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Veröffentlicht am 24.08.2017

Wieder großartig!

Todesreigen
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Mehr als ein halbes Jahr habe ich bereits auf den vierten Band der Reihe rund um Maarten S. Sneijder und Sabine Nemez hingefiebert und als das Buch am Freitag eingetroffen ist, habe ich es sofort ausgepackt ...

Mehr als ein halbes Jahr habe ich bereits auf den vierten Band der Reihe rund um Maarten S. Sneijder und Sabine Nemez hingefiebert und als das Buch am Freitag eingetroffen ist, habe ich es sofort ausgepackt und am Wochenende verschlungen. Besonders interessiert hat mich, welche Lösung der Autor nach dem Ende von "Todesmärchen" gefunden hat, damit es in "Todesreigen" weitergeht, wie es sich der Leser wünscht. Ja, das klingt jetzt etwas kryptisch, aber wer alle Bände gelesen hat, weiß was ich meine. Und der Autor hat "den Übergang" wirklich hervorragend gelöst - meine Hochachtung! Wie nicht anders zu erwarten, war auch dieser neue Gruber wieder unglaublich gut!

Sabine Nemez, die durch Sneijders Suspendierung ohne Partner ankommt, wird in diesem vierten Band zur Hauptprotagonistin. Zu ihrem Job in der Mordkommission erhält sie noch zusätzliche Unterrichtsstunden an der Akademie. Neben den Ausfall von Sneijder soll sie noch kurzfristig die Module ihrer Kollegin Anna Hagena übernehmen und lehren. Von Langeweile kann Nemez also nicht sprechen, als sich Präsident Hess persönlich bei ihr meldet und ihr einen neuen Fall übergibt. Dabei handelt es sich nicht einmal um Mord, sondern um den angeblichen Selbstmord von Anna Hagena's Schwester Katharina. Doch es bleibt nicht bei diesem einen Selbstmord von Familienangehörigen aus BKA-Kreisen. Mit Hilfe von Tina Martinelli, die einen weiteren angeblichen Freitod untersucht, versucht Sabine den gemeinsamen roten Faden zu diesen Fällen zu finden. Doch vor ihr herrscht eine Mauer des Schweigens und auch Sneijder rät ihr die Finger davon zu lassen. Was haben einige ihrer Kollegen zu verbergen? Gibt es wirklich Feinde in den eigenen Reihen? Als Sabine bei ihren Nachforschungen auf eine Tragödie von vor 20 Jahren stößt, verschwindet sie kurz darauf spurlos und die Machenschaften ihrer Kollegen scheinen vom Tisch zu sein....

Andreas Gruber ist seinem Konzept treu geblieben und hat einen sehr raffinierten und komplexen Thriller geschrieben, der einem kaum Luft holen lässt. Der Spannungsbogen ist von Anfang an sehr hoch und bleibt konstant bis zum rasanten und temporeichen Finale! Die 576 Seiten habe ich in eineinhalb Tagen ausgelesen! Jedoch geht es in diesem vierten Band etwas weniger brutal zu, als in seinen letzten Büchern. Dafür ist das Ende des Thrillers ziemlich actionreich geworden. Kurz habe ich dabei überlegt, ob es nicht doch etwas zu übertrieben ist, aber es passt...schließlich bekämpfen sich hier BKA-Spezialisten...

Die gewohnten Charaktere sind dem Leser bereits ans Herz gewachsen und man lässt sich die kleinen Sticheleien zwischen Sneijder und Nemez auf der Zunge zergehen. Maarten S. Sneijder zeigt seine gewohnte "Liebenswürdigkeit" und Exzentrik, aber er vermittelt Sabine auch, dass nicht alles schwarz-weiß ist, sondern es selbst bei der Polizei Grauzonen gibt. Von einigen Figuren müssen wir uns diesmal verabschieden. Dafür wartet Gruber ganz am Ende mit einer interessanten Neuigkeit auf, die das Warten auf den nächsten Band wieder um einiges länger werden lässt.....

