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Veröffentlicht am 29.08.2022

gut, aber anders als erwartet

Agnes und der Traumschlüssel
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Agnes ist erst vor kurzem von Helsinki in den kleinen Ort Harmala gezogen. Noch kennt sie nicht viele Menschen, aber beim Erkunden der Gegend, allein und mit ihrer Mutter, trifft sie nicht nur auf einen ...

Agnes ist erst vor kurzem von Helsinki in den kleinen Ort Harmala gezogen. Noch kennt sie nicht viele Menschen, aber beim Erkunden der Gegend, allein und mit ihrer Mutter, trifft sie nicht nur auf einen Grabstein, der ihr Rätsel aufgibt, sondern auch recht bald auf den Jungen Muffin, der nach den Ferien ihr Klassenkamerad sein wird. Gemeinsam mit Marvin, wie er eigentlich heißt, geht Agnes dem Geheimnis nach, wieso das kleine Mädchen, das auf dem Friedhof begraben wurde, nur einen Tag gelebt hat. Als Detektive sind die beiden gar nicht schlecht, sie erhalten bei ihrer Recherche jedoch auch unerwartete Hilfe. Die Dinge, die Muffin und Agnes herausfinden, werden für Anges Familie in Zukunft einiges verändern.

Der Klappentext des Buches hat mich sofort angesprochen, er hat jedoch auch etwas andere Erwartungen geweckt, was mich etwas unentschlossen macht, wie ich die Geschichte letztendlich einordnen soll. Es geht schon um Agnes und Muffin, die Freunde werden und dem Geheimnis hinter dem Grabstein nachgehen, allerdings empfinde ich die Beschreibung „Zwei Kinder auf den Spuren der Vergangenheit – temporeich, spannend und gleichzeitig voll magischer Ruhe“(©Carlsen) als nicht so richtig treffend. Für mich war es nicht wirklich temporeich, auch wenn die beiden Kinder recht schnell an neue Informationen kommen und Hinweise zusammensetzen. Im Buch vergeht nicht viel Zeit, aber die Ereignisse überschlagen sich jetzt auch nicht. Es war auch interessant zu lesen, wie die beiden vorgehen und was sie nebenbei noch so für Probleme wälzen, durch den übernatürlichen Aspekt in der Handlung war es aber jetzt auch nicht so sehr überraschend, was dann aufgedeckt wurde, wodurch für mich auch etwas die Spannung genommen wurde. Das werden jüngere Lesende aber vielleicht anders empfinden. Eine gewisse Ruhe, die vielleicht auch auf die Mentalität bzw. das Herkunftsland zurückzuführen ist, konnte man beim Lesen aber schon spüren.

Insgesamt hat mir die Geschichte schon ganz gut gefallen, trotz anderer Erwartungen. Besonders mochte ich so kleine Botschaften, die mitschwingen aber gar nicht unbedingt im Fokus der Handlung standen. Dabei geht es um Freundschaft und dem Wunsch dazugehören zu wollen und dass man dabei nicht vergessen sollte, was man selbst will und wie es einem dabei geht. Einige Jungs aus der bald gemeinsamen Klasse sind zu Muffin nämlich nicht besonders nett. Die Freundschaft zwischen Protagonistin Agnes und Muffin entwickelt sich sehr zügig, scheint aber ehrlich zu sein und die beiden halten fortan zusammen. Nach und nach tauchen die beiden in die Geschichte des kleinen Mädchens ein, das vor so langer Zeit wohl nur einen Tag gelebt zu haben scheint und das den gleichen Namen trägt, wie die Protagonistin – zumindest so gut wie. So erkunden die beiden Freunde einen fast vergessenen Ort, stöbern in der Stadtgeschichte und finden Stück für Stück immer mehr Antworten und Zusammenhänge. Ich glaube, mir hätte es ohne den übernatürlichen Aspekt in der Geschichte deutlich besser gefallen. Es wäre einfach nicht unbedingt nötig gewesen, auch wenn dadurch ein paar Hinweise zusätzlich geliefert wurden.

