Profilbild von Buchpfote

Buchpfote

Lesejury Profi
offline

Buchpfote ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Buchpfote über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.06.2017

Ein Spiel aus altbewährten Märchen, neuer Saga und starken Charakteren zieht den Leser unwillkürlich in seinen Bann

Das Reich der sieben Höfe – Dornen und Rosen
0

Der 1. Band des neuen Epos von Sarah J. Maas erschien 2017 als 2. Auflage bei dtv Junior. In „Das Reich der sieben Höfe – Dornen und Rosen“ gerät die junge Feyre in Schwierigkeiten als sie auf der Jagd ...

Der 1. Band des neuen Epos von Sarah J. Maas erschien 2017 als 2. Auflage bei dtv Junior. In „Das Reich der sieben Höfe – Dornen und Rosen“ gerät die junge Feyre in Schwierigkeiten als sie auf der Jagd einen verwandelten Fae tötet. Um ihre Schuld zu begleichen, wird sie in das verhasste Land der Fae gebracht. Doch statt Folter und Tod erlebt sie anfangs eine faszinierende Welt und eine Liebe, die langsam zerbricht.

Ich muss zugeben, es ist mein erster „Maas´“. Das Buch stand auch auf keiner Wunschliste, sondern war lediglich in einer Buchbox dabei. Ein ziemlich dicker Wälzer von knapp 500 Seiten, klang vom Umschlag her nach einem typischen Fantasy-Schmankerl.
Natürlich sieht das Cover nach was aus: Eine schöne, toughe Jägerin umringt von Zweigen und roten Blüten. Das konnte nur unsere Hauptprotagonistin Feyre darstellen. Ich war ziemlich erfreut über die Landkarte als Einstieg. Das Land Prythian, mehr „Fae-Land“ als „Menschen-Land“. Das machte mich schon neugierig: Wie es wohl dazu kam?
Die Geschichte selbst wird komplett aus der Ich-Perspektive von Feyre erzählt. Sie ist eine jungen Frau, die nach einer Tragödie schnell erwachsen werden musste. Ihre Familie lebt in Armut, so dass Feyre jagt um nicht zu verhungern. Es klingt schon ein wenig nach Katniss Everdeen,... Aber ganz so ist es nicht. Feyre hat trotz der ganzen Verantwortung eine zauberhaft künstlerische Art, die Dinge zu betrachten. Sie beschreibt die Dinge in schillernden Farben und rügt sich, wenn sie in diese „dumme“ Art zurück fällt. Es ist einfach die typische Streiterei zwischen Herz und Kopf, sodass ich beim Lesen ab und an die Augen verdreht habe.
Trotzdem hat es die Autorin geschafft, sich auf die wichtigen Aspekte und Situationen zu konzentrieren und schweift nie in Belanglosigkeiten ab. Jede Situation hat einen tieferen Sinn. Da kann es durchaus vorkommen, dass in der Story einige Tage oder Wochen vergehen, ohne dass der Leser es merkt.
Schließlich hat man in einem Land der „Elfen“ viele Möglichkeiten sich auszutoben. Mir fehlten glatt nur noch die Einhörner auf der Wiese. Die „Fae“ selbst sind Stereotypen: Wunderschön, elegant, arrogant und dramatisch. Und Feyre mitten drin. Klingt nach Märchen und Widerspruch zugleich. Ein Stoff aus denen sich Liebesgeschichten entwickeln können, wie auch hier. Ich war überrascht, dass es tatsächlich zu erotischen Szenen kam. Dennoch kein Wunder! Unser männlicher Hauptdarsteller ist unwiderstehlich. Ich mag Tamlin, der immer seiner Verantwortung statt seiner eigenen Wünsche folgt.
Das Leben ist natürlich kein Ponyhof. Denn wo es Gutes gibt, ist das Böse nicht weit. Böse Fae in verschiedenster gruseliger Gestalt brachten mir eine Gänsehaut und leichten Ekel bei. Es wird blutig und grausam, wenn es darum geht, die zu beschützen, die man liebt. Es ist noch nicht genug? Na dann kommt ein böser Fluch von einer „Hexe“ gleich dazu. So werden Aspekte aus „Die Schöne und das Biest“, „Das kalte Herz“, „Die kluge Bauerntochter“ und anderen typischen Märchen mit neuen Akteuren und einem erwachsenen Touch versehen.
Ich bin letztendlich durch die Geschichte gerauscht, die nie langweilig wurde, auch wenn mir so manches schwer bekannt vor kam.
Ein weiterer positiver Eindruck: Der 1. Band hat kein offenes Ende.
Habe ich dem Ganzen etwas entgegen zu setzen? Nur ganz klein am Rande. Die Autorin webt sooo wunderbar undurchschaubare Motive der einzelnen Protagonisten ein, aber löst sie letztendlich mit einem Schwall mittendrin auf. Ich hätte sie lieber Stück für Stück entdeckt.
Werde ich den 2. Band lesen? Bestimmt.