Schreibstil:
Der rasante Schreibstil des Autoren lässt einem kaum zu Atem kommen. Andreas Gruber hat wieder viele Dialoge eingebaut und hat auch nicht auf den gewohnten Humor vergessen.
Der Thriller ist in fünf Teile aufgeteilt und hat wie gewohnt zwei Handlungsstränge, die alle beide in der Zeit zwischen dem 26. Mai und dem 1. Juni spielen. Einer davon ist der Zeit vorgesetzt und verrät so dem Leser mehr und mehr von den Hintergründen. Zum Ende hin gibt es auch einige wenige Rückblenden in die Vergangenheit, cirka 20 Jahre zuvor. Das Datum steht jeweils über den einzelnen Kapiteln.

Fazit:
Auch der vierte Band der Reihe hat mich wieder vollkommen in den Bann gezogen. Der Autor versteht zu fesseln und sein Duo Nemez und Sneijer hat bereits Kultstatus erlangt. Nervenkitzel pur! Klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 22.08.2017

Auch ein perfekter zweiter Teil der Sturmwind-Tetralogie

Von ferne klingt mein Lied
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*****ACHTUNG, KANN SPOILER ENTHALTEN!****

Der zweite Band der Sturmzeiten-Tetralogie schließt nahtlos an den ersten Band "Geschrieben im Wind" an und spielt diesmal hauptsächlich auf den Philippinen, ...

*****ACHTUNG, KANN SPOILER ENTHALTEN!****

Der zweite Band der Sturmzeiten-Tetralogie schließt nahtlos an den ersten Band "Geschrieben im Wind" an und spielt diesmal hauptsächlich auf den Philippinen, was man auch auf dem Cover erkennen kann.....Palmen und Strand sind hier abgebildet. Doch der Schein trügt, denn auch die Philippinen hat der Zweite Weltkrieg erreicht. Die Japaner überrennen die Insel förmlich und Blair, die nach einer langen Schifffahrt endlich angekommen und auch Gary wiedergefunden hat, lebt in ständiger Gefahr. Gary legt ihr Nahe aus Manila zu fliehen. Doch anfangs denkt Blair gar nicht daran und lebt in ihrer eigenen Welt. Mit Claudette, einem philippinischen Mädchen, das sie als Hausmädchen anstellt und dem Pastorensohn Mateo,
macht sie sich schlussendlich doch auf den Weg in die Berge. In der Missionsstation der Doleys finden sie zunächst Schutz, doch auch dieser ist nicht von Dauer.
Ich musste immer wieder den Kopf schütteln, wie egoistisch und blauäugig Blair anfangs handelt. Sie hat überhaupt nicht begriffen, was Krieg bedeutet. Doch auf der Flucht erkennt sie sehr schnell, wie priviligiert sie bis dahin gelebt hat. Und bis zum Ende des zweiten Bandes erkennt man Blair kaum wieder....
Judith Pella lässt uns auch an Gary's Soldatenleben teilhaben. Besonders auf den letzten hundert Seiten des Buches spürt man die Verzweiflung und Mutlosigkeit der amerikanischen Truppen, die gegen die Japaner keine Chance haben. Hunger und Malaria sind ihre ständigen Begleiter. Die Autorin hat hier die Gefühlswelt der Soldaten und den Wandel von Blair großartig beschrieben.

Cameron verliebt sich hingegen immer mehr in Russland und auch in Alex. Jedoch beginnen die Beiden aus religiösen Dingen auseinanderzudriften und schlussendlich trennen sie sich. Auch bei der Kriegsberichterstattung tritt Cameron auf der Stelle. So widmet sie sich den Briefen von Jakow an ihre Mutter. Man erhält ein bisschen Einblick in sein Leben bzw. zu den ersten Lebensjahren von Semjon. Eine erschütternde Geschichte. Ob Cameron ihren Halbbruder je finden wird???
Im letzten Kapitel gibt es noch einen Schockmoment, der mich wirklich sehr betroffen gemacht hat.

