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Veröffentlicht am 01.04.2022

Es geschah am hellichten Samstagmorgen

Der Buchhändler
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"Der Buchhändler" ist ein Thriller von Petra Johann, einer Autorin von der ich zum ersten Mal ein Buch lese. Nach der Trennung von Frau und Tochter beginnt Erik Lange einen Neuanfang in seinem Leben und ...

"Der Buchhändler" ist ein Thriller von Petra Johann, einer Autorin von der ich zum ersten Mal ein Buch lese. Nach der Trennung von Frau und Tochter beginnt Erik Lange einen Neuanfang in seinem Leben und übernimmt eine Buchhandlung im bayerischen Neukirchen, einer idyllischen Kleinstadt wo jeder jeden kennt. Schnell gelingt ihm der Anschluss und er findet neue Freunde. Als er gerade immer mehr in seiner neuen Umgebung angekommen scheint, verschwindet an einem Samstagmorgen die neunjährige Tochter eines seiner neuen Freunde spurlos. Es beginnt eine groß angelegte Suche nach der kleinen Tessi durch die Polizei, sowie der Anwohner im Ortsteil Schönblick. Alle sind in Aufruhr, die Nerven liegen teils blank. Erik beteiligt sich ebenso an der Suche wie alle anderen, doch dann kommt ein dunkles Geheimnis ans Tageslicht dass Erik unter Verdacht bringt. Petra Johann greift mit diesem Thriller das sensible Thema Pädophilie auf. In der scheinbar heilen Welt bricht über Nacht ein Strudel aus Angst, Verdächtigungen, Lügen und Gewalt herein. Den beiden Ermittlerinnen begegnet dabei immer mehr Misstrauen gegenüber den polizeilichen Ermittlungen, aber auch je länger die Suche nach dem kleinen Mädchen andauert Selbstjustiz und Verschleierung eigener Geheimnisse der Anwohner. Nach und nach kommt zutage, dass in dem beschaulichen Ort doch keine so heile Welt existiert. Die hintergründige Story ist dabei sehr gut aufgebaut, die latente Angst der Eltern um ihr Kind ist jederzeit greifbar. Die eingefügten Kapitel aus der Ich-Perspektive von Erik tragen perfekt dazu bei, die gesamte Geschichte zu unterstützen. Immer wieder gibt es neue Verdachtsmomente, Spekulationen für den Leser, aber nichts ist doch wie es scheint. Dadurch ist ein stetiger Spannungsbogen vorhanden, der einen als Leser immer mehr gefangen nimmt. Fast scheint es, man ist selbst an der Suche nach der kleine Tessi beteiligt. Während der ganzen Geschichte entwickelt sich dabei eine Dynamik, die einen bis zur letzten Seite fesselt. So fast unterschwellig brav einem der Titel und das Buchcover begegnen, so gut ist der Inhalt der sich in diesem Thriller verbirgt. Das Spiel mit der Sorge und Angst der Eltern, die Zerrissenheit eines psychisch kranken Menschen, sowie die Eigendynamik von Selbstjustiz sind in diesem Buch hervorragend von der Autorin kombiniert. Für mich ist "Der Buchhändler" eine spannende Lektüre und eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 25.03.2022

Stürmische Zeiten für die Familie von Plesow

Das Grand Hotel - Die der Brandung trotzen
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"Die der Brandung trotzen" ist dritte und abschließende Band der Grand-Hotel-Trilogie von Caren Benedikt. Beatrice von Plesow, Inhaberin des Grand Hotels in Binz, sieht sich schweren Aufgaben gegenüber. ...

"Die der Brandung trotzen" ist dritte und abschließende Band der Grand-Hotel-Trilogie von Caren Benedikt. Beatrice von Plesow, Inhaberin des Grand Hotels in Binz, sieht sich schweren Aufgaben gegenüber. Ihr Sohn Constantin, der in Berlin ein weiteres Hotel und Varieté führt, ist des Mordes angeklagt. Die Schuldfrage lastet schwer auf ihm, denn der wahre Täter und Unterweltboss Lodewald will ihm die Tat in die Schuhe schieben. Doch dieser rechnet nicht mit Beatrice von Plesow, einer Mutter, die wie eine Löwin um ihren letzten noch lebenden Sohn kämpft. Was in den ersten beiden Bänden schon dramaturgisch sehr gut umgesetzt war, setzt Caren Benedikt in diesem Band weiter fort. Sofort ist man als Leser wieder in Binz und Berlin der 1920er Jahre angekommen, taucht erneut in die Geschichte ab. Die Charaktere sind vertraut, man fiebert oder leidet mit ihnen mit. So manches unerwartete Ereignis geschieht, ja man wird teils von der Autorin mit Wendungen überrascht, die man nicht so auf dem Schirm hat. Neben Liebe und Freundschaft wartet dieser Band auch wieder mit einer gehörigen Portion Intrige und Spannung auf. Diese Mischung macht ihn wie auch die Vorgängerbände erneut zu einem Lesevergnügen, bei dem man das Buch nicht aus den Händen geben kann bis man am Ende der Geschichte ankommt. Auch dieser feine Kontrast zwischen dem Ostseebad Binz und der pulsierenden Stadt Berlin ist so spürbar, als würde man selbst an den jeweiligen Orten verweilen. Caren Benedikt hat für mich mit der Grand-Hotel-Trilogie ein Story umgesetzt, die ich zu den besten der letzten Zeit zähle was durch meiner Leserhände ging. Kurzweilig, erfrischend und spannend. Eine klare Leseempfehlung meinerseits.

