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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.04.2023

Beklemmende Eintönigkeit

Institut für gute Mütter
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Weil Frida ihre Tochter unbeaufsichtigt lässt, wird ihr vorläufig das Sorgerecht für die Kleine entzogen - will sie es zurückerlangen, muss sie ein Jahr lang im "Institut für gute Mütter" lernen, was ...

Weil Frida ihre Tochter unbeaufsichtigt lässt, wird ihr vorläufig das Sorgerecht für die Kleine entzogen - will sie es zurückerlangen, muss sie ein Jahr lang im "Institut für gute Mütter" lernen, was es heißt, eine gute Mutter zu sein. Oder zumindest, was der Staat sich unter einer guten Mutter vorstellt. Anhand von KI-Puppen muss Frida zusammen mit anderen gescheiterten Müttern eine Lektion nach der anderen über sich ergehen lassen, egal wie sinnlos und kalt die Lektionen auch scheinen, wer aufbegehrt muss mit Strafen rechnen oder damit, sein eigenes Kind nicht wiederzusehen.

Ich hatte hohe Erwartungen an dieses Buch. Die Idee fand ich faszinierend und beklemmend, auch die Vergleiche mit Büchern wie "Der Report der Magdt" oder "Alles, was wir geben mussten" haben mich wirklich neugierig gemacht. Der Anfang des Buches war relativ langsam und bis Frida dann endlich mal im Institut angekommen ist, dauert es gute hundert Seiten und ich muss gestehen, teilweise ein bisschen ungeduldig geworden zu sein. Im Institut selbst ist das Leben eintönig und hart und kalt. Anfangs ging davon noch eine gewisse Faszination am Schrecklichen aus, aber das Schreckliche blieb dabei auf einem relativ gleichtönigen Level ohne große Höhen und Tiefen, was mich irgendwie ein bisschen ermüdet oder abgestumpft hat.

Die KI-Puppen waren für mich das faszinierendste, die Idee hat mir wirklich gefallen und auch ihre Beschreibungen. Das war sehr gelunge, auch wenn ich mich vor den Puppen wirklich gegraust und teilweise sogar geekelt habe - aber das war ja Teil des Konzepts, also gelungen.

Die Erzählweise ist sehr kühl und distanziert. Weder zu Frida noch zu irgendeiner anderen Person konnte ich eine wirkliche Beziehung aufbauen und das hat es für mich dann leider auch ein bisschen schwer gemacht, der Geschichte über die vollen 400 Seiten meine Aufmerksamkeit zu widmen.

Insgesamt fand ich den Gedanken bzw. die Idee der Geschichte spannender oder gelungener als die Umsetzung. Ich hätte mir mehr Schrecken, mehr einschneidendes oder herausstechendes und weniger Eintönigkeit gewünscht. Ich bereue es nicht, das Buch gelesen zu haben, weil es mich mit interessanten Fragen konfrontiert hat, aber noch einmal würde ich es nicht lesen.

Veröffentlicht am 14.05.2022

Nicht das erwartete Sommer-Highlight

Ein französischer Sommer
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Ich hatte ein Buch erwartet, dass sich in eine Reihe mit "Bonjour Tristesse" stellen kann, aber da waren meine Erwartungen wohl leider zu hoch bzw. "Ein französischer Sommer" konnte dem nicht mal annährend ...

Ich hatte ein Buch erwartet, dass sich in eine Reihe mit "Bonjour Tristesse" stellen kann, aber da waren meine Erwartungen wohl leider zu hoch bzw. "Ein französischer Sommer" konnte dem nicht mal annährend gerecht werden. Inhaltlich stehen die Studentin Leah und der erfolgreiche ältere Schriftsteller Michael, der in Leah eine neue Assistentin gefunden hat - aber nicht aufgrund ihrer Qualitäten, sondern weil sie ihn an jemanden erinnert. Wie erwartet ist das Verhältnis zwischen den beiden kein reines Arbeitsverhältnis und als Leah Michael und seine Familie in ein Ferienhaus an die französische Küste begleitet, kommt auch noch ein großes Geheimnis dazu.