Jackie und Sam erleben all den Hass der Amerikanier auf die Japaner hautnah mit. Sie dürfen nicht zu ihrer Liebe stehen. Der Aufruf der amerikanischen Regierung, dass alle Japaner in Internierungslager gesteckt werden sollen, zwingt sie zu Handeln.
Das Schicksal von Sam und Jackie hat mich sehr berührt und zeigt auf, wie schnell wir Menschen Schuldige gefunden haben. Sam, der in Amerika geboren wurde und die amerikanische Staatsbürgerschaft hat, hat genauso wenig Chancen wie sein Vater, der zwar in die USA gekommen ist, aber noch immer japanischer Staatsbürger ist. Die Grausamkeit und der offene Rassismus hat nicht nur in Europa stattgefunden, wie uns die Amis oft so schön unterstellen wollen....

In diesem zweiten Teil erleben Blair und Jackie die Auswirkungen des Krieges nun ebenso hautnah mit. Der Glaube spielt in "Von ferne klingt ein Lied" eine größere Rolle als im ersten Band. Besonders auch durch den Konflikt zwischen Cameron und Alex, wo dieser als Trennungsgrund herhalten muss.
Neben Blair scheinen auch Keagon und Cecilia eine größere Wandlung durchzumachen. Leider kann ich hier nicht mehr dazu sagen, ohne zu spoilern.

Schon im ersten Teil habe ich bewundert, wie Judith Pella, eine amerikanische Autorin, so wertfrei erzählen kann. Sie verurteilt hier niemand und rühmt auch keineswegs ihr eigens Volk - im Gegenteil. Schongslos erzählt sie auch von den Verbrechen der Amerikanier im Krieg. Der Krieg verändert alle.

Auch hier zeigt das Cover, dass Blair diesmal im Mittelpunkt des zweiten Romans steht. Man sieht sie im Vorder- und Gary im Hintergrund. Unten wird der Blick noch zu den bombardierten Flecken auf den Philippinen gelenkt.

Fazit:
Auch der zweite Band der Sturmwind-Tetralogie konnte mich begeistern und steht dem ersten Band der Reihe keineswegs nach. Krieg und Glauben stehen hier etwas mehr im Mittelpunkt als bei "Geschrieben im Wind". Es war wieder ein tolles Erlebnis die drei Schwestern zu begleiten und ich freue mich schon auf den dritten Band "Bevor der Morgen dämmert".

Veröffentlicht am 04.07.2017

3110 Tage

Babydoll
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Diesmal finden wir - meiner Meinung nach - eine umgekehrte Situation vor: Ein Buch, das als Roman betitelt wird und fast als Psychothriller durchgehen könnte. Denn obwohl "Baby Doll" erst dort beginnt, ...

Diesmal finden wir - meiner Meinung nach - eine umgekehrte Situation vor: Ein Buch, das als Roman betitelt wird und fast als Psychothriller durchgehen könnte. Denn obwohl "Baby Doll" erst dort beginnt, wo andere Bücher enden, fand ich den Verlauf der Geschichte und die Erzählweise der Autorin richtig gut. Das zeigt sich auch daran, dass ich den Roman in einem Rutsch durchgelesen und meine Fingernägel abgekaut habe.

Wie schon im Klappentext beschrieben beginnt die Geschichte kurz vor der Flucht des Entführungsopfers und der Rückkehr zu ihrer Familie. Schon zu Beginn waren deswegen meine Nerven angespannt, auch wenn man aus der Kurzbeschreibung herauslesen kann, dass Lily entkommen kann. Man bekommt auf diesen ersten Seiten bereits einen kleinen Einblick in Lilys Martyrium der letzten acht Jahre und wie sie manipuliert wurde. Diese Rückblenden werden im Laufe des Romans immer wieder eingebunden, obwohl der Augenmerk auf der Zeit nach Lilys Rückkehr und den Folgen der Entführung liegt.

