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Veröffentlicht am 02.10.2022

Maries Suche

Die Frau auf Sylt: Roman
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Hanna, Maries beste Freundin seit Kindertagen, ist spurlos verschwunden. Zehn Monate sind vergangen, seit Hanna ein riesiges Vermögen geerbt und kurz darauf nie mehr gesehen wurde. Kein noch so winziges ...

Hanna, Maries beste Freundin seit Kindertagen, ist spurlos verschwunden. Zehn Monate sind vergangen, seit Hanna ein riesiges Vermögen geerbt und kurz darauf nie mehr gesehen wurde. Kein noch so winziges Lebenszeichen gibt es seither vor ihr. Marie glaubt, dass ihr etwas zugestoßen sein muss. Einfach alle Brücken hinter sich abzubrechen und gut zu leben, wie die anderen dies behaupten, war nie Hannas Art.

Eine spannende Ausgangssituation und schon der Prolog gibt Rätsel auf. Wer sind diese knallharten Typen, was haben die mit der Story zu tun? Denen möchte ich nicht mal am helllichten Tag begegnen.

Als Marie Hannas Bild in der Zeitung sieht, weiß sie ganz gewiss, dass diese noch lebt. In einem Sylter Lokal sitzt ihre Freundin putzmunter, ein attraktiver Mann an ihrer Seite. Wäre doch gelacht, wenn diese Lokalität nicht ausfindig zu machen wäre! Und so zieht Marie los, mit nichts als diesem Bild im Gepäck und dem unbedingten Willen, Hanna zu finden. Nur gestaltet sich die Suche sehr viel schwieriger als zunächst gedacht.

Die Spannung ist sofort da und lässt auch nicht nach. Ich bin – natürlich – auf Maries Seite, fiebere mit ihr, möchte ihr zurufen, doch vorsichtig zu sein. Sie beißt nicht nur einmal auf Granit, ihre Suche gestaltet sich wie die berühmte Stecknadel im Heuhaufen. So manch zwielichtige Gesellen tauchen auf – ob diese Hanna überhaupt gekannt, mit ihrem Verschwinden zu tun haben? Ja, so mag ich es – ich blicke nur bedingt durch, stelle meine eigenen Theorien an. Und bange mit Marie, glaube und hoffe bis zuletzt, dass sie bei ihrer Suche Erfolg haben möge. Ihre Unrast überträgt sich auf mich als Leser. Es ist mir unmöglich, das Buch aus der Hand zu legen. Unvorhergesehenes passiert, die Dramatik spitzt sich immer mehr zu.

Rasant, mit viel Action und Herzklopfen meinerseits geht Maries verzweifelte Suche dem Ende entgegen – ein unterhaltsamer Roman mit sowohl liebenswerten als auch sehr dubiosen Charakteren, allesamt glaubhaft und authentisch dargestellt. Es waren spannende Lesestunden.

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Veröffentlicht am 01.10.2022

Ganz besondere Hör-Momente

Café Leben
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Was bleibt von uns? Am Ende des Lebens sind es viele Momente, die ganz tief verschlossen in uns drin sind – sollten all die guten, auch die weniger guten Erlebnisse, die Schicksalsschläge und die glücklichen ...

Was bleibt von uns? Am Ende des Lebens sind es viele Momente, die ganz tief verschlossen in uns drin sind – sollten all die guten, auch die weniger guten Erlebnisse, die Schicksalsschläge und die glücklichen Zeiten für immer verborgen bleiben? Wollen wir sie mit ins Jenseits nehmen? Vieles verschiebt man auf irgendwann, gerade passt es nicht. Und so bleibt vieles ungesagt, das Leben ist endlich.

Im „Café Leben“ begegnen mir zwei ganz besonderen Menschen – aber ist nicht jeder Mensch besonders? Ja, ganz gewiss sogar. Henriette lebt zurückgezogen, hat sich ihre kleine Welt mit Dave, ihrem treuen Hund, eingerichtet. Dringend braucht sie einen neuen Job und dabei stößt sie auf diejenigen, die sich auf das Aufschreiben fremder Leben spezialisiert haben. Annie ist Henriettes erste Klientin. Es gilt, Fragebögen abzuarbeiten, schließlich braucht ein Buch Struktur. Diese Antworten, aufgelockert mit persönlichen Bildern, sollen dann als Lebensbuch der Nachwelt erhalten bleiben. Soweit die Theorie, in der Praxis sieht dies allerdings ganz anders aus.