Der Schreibstil ist leichtgängig und gut verständlich. Kurze Sätze und ein einfacher Satzbau werden das Lesen auch für junge Lesende problemlos möglich machen. Die zahlreichen Dialoge geben einen Eindruck von der Dynamik zwischen Muffin und Agnes und lassen einen am Geschehen teilhaben. Mit der Zeit lassen die beiden den jeweils anderen dann auch etwas mehr an ihren Familiensituationen teilhaben. So bekommen die Figuren noch etwas mehr Tiefe und man bekommt ein Gefühl dafür, was sie abgesehen von der Suche nach der Vergangenheit noch so beschäftigt.
Manchmal wirken die Passagen schon sehr schnörkellos und runtergebrochen, andere Dinge werden dafür dann aber wieder gut und anschaulich beschrieben. Ob es durch die Übersetzung des Textes vielleicht anders ist, als im Original, kann ich hierbei nicht einschätzen. Unterstützend wirken dabei auf jeden Fall die schwarzweißen Illustrationen, die in die Geschichte eingebunden sind. Damit werden teilweise die Charaktere, aber auch Schauplätze noch besser vorstellbar und die Handlung lebendiger.
Fazit

Das Buch lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück. Es gab schon Passagen, die mir gut gefallen haben und die ich sehr mochte. Vor allem die kleinen Momente, in denen es um die Freundschaft zwischen Agnes und Marvin, aber auch zu den anderen ging, mochte ich sehr. Diese Szenen stimmen nachdenklich und stehen ein wenig im Kontrast zu den Nachforschungen, die die beiden Kinder während der Sommerferien anstellen, um mehr über die Geschichte hinter dem Grabstein zu erfahren. Trotzdem fließen die unterschiedlichen Aspekte der Handlung aber gut und harmonisch ineinander. Ohne das Übernatürliche hätte mir das Buch auf jeden Fall besser gefallen, irgendwie schien es für mich nicht so recht zu passen, aber das ist einfach auch Geschmackssache.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.04.2022

interessanter Auftakt, viele offene Fragen, kleine Kritikpunkte

Eliza Moore
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Auch wenn die allermeisten Mitglieder aus Elizas Familie Teil der Liga sind, möchte die Achtzehnjährige mit der Organisation und dem Portal zur Seelenwelt nichts zu tun haben. Die Schülerin will sich auf ...

Auch wenn die allermeisten Mitglieder aus Elizas Familie Teil der Liga sind, möchte die Achtzehnjährige mit der Organisation und dem Portal zur Seelenwelt nichts zu tun haben. Die Schülerin will sich auf ihren Abschluss und die Zukunft danach konzentrieren und dabei vergessen, welchen Schmerz sie aus ihrer Sicht durch die Liga in der Vergangenheit erlangt hat. Doch dann kommt alles ganz anders. Als Eliza eines Abends auf dem Nachhauseweg von einer dunklen Gestalt angegriffen wird, ist sie froh über die Hilfe, die sie bekommt – selbst wenn diese nach von der Liga stammt. Als sich dann auch noch ihre Situation komplett auf den Kopf stellt und ihr eine wichtige Position innerhalb der Liga zusteht, muss Eliza erneut überdenken, ob sie sich fernhalten oder doch ein Teil von all dem werden will, vor dem sie sich sonst immer verschlossen hat. Kann sie die Aussicht auf einen Seelenpartner locken? Kann es das überhaupt geben? Und was erwartet die junge Frau noch alles innerhalb der Liga, sollte sie sich darauf einlassen? Eine spannende Zeit mit vielen Änderungen steht Eliza bevor….