Die Autorin lässt die Protagonisten abwechselnd aus ihrer Sicht aus der Ich-Perspektive erzählen. Man blickt in die Seelen der entführten Lily Riser, ihrer Zwillingsschwester Abby, ihrer Mutter Eve und in die des Täters, Rick Hanson.
Besonders verstörend und grausam sind die Einblicke in die Gedanken des Entführers. Er zeigt keinerlei Reue und empfindet sich noch immer im Recht. Er versteht es die Menschen in seinem Umfeld perfekt zu manipulieren. Rick versteht es nach außen hin den perfekten und hilfbereiten Bürger vorzugeben. Als Lehrer an seiner Schule ist er sowohl bei Kollegen, als auch bei den Schülern beliebt. Doch hinter seiner Fassade schlummert das Böse. Ich fieberte die ganzen 352 Seiten, ob es Rick vom Gefängnis aus gelingen wird, sich an Lily und ihrer Familie zu rächen.

Die Folgen der Entführung werden sehr eindringlich erzählt und man erhält eine perfekte Einsicht in die Gefühle jedes Einzelnen. Besonders Lilys Schicksal ging mir sehr nahe, aber auch das ihrer Zwillingsschwester Abby, denn Zwillinge haben ein ganz besonderes Band. Lily ist eine Kämpfernatur und unglaublich stark. Besonders berührend wird die innige Beziehung zu ihrer Tochter Sky erzählt, die sie in Gefangenschaft bekommen hat und von ihrem Entführer gezeugt wurde.
Für die Familie ist es auch nach dem Wiederauftauchen unmöglich an ihr altes Leben anzuschließen, denn die Folgen der Entführung haben bei allen tiefe Wunden hinterlassen. Diese Auswirkungen hat die Autorin gekonnt beschrieben und veranschaulicht.

Oftmals musste ich beim Lesen an Natascha Kampusch denken und an dem Tag, als ich im Radio hörte, dass sie flüchten konnte und wieder aufgetaucht ist. Ein Szenario, das man sich kaum vorstellen kann! Der Presserummel war enorm und auch bei den Riser Zwillingen spielt die Presse in diesem Roman oftmals eine entscheidende Rolle, indem sie die Familie mit unbedachten Äußerungen in Konflikte und große Gefahr stürzt. Während die Familie versucht zur Normalität zurückzukehren, zieht Rick die Schlinge immer enger.
Im letzten Drittel gibt es noch ein paar überraschende Wendungen, mit denen ich überhaupt nicht gerechnet habe und die zu einem spannenden Finale führen. Obwohl auf dem Cover "Roman" steht, ist vorallem am Ende die Spannung oft greifbarer, als in manchen Krimi.

Charaktere und Schreibstil:
Hollie Overton hat die Emotionen und Gefühle der Familie Riser gekonnt dargestellt. Ihr Schreibstil ist flüssig und lässt sich prima lesen. Die Kapitel haben eine perfekte Länge und die abwechselnden Sichtweisen der handelnden Personen sind authentisch dargestellt.
Die Charaktere sind großartig ausgearbeitet und haben Ecken und Kanten. Bei allen Personen hat die Entführung tiefe Wunden hinterlassen und das Leben von einem Tag auf den anderen auf den Kopf gestellt. Wie jede Figur damit umgeht, hat Hollie Overton einfach grandios beschrieben.

Fazit:
Ein emotionaler Roman, der mich positiv überrascht hat und den ich innerhalb kürzester Zeit verschlungen habe. Grandiose Ausarbeitung der Charaktere und eine bewegende Story, die mich überzeugt hat. Ein erstklassiges Debüt!

Veröffentlicht am 04.06.2017

Das Böse hat viele Gesichter

Die Bestimmung des Bösen
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Das Thrillerdebüt von Julia Corbin kann sich absolut mit den ganz Großen in diesem Genre messen! Manche von euch kennen die Autorin vielleicht aus einem anderen Genre, denn sie schreibt als Kerstin Pflieger ...

