Nicht immer schön, aber authentisch und hoffnungsvoll
Dunbridge Academy - AnytimeNach einem Brand in ihrem Schlaftrakt ist Olives Leben, wie sie es kannte, vorbei. Wegen ihrer schweren Verletzungen kann sie weder Teil des Schwimmteams bleiben, noch mit ihren Freunden die Abschlussklasse ...
Nach einem Brand in ihrem Schlaftrakt ist Olives Leben, wie sie es kannte, vorbei. Wegen ihrer schweren Verletzungen kann sie weder Teil des Schwimmteams bleiben, noch mit ihren Freunden die Abschlussklasse beginnen. In ihrer neuen Stufe trifft sie auf den New Yorker Colin Fantino, neu an der Dunbridge Academy und ebenfalls mehr als unfreiwillig dort. Die beiden gehen sich von Anfang an an die Gurgel, doch je mehr Zeit sie miteinander verbringen, desto stärker merken sie, dass ein tiefer Schmerz sie verbindet.
Auch Band 3 der Reihe ist definitiv kein leichtes Buch, denn es behandelt ebenfalls sehr schwierige Themen. Olive war auch in den Vorgängern schon eher schnippisch und distanziert, aber im Laufe des 2. Bandes haben wir einen besseren Einblick in ihr Innenleben bekommen. Jetzt aus ihrer Sicht zu lesen, fand ich unglaublich interessant. Sie schleppt immer noch ein "altes" Problem mit sich herum, doch durch den Brand ist alles noch viel schlimmer geworden und sie hadert sehr mit ihrem Schicksal. Das konnte ich die ganze Zeit über sehr gut nachempfinden und sie und ihr Verhalten verstehen. Ihre Verbitterung war spürbar und authentisch und sie tat mir leid. Auf der einen Seite wollte ich sie bewundern, wie sie es schafft, sich durchzukämpfen, auf der anderen wollte ich ihr aber auch sagen, dass es okay ist, auch mal schwach und verletzlich zu sein. Ihre Entwicklung im Buch hat mir wirklich gut gefallen.
Colin ist am Anfang unausstehlich und er ging echt auf die Nerven. Sein Verhalten war übertrieben und respektlos, und das war durchaus eine Zeit lang anstrengend. Aber je mehr man von ihm erfahren hat, je mehr man hinter seine Fassade blicken konnte, desto mehr Sinn ergab auch das alles. Ein wirklich verzweifelter, gebrochener Junge, der immens darunter gelitten hat und immer noch leidet, wie er aufgewachsen ist. Dabei fand ich total interessant, dass er sehr reflektiert kommentieren konnte, wie er sich verhält, woher das kommt, was das aussagt. Aber es trotzdem nicht geschafft hat aus dieser Abwärtsspirale rauszukommen. Sein Gehabe lenkte nur davon ab, dass er tief in sich drin unfassbar hilflos ist. Und ich hab ihn immer mehr ins Herz geschlossen, je besser ich ihn kennenlernen konnte.
Wenn beide zusammentreffen, ist es wie zu erwarten sehr explosiv. Aber es war schön mit anzusehen, wie sie sich (fast gegen ihren Willen) annähern. Denn so wie beide leiden, kann sie scheinbar niemand anderes wirklich in ihrem Schmerz verstehen, außer sie gegenseitig. Dabei fand ich total interessant, dass wir sehr früh schon wussten, weshalb Colin an der Dunbridge ist, und die Katastrophe quasi haben kommen sehen.
Mit dem Ende der Geschichte, und damit ja auch der Reihe, bin ich sehr zufrieden, denn es ist ein Happy End, ohne das alles rosarot oder unglaubwürdig erscheint. Es ist zwar noch viel gutes passiert, aber vor allem ist es ein Happy End für Olive und Colin selbst als Persönlichkeiten und wie sie lernen, zu reifen.
Insgesamt hat mir der letzte Funke, so ein endgültiges emotionales Eingefangen sein gefehlt, keine Ahnung wieso, und am Anfang fand ich beide Charaktere schon etwas nervig. Ich hab eine Weile gebraucht, um wirklich reinzukommen, anzukokmmen. Und ich fand es schade, dass wir recht wenig von den Nebencharakteren mitbekommen haben. Das hatte zwar inhaltlich seine Gründe, hat mir aber trotzdem gefehlt. Und in der gesamten Reihe hätte ich gern noch ein Stück mehr von diesem Internatsfeeling bekommen, außer Flügelzeiten und Partys im Gewächshaus.
Aber ich mochte die Geschichte, mochte Olive und Colin zusammen, und bin sehr froh, diesen Band und die ganze Reihe gelesen zu haben, denn ich hab alle ziemlich ins Herz geschlossen. Für Band 3 gibt es wieder 4 Sterne, aber wenn ich eine Tendenz nennen müsste, geht die definitiv mehr in Richtung 4,5 als 3,5.