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Jashrin

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.11.2021

Wer ist Marie?

Was kümmert mich Marie?
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Irma hat immer wieder den gleichen Traum, in dem sie sich in dem Krankenzimmer einer ihr unbekannten Komapatientin wiederfindet. Die Träume irritieren sie und als sie eines Tages das Krankenhaus zu erkennen ...

Irma hat immer wieder den gleichen Traum, in dem sie sich in dem Krankenzimmer einer ihr unbekannten Komapatientin wiederfindet. Die Träume irritieren sie und als sie eines Tages das Krankenhaus zu erkennen glaubt, nimmt sie ihren Mut zusammen und schleicht sich auf die Intensivstation. Tatsächlich findet sie dort Marie, die Frau aus ihrem Traum. Und sie trifft auf Pierre, den Freund der Bewusstlosen. Er bittet sie, ihm zu helfen, damit Maries Seele wieder in ihren Körper zurückfindet. Irma willigt ein, ist sich aber schnell nicht mehr sicher, ob das eine gute Idee war, zumal sie sich in Pierre verliebt, was die Dinge nicht gerade vereinfacht.

Der Anfang von Anna Terris Kurzroman beginnt spannend und ich habe mit Irma mitgerätselt. Wer ist die unbekannte Patientin? Warum träumt Irma von ihr? Gibt es eine Verbindung zwischen ihnen? Auch wenn ich mich an Irmas Stelle wohl nicht getraut hätte, mich auf die Intensivstation zu schleichen, kann ich verstehen, dass sie ihren beunruhigenden Träumen auf den Grund gehen will.

Die Begegnung mit Pierre habe ich zwar als merkwürdig empfunden, mich aber immer noch gefragt, was wohl dahintersteckt und sein Verhalten auf noch unbekannte Fakten geschoben. Allerdings muss ich sagen, dass ich die Treffen zwischen Pierre und Irma nicht allzu sehr mochte. Mir wurde es dann doch zu esoterisch und spirituell und ich habe sehr gehofft, dass das nicht das restliche Buch über so bleibt. Das Ende allerdings hat mir dann wieder richtig gut gefallen. Eine schöne Idee, die das ganze Buch rund macht.

Der Schreibstil ist sehr angenehm und der Hauptgrund, weshalb ich trotz der Passagen, die mir nicht so lagen, weitergelesen habe. Einzig die auf dem Klappentext erwähnten Kommentare von Irmas Unterbewusstsein waren jetzt nicht ganz mein Fall. Eine witzige Idee, aber ich hätte sie nicht gebraucht.

Insgesamt eine Geschichte, die ziemlich anders war als erwartet, aber bei mir trotz der genannten Kritik vor allem durch die kreative Idee und den Stil punkten konnte. 3,5 Sterne von mir.

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Veröffentlicht am 26.04.2022

Schöne Ideen

Die magischen Buchhändler von London
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Susan Arkshaw ist gerade 18 geworden und verlässt ihren kleinen Heimatort, um Kunst zu studieren. Die Zeit bis zum Semesteranfang will sie mit der Suche nach ihrem Vater verbringen, den sie nie kennengelernt ...

Susan Arkshaw ist gerade 18 geworden und verlässt ihren kleinen Heimatort, um Kunst zu studieren. Die Zeit bis zum Semesteranfang will sie mit der Suche nach ihrem Vater verbringen, den sie nie kennengelernt hat und von dem ihre Mutter selten spricht.

Doch kaum ist sie in London eingetroffen, wird sie gemeinsam mit einem jungen Mann namens Merlin von einem übernatürlichen Wesen verfolgt. Nur dank Merlins Wissen können die beiden entkommen, denn Merlin gehört einer Gemeinschaft an, die regelmäßig Kontakt mit dem Übernatürlichen hat. Schon seit unzähligen Jahrhunderten hüten die Mitglieder ein unglaubliches Wissen, geben es an die nächste Generation weiter und beschützen die normalen Menschen. Sie sind die magischen Buchhändler von London.

Susan erregt ihre Aufmerksamkeit und bald ist die Suche nach Susans Vater nicht mehr nur ihre Privatangelegenheit.