Das Thrillerdebüt von Julia Corbin kann sich absolut mit den ganz Großen in diesem Genre messen! Manche von euch kennen die Autorin vielleicht aus einem anderen Genre, denn sie schreibt als Kerstin Pflieger Fantasyromane. Mich hat ihr Ausflug ins blutige Genre total überzeugt, denn "Die Bestimmung des Bösen" hat mich von Anfang an total in den Bann gezogen.

Bereits der Prolog lässt einem nicht so schnell los: Ein kleines Mädchen, das den Tod ihrer Eltern miterleben muss. Dreiundzwanzig Jahre später ist Alexis Hall, das Kind von damals, Kommissarin bei der Kripo Mannheim und hat dieses Erlebnis und ihre Kindheit nie vergessen. Von ihrer Vergangenheit weiß bei der Kripo niemand und das soll für Alexis auch so bleiben. Doch es scheint bereits jemand hinter ihr Geheimnis gekommen zu sein.....
Ein neuer Mordfall bringt Alexia allerdings zuerst einmal an ihre Grenzen als Kommissarin. Zwei Frauenleichen werden brutalst misshandelt und mit einer Drahtschlinge um den Hals aufgefunden. Mithilfe ihrer Freundin Karen, einer Kriminalbiologin, soll die Tatzeit der bereits stark mitgenommenen Körper eruiert werden. Diese erkennt durch das Studieren von Käfer und Maden und deren Stadien den genauen Todeszeitpunkt und in welchem Umkreis sie ermordet wurden. Doch Karen ist mit ihrer kompletten Auswertung noch gar nicht fertig, als die nächsten beiden Frauen, in ähnlicher Pose und mit einer Drahtschlinge um den Hals, aufgefunden werden. Nicht nur die grausamen Morden lassen Alexia nachts kaum schlafen, sondern immer wiederkehrende Alpträume und mysteriöse Vorgänge in ihrem Haus, bringen sie ebenfalls um ihre Nachtruhe. Warum wacht sie mit Erde an den Füßen und Kratzer an den Händen auf? Ist sie wirklich die Brut des Bösen, wie es ihr von Kindheit an eingeredet wird?

Der Aufbau des Plots ist perfekt durchdacht und überzeugte mich auf allen Ebenen. Durch mehrere Rückblenden in die Vergangenheit nimmt die Geschichte rund um Alexis Kindheit immer mehr Fahrt auf und offenbart Stück für Stück Zusammenhänge zu den aktuellen Fällen. Diese sind äußerst grausam und brutal. Das Gefühl, dass der Täter in immer kleineren Abständen mordet, bringt die Polizei in Zugzwang. Die Opferprofile und das Motiv des Täters sind nicht wirklich greifbar.
Der Spannungsbogen steigt stetig an und ich fand die Mischung aus Kriminalbiologie und den normalen polizeilichen Ermittlungen als absolut gelungen. Obwohl ich mich selbst vor Maden wirklich ekle, fand ich es ungemein spannend zu lesen, wie aussagekräftig das jeweilige Stadium einer Larve oder eines Käfers für die Tatzeitbestimmung und dem Lageplatz sein kann. Es ist nicht mein erster Thriller mit einem forensischen Ermittler und so hatte ich auch keinerlei Probleme mit dem wissenschaftlichen Aspekten, die meiner Meinung nach auch für Laien verständlich erklärt sind.