Protagonistin und Ich-Erzählerin Eliza ist eine starke, manchmal etwas aufmüpfige, wild entschlossene und zielstrebige Person. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, steht sie dafür ein und ist bereit, Opfer dafür zu bringen. Mit ausreichenden Erklärungen und stimmigen Argumenten ist sie aber auch bereit, sich von ihren ersten Überzeugungen abbringen zu lassen, wenn sich die Neuerungen für sie richtig anfühlen. Eliza ist nicht auf den Mund gefallen und lässt auch Gedanken abseits der üblichen Schubladen zu. Im Laufe des Buches muss sie einiges lernen und erfahren, was sie teilweise stärkt, teilweise aber auch ganz schön aus der Bahn wirft und verunsichert. Immer wieder ändert sich die Lage für die Schülerin und sie muss neu sortieren, wie sie damit umgehen will und wem sie noch vertrauen kann. Keine einfache Situation und die Herausforderungen, denen sie sich stellen muss, sind immer wieder anders. Hinzukommt, dass sie sich bisher immer gegen die Liga gestellt hat und daher vieles nicht kennt, was für die Mitglieder ganz normal ist. Das gibt dem Leser die Möglichkeit, mit Eliza zu erfahren, wie das alles so abläuft, wie die Liga organisiert ist, was sie kann und macht. Stück für Stück ergibt sich so dann ein klareres Bild zu den Strukturen und auch der magischen Komponente. Zunächst empfand ich einige der Aspekte und Beschreibungen als ziemlich undurchsichtig und nicht so recht greifbar. Ich hatte zwar eine ganz grobe Vorstellung, aber es war nicht ganz leicht in diese Welt einzutauchen. Das ist im Verlauf des Buches dann besser geworden und vieles fügte sich etwas schlüssiger zusammen, auch weil man einfach mehr Einblicke in die ganzen Gegebenheiten bekommen hat.
Eliza ist eine interessante Protagonistin, die viele Facetten hat, die mir gut gefallen haben, besonders zum Ende des Buches empfand ich ihre Entscheidung jedoch als Gegensatz zu dem, wofür sie den Rest des Buches einstand und was sie den anderen versucht hat, klar zu machen. Genauer geht das ohne Spoiler gerade nicht. Das ist für mich ein großer Kritikpunkt an ihr als Figur und auch dem Verlauf der Geschichte an sich. Auch zwischendurch gab es Momente, in denen ich sie als etwas „drüber“ empfand, zum einen was die Intensität ihrer Reaktionen und Handlung anging, als auch was das Tempo des „Vergebens“ nach einem großen Verrat betraf. Das ist alles aber natürlich Geschmackssache.
Neben Eliza spielen auch andere Charaktere eine wichtige Rolle, allen voran Logan, Conor und Ruby. Darüberhinaus gibt es aber noch weitere Figuren, die mal mehr mal weniger intensiv in das Geschehen eingreifen, die im Laufe des Buches ihr wahres Gesicht zeigen oder einfach nur neue Fragen aufwerfen. Insgesamt hat mir die Konstellation und Zusammenstellung gefallen, da die Charaktere unterschiedliche Seiten mitbringen, so dass es sowohl zu Reibereien als auch Neckereien, innigen Freundschaften, Vertrauen und Misstrauen kommt. Allgemein spielt die Gefühlskomponente neben den magischen Aspekten eine große Rolle und das auf sehr unterschiedliche Weise.

Besonders faszinierend und ansprechend fand ich die übernatürlichen Elemente, in die Eliza erst hereinwachsen muss. Auch wenn sich mir zunächst nicht alles erschloss und auch am Ende in diesem Bereich der Handlung noch einige Fragen offen sind, war es interessant zu sehen, wie die Rúnda funktioniert, was da möglich ist und was es mit den Schattenwesen und dem Seelenportal auf sich hat. Als zentrales Thema im Auftakt der Reihe werden die Informationen und Hinweise dazu nach und nach vertieft und es war spannend das zu verfolgen. Hier entstanden zwischendurch auch turbulente Momente, in denen die Gefahr durch die dunkle Seite gut greifbar wurde. Ich mochte auch die Art, wie die Seelenebene beschrieben wurde, mit der Zeit hat sich da bei mir ein ziemlich gutes Kopfkino eingestellt.

Die Geschichte hat sich flüssig und zügig lesen lassen, trotz der zahlreichen Fragen, die offen geblieben sind. Durch die Perspektivwahl war man nah bei der Protagonistin und konnte detailliert miterleben, wie sich ihr Leben auf den Kopf stellt und sich auf ihre Gefühlswelt immer wieder verändert. Sie muss sich entwickeln, neue Herausforderungen annehmen, was ihr manchmal recht gut und manchmal nicht so gut gelingt. Durch ihre teilweise recht aufmüpfige Art und ihr geradeheraus sagen was ihr auf der Seele brennt, entstehen auch immer mal Momente zum Schmunzeln, weil ihr Gegenüber nicht unbedingt mit ihrer Direktheit rechnet. Manchmal war das aber auch fast etwas viel, vorallem ihr offensives Flirten wirkte manchmal schon fast wie ein aufdrängen, was ich schade fand, weil sie und die Geschichte das nicht nötig hätten. Viele der Gespräche waren aber sehr dynamisch und schön zu verfolgen. Am Ende des Buches gibt es zwar einen kleinen Cliffhanger, für mich waren die Entwicklungen dort allerdings nicht wirklich zufriedenstellend und das liegt nicht an dem, was offenbleibt. Gespannt bin ich trotzdem auf die Fortsetzung und hoffe, es gibt da noch mal turbulente und erklärende Handlungselemente.