„Die magischen Buchhändler von London“ ist mir als erstes durch sein wunderschönes Cover aufgefallen. Auch der Einstieg in das Buch hat mir sehr gefallen. Ich mochte Susan auf Anhieb, auch wenn ich denke, dass sie alles zu leicht und schnell akzeptiert. Davon abgesehen hat es Spaß gemacht gemeinsam mit Susan die Buchhändler und ihre Organisation kennen zulernen. Abgesehen vom tatsächlichen Bücherverkauf haben die Buchhändler noch weitere Aufgaben, die abhängig davon variieren, ob sie Rechts- oder Linkshänder sind. Merlin als Linkshänder gehört zur kämpfenden Fraktion.

In den Danksagungen am Ende verrät der Autor Garth Nix wie er auf rechts- und linkshändige Buchhändler gekommen ist. Ich liebe solche Hintergrundinformationen und bin immer wieder erstaunt, aus was für Begebenheiten Autoren manchmal die Grundideen für ganze Bücher entwickeln. Garth Nix beweist auf jeden Fall, dass er eine ganze Menge Kreativität und Fantasie besitzt. An einigen Stellen hätte ich mir allerdings mehr Tiefe gewünscht. Ich habe das Gefühlt, dass vieles nur angerissen wurde, vielleicht dadurch, dass die Handlung oft schnell von einem Ort zum nächsten wechselt. Deswegen blieb für mich manches, leider auch einige Charaktere, recht oberflächlich.

Zudem hätte ich mir gewünscht, dass Bücher und der Buchhandel eine größere Rolle spielen und auch eine Erklärung, weshalb das Buch 1983 spielen soll, hätte mir gefallen. Abgesehen von der bloßen Erwähnung der Jahreszahl und dem Fehlen mancher Technik, die für uns zum Alltag gehört, gibt es keinen Hinweis, dass die Handlung knapp 40 Jahre zurückliegt. Es wäre schön gewesen, wenn ein paar typische Dinge der 80er (und ja, ich habe sie erlebt) ihren Weg in das Buch gefunden hätten.

Abgesehen von all dieser Kritik hat mir das Buch dennoch gut gefallen. Garth Nix schafft es einen Spannungsbogen aufzubauen und überrascht mit immer neuen Ideen.

Insgesamt ein Buch, dass mich zwar nicht rundum überzeugen konnte, das aber dennoch Spaß gemacht hat.

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Veröffentlicht am 26.09.2021

Zwiegespalten

Der Uhrmacher in der Filigree Street
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London, 1883: Als der Telegrafist Thaniel (von Nathaniel, aber Nat war schon sein Vater) eines Abends von der Arbeit nach Hause kommt, stellt er fest, dass jemand in sein Zimmer eingebrochen hat. Nicht, ...

London, 1883: Als der Telegrafist Thaniel (von Nathaniel, aber Nat war schon sein Vater) eines Abends von der Arbeit nach Hause kommt, stellt er fest, dass jemand in sein Zimmer eingebrochen hat. Nicht, dass man bei ihm viel stehlen könnte, aber der Einbrecher hat ihn nicht um seine spärlichen Habseligkeiten gebrachtt, vielmehr hat er aus unerklärlichen Gründen eine goldene Taschenuhr bei ihm hinterlassen.

Als ein halbes Jahr später eine Bombe hochgeht, entgeht Thaniel der Explosion nur, weil die Taschenuhr kurz zuvor ein schrilles Alarmsingnal von sich gegeben hat. Da er den Mechanismus zum Abschalten nicht sofort findet, verlässt Thaniel das Gebäude, um in Ruhe danach zu schauen, ohne die übrigen Anwesenden zu stören.

War die Taschenuhr ihm zuvor schon suspekt und nach wie vor ein Rätsel, so begibt Thaniel sich nach der Explosion endgültig auf die Suche nach dem Uhrmacher. Er findet ihn in der Filigree Street in Gestalt des ruhigen Keita Mori, der in seiner Werkstatt allerlei kleine Wunderwerke baut. Nach und nach lernt Thaniel den aus Japan stammenden Mori besser kennen und kommt seinem Geheimnis auf die Spur. Doch hat Mori vielleicht noch mehr zu verbergen?