Die unterschiedlichen Charaktere sind authentisch dargestellt, haben Ecken und Kanten und sind bis hin zum kleinsten Nebencharakter großartig gezeichnet. Man bekommt auch einen kurzen Einblick in das Leben der Opfer, die sie damit greifbarer machen.
Alexis, unsere Hauptprotagonistin, ist von ihrer Vergangenheit gezeichnet und mit einem Makel aufgewachsen, der ihr immer wieder vor Augen geführt wird. Ich konnte die Panikattacken und Verzweiflung von Alexis richtig spüren. Der Leser blickt tief in ihr Seelenleben und erlebt ein ewiges Auf und Ab. Aber auch Karen, die Kriminalbiologin, kam mir sehr nahe und ich mochte dieses außergewöhnliche Ermittlungspaar sehr. Ihrem Kollegen Oliver macht es Alexis nicht immer leicht und trotzdem ist er ein guter Freund, auf den sie immer zählen kann.
Mit überraschenden Wendungen und vorallem einem Finale, das mich erstaunt und sprachlos zurückgelassen hat, lässt mich dieser Thriller begeistert und zufrieden zurück.

Die Autorin hat mit ihrem Debüt in diesem Genre wirklich einen fesselnden Thriller geschrieben, der mich total in den Bann gezogen und absolut geflasht hat. Das Finale hält eine richtige Überraschung bereit und rundete diesen Spitzenthriller ab.

Schreibstil:
Der Schreibstil von Julia Corbin ist fesselnd, temporeich und lässt sich sehr gut lesen. Die wissenschaftlichen Aspekte der studierten Biologin werden auch für Laien interessant und verständlich erklärt. Die Handlung spielt in der Gegenwart und wird aus der Sicht von Alexis erzählt. Die Rückblenden in die Vergangenheit werden Stück für Stück hinzugefügt und geben immer mehr von Alexis Kindheit preis. Der Spannungsbogen steigt kontinuierlich an und die Charaktere sind lebendig und authentisch.

Fazit:
Für mich seit längerer Zeit endlich wieder ein packender und fesselnder Thriller, der mich absolut geflasht hat und desseen Ende noch eine Überraschung bereit hält, mit der niemand rechnet. Meine absolute Leseempfehlung an Thrillerfans!

Veröffentlicht am 04.06.2017

Sonne, Sand, Meer ...und Torten...was will man mehr?

Apfelkuchen am Meer
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Bewertung: 4 1/2 Sterne

Anne Barns alias Anne Töpfer bzw. Andrea Russo hat hier einen absoluten Wohlfühlroman geschrieben, der uns auf die Insel Juist entführt. Diese wird von der Autorin so bildgewaltig ...

Bewertung: 4 1/2 Sterne

Anne Barns alias Anne Töpfer bzw. Andrea Russo hat hier einen absoluten Wohlfühlroman geschrieben, der uns auf die Insel Juist entführt. Diese wird von der Autorin so bildgewaltig beschrieben, dass ich selbst als Österreicherin, die noch nie in dieser Gegend war, das Gefühl hatte am Strand zu stehen, den Wind in den Haaren zu spüren, während meine Zehen im Sand buddeln. Was wünscht man sich mehr? Genau deswegen lese ich auch soo gerne Sommerromane, die im Norden Deutschlands spielen...
Ebenso bildhaft ist die Beschreibung der Kuchen und Torten, die Merle, unsere Hauptprotagonistin im Café bäckt. Deshalb warne ich schon mal vor, bevor ihr den Roman aufschlägt.....deckt euch gründlich ein und/oder liest nicht mit Hunger im Bauch! Es ist auch ohne eine große Herausforderungen für Menschen wie ich, die Süßes lieben!