Das ungekürzte Hörbuch (9 Stunden, 47 Minuten) vom Argon-Verlag haben mir drei erfahrene Sprecherinnen - Tanja Fornaro, Nora Jokhosha und Heike Warmuth - vorgetragen. Von hell und jugendlich über warm und dynamisch zu alt und sehr feinfühlig decken die Stimmlagen alles ab, was das „Café Leben“ in seiner Gesamtheit ausmacht. Was ist wichtig, was waren die Momente, die einen geprägt haben? Für Henriette sind die Gespräche mit Annie mehr als nur einer Klientin dabei zu helfen, ihr Leben aufzuschreiben. Sie spürt, dass Annie sich nicht öffnen kann, sie Entscheidendes tief in ihrem Herzen vergraben hat. Gleichzeitig wird die junge Frau an ihr Schicksal erinnert, sie kann die Gedanken an ihre eigene Vergangenheit nicht länger abwehren.

Die Geschichte um das Projekt Lebensbuch berührt. Zwei Frauen nähern sich an, sie lernen sich und das Leben der jeweils anderen Tag für Tag besser kennen. Annie trägt schwer an der Vergangenheit – Henriette wird dies mehr und mehr klar und so begibt sie sich auf die Spuren von Annies Schwester. Denn erzählen, was damals war, das kann Annie nicht wirklich. Und auch Henriettes Vergangenheit lässt sich nicht länger zurückdrängen, sie beginnt zu reden…

Einfühlsam und berührend erzählt Jo Leevers vom Leben und dem Tod, ohne rührselig zu werden. Und das Hörbuch ist geradezu prädestiniert, die Stimmung in all ihren Nuancen einzufangen. Das Erinnern an schlimme Zeiten, Momente, die man ein Leben lang verdrängt hat, ohne sie jedoch vergessen zu können, drängt kraftvoll an die Oberfläche. All dies sollte man zulassen, denn nur so kann man damit abschließen.

Zwei Frauen, die sich gegenseitig stützen, die schmerzhafte Erinnerungen annehmen, sich ihrer Lebensgeschichte stellen. Eine ganz besondere, eine versöhnliche Geschichte, die nachdenklich stimmt. Ich habe sie gerne gehört, war tief drin in deren Leben. Sie hat mir unterhaltsame Hörstunden beschert.

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Veröffentlicht am 21.09.2022

Das etwas andere Erbe

Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens
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Alexandre Comte de Chacarasse weilt nicht mehr unter den Lebenden. Das Familienmotto „Verpflichtet den Lebenden und den Toten“ steht in Marmor gemeißelt auf seiner Grabplatte. Er ist gestern beigesetzt ...

Alexandre Comte de Chacarasse weilt nicht mehr unter den Lebenden. Das Familienmotto „Verpflichtet den Lebenden und den Toten“ steht in Marmor gemeißelt auf seiner Grabplatte. Er ist gestern beigesetzt worden und nun soll sein Sohn Lucien das Familienerbe antreten. Es ist ein etwas anderes Erbe, von dem das unterhaltsame Buch berichtet.

Der launige Schreibstil zieht mich durch die Seiten. Lucien ist der charmante Hauptdarsteller, mit ihm verbringe ich spannende Tage an der Côte d'Azur. Seine verschmitzte Art, mit der für ihn nicht ganz einfachen Situation umzugehen, lässt mich zuweilen schmunzeln…

…und es kommt, wie es kommen muss – der erste Auftrag steht an und den gilt es ohne Patzer abzuarbeiten. Denn seine Familie versteht sich seit Generationen auf die diskrete Kunst des Tötens, ohne irgendwelche Spuren eines Verbrechens zu hinterlassen. Unfall, auch Selbstmord wäre okay, nur nach Mord darf es nicht aussehen. Ansonsten wäre die Million futsch und nicht nur das. Eine dilettantische Arbeit würde dem guten Ruf der Familie schaden, Folgeaufträge wären anhand einer verheerenden Reverenz eher unwahrscheinlich.