Die ersten Seiten haben mir eigentlich ganz gut gefallen, die Sprache war angenehm, der Inhalt interessant. Aber schon sehr schnell wurde mir alles zu zäh, zu viele Nebenstränge und Nebencharaktäre, die einfach keine Rolle spielten und mich auch nicht weiter interessiert haben. Michael ist als Protagonist einfach nur unsympathisch, zum Teil fast von abstoßend in seinen Gedanken und Handlungen, was ich an sich gar nicht schlimm finde, ich mag unsympathische Figuren, gestört hat es mich nur, weil ich eine andere Erwartung an ihn gehabt habe.

Für einen Feel-Good-Sommerroman ist das Buch leider zu zäh und zu gewollt literarisch und um wirklich literarisch interessant zu sein, war es mir zu belanglos. Irgendwie war es weder Fisch noch Fleisch und ich konnte keine richtige Verbindung zu der Handlung aufbauen. Cover und Klappentext haben da definitiv mehr versprochen als der Inhalt zu bieten hatte und dementsprechend hat mich das Buch leider eher enttäuscht zurückgelassen.

Veröffentlicht am 22.09.2021

Mehr erwartet

DAFUQ
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DAFUQ erzählt die Geschichte von Anja, die wegen der Teilnahme an einer Demonstration für zehn Tage im Arrest landet. Zusammen mit sechs anderen Frauen wird sie in eine Zelle verfrachtet. Nach und nach ...

DAFUQ erzählt die Geschichte von Anja, die wegen der Teilnahme an einer Demonstration für zehn Tage im Arrest landet. Zusammen mit sechs anderen Frauen wird sie in eine Zelle verfrachtet. Nach und nach lernen wir zusammen mit Anja die verschiedenen Frauen und ihre Schicksale kennen.

Die verschiedenen Schicksale sind auf jeden Fall spannend und es ist sehr interessant, die einzelnen Lebensumstände zu erfahren. Insbesondere Anjas Leben wird in Rückblenden nocheinmal detailierter erzählt. Das ist zwar ganz nett, aber gleichzeitig wurde ich dadurch immer wieder aus der eigentlichen Geschichte gerissen. Für mich waren diese Abschnitte bedeutend weniger interessant als die Handlung in der Zelle und ich war jedesmal froh, wenn wieder ein Abschnitt geschafft war.

Gegen Ende verschlechtert sich Anjas psychischer Zustand, was natürlich zu erwarten war. Dargestellt wird das Ganze allerdings indem auf Mythologie zurückgegriffen wird und die Grenezen zwischen Realität und Vorstellung zu verschwimmen scheinen. Das mag als Kunstgriff vielleicht gelungen sein, mich als Leser hat es aber eher gestört.

Ganz allgemein hatte ich erwartet, noch mehr Eindrücke in die russische Polititk zu erhalten und hätte gedacht, noch mehr Einblicke in die russische Gesellschaft zu bekommen, die ich bisher nicht hatte. DAFUQ war für mich eine nette Lektüre, aber leider nicht der Mindblower, den ich erwartet hatte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.06.2019

Spannende Expedition mit enttäuschendem Ziel

Dschungel
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Felix ist verschwunden - er ist irgendwo in Asien und gibt kein Lebenszeichen mehr von sich. Gegen seinen Willen macht sich Felix bester Freund auf die Suche nach ihm. Die Reise als Backpacker in das fremde ...

Felix ist verschwunden - er ist irgendwo in Asien und gibt kein Lebenszeichen mehr von sich. Gegen seinen Willen macht sich Felix bester Freund auf die Suche nach ihm. Die Reise als Backpacker in das fremde Asien ist für ihn eine Herausforderung, in der er ständig über sich selbst hinauswachsen muss, aber nur so kann er seinen Freund finden - wenn der denn überhaupt gefunden werden will...