Veröffentlicht am 16.03.2022

Die Kreuzfahrt des Todes im eisigen Fjord

Kalter Fjord
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"Kalter Fjord" ist der dritte Band aus der Tom-Skagen-Reihe von Anne Nørdby. Im Containerhafen von Tjora findet durch die Sondereinheit Skanpol ein Zugriff gegen Waffenschieber statt, doch dieser läuft ...

"Kalter Fjord" ist der dritte Band aus der Tom-Skagen-Reihe von Anne Nørdby. Im Containerhafen von Tjora findet durch die Sondereinheit Skanpol ein Zugriff gegen Waffenschieber statt, doch dieser läuft nicht nach Plan. Nur knapp kommt der Kollege von Tom Skagen mit dem Leben davon, aber ein verdeckter Ermittler des BKA wird dabei erschossen und der Täter entkommt. Tom Skagen muss sich der internen Ermittlung stellen. Zur gleichen Zeit feiert ein ehemaliger Abiturjahrgang des Internat Hamburg Falkenstein sein 20-jähriges Jubiläum bei einer Schiffskreuzfahrt. Doch als am Preikestolen einer der ehemaligen Absolventen vom Aussichtsfelsen in den Fjord abstürzt, glaubt man zuerst an Selbstmord. Doch kurz darauf verschwindet der nächste aus der Reisegruppe vom Schiff. Erneut Selbstmord? Tom Skagen wird zur Untersuchung auf das Schiff beordert und schnell gerät er selbst zwischen die Fronten. Er muss sich seiner eigenen Vergangenheit stellen und die Zusammenhänge klären, bevor auch er im eisigen Grab des Fjords endet. Anne Nørdby verwebt in diesem dritten Band im wesentlichen zwei Handlungsstränge, die beide für sich schon spannend sind. Aber gemeinsam machen sie diesen Thriller zu einem echten Lesevergnügen. Vielschichtig sind die Spuren gelegt, aber man bleibt bis zum Ende als Leser im Dunkeln bezüglich der Aufklärung des Falles. Die Spannungskurve steigt dabei stetig an, man hangelt sich gefesselt von Kapitel zu Kapitel. Und zum Ende des Thrillers steigert die Autorin dieses Spannungsfeuerwerk nochmal, so dass man wirklich nur noch von Seite zu Seite fliegt. Tom Skagen als Ermittler gefällt mir schon seit dem ersten Band hervorragend, aber in "Kalter Fjord" legt er für mich nochmal eine kleine Schippe drauf. Diese Reihe zählt für mich zu den besten Thrillern die ich die letzten Jahre lesend begleite und ich wünsche mit definitiv noch mehr davon. So geht temporeiche Spannung!

Veröffentlicht am 15.03.2022

1938 - Immer dunklere Wolken brauen sich am Starnberger See zusammen

Der Mut der Frauen
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"Der Mut der Frauen" ist der fünfte Band der Falkenbach-Saga von Ellin Carsta. Während Ferdinand Lehmann 1938 im dritten Reich weiter Karriere macht und sogar vom Führer selbst dafür ausgezeichnet wird, ...

