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Veröffentlicht am 26.05.2022

Was 'ne Knaller-Story

City on Fire
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1986, Providence, Rhode Island. Danny lebt sein Leben. Die irische und die italienische Mafia existieren friedlich nebeneinander. Doch die Bosse werden älter, die Jungen wittern ihre Chance und wollen ...

1986, Providence, Rhode Island. Danny lebt sein Leben. Die irische und die italienische Mafia existieren friedlich nebeneinander. Doch die Bosse werden älter, die Jungen wittern ihre Chance und wollen sich als Nachfolger würdig erweisen. Langsam aber sicher kann der Frieden nicht mehr gewahrt werden, und Eines führt zum Anderen. Danny muss sich entscheiden, auf wessen Seite er steht und was sein Leben und das seiner Familie ihm wert sind.

Der Plot ist wegen der Verwirrungen nicht leicht zu beschreiben. Es war auch gar nicht so einfach, in die Story zu finden. Das lag vorrangig an den vielen Namen, die sich auch noch sehr ähnlich lasen, und an den Verbandelungen innerhalb der Clans.

Im organisierten Verbrechen lauern viele Fallstricke, und man muss aufpassen, mit wem man sich anlegt. Danny ist eigentlich nicht der Typ, der in das Milieu passt, wurde aber dort hineingeboren und fügt sich seinem Schicksal. Zumindest vorerst. Denn als ihm im Verlauf der Geschichte die Dinge über den Kopf steigen, muss er sich entscheiden zwischen den Werten, mit denen er aufgewachsen ist, und dem Wissen, dass seine Familie nicht überleben wird, sollte er sich am Krieg beteiligen. Er steht ständig unter dem Druck, Entscheidungen zu treffen, die schwere Konsequenzen nach sich ziehen, und will irgendwann einfach nur noch raus.

Don Winslow hat es geschafft, den Ton und Dialekt dem jeweiligen Charakter so anzupassen, dass man sich fühlt als wäre man selbst in den rauen Straßen von Providence unterwegs. Sein altbekannter Schreibstil lässt den Leser nicht zur Ruhe kommen: Man riecht den Rauch, spürt den Wind - und die Hitze, die deutlich macht, dass die Straßen der Stadt ein brennendes Pflaster sind. Das macht Winslows Bücher aus. Oft ist der Vergleich zu Homers Helena von Troja gefallen. Ich selber musste hin und wieder an die Tragödie von Romeo und Julia denken. Der Pate und die Sopranos können sich auf jeden Fall warm anziehen!

Fazit: Hart, actionreich, mit verflochtenen Beziehungen und Hintergründen - eine Knaller-Story, die man lesen sollte! Teil 2 wird sehnsüchtig erwartet.

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Veröffentlicht am 24.05.2022

Ich bin verknallt!

Heartstopper Volume 1 (deutsche Hardcover-Ausgabe)
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Ich! bin! verknallt!
Und zwar in Nick und Charlie. Charlie und Nick. Chick. Narlie. Zwei Typen, die einfach zusammengehören wie Sahnetorte und Kirschen. Ich war vom ersten Augenblick fasziniert von ihnen. ...

Ich! bin! verknallt!
Und zwar in Nick und Charlie. Charlie und Nick. Chick. Narlie. Zwei Typen, die einfach zusammengehören wie Sahnetorte und Kirschen. Ich war vom ersten Augenblick fasziniert von ihnen. Sie haben mein Gefühlsleben einfach komplett auf den Kopf gestellt. Und ihres übrigens auch!