Fazit

Insgesamt ein guter und interessanter Auftakt, der Einblicke in die Liga, die Seelenwelt und die Bedrohung durch die Schattenwesen gibt und gleichzeitig sehr viele Fragen in meinem Kopf hat entstehen lassen, auf die es hoffentlich in der Fortsetzung dann eine Antwort geben wird. Intrigen, Lügen und Geheimnisse sorgen dafür, dass sich die Situation immer wieder ändert und Eliza sich neu orientieren muss. Am Ende kann man sich bei einigen Charakteren immernoch nicht ganz sicher sein, ob man ihre Absichten wirklich durchschaut hat, was weitere Spannung für die Fortsetzung verspricht. Auch wenn ich viele Facetten der Handlung mochte, hat mich das Ende leider nicht sehr zufrieden gestimmt und zwischendurch gab es auch hier und da Kritikpunkte. Trotzdem hat sich das Buch gut und flüssig lesen lassen.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Fantasy
Veröffentlicht am 07.08.2021

solider Thriller mit kleinen Schwächen

Die Verlorenen
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Seitdem Jonahs Sohn Theo verschwunden ist, ist für ihn nichts mehr, wie es einmal war. Obwohl inzwischen zehn Jahre vergangen sind, beschäftigen ihn die schlimmen Ereignisse, die Ungewissheit nagt an ihm ...

Seitdem Jonahs Sohn Theo verschwunden ist, ist für ihn nichts mehr, wie es einmal war. Obwohl inzwischen zehn Jahre vergangen sind, beschäftigen ihn die schlimmen Ereignisse, die Ungewissheit nagt an ihm und die Schuldgefühle sind sein ewiger Begleiter. Etwa genauso lange hat der Ermittler einer bewaffneten Spezialeinheit der Londoner Polizei keinen Kontakt mehr zu seinem ehemaligen besten Freund. Als dieser sich überraschend bei ihm meldet, gibt es für Jonah keinen Zweifel: er kommt der Bitte von Gavin nach und begibt sich zu dem ausgemachten Treffpunkt. Was ihn dort jedoch erwartet, wird sein Leben erneut auf den Kopf stellen…

Der Großteil des Buches spielt in der Gegenwart, zwischendurch gibt es jedoch auch Rückblicke in die Vergangenheit, die dazu dienen, einige Zusammenhänge herzustellen und zu zeigen, welche Geschehnisse die Charaktere geprägt haben, welche Verbindungen und Verknüpfungen es zwischen ihnen und auch einigen der Ereignisse gibt oder geben könnte. Dadurch bekommt man vor allem zu Jonah noch einen intensiveren Bezug und versteht, welche Dinge vorgefallen sind, die ihn auch nach zehn Jahren noch nicht loslassen. Aber auch einige der anderen Personen spielten in der Vergangenheit bereits eine Rolle. Die meiste Zeit begleitet man den Protagonisten Jonah Colley, um den sich das Hauptgeschehen rankt. Perspektivwechsel ermöglichen es jedoch auch, einige andere Einblicke zu bekommen, an denen der Polizist nicht beteiligt ist.