Als ich das Cover gesehen hatte, war mir direkt klar, dass ich das Buch lesen will. Jetzt, nachdem ich es beendet habe, bin ich ein bisschen ratlos. Es war ganz und gar nicht schlecht, es war überraschend, aber hat es mir wirklich gefallen? Natasha Pulley entführt uns ins viktorianische London, aber auch ein wenig ins alte Japan, denn Moris Geschichte beginnt lange vor seiner Ankunft in England. Sein Charakter ist schwer greifbar und ich kann seine Fähigkeiten auch jetzt noch nicht wirklich einschätzen. Thaniel war mir anfangs sympathisch, irgendwann konnte ich seine Fixierung auf Mori allerdings nicht mehr ganz nachvollziehen.

Dann gibt es noch Grace, die ebenfalls eine Uhr von Mori besitzt und die auf einer offiziellen Veranstaltung zufällig die Bekanntschaft von Thaniel macht. Auch sie wirkte zu Beginn ebenfalls sympathisch, will sich als Wissenschaftlerin behaupten und hat mit der von Männern dominierten Gesellschaft ein Problem, da diese ihr kaum eine Möglichkeit zur Entfaltung bietet. Allerdings hat sie mitunter dann doch sehr seltsame Ansichten und ihre Aktionen zum Ende des Buches hin waren einfach nur noch völlig engstirnig und unsympathisch.

Überhaupt hat das Buch spannend und mysteriös begonnen, zum Ende hin wurde es allerdings etwas undurchsichtig und ich hätte mir ein anderes Ende gewünscht. Der Schreibstil konnte mich abgesehen von ein, zwei Logikfehlern allerdings überzeugen und auch der Oktopus auf dem Cover war eine richtig gute Idee. Gerne würde ich euch dazu mehr verraten, aber ich fürchte, damit würde ich zu viel vorwegnehmen.

Insgesamt ein Buch, bei dem es mir schwerfällt eine Empfehlung auszusprechen, da ich – wie oben geschrieben – immer noch nicht sicher bin, wie es mir gefallen hat. Daher auch drei von fünf Punkten. Ich würde sagen, wenn euch das viktorianische England reizt, ihr Krimis und Mystery mögt (manches ist dann doch nicht in der Realität zu verankern) und eine völlig unvorhersehbare Geschichte mit überraschenden Wendungen euer Ding ist, dann gebt dem Buch doch einfach eine Chance.

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Veröffentlicht am 16.11.2023

Wem kann man trauen?

Misstrauen - Schatten der Vergangenheit
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Als Chirurgin Jane gemeinsam mit ihrem Mann Thomas das Geburtstagsgeschenk ihrer Tochter abholen will, spricht der Verkäufer Thomas mit einem anderen Namen an. Und Thomas reagiert. Warum? Woher kennen ...

Als Chirurgin Jane gemeinsam mit ihrem Mann Thomas das Geburtstagsgeschenk ihrer Tochter abholen will, spricht der Verkäufer Thomas mit einem anderen Namen an. Und Thomas reagiert. Warum? Woher kennen sich die beiden?

Thomas schweigt sich dazu aus, doch Jane geht dieser Vorfall nicht aus dem Kopf und sie beginnt zu recherchieren. Schnell findet sie heraus, dass Thomas frühere Freundin und deren Tochter spurlos verschwanden, das Wohnzimmer voller Blut war und Thomas als Hauptverdächtiger galt, auch wenn nie Leichen gefunden wurden. Aber das kann doch nicht sein, oder? Janes heile Welt zerbricht und schließlich fliegt sie zum damaligen Ort des Geschehens und versucht herauszufinden, was wirklich geschah.

Der Titel on Ines Buchs Thriller „Misstrauen“ passt perfekt, denn das Misstrauen zieht sich durch das ganze Buch. Einmal ins Nachdenken gekommen, will Jane zwar an die Unschuld ihres Mannes glauben, doch ein paar Zweifel nagen an ihr und lassen sie nicht zur Ruhe kommen.

Die Idee des Buches gefällt mir gut, leider konnte ich mit Protagonistin Jane wenig anfangen. Ich konnte viele ihre Handlungen nicht nachvollziehen und auch wenn ich manches vielleicht auf ihre Gefühllage schieben kann, war sie in manchen Punkten doch ganz schön naiv. Zudem habe ich mich sehr daran gestört, dass die wenigen Worte eines Fremden so ein tiefes Misstrauen in ihr schüren können. Sicher kann ich nicht sagen, wie ich an Janes Stelle reagieren würde, doch sofort den Worten eines Fremden vertrauen statt denen des eigenen Ehemannes war aus meiner Sicht nicht plausibel dargestellt.