Charlie ist ein schüchterner 14-jähriger Junge, der eine Jungenschule besucht und sich dort als homosexuell geoutet hat. Dass das auch für Mobbing sorgte, muss ich euch nicht erzählen. Allerdings hat Charlie es geschafft, diese schwere Zeit zu überstehen. Trotzdem merkt man deutlich, wie vorsichtig und skeptisch er u.a. dadurch geworden ist.
Nick ist bekannt, weil er Teil der Schul-Rugby-Mannschaft ist und mit den "richtig coolen" Jungs abhängt. Er ist sportlich, größer und stärker gebaut (als Charlie) und hat eine lässige Art an sich.
Nun dreht das Schicksal ganz fleißig seine Rädchen und schwupps sitzen beide im Unterricht nebeneinander. Hachzzz! Am liebsten wäre ich gerne genau an dieser Stelle. Dort, wo noch nicht alles passiert ist, von dem ich weiß, dass es passiert. Einfach noch einmal alles von vorne lesen.

Mitzuerleben, wie Nick und Charlie sich kennenlernen, was sie unternehmen, was sie erleben, was sie durchstehen, wie sie über sich hinauswachsen, wie mutig sie werden, mit welchen Themen sie sich befassen und vor allem inwiefern sie sich selbst reflektieren, war so, so, so wunderschön. Und hat mich an manchen Stellen nachdenklich gestimmt, denn hier werden sozial- und gesellschaftskritische Aspekte angesprochen.

Hinzu kommen die für einen Schwarz-Weiß-Comic typischen (oft süß verschnörkelten) Illustrationen, die so viel an Ausdruck und Tiefe besitzen, dass man jede noch so kleine Mimik und Gestik wahrnimmt und einfach mittendrin steckt. Man fiebert mit, man hibbelt, man hat Angst, man zweifelt, man schämt sich, man wird dabei Rot... man er- und durchlebt alles von den beiden Hauptfiguren. W-a-h-n-s-i-n-n!

Ich muss nicht erwähnen, dass ich die anderen Teile ebenfalls durchsuchten werde? Nein, gell? Weil das klar wie Kloßbrühe ist. Und ich wünsche mir, dass ihr auch mal einen Blick reinwerft. Vielleicht können euch Nick und Charlie ebenso begeistern wie mich. I am hooked!

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Veröffentlicht am 17.05.2022

Wahnsinnig (interessant)!

Wie Psychopathen denken
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„Die ist eine Eintrittskarte in die hochgradig verstörenden, dunklen Abgründe des Geistes von Psychopathen und Bestien. Ich darf dabei Ihr »Reiseführer« sein und nun, da Sie dieses Buch lesen, müssen Sie ...

„Die ist eine Eintrittskarte in die hochgradig verstörenden, dunklen Abgründe des Geistes von Psychopathen und Bestien. Ich darf dabei Ihr »Reiseführer« sein und nun, da Sie dieses Buch lesen, müssen Sie mir folgen, ob Sie wollen oder nicht! [...] So viel vorweg: Einen schönen Tag werden Sie beim Lesen der folgenden Seiten sicher nicht haben. Punkt!“ (Zitat, Seite 23/24)

Nun, wenn man diese Zeilen liest, sollte man wohl vorgewarnt sein. Noch besteht die Chance, dieses Buch sofort und unwiderruflich aus der Hand zu legen. Es lässt sich erahnen, was da auf den folgenden Seiten auf uns zukommen könnte. Und doch war ich schon hier so fasziniert davon, dass ich all das, was da kommen sollte, verschlungen habe. Wie im Rausch habe ich die Fakten und Fallstudien inhaliert, hin- und hergerissen zwischen gefesselt und schockiert sein. Denn eines sage ich euch vorweg: Das, was ihr euch nach dem kurzen Zitat vielleicht ausmalt, ist nichts im Vergleich zu dem, was Berry-Dee im Folgenden aufdeckt.