Seine ehemals erlernten Künste hat Lucien nicht verlernt, so viel steht fest. Die Tatsache, dass er aus fast drei Metern Entfernung einer Ratte, die sich in die Küche verirrt hatte, mit einem gezielten Messerwurf den Todesstoß versetzt, hat ihn selber gehörig erschreckt. Er ist noch immer aufs Töten geeicht – mit der Präzision eines absoluten Könners. Nur genau das will er nicht, sein Herzblut hängt an seinem Bistro in Villefranche-sur-Mer.

Mit allen Sinnen genießen – schon das Cover stimmt mich ein, einem Abstecher nach Südfrankreich steht nichts mehr im Wege. So wie Lucien bin auch ich der Meinung, dass die Kunst, das Leben zu genießen, so viel besser ist als seine Familientradition aufrecht zu erhalten. Ein kleiner Tipp am Rande: Das Buch sollte man tunlichst nicht mit knurrendem Magen lesen. Rosas Köstlichkeiten, vermengt mit all den Gerichten, die in Luciens Bistro von seinem Küchenchef Roland stets frisch zubereitet werden, sind äußerst verführerisch.

Der Auftakt der Monsieur-le-Comte-Reihe ist gelungen, Lucien in seiner trotz der Familientradition liebenswürdigen Art hat mich bestens unterhalten, in sein Bistro werde ich bestimmt bald wieder einkehren sobald es heißt: Monsieur le Comte, der zweite Streich.

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Veröffentlicht am 20.09.2022

Was geschah damals?

Der Sturm
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Es war einmal… ein Ehepaar, das hatte zwei Söhne. Finn und Kieran. Sie lebten glücklich bis zu dem Tag, als der Sturm alles veränderte. Zwölf Jahre sind seither vergangen, Kieran ist weggegangen, kehrt ...

Es war einmal… ein Ehepaar, das hatte zwei Söhne. Finn und Kieran. Sie lebten glücklich bis zu dem Tag, als der Sturm alles veränderte. Zwölf Jahre sind seither vergangen, Kieran ist weggegangen, kehrt mit Mia und Audrey, ihrer gemeinsamen Tochter, zurück.

Bronte, eine junge Künstlerin, wird am Strand gefunden – sie ist tot. Vor zwölf Jahren verschwand nicht weit von dieser Stelle, an der nun Bronte liegt, ein Mädchen. Bis heute ist unklar, was damals geschah. Der Sturm hat nicht nur das Mädchen verschluckt, auch sind Finn und sein Kompagnon damals ums Leben gekommen.

Dieser schicksalhafte Tag, an dem der Sturm aufzog, hat alles verändert. Was wäre gewesen, wenn er weiter draußen geblieben wäre, die Küste nicht erreicht hätte?

Und nun, zwölf Jahre später, rollt eine Welle heran, die sie alle zu verschlucken droht. Was ist damals wirklich geschehen? Waren auch andere als die hinlänglich bekannten Personen am Unglücksort? Und warum musste ausgerechnet Bronte sterben, die damals gar nicht anwesend war, die mit diesen Geschehnissen nicht das Geringste zu tun hat? Die Vergangenheit spielt eine Rolle, dies wird zunehmend sichtbar.

Kieran weiß, dass er unterschwellig für Finns Tod verantwortlich gemacht wird, er selbst hat seine Zweifel, hat Erinnerungslücken. Das Labyrinth der Höhlen, die der Ozean regelmäßig mit aller Gewalt überspült, war damals ihr Refugium. Immer neue Pfade hatten sie erforscht, die Gezeiten kannten sie gut und doch waren sie zu sorglos. Und nun zieht es ihn wieder hierher, denn nur hier kann er seinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen.

Sehr geschickt und gut nachvollziehbar erzählt Jane Harper vom Gestern und dem Heute im Wechsel, es sind Kierans Gedanken, denen ich folge. Von seinem dementen Vater genauso wie von der damaligen Clique. Beängstigende Momente wechseln sich ab mit Alltäglichem – alles fließt. Ich bekomme immer mehr Einblicke, die Zusammenhänge werden zunehmend sichtbar. Die Fassaden bröckeln und doch bleiben viele Fragen offen.