Fazit: Menschen, Elfen, heidnische Bräuche und bekannte Märchen in einem. Ein gelungenes Gänsehaut-Fantasy-Spektakel von Sarah J. Mass. Einfach eintauchen und nicht so schnell wieder auftauchen!

Veröffentlicht am 01.05.2017

Verschickt eure Briefe oder vertraut sie Emily von „dear my blank“ an

Ich wollte nur, dass du noch weißt ...
0

Der Blog der siebzehnjährigen Emily Trunko, „dear my blank“, ist eine Weltsensation. Denn die Idee, nie verschickte Briefe, die jeder einsenden kann, zu veröffentlichen, schlug ein wie eine Bombe. Bisher ...

Der Blog der siebzehnjährigen Emily Trunko, „dear my blank“, ist eine Weltsensation. Denn die Idee, nie verschickte Briefe, die jeder einsenden kann, zu veröffentlichen, schlug ein wie eine Bombe. Bisher spricht sie von mehr als 35000 Veröffentlichungen und es werden jeden Tag mehr.
Nun schafften es einige Briefe in ein Buch, dass im Februar 2017 vom Loewe Verlag publiziert wurde.

„Ich wollte nur, dass du noch weißt...Nie verschickte Briefe“ ist etwas ganz Besonderes. Es sucht seinesgleichen.. Die Illustratorin Lisa Congdon, die auch für Harper Collins Publishing arbeitet, verlieh dem Buch zudem ein passendes Outfit. Kunterbunt, wie von Hand mit Filzstift gemalt und oft auch geschrieben, unterstreicht es die Einmaligkeit jeden Briefes.
Ein Hingucker in jeglicher Hinsicht.
Doch die Idee und der Zuspruch dahinter brachten mich dazu, das Buch zu lesen. Ich meine, jeder hat es doch schon mal getan, oder? Einen Brief angefangen und wieder zerknüllt, von vorn angefangen und dann doch nicht abgeschickt. Denn Ein Brief offenbart Gefühle. Was für Briefe finden ihren Weg nicht zum Empfänger, aber zu Emily Trunko?
Ich sage es euch: Es sind Briefe, die vielseitiger nicht sein können. Denn dieses Buch hatte viele Autoren! Jeder hat seinen Stil, seine Geschichte, kurz, lang, poetisch, chronologisch, chaotisch, wutentbrannt oder von Liebe erfüllt. So viele Emotionen auf einmal. Ich war überwältigt, musste mich auf jede Seite neu einlassen. Dennoch findet man sich selbst wieder und ist neugierig auf die Offenbarungen Anderer. Der Hinweis von Emily selbst, dass niemand allein ist, stimmt vollkommen. Aber keine Angst, ich habe mich nicht ganz verloren, trotz dass das Buch keine Seitenzahlen aufweist. Dafür ist es in Themen kategorisiert, z.B. „Verlust“, „Verrat“ und „Liebe“. Am besten gefielen mir „Liebes ich“ und „Liebe Welt“. Die Briefe an einen selbst, an das jüngere oder gegenwärtige Ich, eine Selbstoffenbarung, meist mit Ansporn gespickt. Oder die Briefe an alle bzw. eine bestimmte Personengruppe mit Bitten, Komplimenten oder Verständnis.Ich habe beim Lesen oft gedacht, wie wahr das doch alles ist. Auch wenn manche Geschichten eine gute Filmvorlage geben würden. Natürlich überschneiden sich dabei die kategorisierten Themen. Ich hätte den ein oder anderen Brief zu einem anderen Thema geschoben. Im Endeffekt ist es jedoch egal, denn jeden Brief ist einmalig.
Daher finde ich es gut, dass die Privatsphäre der Absender bzw. dem eigentlichen Empfänger geschützt werden, indem die Namen nur durch ihre Anfangsbuchstaben angedeutet werden.
Zu guter Letzt die Frage, warum sollte man das Buch lesen? Es liest sich flüssig, schnell, ist tiefgründig und jeder kennt die Gefühle, die sich in diesen Briefen widerspiegeln. Ein Buch, dass einen anspornt, sich entweder der Gemeinschaft von Emily Trunko anzuschließen oder den einen Brief doch noch zu verschicken...
Im Übrigen steht das nächste Buch „Deine letzte Nachricht. Für immer.“ in den Startlöchern. Ein weiteres Geschenk für die Welt