Christopher Berry-Dee versteht es, seine Recherchen, Erfahrungen und Erlebnisse mit dem nötigen Schuss Sarkasmus zu erzählen, ohne dabei despektierlich zu sein. Doch ohne seine wortgewandte, teils lockere Art zu erzählen, wäre so manche Fallstudie kaum zu ertragen. Wirklich alle Fälle sind auf ihre eigene Arte und Weise brutal und widerwärtig. Ohne auch nur einem dieser Fälle die Dramatik abzusprechen, hat mich der Blick in die Köpfe der Psychopathen allerdings am meisten beängstigt. Denn wie diese Serienmörder, Betrüger und Vergewaltiger mit ihren Mitmenschen spielen, selbst Fachleute und Wissenschaftler hinters Licht führen, einzig und allein um sich zu profilieren, ist unfassbar gruselig.

In „Wie Psychopathen denken“ schafft Berry-Dee zunächst die nötigen Grundlagen, die es braucht, um sämtliche Begrifflichkeiten einordnen und den Fallstudien folgen zu können. Dabei findet er die nötige Leichtigkeit, um nicht zu sehr ins Wissenschaftliche abzurutschen. Anschließend führt Berry-Dee seine Leser durch neun Fallstudien. Eine grauenhafter als die andere. Angefangen bei Oscar Pistorius und Harold Shipman, den meisten von euch bestimmt ein Begriff, bis hin zu Kenneth Alessio Bianchi, dessen Fall mich persönlich am meisten schockiert hat, und Arthur »Art« John Shawcross, blickt Berry-Dee tief in die Abgründe der menschlichen Psyche. Wollt ihr wissen, wer hinter diesen Namen steckt? Dann greift zu diesem Buch! Aber Vorsicht: Der eine oder andere Fall ist nichts für schwache Nerven!

Fazit: Es ist ziemlich beängstigend wie manipulativ und gestört manche Menschen sind. Trotzdem hat mich Christopher Berry-Dees Buch „Wie Psychopathen denken“ extrem fasziniert. Wer also von euch zu den True Crime-Fans gehört und gerne auch mal hinter die „Kulissen“ schauen will, dem lege ich diese Psychostudie wärmstens ans Herz!

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Veröffentlicht am 13.04.2022

Interessante Bildungslektüre

Error 404
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Zitat Seite 13:
Wenn eine Maschine sich gegen die Menschheit wenden und versuchen würde, sie zu vernichten, wie würde sie das anstellen? Ich weiß wie: durch die Abschaltung des Internets. Es gibt keinen ...

Zitat Seite 13:
Wenn eine Maschine sich gegen die Menschheit wenden und versuchen würde, sie zu vernichten, wie würde sie das anstellen? Ich weiß wie: durch die Abschaltung des Internets. Es gibt keinen einfacheren Weg, unser gewohntes Leben zu beenden. - Mo Gawdat, ehem. Leiter des Innovationslabors von Google

Ist es eine Frage der Zeit, bis das Internet zusammenbricht? Bis das totale Chaos vorherrscht und jeden Menschen in die Knie zwingt? Jein. Ja, weil es nicht abzusehen ist, wann genau dies geschehen wird. Nein, weil wir das längst erlebt haben. Und ich spreche hier nicht vom Ausfall des Internets, was jeder PC-Nutzer kennt. Über die wenigen Minuten, die es dauert, bis alles wieder funktioniert, lächeln all jene, die das tagelang miterleben mussten. Man ist plötzlich abgeschirmter von der Außenwelt. Kann nicht mehr allen Nachrichtenplattformen folgen. Die Infrastruktur bricht zusammen. Unter Umständen ist auch das Arbeiten nicht mehr möglich. Zeit geht drauf, Geld, die Nerven liegen blank. Obwohl wir immer wieder von einem digitalen Zeitalter sprechen. Aber merkt man nicht genau daran, wie abhängig wir uns von alldem gemacht haben? Können wir überhaupt noch ohne Internet funktionieren?

Am 29. Oktober 1969 wurden zum ersten Mal zwei Computer über eine Telefonleitung miteinander verbunden. Heute ist es für viele Milliarden Menschen ein fester Bestandteil ihres Lebens geworden. Das Ganze hat rund 50 Jahre gedauert - ist das nicht unglaublich faszinierend? Ein sehr spannendes Thema, mit dem ich mich dank dieses Buches beschäftigt habe. Ich hatte erst die Befürchtung, mir könnte der Inhalt zu trocken sein, wie es bei Sachbüchern der Fall ist, aber nein. In ERROR 404 spricht Esther Paniagua die vielen Möglichkeiten an, auf die das Internet ausfallen kann. Wie das Chaos entsteht. Wie die Menschen darauf reagieren. Die Autorin spricht sowohl über das Cyberspace als auch über Kriminalität, Sucht und mögliche Katastrophen. Zu keinem Zeitpunkt wirkte ihr Buch überladen oder gekünstelt, sondern authentisch und erschreckend realistisch. Man sollte allerdings ein gewisses Grundinteresse mitbringen, andernfalls kann man all die Informationen, die auf einen einprasseln, gar nicht richtig verarbeiten. Das ist ziemlich viel Input. Ich habe das Buch daher auch nicht in einem Rutsch durchgelesen, sondern immer wieder eine Pause gemacht und zu einer anderen Lektüre gegriffen.

Fazit: Ich bin sehr positiv überrascht und empfehle das Buch (trotz des stolzen Preises) uneingeschränkt weiter an Leser*innen, die sich mit dem Internet, dessen Stellenwert in unserer Gesellschaft und dem Wissen darüber hinaus beschäftigen möchten.

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Veröffentlicht am 11.04.2022

Temporeicher Thriller

Sturmopfer
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Lucy, Daniel und ihre beiden Kinder Billie und Fin leben in einem Haus auf den Klippen an der Südwestküste Englands. Als eines Tages ihre Yacht herrenlos im Atlantik geborgen und Daniel vermisst wird, ...

Lucy, Daniel und ihre beiden Kinder Billie und Fin leben in einem Haus auf den Klippen an der Südwestküste Englands. Als eines Tages ihre Yacht herrenlos im Atlantik geborgen und Daniel vermisst wird, glaubt Lucy, ihr Mann hätte keinen anderen Ausweg mehr gesehen, für seine Schulden aufzukommen. Auch ein an sie gerichteter Brief scheint dies zu bestätigen.

Zitat Pos. 34:
Anfangs wird es dir schwerfallen zu vergeben. Aber nach einem Jahr, vielleicht zweien, wirst du das anders sehen. Du wirst zurückschauen und verstehen, dass ich recht hatte. Dass das hier die beste Lösung ist. Für uns alle.

Und dann wird plötzlich klar, dass auch die Kinder mit an Bord gewesen sein mussten.

Damit hatte der Autor meine volle Aufmerksamkeit, die auch nicht mehr nachließ. Ein Vater, der seine Kinder und sich selbst umbringt? Warum? Oder ist alles doch ganz anders, als es scheint?

Mit Cliffhangern am Ende jedes kurzen Kapitels bringt Lloyd einen dazu, immer weiter zu lesen, und lockt einen auf falsche Fährten. Unbedingt will man nun den Grund für diese Tragödie herausfinden. Das ein oder andere Tränchen konnte ich mir hierbei nicht verkneifen.

Nicht nur die Hauptprotagonisten, sondern auch der Ermittler Abraham ist zudem, psychologisch gesehen, ein interessanter Charakter, der mir im Laufe des Buches ans Herz gewachsen ist.
Die Story durchläuft einige Wendungen, und zum Ende weiß man kaum noch, was man glauben soll. Erst auf den letzten Seiten versteht man den Hintergrund und bekommt noch einen fulminanten Showdown mit (nur ein bisschen) Happy End.

Fazit: Ein temporeicher Thriller, der mich sowohl emotional als auch der Spannung wegen absolut gut unterhalten hat. Unbedingt lesen!

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