Der Schreibstil der Autorin war stellenweise flüssig, teilweise für mich jedoch auch langatmig und gerade zu Beginn des Buches hat es mich gestört, dass es viele kürzere Szenen gab, deren Handlung meist wenig mit der vorrangegangenen Szene zu tun hatte. Auf mich wirkte es abgehackt. Wie ein Diavortrag, bei dem in schneller Abfolge ganz verschiedene Motive auf die Leinwand geworfen werden. Die Autorin wollte vermutlich einen guten Einblick sowohl in das Arbeits- als auch Familienlieben von Jane geben und die Beziehung zwischen Jane und Thomas beleuchten, ich habe es allerdings eher als anstrengend empfunden. Im weiteren Verlauf des Buches hat sich dies jedoch geändert (oder ich hatte mich daran gewöhnt und es fiel mir nicht mehr auf).

Die Autorin hat es immer wieder geschafft Spannung aufzubauen, jedoch konnte sie für mich den Spannungsbogen nicht immer aufrechterhalten, insbesondere dann, wenn die Logik eine Pause machte.

Insgesamt ist „Misstrauen“ für mich ein solider Thriller, den man gut zwischendurch lesen kann, aber leider auch nicht mehr.

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Veröffentlicht am 18.08.2023

Bizarr, irritierend, ungewöhnlich

Treacle Walker
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Eines Tages kreuzen sich die Wege vom Treacle Walker, dem Lumpensammler und Wunderheiler, mit dem des jungen Joseph Coppock. Der Junge, der allein in einem Haus wohnt und über den wir kaum mehr erfahren, ...

Eines Tages kreuzen sich die Wege vom Treacle Walker, dem Lumpensammler und Wunderheiler, mit dem des jungen Joseph Coppock. Der Junge, der allein in einem Haus wohnt und über den wir kaum mehr erfahren, dass er gerne Comics liest und dass er auf dem einen Auge kaum sieht, geht ein seltsames Tauschgeschäft mit Treacle Walker ein. Für einen seiner alten Schlafanzüge sowie einen Knochen erhält er einen eigenartigen Stein und ein weiß glasiertes Keramiktöpfchen.

So ungewöhnlich die erste Begegnung der beiden war, so außerordentlich sind auch die nächsten Treffen. Es entspinnt sich eine Art Vertrautheit, vielleicht sogar Freundschaft zwischen den beiden ungleichen Figuren. Doch nicht nur die Szenen zwischen Joseph und Treacle Walker muten bisweilen bizarr an, auch die restliche Geschichte ist irritierend und ich habe mich beim Lesen in einen seltsamen Strudel hineingezogen gefühlt.

Für mich war die Geschichte ebenso wie die Figuren nicht wirklich greifbar. Ein absurder Traum, eine eigenwillige Verschmelzung von Zeit, Traum und Realität, von Magischem und Absonderlichem. Ein ungewöhnliches Buch, bei dem es vielleicht hilfreich gewesen wäre, bereits andere Bücher des Autors zu kennen – sei es, um den Erzählstil besser einordnen zu können oder auch um die ein oder andere Anspielung im Buch verstehen zu können.

Der Schreibstil ist mal spielerisch, mal philosophisch, dann wieder einfach beschreibend, ohne tiefsinnige Bilder.

Für mich ein Buch, zu dem mir viele Adjektive einfallen wie etwa kurios, befremdlich, ungewohnt, bizarr, grotesk und so weiter, bei dem es mir aber umso schwerer fällt wiederzugeben, worum es eigentlich geht. Es ist für mich nicht greifbar, erinnert mich vielmehr an einen Fiebertraum, ein Delirium, bei dem nichts einer tatsächlichen Logik folgt, sondern alles miteinander verschwimmt und es schwerfällt, Grenzen zu erkennen.

Daher fällt es mir auch schwer, das Buch zu bewerten. Ich kann nicht sagen, dass das Buch schlecht war, aber eben auch nicht, dass es jeder unbedingt gelesen haben muss. Wenn ihr die Möglichkeit habt, lest einfach mal rein und entscheidet dann, ob ihr euch auf diese Geschichte einlassen wollt.

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