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Veröffentlicht am 18.08.2022

Thrillerdebüt mit ganz eigener Note

Als das Böse kam
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Es wurde so viel Werbung für „Als das Böse kam“ gemacht und ich habe mich riesig gefreut, es in der Lovelybooks-Leserunde mitlesen zu dürfen! Vielen Dank.

Zum Inhalt: Die 16-jährige Juno lebt mit ihrem ...

Es wurde so viel Werbung für „Als das Böse kam“ gemacht und ich habe mich riesig gefreut, es in der Lovelybooks-Leserunde mitlesen zu dürfen! Vielen Dank.

Zum Inhalt: Die 16-jährige Juno lebt mit ihrem Bruder und ihren Eltern in völliger Isolation zur Außenwelt auf einer einsamen Insel. Auf der anderen Uferseite lauert das Böse und die Fremden könnten jederzeit bei ihnen auftauchen. Gut, dass der Vater einen geheimen Schutzraum gegraben hat, wo sie sich verstecken können.

Das Cover hat mich sofort gecatcht und neugierig auf das Buch gemacht. Beim Lesen des Klappentextes war klar, dass ich gerne in Junos Geschichte eintauchen möchte: Eine Familie, die auf einer idyllischen Insel in ihrem eigenen Bullerbü lebt.

Doch irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht und was hat es eigentlich mit den Fremdlingen auf sich?

Die intensive Atmosphäre war sofort für mich spürbar und es herrschte die ganze Zeit eine bedrohliche Anspannung beim Lesen.

Der Thriller wird aus Junos Perspektive in der Ich-Form geschrieben. Sie hat noch nicht viel erlebt oder kennen gelernt und ist unglaublich naiv und unbedarft. Gleichzeitig ist sie unheimlich schlau und hat mich das eine oder andere Mal überrascht.

Der Schreibstil ist irgendwie lässig und gleichzeitig mitreißend und hat für mich eine ganz eigene Note.

„Als das Böse kam“ kommt ganz ohne Effekthascherei aus und genau das hat mir den einen oder anderen Gänsehautmoment beschert, denn es kam mir so realistisch vor.

Das Ende ist gut durchdacht ohne erzwungenes Happy End (aber lest selbst).

Einziges Manko: 300 Seiten spannender Lesestoff waren einfach zu schnell weggelesen!

Mich konnte Ivar Leon Menger mit seinem Debüt überzeugen und ich gebe eine klare Leseempfehlung an alle mutigen Leser da draußen!

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Veröffentlicht am 17.08.2022

Berührender Auftakt einer Familiensaga

Minna. Kopf hoch, Schultern zurück
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„Minna - Kopf hoch, Schultern zurück“ ist der Auftakt einer Familiensaga über drei starke Frauen, deren aller Leben durch eine Lüge verändert wird.

Ich hatte etwas Respekt vor dem 600 Seiten starken Buch, ...

„Minna - Kopf hoch, Schultern zurück“ ist der Auftakt einer Familiensaga über drei starke Frauen, deren aller Leben durch eine Lüge verändert wird.

Ich hatte etwas Respekt vor dem 600 Seiten starken Buch, aber dann bin ich nur so durch die Seiten geflogen und habe es in kurzer Zeit beenden können.

Darum geht es: Düsseldorf 1924. Die willensstarke Minna möchte glücklich werden, eine Familie gründen und sich aus der Armut befreien. Sie ist näherisch begabt, sieht gut aus und schon bald klopft der erste Verehrer an. Ihre Wünsche scheinen sich alle zu erfüllen, aber sie merkt schnell, dass man in der damaligen Zeit kein Verständnis für eine Frau hat, die ihre eigenen Entscheidungen trifft.

Minna (die lieber Mia genannt werden will) war mir nicht immer sympathisch und manche Reaktionen konnte ich nicht verstehen. Aber vielleicht ist sie mir gerade deswegen so ans Herz gewachsen. Sie ist stark und sie steht für sich ein.

Eine Besonderheit ist noch, dass die Autorin Felicitas Fuchs (Pseudonym der Erfolgsautorin Carla Berning) mit diesem Roman ihrer Großmutter Minna ein Denkmal gesetzt hat, denn er ist biografisch geschrieben!

Der Schreibstil ist schonungslos, nüchtern und realistisch. Ich habe mich regelrecht in die Zeit versetzt gefühlt und die war nicht einfach: Der Roman beginnt in den „goldenen“ 20er Jahren, endet im Jahr 1951 und handelt von der Weltwirtschaftskrise, den Schrecken im Dritten Reich und von der Besatzungszeit nach dem Krieg. Das Lebensgefühl und der Zeitgeist der Menschen werden sehr gut wiedergegeben. Die persönlichen Schicksale und das Frauenbild der damaligen Zeit stehen dabei im Vordergrund der Geschichte.

