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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.08.2022

Interessant und sympathisch

Sonnenseite
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Bereits vor über 20 Jahren habe ich mir ein „Best of“ Album von Roland Kaiser gekauft und rauf und runter gehört. Irgendwann habe ich ihn für einige Jahre aus den Augen verloren. Als mir im Herbst 2021 ...

Bereits vor über 20 Jahren habe ich mir ein „Best of“ Album von Roland Kaiser gekauft und rauf und runter gehört. Irgendwann habe ich ihn für einige Jahre aus den Augen verloren. Als mir im Herbst 2021 Spotify vorschlug, mal wieder ein Album von Roland Kaiser zu hören und ich dieses ohne groß nachzudenken anklickte, ahnte ich noch nicht, welche Bedeutung seine Musik für mich plötzlich bekommen wird. In Zeiten von Corona Pandemie, Ukraine Krieg, Gaskrise und sonstigen Hiobsbotschaften haben sich die Lieder von Roland Kaiser zu einem Rettungsanker für mich entwickelt, der mir immer ein Lächeln aufs Gesicht zaubert und für gute Laune sorgt.
Deswegen war es klar, dass seine Biografie „Sonnenseite“ ein must-read für mich ist.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es ist zu keiner Zeit trocken, sondern fesselnd wie ein Roman.
Selbstverständlich steht das Leben von Roland Kaiser im Mittelpunkt, aber auch historische Eckpunkte kommen nicht zu kurz. Insbesondere das Leben im Berlin der 50er Jahre und der Mauerfall werden ausführlich beschrieben. Die Biografie gibt einen guten Einblick in Rolands Leben und Karriere, beginnend mit seiner Schulzeit, über seine Berufsausbildung und insbesondere natürlich über seinen Werdegang im Showgeschäft. Mich hat sehr beeindruckt, was dieser Mann alles erreicht hat und fand es interessant zu lesen, dass er nicht nur auf der Bühne sondern auch dahinter in verschiedenen Bereichen tätig und erfolgreich ist.
Obwohl ich erst kürzlich eine Doku über Roland Kaiser gesehen hatte, bringt das Buch viele neue Informationen mit sich. Besonders unterhaltsam fand ich, wenn der Leser Einblicke in die Entstehungsgeschichte der Songs erhält.
Zusätzlich zu den beruflichen Infos gibt das Buch auch Einblicke ins Privatleben. Insbesondere seine Krankheitsgeschichte und die Beziehung zu seiner Frau Silvia fand ich sehr bewegend geschrieben.
Nach der Lektüre von „Sonnenseite“ hat man das Gefühl, Roland Kaiser ein Stück weit zu kennen. Er kommt in diesem Buch so sympathisch und bodenständig rüber, dass man ihn einfach gerne haben muss.
Ich fand diese Biografie rundum gelungen.

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Veröffentlicht am 23.07.2022

Licht und Schatten in den 50er Jahren

Findelmädchen
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Da ich Lilly Bernsteins Debütroman „Trümmermädchen“ sehr geliebt habe, war ich auf ihr neues Buch „Findelmädchen“ ausgesprochen gespannt. Was soll ich sagen, die Autorin hat mich ein zweites Mal mit einer ...

Da ich Lilly Bernsteins Debütroman „Trümmermädchen“ sehr geliebt habe, war ich auf ihr neues Buch „Findelmädchen“ ausgesprochen gespannt. Was soll ich sagen, die Autorin hat mich ein zweites Mal mit einer emotionalen und berührenden Geschichte in den Bann gezogen, die ich aufgrund des flüssigen und lebendigen Schreibstils kaum aus der Hand legen wollte.
Dieses Buch spielt im selben Universum wie das Vorherige. Wir treffen erneut auf Helga und Jürgen, die in „Trümmermädchen“ unter schlimmsten Bedingungen leben mussten. Inzwischen sind die Geschwister zu Teenagern herangewachsen und beginnen gemeinsam mit ihrem Vater, der endlich aus der Kriegsgefangenschaft entlassen wurde, ein neues Leben in Köln.
Der Fokus der Erzählung liegt auf der 16-jährigen Helga. Ich mochte das junge Mädchen sehr gerne. Sie hat furchtbare Sachen während und nach dem Krieg erlebt und ist nun voller Lebenslust. Die Autorin schildert sehr anschaulich, wie das Köln der 50er Jahre wieder zu pulsieren beginnt. Tanzlokale und Kinos locken die Massen an. Den Menschen bieten sich berufliche Perspektiven und alle sind in Aufbruchsstimmung. Gleichzeitig sitzen ihnen die Schrecken des Krieges noch in den Knochen und schleichen sich immer wieder in die Gedanken.
Ich fand den Kontrast sehr realistisch beschrieben und Helga war die perfekte Protagonistin, um all diese Widersprüche zu verkörpern.
Sie träumt von einer Karriere und von der Liebe. Sie hat mit ihrem Brüder Jürgen und ihrer Freundin Fanny wunderbare Menschen an ihrer Seite. Man wünscht ihr von allem nur das Beste und so schmerzt jeder Schicksalsschlag, den sie erleiden muss.
Lilly Bernstein hat keinen kitschigen Roman geschrieben sondern schickt ihre Charaktere immer wieder durch die Hölle, die die damalige Zeit teilweise war.
Neben all den beschriebenen Tragödien gingen mir besonders die Zustände im Waisenhaus sehr nahe. Die abgrundtiefe Grausamkeit, mit der die Kinder dort behandelt wurden, macht fassungslos.
Aber auch die Erbarmungslosigkeit der Gesellschaft gegenüber ledigen Müttern und Frauen im Allgemeinen erschütterten mich und es empörte mich, mit welcher Selbstverständlichkeit sich Menschen das Recht nahmen, über andere zu bestimmen.
Lilly Bernstein skizziert ein sehr düsteres Bild der 50er Jahre, zeigt gleichzeitig aber auch die schillernde Seite und lässt immer wieder Momente der Freude und der Leichtigkeit einfließen.
Für mich war „Findelmädchen“ ein absolut lesenswerter Roman, der mir sehr gefallen hat.

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Veröffentlicht am 10.07.2022

Neue Lieblingsautorin

Was ich nie gesagt habe
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„Stay away from Gretchen“ war 2021 eins meiner Jahreshighlights. Deswegen habe ich mich sehr gefreut, als ich in der Verlagsvorschau ein neues Buch von Susanne Abel entdeckte. Als ich feststellte, dass ...

„Stay away from Gretchen“ war 2021 eins meiner Jahreshighlights. Deswegen habe ich mich sehr gefreut, als ich in der Verlagsvorschau ein neues Buch von Susanne Abel entdeckte. Als ich feststellte, dass es sich um eine Fortsetzung von Gretchen handelt, war ich kurz skeptisch und befürchtete, es könnte sich um einen zweiten Aufguss handeln. Diese Bedenken stellten sich schnell als unbegründet heraus, denn diesmal steht Konrad, der Vater von Tom Moderath, im Zentrum. Es werden zwar die wichtigsten Details aus Gretas Leben noch einmal angesprochen, dies empfand ich jedoch nicht als Wiederholung, sondern als Auffrischung meiner Erinnerung.
Der Schreibstil von Susanne Abel ist wirklich sehr ansprechend und die Gegenwartshandlung mit Tom und seinem bisher unbekannten Bruder Hank konnte mich sehr schnell abholen und teilweise sogar zum Lachen bringen. Tom ist ein sensibler Mann, der zur Vogelstrauß-Taktik tendiert, wenn Probleme aufkommen. Die kaum zu bremsende Motivation von Hank in der Vergangenheit zu graben überfordert ihn und verursacht Spannungen zwischen ihm und seiner Freundin Jenny. Ich fand die Emotionen und Sorgen der Charaktere sehr realistische und glaubwürdig beschrieben und konnte mich gut in die Personen eindenken.
Für den Handlungsstrang, der in der Vergangen spielt, brauchte ich ein paar Seiten länger, bis ich so richtig in der Geschichte eingetaucht war.
Konrad ist ein Charakter, mit dem man nicht so schnell warm wird. Als Kind erlebte er traumatische Dinge im Krieg und war früh auf sich alleine gestellt. Diese Tragödien haben vermutlich dazu beigetragen, dass Konrad sehr in sich gekehrt ist und seine Probleme oft mit sich alleine ausmacht. Vom Grund her, ist er eigentlich ein netter Mensch, allerdings führen verschieden Umstände dazu, dass er einige fragwürdige Entscheidungen trifft. Trotzdem verurteilt man ihn als Leser nicht komplett, sondern kann sich aufgrund der gesellschaftlichen Normen der damaligen Zeit zumindest vorstellen, wie es so weit kommen konnte.
Susanne Abel überrascht ein weiteres Mal mit Themen, die nicht schon in zig anderen historischen Büchern durchgekaut wurden und die ich vom Klappentext her nicht erwartet hatte.
Unfruchtbarkeit und künstliche Befruchtung spielen eine zentrale Rolle und die Autorin entspinnt eine Geschichte, die schockiert und sprachlos macht. Gleichzeitig ist die Handlung wahnsinnig fesselnd. Man ist teilweise so fassungslos und möchte genau aus diesem Grund immer weiter lesen und mehr erfahren.
Auch den kurze Abriss der jüngeren Vergangenheit fand ich sehr interessant und mir ist bewusst geworden, wie wenig ich doch über die weltpolitische Situation in den 90er Jahren weiß, obwohl ich damals selbst schon ein Teenager war (Stichwort: Bosnienkrieg).
Mir gefällt es wirklich sehr, wie die Autorin Informationen mit einer Romanhandlung verknüpft.
Mein einziges Bedauern ist, dass es zur Zeit nur diese beiden Bücher von Susanne Abel gibt. Gäbe es bereits mehr Veröffentlichungen, würde ich jedes einzelne sofort aufsaugen. Ich freue mich auf alles, was in den nächsten Jahren hoffentlich noch kommt!

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Veröffentlicht am 26.06.2022

Unterhaltsame Seifenoper

Gretas Erbe
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Als die Haushaltshilfe Marie unverheiratet schwanger wird und bei der Geburt stirbt, nimmt die Winzerfamilie, bei der sie angestellt ist, den Säugling Greta bei sich auf.
Eine Geste, die zunächst nach ...

Als die Haushaltshilfe Marie unverheiratet schwanger wird und bei der Geburt stirbt, nimmt die Winzerfamilie, bei der sie angestellt ist, den Säugling Greta bei sich auf.
Eine Geste, die zunächst nach großer Nächstenliebe klingt. Tatsächlich wird Greta jedoch nie wie ein eigenes Kind behandelt, sondern wie eine kostenlose Arbeitskraft. Lediglich die beiden Söhne Matse und Robert geben ihr Zuneigung.
Trotz der schweren Bedingungen wächst Greta zu einer ehrgeizigen jungen Frau heran, die ihren Mitmenschen offen und voller Mitgefühl begegnet. Sie ist auffallend intelligent, wodurch sie bei der Familie Hellert zusätzlich zum Außenseiter wird.
Der Schreibstil von Nora Engel lässt sich sehr angenehm und leicht lesen. Greta ist eine Person, die man schnell ins Herz schließt. Ich habe bewundert, mit welchem Eifer sie Wissen aufsaugt und trotz der körperlich schweren Arbeit sogar Klassenbeste wird.
Im Verlauf der Geschichte entwickelt sich die Handlung ein wenig in Richtung Groschenroman. Die Liebesschwüre, die Greta mit ihrem Robert austauscht, waren mir schon fast ein wenig zu schwülstig.
Teilweise kamen auch ein wenig Cinderella Vibes beim Lesen auf, denn die Hellerts lassen keine Gelegenheit aus Greta zu schikanieren, fast so wie die böse Stiefmutter und die Stiefschwestern in dem Märchen.
Sie wird als optisch sehr ansprechende Person beschrieben und so ziemlich jeder Mann, dessen Weg sie kreuzt, macht sich an sie heran, überwiegend auf sehr unangenehme Art.
Ein wenig lag es wahrscheinlich auch an der Zeit (die Geschichte spielt in den 70er Jahren) aber ich habe mich gewundert, mit welcher Feindschaft und Eifersucht die anderen Frauen Greta begegnet sind, selbst wenn sie Zeuginnen von übergriffigem Verhalten wurden.
Musik ist ein wiederkehrendes Thema in diesem Roman und durch die Erwähnung der damaligen Hits werden die 70er wieder lebendig. Allgemein gibt das Autorenduo einen guten Einblick in den damaligen Zeitgeist. Die Hellerts und viele andere sind noch immer sehr konservativ. Heiraten spielt eine wichtige Rolle und eine Karriere ist nur etwas für Männer. Auch Abtreibung, Hippies und Drogenkonsum werden in diesem Buch thematisiert.
Grundsätzlich bin ich beim Thema Spoiler nicht sonderlich empfindlich. Hier finde ich allerdings, dass der Titel zu viel verrät und auch eigentlich nicht passend ist, da das Erbe erst auf den letzten Seiten eine Rolle spielt, man sich aufgrund des Covers aber quasi von Anfang an vorstellen konnte, wo die Reise hingeht. Auch wer etwas vererben wird, war für mich vorhersehbar.
Insgesamt schwanke ich bei meiner Bewertung zwischen 4 und 5 Sternen.
Ich fand die Handlung teilweise überspitzt dramatisch und bei den Charakteren gab es nur gut oder böse, kein dazwischen. Gleichzeitig hat mich „Gretas Erbe“ wirklich sehr gut unterhalten und ich wollte es nicht aus der Hand legen. Man kann sich beim Lesen richtig gut vom Alltag erholen. Schön, dass der zweite Band schon bald erscheint, denn der Klappentext klingt nach einer Menge neuen Problemen!

