewöhnen. Aber dann fluppte es plötzlich und ich werde den Orkschamanen sogar etwas vermissen.

Aber jetzt erstmal zum Inhalt:
Im Leben des jungen Orks Sharshuk läuft es nicht rund. Sein Vater ist von ihm enttäuscht, seine Angebetete verachtet ihn, der Oger seines Stammes würde ihn am liebsten umbringen und zu allem Überfluss duftet er auch noch nach Flieder.
Doch als sein Dorf von einer Gefolgschaft aus Elf, Zwerg, Magier und Mensch nahezu ausgelöscht wird, scheint Sharshuks große Stunde gekommen zu sein.
Denn der Sohn des Orkschamanen ist der Einzige, der sein Volk rächen kann.

Mein Einstieg in das Reich der Orks war etwas holprig. Mal ehrlich, wer kann sich schon mit einem Ork identifizieren? Auch fehlte mir der Background aus der Geisterwelt der Schamanen. Was z.B. ist ein Tooru und wer bitteschön soll dieser Sho sein? Ich konnte mich aber glücklicherweise relativ schnell mit dieser außergewöhnlichen Welt vertraut machen und dann den Rest von Sharshuks Reise richtig genießen.

„Der Sohn des Orkschamanen“ von @lewmarschall ist schon etwas Besonderes. Es ist dreckig, es ist brutal, es ist magisch, es ist schockierend, irgendwie traurig, aber auch stellenweise richtig lustig. Ich habe die Dialoge zwischen Sharshuk und seiner Keule Ingashkuk geliebt. Stellenweise war ich fasziniert und interessiert. Stellenweise habe ich mir gedacht: Wer kommt nur auf sowas Beklopptes (im positiven Sinn)? An Wissen über die Welt der Orks habe ich auf jeden Fall ordentlich zugelegt und kann damit beim nächsten Bier mit den Rollenspielern unter meinen Freunden angeben.
Ich bin mir sicher, dass dieser High-Fantasy Roman die Rollenspieler-Herzen höher schlagen lässt. Und auch ich habe mich, nach dem ersten Schock, ganz ausgezeichnet unterhalten gefühlt.

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Veröffentlicht am 30.05.2022

Eine exzellent recherchierte Reportage über den 2. Weltkrieg

Versteckt vor aller Augen
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„Versteckt vor aller Augen“ von Pieter van Os habe ich schon vor längerer Zeit gelesen, häppchenweise und in kleinen Abschnitten, doch erst jetzt habe ich Worte für eine Rezension gefunden. Denn die Überlebensgeschichte ...

„Versteckt vor aller Augen“ von Pieter van Os habe ich schon vor längerer Zeit gelesen, häppchenweise und in kleinen Abschnitten, doch erst jetzt habe ich Worte für eine Rezension gefunden. Denn die Überlebensgeschichte von Mala ist nichts, was man einfach mal so weg liest, es ist kein Roman. Es ist eher eine exzellent recherchierte Reportage über den 2. Weltkrieg, die die volle Konzentration und Aufmerksamkeit des Lesers erfordert.
Anhand von Malas Erinnerungen, Reisen zu wichtigen Stationen aus ihrem Leben, Gesprächen mit betroffenen Personen und weiterführenden Informationen aus Archiven und Sachbüchern zeichnet Pieter van Os Malas beeindruckende Geschichte nach.
Dabei legt der Autor sein Augenmerk hauptsächlich auf seine Recherchearbeit, was Malas Schicksal etwas in den Hintergrund drängt, dafür aber viele andere Schicksale und Fakten zutage bringt. Dadurch habe ich unheimlich viel Neues und sehr Interessantes über den 2. Weltkrieg gelernt, es hat das Lesen aber auch mühsam gemacht. Teilweise fühlte ich mich von den Fakten etwas erschlagen und ich hätte mir mehr „Mala“ gewünscht.
Wenn man sich aber von Malas Überlebensgeschichte löst und das Buch als das sieht, was es ist, dann wird man es gern und mit großem Interesse lesen.
Denn in „Versteckt vor aller Augen“ erfährt man nicht nur, was im Zweiten Weltkrieg alles passiert ist, man lernt “Krieg“ zu verstehen. Soweit man so etwas Absurdes überhaupt verstehen kann. In keinem Buch vorher habe ich so viel über das Gedankengut, die Hintergründe und den geschichtlichen Zusammenhang eines Krieges erfahren.
Und mir wurde klar, dass es kein Gut und Böse in einem Krieg gibt, keinen Schuldigen und keinen Unschuldigen, es gibt nur jemanden, der der Auslöser war. Oft unter einer fadenscheinigen Rechtfertigung wie Religion oder Ortsanspruch. Ist ein Krieg erst einmal angefangen, bedroht, verfolgt und tötet jeder jeden auf die gleiche grausame Weise, unabhängig davon zu welcher Bevölkerungsgruppe er gehört oder in welchem Land er wohnt. Ein Krieg macht aus "unschuldigen" Menschen "Schuldige" und aus "guten" Menschen "Böse". Die Gründe dafür mögen verschieden sein, einige aus moralischer Sicht eher zu verstehen, einige eher zu verurteilen. Aber alle Gründe lassen Menschen zu Monstern werden. Das hat mir dieses Buch ganz klar gezeigt. Es klagt niemanden an, es gibt niemanden die alleinige Schuld, außer dem Krieg selber.
Zwei Zitate aus dem Buch möchte ich euch an dieser Stelle gerne zeigen, die (hoffentlich) zum Nachdenken anregen.
~ „Ich habe mich oft gefragt“, sagte Mala eines Tages, “wenn es umgekehrt gewesen wäre, wenn die Deutschen alle Katholiken hätten umbringen wollen und nicht die Juden, was hätten die Juden dann gemacht? Hätten sie den Deutschen gesagt, wo sich die Katholiken versteckt hielten? Hätten die Juden die Katholiken genauso verraten, wie unzählige Katholiken Juden verraten haben? (...)“ ~
~ In einem Satz gesagt, erst wenn der oder die Andere sich erfolgreich als eine der Unseren darstellen kann, darf sie mit einer gewissen Menschlichkeit, einem gewissen Mitgefühl rechnen. ~
Gerade in der jetzigen Situation würde ich mir wünschen, dass viele Menschen dieses Buch mit Verstand und Herz lesen, so wie auch viele andere gute Bücher zum 2. Weltkrieg. Vielleicht wird dann der allseits bekannte Spruch endlich einmal war.
Stellt euch vor irgendein Idiot sagt, es ist Krieg. Und KEINER geht hin...
Es könnte doch so einfach sein!

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Veröffentlicht am 28.05.2022

Eine schöne Märchenadaption von "Die sechs Schwäne"

Die sechs Kraniche (Die sechs Kraniche 1)
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~ Prinzessin Shiori soll den Prinzen Takkan heiraten, eine Vorstellung, die ihr so gar nicht gefällt. Für Ablenkung sorgen ihre magischen Kräfte, die im Reich ihres Vaters streng verboten sind. Ausgerechnet ...

~ Prinzessin Shiori soll den Prinzen Takkan heiraten, eine Vorstellung, die ihr so gar nicht gefällt. Für Ablenkung sorgen ihre magischen Kräfte, die im Reich ihres Vaters streng verboten sind. Ausgerechnet am Tag der Verlobungsfeier geraten diese außer Kontrolle. Shiori wird von ihrer Stiefmutter verbannt und ihre sechs Brüder werden in Kraniche verwandelt. Verzweifelt sucht sie nach einer Möglichkeit den Fluch zu brechen. Doch spricht Shiori auch nur ein Wort, so wird einer ihrer Brüder sterben... ~

Die sechs Kraniche von Elizabeth Lim ist ein originelles Märchen voller Zauber und Magie. Die Geschichte ist abwechslungsreich und gut durchdacht, auch wenn sie sich stellenweise etwas zieht. Einige Seiten weniger hätten es auch getan. Dennoch habe ich es sehr gerne gelesen. Shiori selbst hat mich ein wenig an Prinzessin Fantaghiro erinnert und auch einige Elemente aus anderen Märchen kann man hier wieder finden. Ich bin sehr gespannt, wie es mit Shiori und Takkan im zweiten Teil weiter geht.

Kurz: Ein schönes Märchen, das für mich jetzt nicht unbedingt ein Highlight, aber durchaus lesenswert ist.

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Veröffentlicht am 09.04.2022

Ein spannender Thriller aus einer ungewöhnlichen Perspektive und mit vielen überraschenden Momenten.

Perfect Day
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~ Der perfekte Tag – für Ann untrennbar mit der Erinnerung an ihren Vater verbunden. Doch genau dieser wird nun des grausamen Mordes an 10 jungen Mädchen verdächtigt. Für Ann unvorstellbar. Unbeirrbar ...

~ Der perfekte Tag – für Ann untrennbar mit der Erinnerung an ihren Vater verbunden. Doch genau dieser wird nun des grausamen Mordes an 10 jungen Mädchen verdächtigt. Für Ann unvorstellbar. Unbeirrbar und entgegen allen Indizien, versucht sie die Unschuld ihres Vaters zu beweisen. ~

Puh, was für ein harter Stoff. Anns Situation ist unerträglich. Der wichtigste Mensch in ihrem Leben, ihr Vater, ihr Held, soll diese brutalen Taten begangen haben?
Er soll der Schleifenmörder sein, der das Leben unschuldiger kleiner Mädchen und damit auch das ihrer Familien auf so grausame Weise zerstört hat? Der gleiche Mann, der ihr so ein verlässlicher und liebevoller Vater war?
Eindrucksvoll und glaubhaft schildert Romy Hausmann in „Perfect Day“ Anns Zerrissenheit. Ihren äußeren, aber vor allem auch inneren Kampf zwischen der Liebe zu ihrem Vater und der Beweislage, die eben diesen zum Monster macht.
Verpackt in einer spannenden Suche nach dem wahren Mörder, durchlebt der Leser die Gefühlsachterbahn einer verzweifelten Tochter, die zu allem bereit zu sein scheint, um ihren Daddy vor dem Gefängnis zu bewahren.
„Perfect Day“ ist aufgrund der ungewöhnlichen Perspektive echt etwas Besonderes. Ich habe mit Ann gebangt und gelitten. Es war leicht, sich in die Situation einzufühlen. So richtige Sympathie konnte ich allerdings nicht zu den Protagonisten aufbauen. Teilweise war ich von den Rückblicken in Anns Vergangenheit bzw. von der „kleinen Ann“ etwas ... naja genervt wäre jetzt zu viel gesagt. Ich empfand es als etwas langweiliger zu hören, als das Geschehen in der Gegenwart.

Kurz: Ein spannender Thriller aus einer ungewöhnlichen Perspektive und mit vielen überraschenden Momenten. Die kleinen Längen zwischendurch schmälern das Lesevergnügen nicht wesentlich.

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Veröffentlicht am 24.03.2022

Der Auftakt zur Tom Babylon Reihe

Schlüssel 17 (Tom-Babylon-Serie 1)
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„Schlüssel 17“ von Marc Raabe ist der Auftakt einer 4teiligen Reihe um den LKA Ermittler Tom Babylon. Und es geht für ihn direkt so richtig los.
Im Berliner Dom wird eine grausam zugerichtete Leiche gefunden. ...

„Schlüssel 17“ von Marc Raabe ist der Auftakt einer 4teiligen Reihe um den LKA Ermittler Tom Babylon. Und es geht für ihn direkt so richtig los.
Im Berliner Dom wird eine grausam zugerichtete Leiche gefunden. Um den Hals trägt sie einen Schlüssel, den Tom nur zu gut kennt. Denn vor fast 20 Jahren ist seine Schwester Viola mit genau diesem Schlüssel spurlos verschwunden.
Zusammen mit seiner Kollegin Sita Johanns versucht Babylon das Rätsel, um den Schlüssel Nr. 17, zu lösen und seine Schwester endlich zu finden.

Ich mache es kurz und schmerzlos:
Die Geschichte ist gut durchdacht und durchaus spannend, hätte aber auch gerne etwas kürzer ausfallen dürfen.
Tom Babylon war für meinen Geschmack etwas drüber. Ich finde es stellenweise anstrengend, wenn die psychischen Probleme der Protagonisten mehr Raum einnehmen, als der eigentliche Fall.
* Hören werden ich die anderen Teile natürlich trotzdem noch, denn ich möchte schon gerne wissen, was genau mit Viola passiert ist. Allerdings brauche ich jetzt erst mal eine kleine Pause von Tom Babylon.

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