Besonders gut hat mir gefallen, dass die Geschichte aus mehreren Perspektiven erzählt wird. So kann der Leser in die Gedanken und die Gefühlswelt der anderen Personen eintauchen. Minna ist trotzdem die Hauptperson, das hat die Autorin wirklich toll umgesetzt.

Das letzte Kapitel hat mich richtig neugierig auf die Fortsetzungen gemacht, wo es um die Geschichten der nächsten Generation geht.

„Minna - Kopf hoch, Schultern zurück“ ist mir richtig unter die Haut gegangen und ich kann es nur empfehlen!

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Veröffentlicht am 09.08.2022

Spannend und beklemmend

Never - Die letzte Entscheidung
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Ken Follet ist einer der großen Autoren unserer Zeit und ich oute mich ganz offen als Fan seiner Werke. Mit der Jahrhundertsaga (Sturz der Titanen, Winter der Welt, Kinder der Freiheit) hat er ein beeindruckendes ...

Ken Follet ist einer der großen Autoren unserer Zeit und ich oute mich ganz offen als Fan seiner Werke. Mit der Jahrhundertsaga (Sturz der Titanen, Winter der Welt, Kinder der Freiheit) hat er ein beeindruckendes Werk geschaffen, das praktisch alle relevanten Ereignisse der (westlichen) Welt des 20. Jahrhunderts durch persönliche Geschichten erlebbar macht.
„Never“ steht hier in einem klaren Zusammenhang - ohne Zeitangabe spielt es in einer (nahen) Zukunft, stilistisch klar an die Jahrhundertsaga angelehnt und als Fortsetzung zu verstehen. Im Vorwort nimmt der Autor Bezug auf „Sturz der Titanen“ und seine Recherchen zum Ausbruch des ersten Weltkriegs. Ein Krieg, den eigentlich niemand wollte, und der durch eine Verkettung von Ereignissen unvermeidlich wurde. Wer sich mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts auseinandergesetzt hat, kommt unweigerlich zur Frage, ob sich dies wiederholen kann. Follet greift diesen Gedanken auf und skizziert auf fast 900 Seiten, wie wenige Schritte notwendig sind, bis die Welt am Rande eines Atomkriegs steht - kann er verhindert werden?
Wie in seinen Werken üblich, erzählt Follet zunächst unabhängige Handlungsstränge unterschiedlicher Protagonisten - wobei in „Never“ einige Verbindungen schnell sehr eng werden, bevor am Ende alles zusammenläuft. Starke Frauen stehen dabei wie in seinen früheren Büchern im Mittelpunkt, dazu hat das Buch einen starken Geheimdienst-Fokus: Die US-Präsidentin Pauline Green, die CIA-Agentin Tamara Levit, die Witwe Kiah aus dem Tschad. Dazu kommen der CIA- Agent Abdul John Haddad sowie der chinesische Vizeminister Chang Kai.
Follet gelingt es in seiner unnachahmlichen Art, eine persönliche Beziehung zwischen seinen Figuren und dem Publikum aufzubauen. Sein Erzählstil macht es schwer, das Buch aus der Hand zu legen - es ergeben sich keine Längen und auch „Never“ wird seinem Anspruch gerecht, dass ein guter Roman 50 dramatische Szenen enthalten müsse (nein, ich habe nicht nachgezählt).
Dabei werden die drängenden Fragen unserer Zeit angesprochen: Der Klimawandel und die sich daraus ergebende Migration, Terrorismus, Menschen- und Drogenhandel, der Kampf zwischen Demokratie und autoritären Regimes. Es wird deutlich, dass es keine einfachen Lösungen für die komplexen Fragestellungen geben kann - und dass es keine einzelne Heldin gibt, die im Alleingang die Welt rettet.
Im Gegensatz zu den Kingsbridge-Romanen, der Jahrhundertsage oder seinen anderen Spionage-Thrillern existiert in „Never“ kein historischer Kontext, der Follet-typisch akkurat abgebildet werden müsste, dennoch merkt man auch diesem Roman die akribische Recherchearbeit von Follets Team an. Handwerklich und stilistisch spielt Follet in der Champions League.
Kritisch kann man anmerken, dass Follet ein klassisch europäisch-amerikanisches Weltbild wiedergibt: Die amerikanische Präsidentin (natürlich eine Frau), die sich um ihre Familie, ihr Volk und die Welt (in dieser Reihenfolge) sorgt, steht den chinesischen Parteikadern gegenüber, denen Ideologie (Kommunismus, Partei, Ehre) über alles geht. Dazu europäische Geheimdienste, die Terroristen in Afrika bekämpfen. Zwar gelingt es ihm, auch Zwischentöne einzubauen - aber das grobe, holzschnittartige Weltbild, das in Gut und Böse unterteilt, bleibt sichtbar.
Nichtsdestotrotz ein Buch, das man gelesen haben sollte. Es ist spannend und beklemmend - und spätestens nach dem Angriff von Putin auf die Ukraine absolut aktuell und konkret.

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Veröffentlicht am 29.07.2022

Deutscher Krimi und die Ermittlerin hat echt „Wumms“

Frau Faust
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Schon auf den ersten Seiten wird klar: Katharina „Kata“ Sismann nimmt sich was sie will. Ich war direkt fasziniert von dieser knallharten Frau, die kein Blatt vor den Mund nimmt und sowohl privat, als ...

Schon auf den ersten Seiten wird klar: Katharina „Kata“ Sismann nimmt sich was sie will. Ich war direkt fasziniert von dieser knallharten Frau, die kein Blatt vor den Mund nimmt und sowohl privat, als auch beruflich eher unkonventionell unterwegs ist. Sie trägt die Story. Gerade die männlichen Charaktere fungieren hier eher als nettes Beiwerk, was Frauen ja leider sonst auch oft nur sind.

Durch Perspektivwechsel schafft es die Autorin gekonnt, immer mehr Spannung aufzubauen, so dass das Buch nach und nach ein richtiger Pageturner wird.

Der Schreibstil ist flüssig und so bildlich, dass ich mich bei der einen oder anderen Szene regelrecht schütteln musste. Immer wieder dachte ich, das würde ich gerne verfilmt sehen…

Wo die Reise nachher hingehen würde, damit habe ich nicht gerechnet! Chapeau, Frau Zimmermann, Sie haben mich überrascht (und ich liebe das als Leserin).

Besonders gut gefallen hat mir, dass die Kommissarin selbst irgendwie in den Fall verwickelt ist.

Am Ende hätte ich mir noch einen Epilog gewünscht. Jetzt muss ich wohl auf die Fortsetzung warten, denn ich finde, dass die Geschichte von „Frau Faust“ noch weitererzählt werden sollte!

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Veröffentlicht am 25.07.2022

Familienfeier mit Folgen

Die Familienfeier
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Darum geht’s: Effie spricht kaum mehr ein Wort mit ihrem Vater, nachdem er eine neue Freundin hat und auch noch das Familienanwesen verkaufen will. Sie beschließt, heimlich auf die Abschiedsparty des ...

Darum geht’s: Effie spricht kaum mehr ein Wort mit ihrem Vater, nachdem er eine neue Freundin hat und auch noch das Familienanwesen verkaufen will. Sie beschließt, heimlich auf die Abschiedsparty des Hauses zu gehen und Erinnerungsstücke ihrer Kindheit zu retten. Dabei läuft sie nicht nur ihrer Jugendliebe Joe in die Arme, sondern lernt ihre Familie noch von einer ganz anderen Seite kennen. Sie fragt sich, ob nicht jeder eine zweite Chance verdient hat.

Meine Meinung:
Ich habe schon einige Bücher von Sophie Kinsella gelesen und sehr gemocht. Das toll gestaltete Buch von „Die Familienfeier“ ist mir sofort aufgefallen und schnell war klar, dass ich die Geschichte unbedingt lesen möchte.

Wie erwartet hat mir dieses Buch ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Zu lesen, wie Effie in Mission-Impossible-Manier durch ihr Elternhaus schleicht und ihre „fiese“ Schwiegermutter ausspioniert und nebenbei auf ihre eigene Art die Familie rettet, war einfach urkomisch.

Die Tatsache, dass das Buch aus der Ich-Perspektive von Effie erzählt wird, die so unheimlich stur ist und der echt verrückte Sachen passieren, hat dafür gesorgt, dass ich mich ihr direkt verbunden gefühlt habe.

Aber auch die anderen Charaktere wie ihre Jugendliebe Joe und ihre beiden Geschwister Bean und Gus erreichen im Laufe des Buches eine richtige Tiefe. Es geht um Neuanfänge, Ängste und Chancen. Es geht darum, auch stets hinter die Fassade zu blicken.

Auch ältere Kinder haben hinter einer Trennung der Eltern zu leiden, denn es ist immer schlimm, wenn die Familie zerbricht. Aber vielleicht zerbricht sie gar nicht wirklich, sondern alle müssen sich neu einfinden und eventuell werden einige Rollen neu verteilt.

Der Schreibstil ist locker, bildhaft und flüssig und ich konnte nicht anders, als das Buch in einem Rutsch zu lesen.

„Die Familienfeier“ ist eine lustige Geschichte ohne kitschig zu sein, mit einer Prise Tiefgang und Schmunzelgarantie!

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