Aber nun zum Inhalt: Unsere Hauptprotagonistin Merle ist gelernte Konditorin und steht nun kurz vor ihrem BWL-Abschluss, den sie für die Übernahme der Bäckerei ihres Vaters zusätzlich benötigt. Neben dem Studium gibt sie noch Tortendekorationskurse. Doch die Expansion der Bäckerei verschlingt zu viel Geld und Merles Vaters geht pleite und ihr Zukunftstraum zerplatzt wie eine Seifenblase. Auch die Beziehung zu ihrem Freund Frederik scheint eher den Bach runterzugehen...
Als ihr eine Freundin aus dem Tortenkurs von einer ganz besonderen Kreation, einer Apfelrosentorte, erzählt, die sie auf Juist in einem Café gegessen hat, wird Merle hellhörig. Diese Torte ist nämlich ein altes und geheimes Familienrezept und nur innerhalb ihrer Familie bekannt. Beim online recherchieren entdeckt Merle eine freie Praxisstelle als Kellnerin in genau diesem Café und bewirbt sich. Nachdem sie sich endgültig von ihrem Freund Frederik getrennt hat, beschließt sie nach der Zusage den Job in Juist anzunehmen. Anstatt wie geplant als Bedienung zu arbeiten, hilft sie Laura, der Besitzerin des Cafés, in der Konditorei, als dieser der Koch ausfällt und sie Merles Backkünste erkennt. Ihre Tortenkreationen kommen toll an und Merle ist glücklich und fühlt sich wie zuhause. Als Kind war sie mit ihren Eltern öfters aus Juist zu Besuch bei ihrer Oma, die aber später nach Amerika ausgewandert ist, als ihr Mann und ihre ältere Tochter Undine im Meer ertranken. Dieser Vorfall ist auf der Insel noch immer präsent und Merle hofft mehr über ihre Tante Undine zu erfahren. Außerdem ist ihre Großmutter wieder auf die Insel zurückgekehrt. Merle, will sie unbedingt öfters besuchen und dem Geheimnis der Apfelrosentorte auf die Spur zu kommen.....

Die Charaktere sind toll gezeichnet und sympathisch. Vorallem die quirlige Conny, Merles Freundin aus München und auch Agata, die polnische Kollegin im Café, sind mir schnell ans Herz gewachsen. Ebenso liebenswert sind Lara, Merles Chefin und ihre Großmutter Enna. Die Frauen der Insel bilden eine kleine Gemeinschaft und unterstützen sich gegenseitig, wobei man das familiäre Flair durch die Zeilen spürt und man sich einfach wohlfühlen muss. Trotzdem hat die Autorin auch einige ernste Themen in den Wohlfühlroman miteinbezogen, die nachdenklich machen.
Spannend umgesetzt ist vorallem Merles Wunsch mehr über das Unglück zu erfahren, bei dem ihr Großvater und ihre Tante Undine gestorben sind. Die vielen Andeutungen der Inselbewohner lassen Merle keine Ruhe und sie versucht hinter das Geheimnis zu kommen, das die Inselbewohnern anscheinend verschweigen. Bald bekommt man eine Ahnung, dass irgendetwas an den Erzählungen der Gegenwart nicht so ganz stimmen kann. Merles Spurensuche rund um ihre Tante Undine und ihrem Großvater wird spannend erzählt und die Autorin überrascht hier mit einem Thema, das ich nicht erwartet hätte.

Die eingebaute Liebesgeschichte fand ich zu Beginn etwas zu übereilt und klischeehaft, doch fügt sie sich mit der Zeit perfekt in den Roman ein.
Zum Abschluss und als besonderes Highlight gibt es am Ende des Buches die Rezepte für Apfelbutter und der geheimnisumwobenen Apfelrosentorte.

Schreibstil:
Anne Barns ist ein Pseudonym der Autorin Andrea Russo, die auch unter Anne Töpfer schreibt. Ihr Schreibstil ist locker und lässt sich ganz wunderbar lesen. Die Dialoge sind teilweise sehr humorvoll und bei einem Abschnitt, bei dem es um eine Wette geht, hätte ich fast meinen Kaffee ausgespuckt vor lauter Lachen. Man fliegt durch die Seiten und hat das Gefühl selbst Teil der Familie auf Juist zu sein. Die bildhaften Beschreibungen der Insel sorgen für Lokalkolorit und für Fernweh...

Fazit:
Ein zauberhafter Wohlfühlroman, der das besondere Flair der Insel Juist einfängt und den Leser in die Geschichte eintauchen und entspannen lässt. Wer nach einer wundervollen Urlaubslektüre sucht, den kann ich "Apfelkuchen am Meer" empfehlen. Eine Fortsetzung könnte ich mir ebenfalls gut vorstellen....