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Veröffentlicht am 24.09.2022

Wenn Wahlkampf explosiv wird ...

Hamburg im Zorn
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"Hamburg im Zorn" ist der vierte Band der Serie mit dem Hamburger Journalistenpaar Jan Fischer und Charlotte Sander von Markus Kleinknecht. Auf die Redaktion des Online-Magazins "Lauffeuer" wird ein Brandanschlag ...

"Hamburg im Zorn" ist der vierte Band der Serie mit dem Hamburger Journalistenpaar Jan Fischer und Charlotte Sander von Markus Kleinknecht. Auf die Redaktion des Online-Magazins "Lauffeuer" wird ein Brandanschlag verübt, der Chefredakteur wird schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert. Er wurde anscheinend brutal zusammengeschlagen, bevor der Brand gelegt wurde. Währenddessen gibt es zwei Bombenanschläge. Zum einen wird bei einem Parteitag der SfD (Stimme für Deutschland) durch eine Nagelbombe fast die komplette Führungsriege ausgelöscht, zum anderen wird während des Hamburger Hafengeburtstags eine Bombe am Riesenrad gezündet. Dort ebenfalls viele Tote und Verletzte. Der Journalist Jan Fischer und die Fotografin Charlotte Sander begeben sich auf Spurensuche, auch aus persönlichen Motiven denn der Chefredakteur des "Lauffeuer" war ihr Freund. Der Thriller beginnt sehr vielversprechend im Prolog, die Erwartungen werden gleich in die Höhe geschraubt. Leider kommt man als Leser dann aber schnell wieder am Boden der Tatsachen an. Dabei meine ich gar nicht die Parallelen zu realen Figuren die ich sofort während des Lesens hatte wie z.B. bei Richterin Gnadenlos oder der SfD, und ähnliches. Vielmehr wurde erst mal auf die Beziehungsverflechtungen der Journalisten seitenweise eingegangen, was mittlerweile bei vielen aktuellen Romanen zur Gewohnheit wird. War ich in der Vergangenheit schon kein Freund davon wenn die Ermittler meist verkrachte geschiedene Existenzen mit Alkoholproblemen waren, so stört mich aktuell vermehrt deren sexuellen Vorlieben zu erfahren. Leider verschließt sich auch dieser Thriller nicht davor. Hauptaufgabe eines Thriller ist es Spannung und Nervenkitzel beim Leser zu erzeugen und diese kommt nur bedingt auf wenn die eigentliche Kernaufgabe teils zur Randerscheinung wird. Dies ist schade, denn Markus Kleinknecht beweist streckenweise im Buch immer wieder, dass er für Spannungsmomente sorgen kann, nur klappt es diesmal nicht durchgängig. Speziell durch den Klappentext und den Prolog hatte ich mir teils eine andere Story erwartet, manche Fäden wurden nicht konsequent weitergeführt, manche endeten dann auch abrupt. In Summe konnte mich dieser Band der Serie leider nicht so mitnehmen wie der Vorgänger.

Veröffentlicht am 06.06.2022

Der erste Fall für die Reisejournalistin Conny von Klarg

Schatten über Saint-Tropez
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"Schatten über Saint-Tropez" ist der Auftaktband einer neuen Reihe rund um die Reisejournalistin Conny von Klarg aus der Feder von Sabine Vöhringer. Für das Reise-Magazin La Voyagette macht sich Conny ...

"Schatten über Saint-Tropez" ist der Auftaktband einer neuen Reihe rund um die Reisejournalistin Conny von Klarg aus der Feder von Sabine Vöhringer. Für das Reise-Magazin La Voyagette macht sich Conny auf den Weg nach Saint-Tropez um einen Artikel über die Côte d’Azur zu schreiben. Verbinden will sie das mit einem Besuch ihrer alten Freundin Simonette, die dort ein kleines Hotel führt. Doch vor Ort überschlagen sich die Ereignisse. Der Milliardär Henri Moreau wurde erstochen aufgefunden und Simonette gerät in Verdacht und wird verhaftet. Conny glaubt felsenfest an deren Unschuld und will dies schnellstens beweisen. Immer mehr stößt sie auf alte Geheimnisse und anscheinend hat alles mit Kunstraub im großen Stil zu tun. Dem Buch ist deutlich anzumerken, dass die Autorin selbst ein große Leidenschaft für die Côte d'Azur hat. In der Beschreibung der Örtlichkeiten und des Lebensstil der agierenden Personen lässt sie dieses südfranzösische Flair aufleben. Immer wieder lässt sie auch kurze französische Sätze mit in den Krimi einfließen. Wer aber nicht der Sprache mächtig ist, kann damit aber manchmal ein Problem haben. Die Handlung des Krimis beginnt eher entspannt, plätschert teilweise wie im Urlaubsmodus so dahin. Hier hätte ich mir gewünscht, dass der Spannungsbogen eher einsetzt. Mit zunehmender Seitenzahl kommt dann aber dieser Krimi mehr und mehr in Fahrt. Speziell das letzte Drittel ist dann wirklich fesselnd und hält den Leser bei der Stange. "Schatten über Saint-Tropez" ist kein knallharter blutiger Krimi, sondern eher eine Lektüre, die einen von Sommer, Sonne, Meer träumen und die sich bei einem Glas Pastis genießen lässt.