„Der Sturm“ beginnt gemächlich, anfangs liest er sich eher ohne besondere Vorkommnisse, sieht man von Brontes Tod mal ab, der aber gefühlt eher nebenher erwähnt wird. Und doch hat mich die Geschichte nicht losgelassen. Die Charaktere sind allesamt gut beschrieben, Jane Harpers Schreibstil ist eher nüchtern und ruhig, ein wenig distanziert und doch sehr emotional und einnehmend. Ein Thriller ohne Effekthascherei. Auch bedrückende Stille kann atemraubend sein.

Ein Thriller mit Tiefgang über Schuld und Schuldgefühle, über Sprachlosigkeit, Distanz trotz Nähe. Gut zu lesen und trotz des ernsten Hintergrundes unterhaltend. Gerne empfehle ich dieses Buch weiter.

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Veröffentlicht am 15.09.2022

Das Grauen steigert sich

Blutige Stufen (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 12)
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Der 12. Band um Robert Hunter „Blutige Stufen“ ist zugeklappt, ist ausgelesen. „Sind deine Nerven stark genug für Chris Carter?“ Oh ja, mittlerweile schon! Mehr noch – ich bin begeistert, kann so gar ...

Der 12. Band um Robert Hunter „Blutige Stufen“ ist zugeklappt, ist ausgelesen. „Sind deine Nerven stark genug für Chris Carter?“ Oh ja, mittlerweile schon! Mehr noch – ich bin begeistert, kann so gar nicht verstehen, dass ich so lange abstinent war. Mit seinem ersten Fall habe ich angefangen, es sind etliche Jahre vergangen und damals hatte ich genug. Wahrscheinlich waren meine Nerven zu der Zeit noch nicht so stark, ich kann es mir so gar nicht mehr erklären, warum ich Hunter die kalte Schulter gezeigt habe. Damit ist nun endgültig Schluss, ich will mehr von ihm.

Ziemlich beschwipst steigt sie aus dem Taxi, schafft es grad noch so ins Haus und schon piept ihr Handy – eine Textnachricht, die es in sich hat, erscheint. Sie schreibt zurück, denkt an den gelungenen Abend an der Bar… Ein Mentor will er sein. Derjenige, der diese Botschaften schreibt. „Bei der ersten Lektion geht es um Angst. Und dann lehre ich dich, was Schmerz bedeutet…“ Er steigert sich, es wird zunehmend beängstigend und furchteinflößend.

Derweilen genießt Hunter Carlos Garcias Grillkünste, auch hier bahnt sich ein geselliger Abend mit netten Gästen an - bis ein Anruf dem ein abruptes Ende bereitet. Hunter und Garcia treffen auf eine grauenvoll inszenierte Leiche, bald darauf finden sie eine rätselhafte Botschaft. Und nicht genug damit, wird die nächste brutal zugerichtete Tote gefunden, auch hier lesen sie Zeilen, mit denen sie nichts anfangen können. Man meint, schon alles gesehen, in jeden Abgrund geblickt zu haben und doch übertrifft das hier nochmal alles.

Chris Carter studierte forensische Psychologie, er hat sich schon früh mit den Ursachen der Verbrechensentstehung und –durchführung beschäftigt. Und genau das merkt man seinen Meisterwerken an. Seine Leser erfahren nie genug. Immer dann, wenn es auf ein Mehr an Wissen zusteuert, kommt das nächste Kapitel.

So etliche zwielichtige Gestalten lerne ich kennen, jedem einzelnen traue ich einen Mord zu. Um dann doch wieder zu zweifeln. Genau so, wie dieser ominöse Unbekannte Wege findet, sich einem Zugriff zu entziehen, versteht es Carter, mich zu täuschen. Der Killer ist schlau, hinterlässt keinerlei Spur. Was bedeuten die Botschaften, die sich ähneln – ein Gedicht, ein Brief? Sind diese Zeilen der Schlüssel zu allem? Hunter und Garcia kommen nicht voran, jeder Lösungsansatz führt ins Nichts.

Jeder Mord, jede Inszenierung der Leiche, wird detailliert beschrieben. Nichts für ängstliche Gemüter! Umso mehr für jeden Thriller-Fan. Und wenn man meint, das wars schon, sie kurz davor sind, den wahren Täter dingfest zu machen, hat man sich gründlich getäuscht. Furcht, Angst, Tod. Mordsmäßige Spannung ist hier garantiert – und das bis zum Schluss. Ein Leckerbissen für jeden Thriller-Fan.

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