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Veröffentlicht am 01.10.2017

ein ruhiges Buch mit viel Tiefgang und einer guten Portion Humor

Fangirl
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Cath und Wren sind eineiige Zwillinge. Charakterlich sind sie zwar recht verschieden, doch sie ergänzen sich sehr gut. So haben sie gemeinsam Fanfiction geschrieben und auch sonst sind sie immer Seite ...

Cath und Wren sind eineiige Zwillinge. Charakterlich sind sie zwar recht verschieden, doch sie ergänzen sich sehr gut. So haben sie gemeinsam Fanfiction geschrieben und auch sonst sind sie immer Seite an Seite durchs Leben gegangen. Wo Wren war, war auch Cath. Doch jetzt beginnt für die beiden ein neuer Lebensabschnitt, sie gehen ans College. Und diese Zeit möchte Wren alleine bestreiten und sich vor allem so richtig ausleben. Wren möchte feiern und Jungs kennenlernen, das Studentenleben in vollen Zügen geniessen.

Cath ist da ganz anders. Für sie ist es nur schon schlimm, das Zimmer mit einem fremden Mädchen zu teilen. Am liebsten würde sie sich den lieben langen Tag verkriechen und allen Menschen aus dem Weg gehen. Viel lieber schwelgt sie in der Fantasywelt ihres Lieblingsbuches und schreibt mit diesen Charaktere ihre eigene Fanfiction-Geschichte. Doch dann realisiert sie, dass sie sich ihrem Leben stellen und lernen muss, mit der Realität klarzukommen.

"Fangirl" ist ein sehr ruhiges Buch, das mich auch ohne Action und ohne aufgebauschtes Drama völlig fesseln konnte. Rainbow Rowell setzt ihren Schwerpunkt ganz klar auf ihre Charaktere, deren Entwicklungen und Beziehungen untereinander. So sind die Personen liebevoll ausgearbeitet und wirken authentisch. Sie alle haben nämlich nicht nur Träume sondern auch Probleme und Macken. Die meisten Charaktere habe ich sofort ins Herz geschlossen, mit einzelnen musste ich mich etwas länger auseinander setzen, bis sie mir sympathisch waren.

Die Geschichte spielt grösstenteils auf dem Collegegelände. Doch Cath und Wren haben auch eine nicht ganz einfache Vergangenheit zu bewältigen. Ihre Mutter hat sie nämlich verlassen und will nun plötzlich wieder Kontakt mit ihren Töchtern. Auch diese Familienproblematik und wie unterschiedlich die beiden Teenager damit umgehen, hat Rainbow Rowell hervorragend und glaubwürdig umgesetzt.

Ausserdem konnte die Autorin auch mit der Liebesgeschichte bei mir punkten. Diese bahnt sich nämlich langsam und nicht übertrieben an und fügt sich genau richtig in das Gesamtkonstrukt ein. Wo es mir in den meisten Jugendbüchern oft zu schnell und zu emotional geht, habe ich mich hier einfach wohl gefühlt und mich auf jede romantisch angehauchte Szene gefreut.

Rowell schreibt sehr angenehm und lässt eine gute Portion Humor einfliessen. So fliegt man mit einer charmanten Leichtigkeit durch die Seiten und kann das Buch kaum noch aus der Hand legen.
Die eigentliche Geschichte wird immer wieder mit einer Passage Fanfiction aufgemischt, so dass man weiss, in welcher Welt Cath so oft in Gedanken ist. Zudem schüren diese Abschnitte auch die Neugierde auf das Spin-off "Aufstieg und Fall des ausserordentlichen Simon Snow ".

Fazit:
"Fangirl" ist ein ruhiges Buch mit viel Tiefgang und einer guten Portion Humor. Rainbow Rowell konnte mich mit ihren facettenreichen Charaktere und deren Entwicklung faszinieren und mit ihrem angenehm leichten und humorvollen Schreibstil fesseln. Ich freue mich schon auf mehr von der Autorin.

Veröffentlicht am 28.08.2017

orientalisch, magisch, mitreissend

Ein Kuss aus Sternenstaub
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Märchenadaptionen und orientalische Welten sind sehr beliebt und können auch mich immer wieder faszinieren. Und dass diese beide Attribute ausgezeichnet kombiniert werden können, beweist uns Jessica Khoury ...

Märchenadaptionen und orientalische Welten sind sehr beliebt und können auch mich immer wieder faszinieren. Und dass diese beide Attribute ausgezeichnet kombiniert werden können, beweist uns Jessica Khoury schon im ersten Kapitel von "Ein Kuss aus Sternenstaub". Sand scheint aus jeder Seite zu rieseln und die Magie der eingesperrten Dschinny in der Lampe ist beinahe greifbar.

Zahra ist nämlich schon 500 Jahren in ihrer Lampe gefangen. Die Dschinny war mir mit ihrer offenen Art von der ersten Seite an sympathisch. Sie weiss genau, was sie will und versucht diesen Wunsch nach Freiheit mit allen Mitteln zu realisieren. Sie ist clever, gerät jedoch in einen Gewissenskonflikt: Soll sie ihrem Kopf oder dem Herzen folgen?

Nachdem Aladdin die Lampe gefunden und Zahra aus ihrem Gefängnis befreit hat, muss sie ihm nun drei Wünsche erfüllen - so besagen es die Regeln. Eigentlich sollte dies für eine so mächtige und 4000 Jahre alte Dschinny auch kein Problem sein, doch erst kommen ihr ihre eigenen Wünsche in die Quere und danach die Liebe.

Die Adaption von "Aladdin und die Wunderlampe" ist Jessica Khury meiner Meinung nach sehr gelungen. Vor allem das orientalische Setting konnte mich begeistern. Uralte Tempel, trockene Wüsten und prächtige Paläste wecken in uns das 1001 Nacht-Gefühl und hauchen der Geschichte viel Magie ein.
Die Autorin wartet hier mit viel Frauenpower auf. Neben der gewieften Dschinny erleben wir auch noch die taffe Prinzessin Caspida und ihre vier Wachmaiden, die die Männer das Fürchten lernen.

Aladdin ist zwar gewieft und charmant, aber leider blieb er mir viel zu blass. Auch seine Gefühle konnte mich nicht wirklich überzeugen und so hinkte die Romantik etwas dem Rest der Geschichte hinterher.

Jessica Khoury erzählt im Präsens und aus der ich-Perspektive von Zahra. Ihr Schreibstil liest sich leicht und ist doch etwas Besonderes. Sie spielt mit den Worten und nur schon der immer wieder eingewobene Begriff tausendundein lässt einen das Märchenhafte aus 1001 Nacht nicht vergessen.

Fazit:
orientalisch, magisch, mitreissend
"Ein Kuss aus Sternenstaub" ist eine gelungene Märchenadaption und weiss mit seinem orientalischen Setting zu verzaubern. Jessica Khoury trumpft mit vielen starken Frauen auf und beschert uns zauberhafte Lesestunden.
(4.5 Sterne)

Veröffentlicht am 26.06.2017

farbenfrohes und abwechslungsreiches Sachbilderbuch

Ich kann schon bis 100 zählen!
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Zählen ist bei uns momentan gross angesagt. Mein Fünfjähriger liebt Zahlen und zählt oft irgendwelche Sachen. Zudem fragt er mich jeden Tag, ob ich bis 1 Million zählen könne. Das ist nämlich seine Lieblingszahl. ...

Zählen ist bei uns momentan gross angesagt. Mein Fünfjähriger liebt Zahlen und zählt oft irgendwelche Sachen. Zudem fragt er mich jeden Tag, ob ich bis 1 Million zählen könne. Das ist nämlich seine Lieblingszahl. Bis er dahin kommt, muss er allerdings noch ein bisschen üben.
1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 90 ... Bei Hundert ist er mit seiner Abkürzung immer schnell angelangt. Gut, dass ich letzthin das Buch "Ich kann schon bis 100 zählen" entdeckt habe.

Das Buch ist sehr schön und farbenfroh aufgemacht und die Seiten sind aus dünnem, aber stabilem Karton, so dass man sicher lange Freude daran hat.
Auf den ersten beiden Doppelseiten werden die Zahlen bis zehn in Angriff genommen. Jede bekommt einen eigenen Zählauftrag. So muss man einmal vier bunte Häuser zählen oder kontrollieren, ob wirklich sieben Birnen am Ast hängen. Danach geht es in Zehnerschritten weiter und es wird erst richtig spannend. Wie am Anfang gibt es auch immer erst die Zählaufgabe, doch auf jeder Doppelseite warten nun weitere Aufträge. So muss man die Katze finden, die das pinke Auto steuert oder aber man kann sich selber einbringen und darüber diskutieren, welches Auto man selber gerne fahren würde.

Die 30 Tiere sind sogar in sechs Gruppen zu jeweils fünf Tieren eingeteilt, so dass hier die Multiplikation erklärt werden kann. Zudem werden viele Tiere mit einem Superlativ beschrieben. Das Krokodil ist am bissigsten, der Pfau ist am prächtigsten und das Stinktier stinkt am meisten.

So ist ein sehr abwechslungsreiches und ansprechendes Sachbilderbuch entstanden, mit dem sich Kinder lange beschäftigen können. Über zwölf Doppelseiten zählt man sich vom Vollmond zu den funkelnden Sternen vor und mit der Sternschnuppe als Abschluss hat man die Hundert erreicht.
Bei uns kommt "Ich kann schon bis 100 zählen" sehr gut an und wird immer wieder in die Hand genommen.

Fazit:
"Ich kann schon bis 100 zählen" ist ein farbenfrohes und abwechslungsreiches Sachbilderbuch, das Kinder sofort anspricht. Auf jeder Doppelseite finden sich Zähl- und Suchaufträge, die zum Mitmachen anregen.
Das Buch ist ideal für Kinder, die beginnen, den Zahlenraum zu entdecken und überall und alles zählen.

Veröffentlicht am 22.04.2024

spannender, aber ruhiger Fantasy-Auftakt

Godkiller
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Hannah Kaner erzählt hier die Geschichten einer Frau, die Götter tötet, einem ehemaligen Ritter, der nun Brot bäckt und einem adeligen Mädchen, das alles verloren, aber einen eigenen kleinen Gott im Gepäck ...

Hannah Kaner erzählt hier die Geschichten einer Frau, die Götter tötet, einem ehemaligen Ritter, der nun Brot bäckt und einem adeligen Mädchen, das alles verloren, aber einen eigenen kleinen Gott im Gepäck hat.

Gemeinsam begeben sie sich auf eine Reise nach Blenraden, der letzten Stadt, in der noch wilde Götter existieren.

Mit dem Prolog wird man direkt in eine komplexe Welt voller Götter und ins kalte Meer geworden. Danach bekommt man Zeit zum Durchatmen, sich in Middren umzusehen und die verschiedenen Charaktere kennenzulernen.

Kyssen ist eine sehr spannende, aber nicht ganz einfache Protagonistin. Sie hat in ihrem Leben schon viel durchmachen müssen und hat sich eine harte Schale zugelegt. Mit ihrer derben und barschen Art hält sie ihre Mitmenschen auf Distanz und ist selber verwundert, warum sie Inara helfen möchte.

Inara und Elogast bleiben mir bisher noch etwas zu blass. Skedi, der Gott der Notlügen, ist mein Highlight. Er ist zwar noch ein recht unerfahrener Gott, doch sehr gerissen.

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich dieses Buch rein wegen der Optik gekauft habe. Das Cover gefällt mir einfach ausgesprochen gut. Der Farbschnitt, die Karte, die Illustration und die Vignetten runden die Optik perfekt ab.

Die Idee einer Welt voller Götter mit ihren Schreinen hat mir ausgesprochen gut gefallen. Auch die so unterschiedlich zusammengesetzte Reisegruppe, die sich mit tödlichen Flüchen, dämonischen Kreaturen und machtgierigen Göttern herumschlagen musste, konnte bei mir punkten.

In "Godkiller" wird auf Diversität und Inklusion geachtet. Es spielen verschiedene queere und körperlich beeinträchtigte Charaktere eine Rolle, Kyssen selbst trägt beispielsweise eine Beinprothese.

Hannah Kaner eröffnet mit Pauken und Trompeten und schliesst fulminant ab. Dazwischen findet sich eine eher ruhige Geschichte, die sich am einen oder anderen Ort etwas zieht. Wer also Auf viel Action und Kämpfe steht, sollte nicht unbedingt zu "Godkiller" greifen.