Im Verlauf der Geschichte setzen sich Stück für Stück die Hinweise und Beweise zusammen, die am Ende dann zur Auflösung des verstrickten Falles führen. Durch einige Ungereimtheiten, Möglichkeiten und fehlende logische Erklärungen rückt auch Jonah immer wieder selbst in den Mittelpunkt der Ermittlungen. Jonah selbst hält sich allerdings auch nicht immer an die Vorschriften und Regeln, was es für die anderen Polizisten nicht leicht macht, mit ihm zu arbeiten und zu wissen, inwieweit sie ihm vertrauen und glauben können. Für Jonah steht dadurch schnell mehr auf dem Spiel, als er zu Beginn erwartet hätte.
Insgesamt gesehen war der Stil von Simon Beckett angenehm zu verfolgen. Es gab einige Überraschungen und Offenbarungen im Laufe des Buches, andere Dinge kamen jedoch nicht unbedingt unerwartet. Das Tempo innerhalb der Geschichte war unterschiedlich. Einige Passagen waren sehr turbulent und temporeich, die Ereignisse überschlugen sich, es wurde teilweise ziemlich brutal und blutig. In anderen Abschnitten war es deutlich ruhiger und man hatte das Gefühl, es geht nicht so ganz voran, auch wenn einige Ermittlungen und Recherchen natürlich auch einfach Zeit benötigen. Zusätzlich ausgebremst wurde Jonah durch seine schwere Verletzung, die ihn für meinen Geschmack manchmal jedoch eigentlich noch zu wenig beeinflusst hat, wenn man bedenkt, was er immer wieder und immer wieder einstecken musste. Trotzdem war es insgesamt auf jeden Fall interessant Colley zu begleiten, auch wenn er als Beteiligter die Ermittlungen nicht offiziell führt. Je nachdem auf wen er getroffen ist, hat sich dann auch sein Verhalten geändert und man hat hin und wieder auch ein paar privatere Einblicke bekommen. Viele der anderen Charaktere sind eher blass geblieben, was in einem Thriller allerdings auch nicht komplett ungewöhnlich ist. Von Kommissar Fletcher, der die Aufklärung des Falles leitet, bekommt man hingegen einen recht genauen Eindruck: er ist ein absolutes Ekelpaket, für den ich keine Sympathie entwickeln konnte, aber vermutlich soll man das auch nicht.
Manche der Gespräche haben mir richtig gut gefallen, es gab auch hin und wieder schlagfertige Auseinandersetzungen, sehr deutliche Worte und dadurch in die Enge getriebene Figuren auf unterschiedlichen Seiten. Leider waren andere Dialoge dagegen etwas platt und mir zu nichtssagend. Ich kann noch gar nicht mal genau sagen, ob das jetzt nur inhaltlich war oder ob es daran lag, dass mir kleinere Passagen zu emotionslos gelesen waren. Teilweise kam für mich die Stimmung nicht besonders intensiv rüber, ich konnte mich nicht so richtig einfinden und einfühlen und dadurch ist die Atmosphäre zwischenzeitlich auf der Strecke geblieben. Das war nicht dauerhaft der Fall und an sich hat mir die Klangfarbe des Sprechers auch gut gefallen. Die Stimme passte für mich zu dem Protagonisten und durch Anpassungen in der Tonlage, dem Sprechtempo und der Betonung waren die unterschiedlichen Personen gut voneinander zu unterscheiden. Es hätte jedoch einfach noch düsterer, bedrückender und bedrohlicher an der einen oder anderen Stelle sein können, da ich den Eindruck hatte, dass der Text das eben durchaus hergibt und man es beim selbstlesen vielleicht auch anders empfunden hätte. Ich würde daher sagen, für mich ist bei der Hörbuchumsetzung in einigen Abschnitten ein bisschen Atmosphäre auf der Strecke geblieben, auch wenn mir andere Passagen wiederrum gut gefallen haben.
Fazit

Insgesamt gesehen war es kein schlechter Thriller. Es gab spannende und turbulente Passagen, auch blutige und brutale Momente, Verstrickungen und Überraschungen, auch wenn nicht jede Wendung völlig aus dem Nichts kam. Für Jonah Colley wurde es zu einem ziemlich persönlichen Fall, der ihn auf unterschiedliche Art und Weise gefordert und an seine Grenzen gebracht hat. Vielleicht lag es an der Kürzung im Hörbuch, vielleicht auch an der Handlung selbst, an einigen Stellen wirkte es für mich nicht hundertprozentig stimmig und rund und leider sind für mich in manchen Dialogen, aber teilweise auch in anderen, kleineren Szenen die Emotionen und die unheimliche Atmosphäre etwas auf der Strecke geblieben.

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Veröffentlicht am 11.04.2021

spannend, aber auch viel Gefühlschaos/3,5-4 Sterne

Stolen 2: Verwoben in Verrat
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Achtung: zweiter Band! Meine Rezension kann kleine Spoiler enthalten. Vorwissen zum Lesen der Fortsetzung notwendig.

Abby hatte zwar keine besonders große Lust auf ihren Aufenthalt in Darkenhall, was ...

Achtung: zweiter Band! Meine Rezension kann kleine Spoiler enthalten. Vorwissen zum Lesen der Fortsetzung notwendig.

Abby hatte zwar keine besonders große Lust auf ihren Aufenthalt in Darkenhall, was sie seit ihrer Ankunft dort erlebt, sprengt allerdings alle ihre Befürchtungen und Erwartungen bei weitem. Die Schule und Kurse zum „auf die richtige Bahn bringen“, spielen eher eine untergeordnete Rolle, obwohl sie genau dafür dort sein sollte. Seitdem sie die Tremblay Brüder kennengelernt hat, steht ihr Leben Kopf, ihr Herz fährt Achterbahn und es wird mit jedem Tag schlimmer. Die Ereignisse lassen sie zweifeln und bald weiß Abby nicht mehr, wem sie überhaupt noch trauen kann. Wer steht auf ihrer Seite? Wer kämpft für die gleichen Ziele? Wer kann sie unterstützen, wer wird sie nur ausnutzen? Und kann sie eigentlich ihren eigenen Gedanken und Gefühlen noch trauen?

Der erste Band endet an einer sehr spannenden Stelle, so dass ich sehr neugierig war, wie es wohl weitergehen würde. Zunächst taucht man auch kurz in die turbulenten Ereignisse wieder ein, bevor es dann deutlich ruhiger wird und das gesamte Gefühlschaos mehr Raum einnimmt. Besonders das erste Drittel der Geschichte ist geprägt von den aufgewühlten, teilweise manipulierten Emotionen, die vor allem in Abby, aber auch in einigen der anderen Figuren wüten. Diese Thematik ist nicht unwichtig für den Verlauf und den Fortgang der Handlung, insgesamt war es mir persönlich aber doch fast etwas zu viel. Die Dreiecksgeschichte nimmt sehr viel Platz ein, immer wieder wird es neu entfacht, auch wenn man zwischendurch dachte, dass es nun eine „Klärung“ der Situation gibt. Dass die Gefühle, Empfindungen, Gedanken, Zweifel, Hoffnungen und Erwartungen eine Rolle spielen, finde ich sehr verständlich und es hat auch einen direkten Bezug zur Handlung und Auswirkungen, nur in der Fülle war es mir einfach etwas zu intensiv. So zog sich das erste Drittel des Buches leider ein wenig und ich hatte den Eindruck, in der Hauptstory nur wenig voranzukommen. Mit dem Voranschreiten der Geschichte wurde es dann aber auch wieder turbulenter und ereignisreicher, die Verstrickungen zwischen den Charakteren nehmen zu und die Dinge, die passieren, haben Auswirkungen an unterschiedlichen Stellen. Dabei scheint allerdings jede Figur ihre ganz eigenen Absichten zu verfolgen und so muss man sich irgendwann fragen, wem man eigentlich trauen kann und wer nur Interesse und Zusammenhalt vorspielt, bevor er sich dann seinen persönlichen Zielen widmen wird.

Wie auch im ersten Band sind unterschiedliche Perspektiven enthalten. Der Wechsel zwischen diesen sorgt für eine schöne Dynamik und sorgt teilweise für eine Steigerung der Spannungsmomente. Während man Abby aus der Ich-Perspektive begleitet, werden die anderen Figuren von einem personalen Erzähler übernommen. So ist man besonders intensiv bei der jungen Protagonistin, deren Welt im Moment ziemlich Kopf steht und die an unterschiedlichen, besonders emotionalen Fronten, kämpfen muss. Ich fand es jedoch auch interessant die anderen Charaktere zu begleiten. Dadurch werden die Zusammenhänge und Verstrickungen noch greifbarer und verständlicher, teilweise erlangt man einen Wissensvorsprung, der das weitere Verfolgen der Handlung jedoch nicht langweilig macht und man erhält zusätzlich auch noch Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt einiger Figuren, wodurch man sie besser kennenlernen kann. Auch wenn es das nicht immer einfacher macht, sie richtig einschätzen zu können. Einige der Charaktere kennt man bereits aus dem Auftakt, darüber hinaus gibt es aber noch weitere Figuren, die nun mehr in den Mittelpunkt rücken oder ganz neu dazu kommen. So entsteht eine bunte Mischung, die für einiges an Turbulenzen, Streitigkeiten, aufgewühlten Gefühlen und unbändigem Verlangen – vor allem nach kraftvollen Weben- sorgt.
Besonders faszinierend finde ich nach wie vor all die Aspekte rund um die unterschiedlichen Weben, die in den Menschen vorkommen. Zu dem Thema erfährt man jetzt auch noch mal mehr, als im Auftakt der Reihe, was mir gut gefallen hat. Seelen-, Herz- und Erinnerungsweben haben unterschiedliche Funktionen und kommen bei jedem in verschiedener Kombination und Intensität vor. Was die Weben mit den Trägern machen, was passiert, wenn man sie verliert und was sie in denen auslösen, die sie aufnehmen, wird nun noch intensiver präsentiert, so dass mehr Zusammenhänge klar werden.