"Der Mut der Frauen" ist der fünfte Band der Falkenbach-Saga von Ellin Carsta. Während Ferdinand Lehmann 1938 im dritten Reich weiter Karriere macht und sogar vom Führer selbst dafür ausgezeichnet wird, ist seine Frau hochschwanger. Ihre größte Angst ist es, dass dieses Kind erneut nicht lebensfähig zur Welt kommt. Indessen droht Wilhelm Lehmann und Paul-Friedrich von Falkenbach weiterhin Gefahr. Alte Feinde scheinen nicht Ruhe geben zu wollen und sie mit allen Mitteln um ihr Hab und Gut bringen zu wollen, und sei es mit fingierten Beweisen für die Gestapo. Aber auch Falkenbachs Kinder Wilhelmine und Gustav beschreiten gefährliche Pfade. Währenddessen schaukelt sich der Judenhass in Deutschland immer weiter hoch und entlädt sich in den Pogromen. Ellin Carsta schreibt in diesem neuen Band der Familiensaga die Geschichte konsequent fort. Eingebettet in die damaligen Geschehnisse im dritten Reich erlebt der Leser das Leben der drei Familien in Bernried. Während sich für manches Familienmitglied der Strick um den Hals immer gefährlicher zuzieht, treten andere immer mehr in Erscheinung. Doch die alte Freundschaft der drei ehemaligen Kriegskameraden Paul-Friedrich, Wilhelm und Heinrich hat ihre Sprünge. Speziell Heinrich gerät immer mehr ins Abseits. Geschickt lässt die Autorin dabei Handlungsstränge enden und eröffnet neue Entwicklungen. Dies erhält die Spannung wie es mit den Familien weitergehen wird. Auch dieser fünfte Band ist kurzweilig zu lesen, macht weiterhin neugierig auf mehr. Das Nachwort der Autorin ergänzt den Roman sehr interessant um die historischen Informationen der damaligen Geschehnisse und gibt dem Leser ein gutes Gesamtbild. Für mich weiterhin eine sehr gute Saga, die auch mit diesem fünften Band interessant fortgeschrieben ist.

Veröffentlicht am 07.03.2022

Der Mauerfall und ein neues Ermittlerteam aus Dresden

Im Schatten der Wende
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"Im Schatten der Wende" ist der Auftaktband einer neuen Krimi-Reihe von Frank Goldammer. Alles beginnt im Frühjahr 1988. Der junge Tobias Falck macht seine ersten Erfahrungen im Dienst der Volkspolizei ...

"Im Schatten der Wende" ist der Auftaktband einer neuen Krimi-Reihe von Frank Goldammer. Alles beginnt im Frühjahr 1988. Der junge Tobias Falck macht seine ersten Erfahrungen im Dienst der Volkspolizei in der DDR, soll sich als "vollwertiges Mitglied des Kollektives" beweisen. Doch das Land ist im Umbruch und schon ein Jahr später öffnet sich die innerdeutsche Grenze. Nach Beendigung seiner Ausbildung beginnt er im Kriminaldauerdienst Dresden. Vieles ist neu, alles verändert sich, auch die Kriminalität. Als eine Frankfurter Kommissarin aus dem Westen auftaucht und den KDD in Dresden um Amtshilfe bei der Suche nach einem Auftragskiller bittet, gerät schnell alles aus den Fugen. Gemeinsam mit seiner Kollegin Bach und seinem Chef Schmidt kommen sie bei den Ermittlungen schnell selbst unter Druck. Frank Goldammer beginnt diese neue Krimireihe unter dem Zeichen der Wiedervereinigung. Die geschichtlichen Ereignisse, die sich damals überschlugen, das Schwanken zwischen Gewohntem und Neuem. Das Aufeinanderprallen verschiedener Welten zwischen Ost und West. Neugier und Vorurteile. In diesem Rahmen findet sich das frisch gegründete Team des KDD Dresdens wieder und muss zum einen selbst erst zusammenwachsen und sich aber auch den neuen Aufgaben stellen. Dabei bringt einem der Autor gut die Ereignisse von damals wieder in Erinnerung, so einige Male habe ich während des Lesens selbst mich an diese Monate zurückerinnert. Es sind im Grunde mehrere Fälle, die das Team in diesem Band beschäftigen und gelöst werden müssen. Dabei steht vielleicht der Hauptfall nicht ganz so im Fokus, aber man erlebt die gesamte Entwicklung des Ermittlerteams mit. Als Einstieg in diese neue Reihe gefällt mir das gut, da einem die Protagonisten mit ihren Eigenarten näher gebracht werden und man das Zusammenwachsen des Teams spürbar nachvollziehen kann. Die Spannungskurve ist dabei nicht auf höchstem Niveau, aber steigt doch stetig Richtung Ende an. Trotzdem lässt sich dieser Kriminalroman gut lesen und man will mehr vom Kriminaldauerdienst Team Ost-West lesen. In Summe für mich ein gelungener Einstieg in diese neue Reihe und man darf gespannt sein wie es in weiteren Fällen weitergeht.