Der Schreibstil von Hannah Kaner liest sich flüssig, ist aber eher anspruchsvoll und erfordert volle Aufmerksamkeit. Das gibt dem Buch einen besonderen Touch, kann aber auch anstrengend sein.

Erzählt wird die Geschichte aus vier unterschiedlichen Perspektiven, so dass man alle Charaktere der Zweckgemeinschaft besser verstand.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.01.2024

von Startschwierigkeiten zum Pageturner

POSTER GIRL - Wer bist du, wenn dir niemand zusieht?
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Es ist nun bereits ein Jahrzehnt her, seit Sonya Kantor als das prominente Gesicht der Delegation galt, ein Symbol für vorbildliche Staatsbürgerschaft. Überall prangte ihr Bild auf Plakaten, doch dann ...

Es ist nun bereits ein Jahrzehnt her, seit Sonya Kantor als das prominente Gesicht der Delegation galt, ein Symbol für vorbildliche Staatsbürgerschaft. Überall prangte ihr Bild auf Plakaten, doch dann kam es zu einer Revolution, die die Delegation stürzte. Die Anhänger der Regierung wurden entweder im Kampf getötet oder in einen speziell abgeschirmten Bereich namens Apertur verbannt, wo sie für immer verschwanden.

Plötzlich taucht Alexander in Sonyas Leben auf, der Bruder ihres damals getöteten Verlobten, der seine eigene Familie verriet. Er fleht Sonya an, ihm zu helfen, ein Kind namens Grace zu finden, das von der Delegation entführt wurde und es zurück zu seiner Familie zu bringen. Wenn ihr das gelingt, würde ihr Freiheit gewährt.

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich etwas Mühe hatte, in die Geschichte reinzufinden. Veronica Roth wirft einen nämlich unmittelbar in die Handlung. Es gibt keinerlei Hinweise darauf, was passiert ist, und auch der Begriff "Apertur" bleibt zunächst im Dunkeln.

Dazu kommt, dass der Schreibstil beinahe kühlwirkt. Kein Wort wird verschwendet, was die Geschichte umso intensiver macht und die Gefühle der Protagonistin sowie die gesamte Atmosphäre authentisch widerspiegelt.
Die Atmosphäre selbst ist beinahe hoffnungslos, da die Menschen in der Apertur im Grunde nichts mehr zu verlieren haben. Es gibt keine Annehmlichkeiten für sie, denn sie wurden weggesperrt und sich selbst überlassen.

Sonya wirkt sehr distanziert. Sie ist weder besonders sympathisch noch unsympathisch, sondern gleicht eher einer Maschine. Wenn man die Apertur aber kennenlernt, überrascht das auch nicht.
Auch nach zehn Jahren, nach dem Sturz der Delegation, ist Sonya nach wie vor fest mit deren Werten verbunden. Durch ihre Eltern wurde sie von Kindesbeinen an regelrecht darauf trainiert, stets im Sinne der Delegation zu handeln. Die Konfrontation mit dem Leben ausserhalb der Apertur zwingt Sonya jedoch zu einer gründlichen Überprüfung ihrer Überzeugungen. Es war sehr spannend, ihre Gedankengänge dabei mitzuverfolgen. Ihre daraus resultierende Entwicklung erschien mir sehr authentisch.

So gelang es der Autorin, mich doch noch in ihre Geschichte zu ziehen, da die gesamte Welt mit ihren technischen Möglichkeiten und Überwachungen äusserst faszinierend gestaltet ist. Je länger ich in "Poster Girl" las, desto weniger konnte ich das Buch aus den Händen legen.

Fazit:
"Poster Girl" und ich hatten leider wirklich etwas Startschwierigkeiten. Die unmittelbare Konfrontation mit einer völlig fremden Welt ohne jegliche Erklärung war anfangs wirklich herausfordernd. Eine Vielzahl von Figuren und Begriffen erschwerten das Eintauchen in die Geschichte zusätzlich. Doch nachdem ich mich eingefunden hatte, konnte ich das Buch kaum noch aus der Hand legen. Einmal mehr wusste mich Veronica Roth mit einer faszinierenden Welt und facettenreichen Charaktere zu fesseln.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere