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Veröffentlicht am 06.06.2022

Spannende Tragödie

City on Fire
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Don Winslow hat kürzlich verkündet, dass er keine Bücher mehr schreiben wird, sondern sich ganz dem Kampf gegen den Trumpismus zuwenden will, den er auch schon in der Vergangenheit auf vielen Kanälen führte. ...

Don Winslow hat kürzlich verkündet, dass er keine Bücher mehr schreiben wird, sondern sich ganz dem Kampf gegen den Trumpismus zuwenden will, den er auch schon in der Vergangenheit auf vielen Kanälen führte. Das wäre schade, denn sein neuer Auftaktband der Trilogie um Danny Ryan ist hervorragend und ich würde ungern auf seine Bücher verzichten.
Danny Ryan ist ein Mitglied der irischen Mafia in Providence, Rhode Island. Sein Vater war einst der Chef des irischen Clans, der immer wieder gegen die italienische Mafia kämpfen musste. Doch nun hat die Familie Murphy das Ruder übernommen, Ryan führt ein einigermaßen geordnetes Leben und das soll auch so bleiben. Doch dann taucht Pam auf, eine wunderschöne junge Frau, die den Testosteronspiegel bei den jungen Mafiosi beider Seiten in ungeahnte Höhen schießen lässt. Es beginnt ein brutaler Bandenkrieg, der von beiden Seiten mit ungeahnter Härte geführt wird. Und Ryan muss sich entscheiden.
Wie schon in der Art-Keller-Trilogie schreibt Winslow auch hier hart, grausam und sehr spannend. Während im ersten Teil die Fronten geklärt werden, rutschen die beiden Parteien in den beiden nächsten Buchteilen unaufhaltsam in den Krieg. Winslow beschreibt das wie eine unausweichliche griechische Tragödie. Auch wenn man das Beste will, so misslingt es doch immer und beide Seiten geraten tiefer in Schwierigkeiten. Man kann niemandem mehr trauen, die Staatsmacht mischt sich ein und will Verräter. Das ist hervorragend beschrieben, Winslow kennt sich aus mit den psychologischen Aspekten der Eskalation.
Ich habe das Buch fast atemlos bis zum Schluss gelesen und bin sehr gespannt auf den nächsten Band.

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Veröffentlicht am 31.03.2022

Großartige Literatur

Der große Fehler
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In diesem Buch geht es um einen fast vergessenen großen Amerikaner. Ohne Andrew Haswell Green sähe New York heute anders aus. Er war ein wichtiger Stadtplaner und Rechnungsprüfer, leitete die Bauarbeiten ...

In diesem Buch geht es um einen fast vergessenen großen Amerikaner. Ohne Andrew Haswell Green sähe New York heute anders aus. Er war ein wichtiger Stadtplaner und Rechnungsprüfer, leitete die Bauarbeiten für den Central Park und die Public Library, sorgte für den Zusammenschluss von Manhattan und Brooklyn zu "Greater New York".

Jonathan Lee schreibt eine freie Biografie zu diesem aufregenden Leben, beginnend mit der Ermordung Greens im Jahr 1903, ein Mord, der auf einer Verwechslung beruht.

Green wuchs in einfachen Verhältnissen in Massachusetts auf, sein Vater schickte ihn mit 13 Jahren zum Geld verdienen in einen einfachen Kaufmannsladen nach New York. Lange Zeit suchte er seinen Weg, war bildungshungrig und fleißig. Die Begegnung mit dem wohlhabenden Samuel Tilden ändert sein Leben vollkommen. Die beiden Männer fühlen sich zueinander hingezogen, dürfen das aber nicht zeigen, zumal Tilden politische Ambitionen hat. Schließlich gelingt es Greene Rechtsanwalt zu werden und zugleich macht er sich in der Stadt mit seinen Ideen unentbehrlich. Trotzdem fühlt er sich sein Leben lang wie ein Eindringling, der eigentlich nicht in die vornehme Gesellschaft gehört. An ihn erinnert einzig eine einsam gelegene Bank im Central Park. Das wird sich hoffentlich nach diesem Buch ändern!

Die Ermittlungen zu dem Mordfall werden im Hintergrund ebenfalls beschrieben, aber es handelt sich nicht um einen Krimi.

Jonathan Lee hat ein wunderbares Buch über diesen Außenseiter geschrieben. Seine Sprache ist melodisch und präzise, fein gedrechselte Sätze begeisterten mich immer wieder. Er kommt der Hauptperson nahe, ohne indiskret zu sein und als Leser fühlt man mit dem einsamen Mann.

Besonders gelungen finde ich wieder einmal das Titelbild. Der Elefant spielt eine Rolle im Leben des Ermittlers McClusky, er erinnert aber auch an den Satz "Denken Sie nicht an einen blauen Elefanten!" und die feine Zeichnung seiner Oberfläche mit einem Teil des Stadtplans von New York macht das Bild sehr vielschichtig. Absolut passend!

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Veröffentlicht am 05.12.2021

Sehr gute Fortsetzung

Die Früchte, die man erntet
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Die Fälle rund um Sebastian Bergman haben mich von Anfang an fasziniert und ich warte immer gespannt auf die Fortsetzung. Auch der achte Band hat mich nicht enttäuscht.
Sebastian Bergman hat sich zurückgezogen ...

Die Fälle rund um Sebastian Bergman haben mich von Anfang an fasziniert und ich warte immer gespannt auf die Fortsetzung. Auch der achte Band hat mich nicht enttäuscht.
Sebastian Bergman hat sich zurückgezogen und arbeitet wieder als Psychotherapeut. Seine Tochter Vanja hat eine kleine Tochter bekommen, Amanda, um die er sich sporadisch kümmert, wenn sie bei ihrer Arbeit für die Reichsmordkommission in andere Orte muss. Das ist nun wieder der Fall, ein Serienkiller geht um in Karlshamn. Schon bald wissen wir als Leser, wer hinter den Morden steckt, doch als der Fall schließlich aufgeklärt ist, ist das Buch noch nicht zuende. Denn es gibt einen ungeheuerlichen Verdacht gegen ein Mitglied der Polizei. Dabei kommt auch Sebastian wieder ins Spiel, denn er kennt den Verdächtigen nur zu gut.
Das Buch ist wieder sehr abwechslungsreich und spannend geschrieben. Die Erinnerungen suchen Sebastian immer wieder heim und das geht unter die Haut. Aber auch der Fall ist ungewöhnlich und entwickelt sich unvorhersehbar.
Ein wirklich guter Krimi für alle Fans von Bergman! Man sollte allerdings die Bücher in der richtigen Reihenfolge lesen, sonst fehlen viele Hintergrundinformationen.

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Veröffentlicht am 19.11.2021

Hervorragende Zeitgeschichte

Ritchie Girl
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Von Andreas Pflüger kannte ich bisher nur die Krimis um die blinde Ermittlerin Jenny Aaron. Dieses Buch hat mich überrascht und begeistert.
Paula Bloom kehrt nach einer Ausbildung bei der US-Army nach ...

Von Andreas Pflüger kannte ich bisher nur die Krimis um die blinde Ermittlerin Jenny Aaron. Dieses Buch hat mich überrascht und begeistert.
Paula Bloom kehrt nach einer Ausbildung bei der US-Army nach Deutschland zurück, wo sie als Tochter eines wohlhabenden amerikanischen Geschäftsmanns aufgewachsen ist. Nach dem Tod des Vaters geht sie in die USA, studiert und meldet sich im 2. Weltkrieg zur Armee. Es gibt nur wenige Frauen im Camp Ritchie und sie werden vor allem als Sekretärinnen eingesetzt. In Italien und Deutschland arbeitet Paula als Übersetzerin und soll dabei auch feststellen, ob der Gefangene Johann Kupfer wirklich "SIEBEN", ein gefürchteter Spion, ist. Sie baut eine Beziehung zu ihm auf, auch, weil sie hofft, von ihm etwas über das Schicksal ihres verschollenen Freundes Georg zu erfahren. Aber sie muss sich auch den Dämonen der Vergangenheit stellen und stellt erschreckt fest, dass die USA nicht immer gegen die Nazis gekämpft haben und auch ihr Vater in solche geheimen Geschäftsbeziehungen verwickelt war.
Das Buch schildert in Romanform ein Stück Zeitgeschichte direkt nach dem Ende des 2. Weltkriegs. Dabei bezieht es sich weitestgehend auf Tatsachen und reale Personen. Reinhard Gehlen z.B. stieg - obwohl nachweislich ein hoher Nazifunktionär - zum Chef des Bundesnachrichtendienstes auf. Die Adenauerregierung nahm es dabei nicht so genau, wenn jemand nützlich war. Ähnlich gingen die Besatzungsmächte vor. Nach den Nürnberger Prozessen wurden nur noch wenige Nazis verurteilt, viele bekamen einen Persilschein.
Pflüger schildert diese Zeit vielschichtig, die Zerrissenheit und Armut der Menschen, die Machenschaften hinter den Kulissen, Gewalt und Not. Das geht unter die Haut und hat mir viele Erkenntnisse beschert, die mir fremd waren. Paula und die anderen Figuren sind nahbar und dicht beschrieben. Alle Menschen haben in irgendeiner Weise Schuld auf sich geladen, die "zehn Gerechten" sind nur schwer zu finden. Das Buch erfordert manchmal Geduld und Wissen über die Vergangenheit schadet nicht. Aber es lohnt sich!
Ein sehr eindrückliches Buch, das man nicht vergisst, zumal es auch heute noch immer Bezüge zu der schändlichen Vergangenheit gibt.

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Veröffentlicht am 26.10.2021

Atemlos

Meeressarg (Ein Fabian-Risk-Krimi 6)
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Stefan Ahnhems Krimis über den Ermittler Fabian Risk haben mich von Anfang an begeistert. "Meeressarg" ist der sechste Band aus dieser Reihe und schlägt alle vorigen Bände in Bezug auf die ungeheure Spannung. ...

Stefan Ahnhems Krimis über den Ermittler Fabian Risk haben mich von Anfang an begeistert. "Meeressarg" ist der sechste Band aus dieser Reihe und schlägt alle vorigen Bände in Bezug auf die ungeheure Spannung. Ich habe wirklich atemlos gelesen und konnte kaum aufhören.
Fabian Risk hat einen schweren Verlust erlitten, sein Sohn Theodor hat sich in einem dänischen Gefängnis umgebracht. Fabians Trauer ist grenzenlos, denn er hatte seinem Sohn geraten sich der Polizei zu stellen. Gleichzeitig findet die dänische Polizei im Hafen von Kopenhagen einen hochrangigen Polizeimitarbeiter zusammen mit einer Prostituierten tot in einem untergegangenen Auto. In diesem Zusammenhang taucht der Kopenhagener Polizeichef Kim Sleizner wieder auf, der schon oft verdächtigt wurde mit der Unterwelt zusammenzuarbeiten. Risks ehemalige Mitarbeiterin Dunja Hougard ist ihm heimlich auf den Fersen. Doch Sleizner versteht es sich immer wieder aus der Schlinge zu befreien, eiskalt und vollkommen skrupellos.
Unerwartete und überraschende Wendungen, ein erstklassiger Plot und ein eindringlicher Schreibstil machen das Buch zu einem der besten Krimis in diesem Jahr. Man merkt, dass Ahnhem geübt ist Drehbücher zu schreiben, denn auch dieses Buch könnte man sich gut als Film vorstellen. Dabei geht der Autor aber auch in die Tiefe, die Trauer der Familie um Theodor ist sehr glaubwürdig beschrieben und auch die anderen Charaktere sind komplex und interessant.
Unbedingt lesen!

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