Am Ende des Buches war ich irgendwie hin und hergerissen. An sich mag ich den Schreibstil von Autorin Emily Bold. Sie verknüpft unterschiedliche Themen, hat einige Zusammenhänge aufgedeckt und ich bin sehr gespannt, wie es nun weitergehen wird, wer auf welcher Seite steht und an welcher Front weiter mitkämpft, wer wen hintergeht und was am Ende vielleicht noch mal ganz anders ist, als es bisher scheint. Ich mochte auch die kleinen Rückenblenden, die schön in das aktuelle Geschehen eingebunden waren und die turbulenteren Ereignisse, die nach dem ruhigeren ersten Drittel kamen. Die Intensität an Gefühlschaos war mir allerdings zu viel, teilweise sind die Figuren sehr sprunghaft und damit weniger greifbar, wobei man teilweise eben auch verstehen kann, wieso es ihnen so schwer fällt, was sie umtreibt und wie schwierig es für sie sein muss, mit ihren Fähigkeiten und dem Wüten klar zu kommen. Ich hätte mir auf jeden Fall weniger Dreiecksproblematik gewünscht und hoffe sehr, dass es im nächsten Buch nicht wieder so im Vordergrund stehen wird.
Fazit

Eine Fortsetzung, die Unterschiedliches zu bieten hatte. Auf der einen Seite werden Verstrickungen aufgedeckt, die Verbindungen zwischen den Charakteren werden noch deutlicher und auch zu der Thematik der Weben gibt es mehr Informationen. Auf der anderen Seite stehen die unterschiedlichen Emotionen der einzelnen Figuren sehr im Fokus des Geschehens. Verrat, Lügen, Zuneigung, Erinnerungen… da kommt ein ziemlicher Gefühlscocktail auf die Protagonisten zu und oft wissen sie nicht, was sie denken und wem sie noch trauen sollen. Und auch wenn die unterschiedlichen Empfindungen sehr wichtig sind und auch einen direkten Bezug zu den Geschehnissen hat, war es mir an einigen Stellen doch zu viel und hat besonders das erste Drittel des Buches etwas zäh erscheinen lassen. Dennoch bin ich sehr gespannt auf den Fortgang und freue mich auf die Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 08.02.2021

nicht uninteressant, aber mit Schwächen

Der Zwillingscode
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Vincent ist 17 und würde sein Leben eigentlich gern anders gestalten, aufgrund seiner niedrigen Sozialpunkte, bleiben ihm allerdings viele Wege verschlossen. Kategorisiert und bewertet durch Ereignisse, ...

Vincent ist 17 und würde sein Leben eigentlich gern anders gestalten, aufgrund seiner niedrigen Sozialpunkte, bleiben ihm allerdings viele Wege verschlossen. Kategorisiert und bewertet durch Ereignisse, für die er teilweise nichts kann, muss er schauen, wie er mit seinem Vater über die Runden kommt und aufpassen, dass er nicht noch mehr Punkte verliert, denn dann drohen weitere Konsequenzen.
In seiner kleinen Werkstatt widmet Vincent sich der Reparatur von künstlichen, mechanischen Tieren. Nicht ganz legal, aber erfolgreich genug, um damit das bescheidene Leben mit zu finanzieren, das ihr kleiner Männerhaushalt führt. Ein ungewöhnlicher Auftrag führt ihn in einen Laden für Copypet Tiere. Eigentlich nur, weil er selbst nicht das passende Werkzeug hat, doch sein Besuch in dem Shop löst eine Vielzahl an Ereignissen aus, die für Vincent alles verändern werden…