Als ich zu lesen begann, war ich begeistert von dem Buch - das lag vor allem an Friedemann Karigs Schreibstil, der wirklich gelungen ist. Modern, aber sehr angenehm. Die Handlung war ebenfalls spannend, vor allem, da sich die Gegenwart hier stets mit der Vergangenheit abwechselt. Während Felix Freund ihn sucht, erfahren wir Kapitel für Kapitel, wie sich die ungleiche Freundschaft der beiden entwickeln konnte und wir zu dem Punkt gekommen sind, an dem die beiden heute stehen. Das war unterhaltsam und beide Handlungsstränge waren glücklicherweise ähnlich spannend.

Felix und sein Freund sind sehr gegensätzliche Personen, aber dadurch ist eine interessante Dynamik entstanden, die die Geschichte - zumindest in der Vergangenheit - zu einem guten Teil vorangetrieben hat. Das Nebenpersonal war zwar relativ klischeehaft, aber das passte so eigentlich ganz gut in die Kulisse, weil sie eben auch keine andere Rolle hatten als Statisten.

So weit so gut. Dass es dann am Ende noch einen großen Knall geben musste, war vorauszusehen, aber mich persönlich hat die Auflösung um das große Geheimnis aus der Vergangenheit einfach nur enttäuscht, kein bisschen innovativ. Es hätte sehr interessante Wege gegeben, auf die der Autor hätte ausweichen können, was er aber leider nicht getan hat. Auch das Ende in der Gegenwartsstory war leider einfach nur unglaubwürdig und nicht wirklich befriedigend.

Die Idee zu Friedemann Karigs Roman ist vielversprechend und macht neugierig. Leider konnten meine Ansprüche dann gerade gegen Ende nicht mehr erfüllt werden.

Veröffentlicht am 25.03.2019

Unten ist die Mauer stark, aber nach oben wird sie immer dünner

Die Mauer
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Großbritannien in der Zukunft. Joseph Kavanagh hat seinen ersten Einsatz auf der Mauer - einem Steinwall, der die komplette Insel umgibt, um das Land vor den sogenannten Anderen zu schützen. Zunächst ist ...

Großbritannien in der Zukunft. Joseph Kavanagh hat seinen ersten Einsatz auf der Mauer - einem Steinwall, der die komplette Insel umgibt, um das Land vor den sogenannten Anderen zu schützen. Zunächst ist alles ruhig und der Wachdienst ein langweiliges, nervenzermüdendes Ausharren in der Kälte - doch dann kommen die Anderen und Joseph Kavanaghs Leben ändert sich von Grund auf.

Der Roman "Die Mauer" ist in drei Teile unterteilt, die leider der Reihe nach immer schwächer werden. Die Geschichte beginnt wirklich stark mit einer düsteren, trostlosen und dystopischen Schilderung des Lebens auf der Mauer. Der Alltag der Soldaten und ihre Trainingsmaßnahmen werden sehr spannend erzählt. Leider wird das Ganze im Laufe des Buches immer mehr zu einer Robinsonade, die sehr viel an Originalität und Spannung eingebüßt hat. Die Handlung wird klischeehaft und hat nicht mehr wirklich viel Neues zu bieten. So gerne ich das Buch am Anfang mochte, so froh war ich leider auch, als ich es durch hatte.

Die Themen dieses Buches sind äußerst aktuell - Immigration, Klimawandel, Brexit, alles wichtige Themen und zu lesen, wohin das Ganze zugespitzt führen könnte, war ein äußerst interessantes Gedankenexperiment. Leider bleibt es ein Experiment, dass Ansätze bietet, aber zu wenig außenrum. Wir erfahren nicht genug darüber, wie es zu diesem Zustand gekommen ist und wie es im restlichen Teil der Welt oder in Europa aussieht. Die vorangenannten Themen spielen zudem im letzten Teil des Buches keine große Rolle mehr. Hier nimmt die Abenteuergeschichte mehr Raum ein, die aber im Vergleich zu dem ersten Teil leider obeflächlich und unbedeutend wirkt.

Insgesamt ist "Die Mauer" ein Buch zu spannenden Themen, dass vielversprechend anfängt, aber dann leider zu einer gewöhnlichen Abenteuergeschichte ohne viel Konfliktpotenzial wird.