Veröffentlicht am 30.05.2022

Alienor von Aquitanien in ihrer Rolle als Königin und Mutter an der Seite von Henry II.

Das Herz der Königin
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"Das Herz der Königin" ist der zweite Band der Alienor-Trilogie von Elizabeth Chadwick. Das Buch schließt nahtlos an den ersten Teil an. Wir schreiben Dezember 1154, als Alienor von Aquitanien in der Londoner ...

"Das Herz der Königin" ist der zweite Band der Alienor-Trilogie von Elizabeth Chadwick. Das Buch schließt nahtlos an den ersten Teil an. Wir schreiben Dezember 1154, als Alienor von Aquitanien in der Londoner Westminster Abbey zur Königin gekrönt wird. Nachdem ihre Ehe mit dem französischen König Louis VII. wegen zu naher Blutsverwandtschaft annulliert wurde, ist sie nun englische Königin an der Seite des zehn Jahre jüngeren Henry. Ihre größte Aufgabe ist es die Blutlinie zu erhalten, männliche Thronfolger zu gebären. Will Alienor eigentlich sich als Königin einbringen, ist ihr dies großteils verwehrt. Dafür sorgt sie die folgenden Jahre für reichlich Nachwuchs. In der Zeit von 1153 bis 1166 schenkt sie in Summe fünf Söhnen und drei Töchtern das Leben. Und hierbei setzt ein Kritikpunkt meinerseits an. Gut die Hälfte dieses Bandes erlebt man Alienor nur stets bei ihren Schwangerschaften, Geburten und Zeugungen des Nachwuchses. Zwar ist es durchaus interessant ihre Beziehung zu Henry II näher kennenzulernen, aber es fehlt dabei der nötige Tiefgang. Erst als diese Schwangerschaften beendet sind, teils die Nachkommen schon selbst am Königsstuhl anklopfen nimmt dieser zweite Band der Trilogie an Fahrt auf. Hier zeichnet die Autorin ein gutes Bild der Herrschsucht von Henry, aber auch wie diese zur Rebellion seiner Söhne führt. Alienor steht dabei zwischen den Fronten, aber auch sie wird für Henry immer mehr zur Feindin. Dies gipfelt darin, dass sich der starrköpfige Henry immer mehr Feinde schafft, einer jüngeren Bettgenossin beiwohnt und verantwortlich für die Rebellion seiner Söhne ist. Alienor ist einmal mehr die Leidtragende dieser Situation. Der Leser darf sie in diesem Buch 20 Jahre von 1154 - 1174 begleiten. Sie war sicherlich eine starke Frau, die viel erlebte. In diesem zweiten Band der Trilogie gelingt es Elizabeth Chadwick aber nicht dies gänzlich herauszuarbeiten. Trotzdem bin ich auf den Abschluss der Trilogie gespannt.

Veröffentlicht am 13.05.2022

Die Aufarbeitung eines Ermittlungsfehlers aus der Vergangenheit

Funkenmord (Kluftinger-Krimis 11)
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"Funkenmord" ist der elfte Band der Kluftinger-Reihe von Volker Klüpfel und Michael Kobr. Vor über dreißig Jahren wurde eine junge Lehrerin am Funkensonntag an ein Kreuz gefesselt und verbrannt. Der damals ...

"Funkenmord" ist der elfte Band der Kluftinger-Reihe von Volker Klüpfel und Michael Kobr. Vor über dreißig Jahren wurde eine junge Lehrerin am Funkensonntag an ein Kreuz gefesselt und verbrannt. Der damals noch junge Kommissar Kluftinger hatte ihren Geliebten als Täter überführt. Doch dies war ein Ermittlungsfehler. Kluftinger gab diesem vor dessen Tod das Versprechen, den wahren Mörder zu stellen. Und so nimmt der Kommissar die Ermittlungen in diesem alten Fall wieder auf. Dieser neue Fall schließt direkt nach den Ereignissen des zehnten Bandes an, in dem Kluftinger nur knapp mit dem Leben davonkam. Aber die Geschehnisse werfen noch immer ihre Schatten über die Kripo Kempten. Trauer um den Verlust des Kollegen Strobl, aber auch Kluftingers Ehefrau Erika ist in der Angst um ihren "Butzele" in ein psychisches Loch gefallen. In gewohnter Manier lässt das Autorenduo den kauzigen Kommissar wieder in diverse bereitstehende Fettnäpfchen treten. Obwohl dies immer wieder für den ein oder anderen Lacher sorgt, muss ich aber gestehen dass so langsam aus der Reihe ein wenig die Luft rausgeht. Die Figuren rund um den Kluftinger in Altusried sind dem Kenner der Reihe wohlbekannt, aber sie entwickeln sich mittlerweile nicht mehr weiter. Zwar kommt die junge Ermittlerin Lucy Beer neu in das Team, aber sie wirkt in der Allgäuer Runde eher wie ein Fremdkörper. Und so erlebt man als langjähriger Leser dieser Reihe ein Wechselband der Gefühle. Teils witzige Komponenten, teils gewohntes Terrain, aber halt vieles bekanntes. Und zudem mangelt es diesem Band auch an Spannung bzgl. des Kriminalfalles. Ich mag diese Reihe um den Allgäuer Kommissar immer noch gern, aber vielleicht wäre es für ihn langsam Zeit in Pension zu gehen. "Funkenmord" ist solide, kann aber nicht an frühere Höhenflüge der Reihe anknüpfen.

Veröffentlicht am 16.02.2022

Der Kriminalfall des Holzfrevlers Jakob Trumpfheller

Darmstädter Nachtgesänge
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"Darmstädter Nachtgesänge" ist ein historischer Roman von Ella Theiss. Als im Wald bei Michelstadt ein gräflicher Förster erschlagen wird, gerät schnell der Holzfrevler Jacob Trumpfheller in Verdacht. ...

"Darmstädter Nachtgesänge" ist ein historischer Roman von Ella Theiss. Als im Wald bei Michelstadt ein gräflicher Förster erschlagen wird, gerät schnell der Holzfrevler Jacob Trumpfheller in Verdacht. Obwohl er seine Unschuld beteuert, gerät er schnell in die Mühlen der Justiz. Das Hausmädchen Anna glaubt nicht an Jakobs Schuld, vielmehr hat sie ihren Cousin Rodrich in Verdacht. Diesen soll sie nach dem Willen ihrer Tante sogar heiraten und dieser zwingt sie ihm ein falsches Alibi zu geben. Parallel dazu erzählt die Autorin die Geschichte der Familie Büchner, in dessen Haushalt Anna angestellt ist und deren Sohn Georg Büchner als Revoluzzer im Großherzogtum Hessen-Darmstadt gilt. Ella Theiss verwebt in diesem Roman ein reales Verbrechen aus der Biedermeierzeit 1834 mit der Zeit als junge Revolutionäre wie Georg Büchner als "Politische" verfolgt und ins Gefängnis gesteckt wurden. Armut und Unterdrückung stand damals auf der Tagesordnung, aber es formierten sich auch Bewegungen, die sich gegen diese Unterdrückung positionierten. Obwohl über weite Strecken dieser Roman keinen hohen Spannungsbogen bezüglich des Mordes am gräflichen Förster hat, ist die Geschichte interessant. Immer wieder lässt die Autorin historischen Fakten und Niederschriften mit einfließen, so dass sich ein rundes Bild ergibt. Der Sprachstil unterstützt dabei, dass man sich die Geschehnisse in der damaligen Zeit noch besser vorstellen kann. "Darmstädter Nachtgesänge" ist sicherlich ein historischer Roman abseits vom Mainstream den es derzeit oft zu lesen gibt. Wer sich als Leser darauf einlässt, erhält aber sicherlich einen guten Einblick in die Biedermeierzeit um 1834, die Familie Büchner und einem realen Kriminalfall von damals.