Fazit: Berührend und einzigartig. Ein Geschenk für Mann und Frau, die Gefühle nicht scheuen und von Natur aus neugierig sind.

Veröffentlicht am 25.02.2017

Das Abenteur beginnt erneut, schöner als je zuvor

Harry Potter und der Stein der Weisen (Schmuckausgabe Harry Potter 1)
0

Mr. und Mrs. Dursley im Lingusterweg Nummer 4 waren stolz darauf, ganz und gar normal zu sein, sehr stolz sogar. Niemand wäre auf die Idee gekommen, sie könnten sich in eine merkwürdige und geheimnisvolle ...

Mr. und Mrs. Dursley im Lingusterweg Nummer 4 waren stolz darauf, ganz und gar normal zu sein, sehr stolz sogar. Niemand wäre auf die Idee gekommen, sie könnten sich in eine merkwürdige und geheimnisvolle Geschichte verstricken...
Der bekannte Anfang eines Abenteuers, dass um die Welt ging. Harry Potter, der Junge, der überlebte!

Klappentext:
An seinem elften Geburtstag ändert sich Harry Potters Leben für immer. Denn er erfährt, dass er kein gewöhnlicher Junge ist, sondern ein Zauberer, Schon bald beginnt sein erstes Schuljahr in Hogwarts - und damit ein unglaubliches Abenteuer.

Natürlich haben mich die Bücher von J.K. Rowling, wie bei anderen auch, viele Jahre begleitet und auch geprägt. Kein Leser würde nein sagen, wenn er die Möglichkeit hätte nach Hogwarts zu reisen

Als die Schmuckausgabe zu "Harry Potter und der Stein der Weisen" auf deutsch erschien, war die Vorfreude sehr groß. Noch einmal beginnen, neu beginnen zu lesen und dabei Neues sehen. Die Illustrationen von Jim Kay sind wunderschön und der absolute Hammer. Jede Seite, die man aufschlägt ist eine Überraschung. Zu der spannenden Geschichte der Helden Harry, Ron und Hermine noch bildliche Darstellungen, perfekt.
Ich finde, dass sich dieses Buch wunderbar zum Vorlesen eignet. Jedes Kind wird große Augen machen, wenn es die Welt der Zauberer, Hexen und Muggel betritt.

Veröffentlicht am 30.05.2023

RomCom? Da steckt mehr drin!

Happy Place
0

Ein fröhliches, pinkes Cover mit angesagten Illustrationen, die Lust auf den Sommerurlaub machen. Dazu schreien mich Titel und Klappentext mit "Second Chance" förmlich an. Ich muss zugeben, dass ich nach ...

Ein fröhliches, pinkes Cover mit angesagten Illustrationen, die Lust auf den Sommerurlaub machen. Dazu schreien mich Titel und Klappentext mit "Second Chance" förmlich an. Ich muss zugeben, dass ich nach "Kein Horizont zu weit" ein kleine Vorliebe für die zweiten Chancen entwickle. Allerdings fand ich hier den Kontext einen Zacken schärfer. Denn das Ex-Pärchen Harriet und Wyn haben niemanden etwas von ihrer Trennung erzählt und sehen sich 5 Monate später überraschender Weise beim traditionellen Cottageurlaub ihres Freundeskreises in Maine wieder. Die Idee, die Bombe platzen zu lassen, um das Gewissen und Herz zu erleichtern, scheitert mit der Nachricht, dass ein anderes Pärchen in diesem Urlaub heiraten möchte. Und nicht nur das, denn das geliebte Cottage - ihr Happy Place - soll verkauft werden, es wird also ihre letzte gemeinsame Woche dort werden. Es versteht sich dann natürlich von selbst, dass Harriet und Wyn niemanden diese Zeit vermiesen wollen.

Klingt, als könnte das eine Story mit vielen Fettnäpfchen, lustigen Anekdoten, Blicken, die töten können und einem Happy End werden. Jedoch zieht sich der rote Faden durch den Titel "Happy Place". Emily Henry stellt die Frage, was ist ein Happy Place? Ein Ort, wie das Cottage, Harriets bisheriger Happy Place? Doch dieser Ort wird bald nur noch Erinnerung sein. Kann ein Happy Place auch eine Person sein? Oder eine Tätigkeit? Eine Stimmung? Genau das gilt es herauszufinden. Für mich als Lesende, die sich durch die Geschichte ebenso fragt, was ein Happy Place für mich ist. Wie auch für Harriet, deren Leben so anders verläuft als sie es sich je gewünscht hat.

Ich begleitete Harriet in ihrer Ich-Perspektive und konnte tief in ihre Persönlichkeit blicken. Sie ist ein durchgeplanter Typ, ehrgeizig, versucht es allen recht zu machen, damit diese glücklich sind und zweifelt innerlich, ob sie wirklich genug für sich und für andere sein kann. Diese Zerbrechlichkeit versucht sie nach außen hin nicht zu zeigen, so dass nicht immer klar war, ob ihre Freunde sie so lesen konnten, wie ich es tat. Erst im Dialog zeigte sich, wie gut Harriets Clique sie kannten.

Die Autorin spielte mit verschiedenen Zeitebenen pro Kapitel. Mal abgesehen von der illustren Situation im Cottage, zeigte sich mir Harriets Vergangenheit mit dem Beginn der Freundschaft zu ihren besten Freundinnen, dem Kennenlernen mit Wyn, der gemeinsamen Studienzeit, der Beziehung zu ihren Eltern und noch viel mehr. Ich fand das sehr abwechslungsreich und ich lernte Harriets Lieblingsmenschen und Einflüsse indirekt mit all ihren Ecken und Kanten sehr gut kennen. Eine gute Idee, denn weitere Perspektiven gibt es in dieser Geschichte nicht. So wechselten sich die Kapitel mit "Der Wirklichkeit" und der Vergangenheit an unterschiedlichen Orten ab.

Das Mädelstrio schloss ich sofort ins Herz. Jung, frisch, kreativ und ein wenig verrückt - ich war gern mit Harriet, Sabrina und Cleo zusammen. Auch als ihre Freundschaft um die jeweiligen Partner Parth, Kimmy und Wyn sich erweiterte, wirkte die Gruppe wie ein inner Circle, der sich in- und auswendig kennt. Der schönste Aspekt an einer Clique als Happy Place, die viele Jahre ihrer Jugend bzw. jungen Erwachsenenzeit miteinander erlebte. Ich glaube, gerade in den Momenten der Freundschaft lebte der locker-flockige Schreibstil richtig auf. Ich grinste vor mich hin, obwohl so manche Schnapsidee ein wenig niveaulos daher kommt. Inneres Kind hin oder her, manches muss als Erwachsener nicht mehr sein. Trotz der gemeinsamen Zeit mit ihren Freunden merkte Harriet in diesem letzten Urlaub, dass Menschen sich im Laufe der Jahre verändern können. Das kann weh tun, sich fremd zu werden, mehr Vergangenheit als Gegenwart zu teilen. Die Aufarbeitung dessen ging mir genauso nah wie den Charakteren.

Die Liebesgeschichte zwischen Harriet und Wyn überraschte mich wiederum. Emily Henry erzählt von der Anziehung beim Kennenlernen, doch bei den Beiden ist es nicht dieses typische "Auf den ersten Blick und zack ein Paar" - Ding. Das würde auch nicht zu der Vielschichtigkeit der Charaktere passen. Die Autorin gab beiden die Chance, eine Entwicklung und eine Tiefe hinzulegen, die selbst gegenwärtig noch vorhanden ist. Die Beschreibung ihrer Verbundenheit als Happy Place ließ mich seufzen und fragen, wie zwei füreinander bestimmte Menschen einfach auseinander gehen konnten. Das beschäftigte Harriet genauso und ihr innerer Monolog war wirklich nicht einfach. Ein Hin und Her, ein Widerspruch, ein Gefühlsausbruch, dann die Vernunft, die doch noch spricht. Vermutlich brauchten wir beide Zeit, ihre Gefühle und Gedanken komplett zu verstehen. Das war gut so, denn so ist das, wenn die Liebe ungewollt bricht, dann bricht Chaos aus.

Mal abgesehen von der Beziehung zu Wyn ist ein weiterer wichtiger Punkt die Beziehung zur eigenen Persönlichkeit als Happy Place. Harriet, als eine Person, die hart für ihre Ziele arbeitet und für mich offensichtlich nun an einem Punkt steht, an dem sie einfach nicht glücklich ist. Was macht das mit ihr? Warum ist das so? Ich glaube, dieser Lebensabschnitt, in dem der Weg geebnet und sicher ist, doch nicht glücklich macht, musste in dieses Buch. Damit kann ich mich auch identifizieren.

Über das Ende bin ich glücklich, obwohl eine Alternative angeteasert wurde! Man könnte sich tatsächlich darüber streiten, welches Ende besser ist. Doch die Hauptsache ist, das Gesamtpaket stimmt mit ganz wenig Kritik und der Titel hat im Unterton der Geschichte immer wieder eine Bewandtnis. Also, was ist denn dein Happy Place?

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.03.2022

Die Autorin bleibt ihrem Bayview-Schema treu

ONE OF US IS NEXT
0

Ein Jahr ist vergangen seit Simon Kelleher gestorben ist. Die Bayview Four haben die High School beendet und gehen ihre eigenen Wege. Zurück gelassen haben sie die nächste Generation an Schülern, die sich ...

Ein Jahr ist vergangen seit Simon Kelleher gestorben ist. Die Bayview Four haben die High School beendet und gehen ihre eigenen Wege. Zurück gelassen haben sie die nächste Generation an Schülern, die sich erneut mit einem anonymen "Spielemacher" auseinander setzen müssen. Wer sich dem Wahrheit- oder Pflichtspiel entzieht, dem blüht die Offenbarung seines dunkelsten Geheimnisses vor der ganzen Bayview High. Wer ist der Drahtzieher? Und warum tut er das? Maeve macht sich auf die Suche bis sie selbst zur Zielscheibe wird.

Natürlich entzog ich mich dem 2. Band der Dilogie nicht, obwohl der 1. Band "One of us is lying" gut für sich allein stehen kann. Der Verlag schenkte den Lesenden übrigens eine kostenlose Vorgeschichte von "One of is next" als hübsche Überbrückungsidee mit an die 30 Seiten. Ihr verpasst jedoch nichts, wenn ihr dieses Zwischenstück auslasst. Mal abgesehen von dem Appetizer-Gedanken bringt es keinen Sinn mit sich, finde ich. Um "One of us is next" vollends zu verstehen, muss man meines Erachtens Band 1 kennen. Es ist zwar eine eigene Handlung mit ähnlichen Prinzip wie in Band 1, jedoch bauen viele Gedankengänge der Hauptcharaktere und das einbringen ehemaliger Figuren auf den Vorgänger. Ich glaube, zwischenmenschliche Beziehungen oder Vorgehensweisen verlieren an Nachvollziehbarkeit ohne die Kenntnisse der Geschehnisse ein Jahr zuvor. Und ganz nebenbei: Die alten Hautpcharaktere werden hier zu Nebendarstellern - fast wie in einem New Adult-Roman.

Wer "One of us is lying" nicht mochte, sollte "One of us is next" nicht lesen. Karen M. McManus greift erneut in die Jugendthrillerkiste, die auf anfänglich klischeehafte Figuren, Gruppenzwang und miese Spielchen mit Mobbingfaktor setzt. Das klingt negativ, nicht wahr? Doch so meine ich das nicht, denn die Oberflächlichkeit bleibt nicht erhalten. Charaktere zeigen Tiefe, entwickeln sich, ebenso wie die Handlung nicht an Spannung und Tempo verliert. Die Autorin setzt sich mit dem Schubladendenken der Menschen, insbesondere jungen Menschen auseinander, spaltet es und gibt Denkanstöße. Sie zeigt beispielhaft das Leben der Jugendlichen, die aus verschiedenen Gründen zweifeln und versuchen damit zu leben. Dabei bleibt die Autorin dem Enträtseln und der Suche nach dem Verursacher des Spiels treu.