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Veröffentlicht am 23.06.2022

Hoffentlich der Auftakt für eine neue Serie!

Das Letzte, was du hörst
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Ich höre gerne und regelmäßig Podcasts und so fühlte ich mich von Andreas Winkelmanns neuem Thriller „Das Letzte, was du hörst“ direkt angesprochen.
Im Zentrum der Geschichte steht der Mental Coach Marc ...

Ich höre gerne und regelmäßig Podcasts und so fühlte ich mich von Andreas Winkelmanns neuem Thriller „Das Letzte, was du hörst“ direkt angesprochen.
Im Zentrum der Geschichte steht der Mental Coach Marc Maria Hagen, auch der Frauenflüsterer genannt. Als sein Podcast in Verbindung mit einer Mordserie in den Fokus rückt, stellt sich die Frage, ob Hagen ein Coach, ein Betrüger oder gar ein Mörder ist.
Die ermittelnde Polizistin ist Carola Barreis. Carola ist eine Einzelgängerin, die durch ihre spröde Art sehr speziell ist. Sie zählt die Tage bis zur Rente und ich fand sie zu Beginn des Buches ziemlich lustlos und tendenziell eher unsympathisch. Doch je länger ich las, desto mehr begann ich ihr skurriles Wesen und ihre bissigen Sprüche zu lieben. Kommentare wie „Hier ist keine Leiche – und wenn, eine geht noch“ sind genau die Art von schrägem Humor, über die ich mich amüsieren kann.
Was mich allerdings irritiert hat war, dass Carola quasi ganz alleine vor sich hin wurschtelt. Der Fall ist brutal und sehr verzwickt und trotzdem scheint sich in diesem Präsidium niemand anderes dafür zu interessieren.
Gut gefallen hat mir der verbale Schlagabtausch mit dem Rechtsmediziner Paul.
Sollte dies der Auftakt zu einer Serie sein, würde ich mich total freuen.
Carola, Paul und die Journalistin Roya haben das Zeug, zu einem außergewöhnlichen Trio zusammenzuwachsen. Diese drei könnten sicherlich noch mehr Kriminelle zur Strecke bringen.
Den Fall selber fand ich zum Einstieg sehr temporeich. Verschiedene Handlungsstränge prasseln auf den Leser ein und jeder für sich macht neugierig.
Nach einer Weile fällt der Thriller in eine gediegene Spannung und pendelte sich bei vier Sternen ein.
Doch dann nimmt Winkelmann Anlauf zum Finale. Die letzten hundert Seiten überschlagen sich mit völlig wilden Entwicklungen, so dass für „Das Letzte, was du hörst“ nur eine Bewertung für mich möglich ist: nämlich 5 Sterne!
Mir gefällt es, wenn in einem Krimi völlig verrückte Dinge passieren und so fühlte ich mich hier bestens unterhalten.

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