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Veröffentlicht am 31.05.2022

Liebe überwindet alle Grenzen

Die Pfirsichblütenschwestern
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München 1932 Der Tod der Mutter stellt das Leben der Geschwister Konstanze, Pauline und des kleinen Bruders Lorenz völlig auf den Kopf. Da kein Geld vorhanden ist, werden die Kinder auf Verwandte verteilt ...

München 1932 Der Tod der Mutter stellt das Leben der Geschwister Konstanze, Pauline und des kleinen Bruders Lorenz völlig auf den Kopf. Da kein Geld vorhanden ist, werden die Kinder auf Verwandte verteilt wie Möbelstücke.

Lorenz muss zum Onkel auf dessen Bauernhof im Allgäu. Pauline wird von ihrer Tante aus der Provence mitgenommen. Dort soll sie einst die Pfirsichplantage erben. Nur Konstanze bleibt im heimatlichen München.

Was auf den ersten Blick als gute Lösung erscheint, entwickelt sich immer mehr zu einem Schicksal, das kaum zu ertragen ist.

Der Roman beginnt mit der Beerdigung der Mutter und ich konnte gut nachempfinden, wie schrecklich das für die Geschwister gewesen sein muss.. Besonders das Nesthäkchen Lorenz tat mir leid, der zuvor gehätschelt wurde und sich nun dem kaltherzigen und gewalttätigen Onkel gegenüber sieht. Sein weiterer Lebensweg hat mich sehr bewegt.

Pauline scheint das Glückslos gezogen zu haben - reiche Erbin einer Pfirsichplantage. Zuerst konnte ich gut verstehen, dass sie wieder nach Hause will, denn alles ist fremd, auch die Sprache .Dann bestimmt die Tante, wen Pauline zum Wohle der Plantage heiraten soll , dem aber nicht ihr Herz gehört. Doch recht rasch hat sich mein Mitleid in Unverständnis gewandelt. Pauline versucht gar nicht heimisch zu werden, lehnt alles ab und deshalb ist ihr Schicksal in meinen Augen nur folgerichtig.

Konstanze hat es vergleichsweise gut getroffen . Sie kann sogar Kunst studieren. Sie ist diejenige, mit der ich mich am besten identifizieren konnte. Auch sie macht Fehler, ist aber nach kurzem Nachdenken bereit, das beste aus der Situation zu machen.

Die Autorin schildert die Geschichte abwechselnd aus der Sicht der einzelnen Geschwister. Das hat mir gut gefallen. Der Roman wird dadurch abwechslungsreicher und spannend und ich hatte Einblicke in die unterschiedlichen Gefühlswelten. Nicht zuletzt feiert das Buch die Schönheit der Provence, was mich gefreut hat. Die Autorin erzählt zudem eine berührende Liebesgeschichte , die berührt und Haas und Grenzen überwindet.

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Veröffentlicht am 29.05.2022

Römische Mordermittlungen

Commissario Leone und die Tränen der Madonna
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Kurz hintereinander werden in Rom junge Menschen ermordet. Die Polizei unter Leitung von Commissario Enzo Leone sucht verzweifelt nach einer Gemeinsamkeit der Opfer und nach einem Motiv. Besonders drängend ...

Kurz hintereinander werden in Rom junge Menschen ermordet. Die Polizei unter Leitung von Commissario Enzo Leone sucht verzweifelt nach einer Gemeinsamkeit der Opfer und nach einem Motiv. Besonders drängend wird die Suche, als Rosa, die Schwester eines der Opfer, ins Visier des Mörders gerät, denn Leone beginnt, Gefühle für sie zu empfinden.

Der Krimi hat mich schnell gefangen genommen. Die Morde geschehen kurz hintereinander. Die Opfer scheinen zufällig ausgewählt. Als Leone bei den Opfern eine besondere Kunstbegabung feststellt, konzentriert sich die Suche nach dem Mörder auf das Umfeld der Kunsthochschule.

Durch Zufall ergibt sich der entscheidende Hinweis auf das Motiv und löst damit einen Wettlauf gegen die Zeit aus. Leone weiß nun, dass der Täter noch einige Opfer auf seiner Liste hat.

Leone hat mir gut gefallen. Er ist für mich der Prototyp eines Italieners, bis hin zu seiner Fürsorge für seine Eltern. Ich fand das nicht störend, sondern sehr angenehm. Rosa hingegen, für die Leone Gefühle entwickelt, war mir zu farblos. Ihr fehlte in meinen Augen das Temperament und ich fand sie eher langweilig.

Unbedingt erwähnen muss ich Leones Assistenten Vanni Amidei, der mit seiner rotznäsigen Art, die bedrückte Atmosphäre aufgehellt hat.

Abgesehen vom packenden und gelegentlich verstörenden Tatgeschehen - die Autorin lässt den Leser die Morde miterleben - liegt für mich der Reiz des Krimis in der lebendigen Darstellung der Ermittlungsarbeit gepaart mit dem römischen Lebensgefühl. Dadurch kam trotz der dramatischen Ereignisse auch ein wenig Urlaubsgefühl auf.

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Veröffentlicht am 26.05.2022

Mord in der Familie

Das Sterben auf Neuwerk
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Normalerweise sollte eine Beerdigung Anlass für Versöhnung und Zusammenhalt sein. Doch die Gräben zwischen den Mitglieder der Familie Godeffroy sind so tief, dass bei Beerdigung des Vaters von Anfang ...

Normalerweise sollte eine Beerdigung Anlass für Versöhnung und Zusammenhalt sein. Doch die Gräben zwischen den Mitglieder der Familie Godeffroy sind so tief, dass bei Beerdigung des Vaters von Anfang an eine Atmosphäre von Hass und Missgunst herrscht. Noch am Tag der Beerdigung wird ein Familienmitglied ermordet.

Schauplatz des Krimis ist die Insel Neuwerk. Diese Wahl fand ich sehr gelungen. Zum einem schildert der Autor die Insel sehr anschaulich und setzt die markanten Punkte der Landschaft gekonnt in Szene. Zum anderen wird der Kreis der Verdächtigen auf die Besucher der Insel beschränkt, da ein Sturm den Tatort von der übrigen Umwelt isoliert.

Zu Beginn scheint jeder verdächtig. Alte Familienstreitigkeiten, Kränkungen und unsaubere Geschäfte kommen ans Licht. Zu meinem Leidwesen wurde jeder meiner Verdächtigen ziemlich schnell ins Jenseits befördert. Der aufmerksame Leser findet aber einige Hinweise , die auf den Mörder deuten.

Mit Kommissar Bruns betritt ein ausgesprochen sympathischer Ermittler die Bühne. In meinen Augen hat er die Empathie und notwendige Distanz, um den Fall zu lösen. Unterstützung bekommt Bruns vom zufällig auf der Insel Urlaub machenden Arzt Dr. Nolden. Der punktet mit seiner zurückhaltenden Art und seiner medizinischen Kompetenz. Ich hoffe, dass er auch in den Folgebänden seinen Auftritt hat.

Die Entdeckung des Mörders war keine all zu große Überraschung. Trotzdem fand ich den Krimi sehr spannend. Dies resultiert daraus, dass der Weg zur Lösung sehr unterhaltsam und fesselnd war. Man gut mit raten konnte und nicht zuletzt hat der Charme des Schauplatzes überzeugt.

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Veröffentlicht am 03.05.2022

Schlangen im vermeintlichem Paradies

Die Knochenleser
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Gleich zu Beginn des Buches habe ich mir Sorgen um Michael "Digger" Digson , der die Ereignisse aus seiner Sicht schildert, gemacht . Er wird ziemlich rüde zur Polizeiwache gebracht und ich war mir sicher, ...

Gleich zu Beginn des Buches habe ich mir Sorgen um Michael "Digger" Digson , der die Ereignisse aus seiner Sicht schildert, gemacht . Er wird ziemlich rüde zur Polizeiwache gebracht und ich war mir sicher, dass es nicht gut für ihn ausgeht. Welche Überraschung, dass er das Angebot bekommt, bei der Polizei zu arbeiten und es tatsächlich, wenn auch widerwillig annimmt.
Ich begleite Digger über mehrere Jahre in seinem Berufsleben und lerne ihn näher kennen. Was ich sehe, gefällt mir ausgesprochen gut. Er setzt sich für die Opfer ein, ist empathisch und respektiert Frauen, was für die karibische Gesellschaft sehr ungewöhnlich ist.
Sein Vorgesetzter Malan ist Diggers genaues Gegenteil und konnte mich deshalb nicht für sich einnehmen.
Dann stößt völlig überraschend noch eine junge Frau, Miss Stanislaus, zur Polizeieinheit. Sie ist selbstbewusst , intelligent und von Anfang an in Opposition zu Malan, was in meinen Augen eindeutig für sie spricht.
Plötzlich überschlagen sich die Ereignisse. Ein alter Fall eines verschwundenen Jungen führt zu einer Religionsgemeinschaft, die so gar nicht europäischen Vorstellungen entspricht. Alte Rechnungen wollen beglichen sein und machen den Fall für Digger zu einer persönlichen Angelegenheit.
Mich hat von der ersten Seite an die Erzählweise völlig überzeugt. Es war, als ob ein alter Freund mir aus seinem Leben erzählt. Hinzu kommen die Eindrücke der Insellandschaft, die Beschreibungen des täglichen Lebens und Einblicke in die gesellschaftlichen Verhältnisse, die gelegentlich ein gewisses Befremden bei mir hervorgerufen haben. Besonders ungewöhnlich fand ich die Regeln der Religionsgemeinschaft. Und für mich unerträglich und ein Gefühl von Wut erzeugend war die Darstellung, wie Frauen behandelt werden und wie ihr Leben aussieht.
All das zusammen ergibt einen ungewöhnlichen und dabei packenden Krimi, den ich kaum aus der Hand legen wollte.

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Veröffentlicht am 02.05.2022

Madame Clara trifft die gekrönten Häupter ihrer Zeit

Die silberne Riesin
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1740 lernt der holländische Kapitän Douwe Mout auf einer Reise nach Bengalen das Rhinozeros Clara kennen. Durch eine Laune des Schicksals wird er ihr neuer Besitzer und bringt sie nach Europa. Das verändert ...

1740 lernt der holländische Kapitän Douwe Mout auf einer Reise nach Bengalen das Rhinozeros Clara kennen. Durch eine Laune des Schicksals wird er ihr neuer Besitzer und bringt sie nach Europa. Das verändert sein Leben von Grund auf. Er quittiert den Dienst und reist mit Clara durch Europa und stellt sie gegen einen Obolus zur Schau. Und er verdient gut, denn Clara ist eine Sensation.

Ich fand die Idee ungewöhnlich, ein Nashorn auf seiner Reise durch Europa zu begleiten. Am Ende des Buches war ich begeistert. Ich habe Clara von der ersten Zeile an ins Herz geschlossen. Sie ist sanft und so voller Vertrauen gegenüber ihren menschlichen Begleitern. Und ich habe mit ihr gelitten, weil sie jahrelang durch die Lande gekarrt wurde, eingepfercht in einen Kasten und zur Belustigung der Massen zur Schau gestellt.

Gleichzeitig hat mich die Reise durch die bedeutendsten Städte der damaligen Zeit gefesselt, da ich viele berühmte Persönlichkeiten jener Epoche kennenlernen durfte.

Ich habe viel über sie erfahren, allein dadurch, wie sie Clara begegnet sind. Kaiserin Maria Theresia, die Mout adelt, um dadurch Friedrich , den Großen, auszustechen, der in meinen Augen Clara als Lebewesen und nicht nur als Wunderding wertschätzt. Ludwig XV, der Clara für seine Menagerie will, um seinen Ruhm zu vergrößern. Madame Pompadour, die auf Clara eifersüchtig ist und sie los werden will. Nur die Kirchenoberen waren sich einig, indem sie Clara als Ausgeburt der Hölle verdammen.

Der Roman war kurzweilig zu lesen mit traurigen und humorvollen Szenen und hat mir Geschichte einmal aus einem völlig anderen , aber sehr erhellenden Blickwinkel näher gebracht.

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