So gern man beim oder nach dem Lesen vielleicht sagen würde >es ist eine Dystopie und nichts davon wird jemals eintreten<, so klar ist einem auch, dass das nicht der Wahrheit entsprechen würde. Es ist möglicherweise nicht eins zu eins umsetzbar – vielleicht auch doch- aber auf jeden Fall ist nicht alles davon aus der Luft gerissen. Die Entwicklung der Technik schreitet immer weiter voran, Maschinen und Computer übernehmen immer mehr Abläufe in unterschiedlichen Bereichen des Lebens. Künstliche Intelligenz ist ein Thema, das die Gesellschaft schon länger beschäftigt und das sicher in den nächsten Jahren noch weiter ausgebaut wird. Dass es irgendwann eine Welt voller als Menschen getarnter und kaum von echten Tieren zu unterscheidender Roboter geben könnte, ist da nicht so unwahrscheinlich, wie man es vielleicht gern hätte. Maschinen kann man programmieren und ihnen bestimmte Reaktionen eintrichtern, ohne dass sie selbst darüber nachdenken. Damit geht zwar Individualität und Selbstbestimmung verloren, aber das ist wohl auch nicht das Hauptaugenmerk der Entwickler.
Vincent lebt in so einer Welt. Überall gibt es künstliche Tiere und Menschen, hochtechnisierte Abläufe, selbst fahrende Autos mit speziellen Programmen, die im Falle eines Unfalls auswählen, für wen der Schaden nicht so „schlimm“ wäre und noch einiges mehr. Durch die Überwachung und Bewertung aller Dinge, wird man in ein Sozialsystem gepresst, in dem man sich kaum frei entwickeln kann, wenn man nicht zur Elite gehört. Zur Schule gehen, studieren, sich für einen Beruf entscheiden, der einen interessiert, eine gute Wohnumgebung – alles nur möglich, wenn man in der sozialen Struktur weit oben angesiedelt ist. Und dann gibt es da noch die virtuelle Welt, der man mehr Bedeutung beimessen sollte, als die meistens es tun.
Einige Elemente der Welt sind auf jeden Fall faszinierend, andere sind aber auch ein wenig gruselig und erschreckend. Die Zusammenstellung und der Aufbau haben mir auf jeden Fall gut gefallen. Im Verlauf der Geschichte bekommt man dann auch noch einige Informationen zu den Hintergründen, Entwicklungen und vergangenen Ereignissen, die bis heute Auswirkungen haben. Dadurch werden die Zusammenhänge greifbarer.

Das Buch wird aus der Erzählerperspektive geschildert, die Vincent durch die Handlung begleitet. Man erfährt mit der Zeit einiges über den 17jährigen, die anderen Charaktere, die ihn teilweise auf seinem Weg begleiten, blieben hingegen sehr blass. Abgesehen von der direkten Verbindung, die sie mit Vincent haben, weiß man kaum etwas über sie. Dadurch sind sie alle wenig greifbar und schwer einschätzbar – was zum Teil sicher gewollt ist, was es aber manchmal auch einfach etwas unpersönlich macht.
Ich bin ein bisschen zwiegespalten, was meine abschließende Meinung zum Buch angeht. Es gab sowohl spannende oder temporeiche Passagen, die mir gut gefallen und die Handlung auch vorangetrieben haben. Es gab aber auch immer wieder Abschnitte, die mich nicht so wirklich mitgenommen haben und in denen mir alles zu oberflächlich und blass blieb. Einige der Wendungen waren schon gut gemacht, aber die Dramatik, die besonders im letzten Teil des Buches aufkam, hat mich dennoch nicht komplett erreicht. Und dabei kann ich gar nicht mal genau sagen, woran es lag. Es war nicht uninteressant und durchaus turbulent, aber es hat mich eben auch nicht so richtig gepackt.
Fazit

Auch wenn mich das Buch zum Nachdenken über Künstliche Intelligenz und die möglichen Folgen der fortschreitenden Technisierung angeregt hat, konnte es mich nicht komplett überzeugen. Es gab ein paar wirklich interessante Passagen und ich mochte auch den generellen Weltenaufbau und die Dinge, die es dann zu erledigen und entdecken gab. Insgesamt blieb es mir an fielen Stellen aber zu oberflächlich und blass, mich hat die Handlung einfach nicht komplett gepackt und mitgenommen, obwohl bei den Figuren einiges los war. Der unheimliche Nachklang, was eine Welt voller Roboter so für einen bedeuten könnte, bleibt aber auf jeden Fall…

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