Die Geschichte wird aus drei sich abwechselnden Ich-Perspektiven erzählt: Maeve, Knox und Phoebe. Was ich nach wie vor dabei mag, dass abgesehen vom Namen an den Kapitel, ebenso ein Datum und die Uhrzeit dabei steht. Das hat schon ein wenig Aktenfeeling. Darüber hinaus gibt es ein paar Chatverläufe und Medieninformationen, die vor allem dem Prolog auffallend gestalten. Denn ein Teil der Geschichte wird damit bereits vorweggenommen und ich fragte mich nur, wie ist denn das wieder passiert? Um den Lesenden bereits auf Seite 1 Rätsel aufzugeben, existiert eine Favoritenliste mit Namen. Namen, die ich kannte und Namen, die mir neu waren. Stück für Stück wird auch das aufgeklärt. Unsere 3 Protagonisten hingegen waren weniger geheimnisvoll, denn durch ihre Perspektive erfuhr ich alle über sie. Ich wusste, wie sie leben, mit wem sie befreundet waren, wie das Familienverhältnis aussah und was sie in ihrer Freizeit trieben. So waren mir die Charaktere sehr nah und ich mochte sie alle 3. Wobei mir Phoebe besonders im Gedächtnis geblieben ist. Sie erfühlt auf den 1. Blick das Klischee einer sehr freizügig lebenden Schülerin, die sich einfach dem größten Prolltyp körperlich hingibt ohne scheinbar mitzudenken. Ich kam echt ins Stutzen. Doch alles hat seine Gründe. Sie erinnerte mich sehr an Addy aus Band 1. Knox ist der typische Sohn, der seinem erfolgreichen Vater nie gerecht werden kann. Ein Zocker, ein zurückhaltender Junge, der sich ständig mit anderen vergleicht und doch gern so wäre wie... Erneut ein Klischee, der sich behauptet, in dem er ein zuverlässiger Freund ist und mehr auf den Kasten hat als ich zunächst dachte. Dazu ist er Maeves Ex- und jetzt bester Freund (echt coole Idee, finde ich). Maeve. Auf sie freute ich mich total. Das clevere Mädel mit dem ultimativen IT- und Hacker-Know How. Doch sie ging echt unter. Andere stahlen ihr bis zu einem gewissen Moment die Show. Von daher ist sie nicht mein Favorit. Versteht mich nicht falsch. Ihre Geschichte gehört genau in dieses Buch und riss mich emotional mit. Das sei gesagt. Ich mag an der Stelle nicht so viel zu den Handlungssträngen der einzelnen Charaktere abseits des Thrillerformats erzählen, um nicht zu spoilern. Ich hoffe, ihr nehmt mir das nicht krumm.

Bezüglich der Idee des Wahrheit- oder Pflichtspiels. Ich musste mich unvermeidlich fragen, was ich gemacht hätte, wenn ich die SMS bekommen hätte, die mich zwingt mich zu entscheiden und je nach Wahl, das zu tun, was von mir verlangt wird oder alle Welt erfährt etwas, was niemand wissen sollte/könnte/dürfte. Ich weiß es bis jetzt nicht. Die Schilderungen des Alltags der Bayview High mit diesem Spiel glaubte ich sofort. Menschen, die sich feiern, weil sie voll cool die Aufgabe gerockt haben, Mobbing von allen Seiten, wenn das Geheimnis raus kommt. Der Druck spürbar bis in die letzte Faser und bekommt teilweise in seinen Plottwists noch actionreiche Upgrades. McManus Stil ist authentisch, nah, doch nicht so tiefgreifend geschrieben, dass es sich zog. Sicherlich verdanke ich das auch der Übersetzerin Anja Galic. Es ist ein Jugendbuch und genau so fühlt es sich an. Allerdings musste ich trotzdem aufpassen, dass ich nicht irgendein Detail vergesse. Im Buddyread zum Buch gingen die Vermutungen schnell in bestimmte Richtungen, wer der Drahtzieher sein könnte. Die Antwort kam wirklich erst zum Schluss und brachte mich zum Nachdenken, was ich mit dieser Erkenntnis gemacht hätte. Die Autorin endete mit der Eröffnung einer Debatte durch die Lesenden. Das muss man erstmal bringen.

"One of us is next" kommt an "One of us is lying" gut heran. Beide laufen nach einem ähnlichen Schema ab, unterhalten, arbeiten mit Klischees, die Entwicklungspotenzial besitzen. Das Ende hat mir hier allerdings besser gefallen - es war überraschender.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere