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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.11.2022

Kurz und knapp, mit interessanten Einblicken

Verbrechen sind mein Job
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Für Krimi-Fans ist Karlotta Stahls Erfahrungsbericht „Verbrechen sind mein Job. Eine junge Staatsanwältin ermittelt“ ein gefundenes Fressen, denn hier wird authentisch und hautnah, dabei aber gut verständlich ...

Für Krimi-Fans ist Karlotta Stahls Erfahrungsbericht „Verbrechen sind mein Job. Eine junge Staatsanwältin ermittelt“ ein gefundenes Fressen, denn hier wird authentisch und hautnah, dabei aber gut verständlich geschildert, wie Ermittlungen bei einer Straftat wirklich ablaufen – ein Geheimnis, das viele Krimis ja unter einer ordentlichen Portion Halbwissen verstecken. Das einzige Manko dieser hochinteressanten Darstellung ist die Kürze des Buchs.

Auf sehr persönliche und nahbare Weise schildert Staatsanwältin Karlotta Stahl ihren Weg in den Beruf, ihren Berufsalltag und die vielen Schwierigkeiten und Hürden, die es im Alltag zu überwinden gilt. Dabei gibt sie zugleich Einblicke in die polizeiliche Ermittlungsarbeit und den Ablauf im Justizapparat. Untermalt wird dies von ausführlich geschilderten Beispielfällen (natürlich verfremdet, aber authentisch nacherzählt) und Erläuterungen zur Rechtslage. Dabei wird der Tonfall nie dröge und die Erläuterungen nie allzu komplex, sodass man ihr gut folgen kann und am Ende wirklich das Gefühl hat, etwas gelernt zu haben.

„Verbrechen sind mein Job“ richtet sich sicher hauptsächlich an Krimi-Fans, die ihr literarisches Halbwissen überprüfen wollen. Und das schafft das Sachbuch wirklich ganz hervorragend! Auch die gewählten Fälle sind ganz gewiss aufgrund ihres Unterhaltungsfaktors ausgewählt, denn manch einer mutet geradezu absurd komisch an. Aufgrund seiner extremen Kürze (nur gut 200 Seiten bei großzügigem Druck) geht das Buch aber leider nirgends so richtig in die Tiefe. Wer also intensive Einblicke in das Berufsbild einer Staatsanwältin sucht, kommt hier nicht auf seine Kosten. Für einen unterhaltsamen kurzen Blick und die Möglichkeit, beim gemeinsamen Tatort-Gucken mit Insider-Wissen zu glänzen, eignet sich das Büchlein jedoch hervorragend.

Insgesamt ein Sachbuch, das sicher vor allem Krimi-Fans begeistern und unterhalten wird. Aufgrund seines lockeren und leichten Sprachstils mit vielen unterhaltsamen Fallbeispielen sowie der Kürze gut zum Schmökern zwischendurch geeignet.

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Veröffentlicht am 20.11.2022

Ein Krimi mit Fokus auf echter Ermittlungsarbeit

Kant und der Schachspieler
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Im Krimi-Genre überbieten sich aktuell Autorinnen gegenseitig mit den cleversten Verbrechen und den kaputtesten Charakteren. Da ist eine Krimireihe wie „Kant“ eine erfrischende Abwechslung: Im zweiten ...

Im Krimi-Genre überbieten sich aktuell Autorinnen gegenseitig mit den cleversten Verbrechen und den kaputtesten Charakteren. Da ist eine Krimireihe wie „Kant“ eine erfrischende Abwechslung: Im zweiten Band der Reihe, „Kant und der Schachspieler“, lässt Marcel Häußler sein Team der Münchner Kriminalpolizei auf authentische und spannende Weise Stück für Stück mit solider Polizeiarbeit die Puzzleteile zur Lösung eines rätselhaften jahrealten Mords zusammentragen.

Ein mysteriöser Leichenfund auf einem alten Fabrikgelände stellt das Ermittler-Team um Kant vor ein Rätsel, genauer genommen, die Frage, um wen es sich überhaupt handelt. Die Spur führt zum Schachgenie Jakob Holler – aber kann er wirklich der Tote sein? Die Identifizierung der Leiche erweist sich als schwieriger als gedacht und führt die Ermittler schließlich mitten in einen alten Betrugsfall. Mit Befragungen, Durchsuchungen und Aktenwälzen kämpft sich das Team mühsam Schritt für Schritt an des Rätsels Lösung heran.

Der namensgebende Kommissar Kant steht erfreulicherweise nicht ganz so stark im Vordergrund, wie der Titel es vermuten lässt. Anders als in vielen anderen Büchern des Genres ist es nicht ein einzelgängerisches Genie, das den Fall löst, sondern ein ganzes Team, jedes Mitglied mit seinen eigenen Stärken und Schwächen und gleich wichtig, um das Puzzle zusammensetzen zu können. Mit jeder neuen Information, die sie dabei aufdecken, rückt man als Leser
in zusammen mit dem Team der Lösung des Falls näher, kann Vermutungen aufstellen und verwerfen, spekulieren und knobeln. Man ist quasi hautnah bei den Ermittlungen dabei und weiß nie mehr als die Ermittelnden, was das individuelle Mitermitteln, das man sich beim Krimilesen ja meist wünscht, sehr einfach macht. Diese Vorgehensweise ist eine große Stärke des Romans, der Fall selbst bleibt allerdings ein wenig blass. Einige Aspekte sind sehr clever konstruiert, aber ein richtiges Interesse an der Auflösung entwickelt sich nur teilweise, da die beteiligten Figuren wenig Identifikationspotenzial haben. Nichtsdestotrotz macht das gemeinsame Rätsellösen einfach Spaß!

Ein solider Kriminalroman, der vor allem für Rätselbegeisterte ein gefundenes Fressen sein dürfte. Mit etwas mehr emotionaler Gebundenheit an die Lösung des Falls könnte man sich sicher noch besser auf das Buch einlassen, aber wer vor allem selbst mitermitteln will, kommt hier voll auf seine Kosten.

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Veröffentlicht am 06.11.2022

Ein Backbuch für Geduldige und Perfektionist*innen

Süße Brote backen - einfach perfekt
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Wer schon immer auf der Suche nach einem echten Profi-Lehrwerk für Süßgebäck war, der ist bei Lutz Geißler an der richtigen Adresse: Mit „Süße Brote backen“ bietet er eine detaillierte Backanleitung für ...

Wer schon immer auf der Suche nach einem echten Profi-Lehrwerk für Süßgebäck war, der ist bei Lutz Geißler an der richtigen Adresse: Mit „Süße Brote backen“ bietet er eine detaillierte Backanleitung für Hefezopf, Stollen und Co in Bäckerqualität. Dafür muss man jedoch ein wenig Geduld mitbringen.

„Süße Brote backen“ fällt zuallererst durch seine absolut hochwertige Ausstattung aus: Schön gebunden, mit Lesebändchen und haptisch angenehmem Einband sowie extrem vielen Farbfotos, sticht es positiv aus der Masse der Backbücher heraus. Hier dreht sich alles um langsam gehende Hefe- und Sauerteige, und der Umgang damit wird in einer ausführlichen und reich bebilderten Einleitung vermittelt. Für Unerfahrene sicher eine Herausforderung und möglicherweise etwas überfordernd, für fortgeschrittene Backfreudige jedoch eine sehr nützliche Informationsquelle, zu der man immer wieder zurückkehrt.

Die Besonderheit dieses Backbuchs liegt sicher in seiner Detailliertheit: Zutaten sind aufs Gramm genau (bis in die erste Nachkommastelle) angegeben, dazu gibt es genaue Anweisungen zur Reihenfolge und Dauer des Knetens und der Temperatur der Zutaten. Augenmaß hat in diesem Backbuch nichts zu suchen, hier wird alles ganz genau gemacht. Das erfordert Zeit und ein wenig Geduld, die Ergebnisse sprechen jedoch für sich. Folgt man den Anweisungen aufs Wort, erhält man wirklich ein ungewöhnlich gutes Ergebnis, das die Qualität der Backwaren regulärer Hobbybäcker*innen definitiv bei Weitem übersteigt. Ob dafür Zeit und Energie vorhanden sind, ist dann eine individuelle Frage. Die extrem detaillierten Anweisungen können ein wenig einschüchternd wirken und eignen sich bestimmt eher für Menschen mit etwas Erfahrung im Backen.

Wer hohe Ansprüche hat und mit Zeit, Geduld und ordentlich Perfektionismus ans Backen herangeht, wird mit diesem Buch traumhafte Ergebnisse erzielen. Auch alle anderen können aber vor allem aus dem Grundlagenkapitel des Buchs eine Menge lernen.

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Veröffentlicht am 06.11.2022

Ein Buch, das Paranoia schürt – superspannend!

Nach dir der Tod
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Wer Serienkiller-Literatur mag, kommt bei Phillip Eilingers Psychothriller „Nach dir der Tod“ voll auf seine Kosten. In einem cleveren Hin und Her zwischen der Protagonistin Hanna und einem skrupellosen ...

Wer Serienkiller-Literatur mag, kommt bei Phillip Eilingers Psychothriller „Nach dir der Tod“ voll auf seine Kosten. In einem cleveren Hin und Her zwischen der Protagonistin Hanna und einem skrupellosen Serienkiller erzählt der Roman eine psychologische Verfolgungsjagd, die einem einen Schauer über den Rücken laufen lässt. Dass es dabei sprachlich hier und da noch etwas holpert, kann man dabei wohlwollend übergehen.

Hanna ist keine sympathische Protagonistin: Dank ihres Alkoholproblems hat sie sich von der Familie entfremdet und befindet sich jetzt in einem Sorgerechtsstreit mit ihrem Ex David, der ihren gemeinsamen Kindern zwar ein guter Vater ist, sie jedoch auch bewusst auf Abstand hält. Um sie auf andere Gedanken zu bringen, nimmt ihr bester Freund Roland sie eines Abends mit auf eine extravagante Party … und das Unheil nimmt seinen Lauf. Denn jemand scheint ein Auge auf Hanna geworfen zu haben und scheint wild entschlossen, ihr Leben zur Hölle zu machen. Kann der charismatische Martin etwas damit zu tun haben, der kürzlich in ihr Leben getreten ist? Hanna weiß nicht mehr, wem sie trauen kann, und sucht verzweifelt nach Antworten, während der geheimnisvolle Fremde ihr immer dichter auf den Leib rückt …

Typisch fürs Genre, kommt auch der Killer immer wieder in mysteriösen Zwischenkapiteln zu Wort und offenbart seine Intentionen. Das sorgt dafür, dass man Hanna nonstop Warnungen zurufen möchte, aber zugleich macht sie es einem nicht leicht, mit ihr zu sympathisieren. Ein durchaus interessanter Kniff! Die Spannung ist kontinuierlich hoch, was das Buch zu einem echten Pageturner macht, jedoch ist es sprachlich leider noch nicht ganz ausgereift. Immer wieder verirren sich holprige Ausdrucksweisen in die Schilderung der Ereignisse, und der Stil wirkt mitunter hölzern. Hier gäbe es noch Luft nach oben, was den Spaß an der rasanten und packenden Geschichte jedoch glücklicherweise nur ein wenig eindämmt.

Ein echter Pageturner, der einen zweimal überprüfen lassen wird, ob die Haustür wirklich abgeschlossen ist.

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Veröffentlicht am 06.11.2022

Hochinteressante Einblicke in aktuelle Forschung

Raben
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Thomas Bugnyar ist ein renommierter österreichischer Verhaltensforscher, der sich mit den Verhaltensweisen von Raben beschäftigt. In diesem außergewöhnlich schön gestalteten Sachbuch präsentiert er seine ...

Thomas Bugnyar ist ein renommierter österreichischer Verhaltensforscher, der sich mit den Verhaltensweisen von Raben beschäftigt. In diesem außergewöhnlich schön gestalteten Sachbuch präsentiert er seine aktuelle Forschung und vermittelt auf verständliche Art und Weise hochinteressante Informationen über extrem intelligente und soziale Tiere.

„Raben“ stellt keine allgemeine Übersicht über den Stand der Forschung zu Raben dar, sondern beschäftigt sich vielmehr gezielt mit aktuellen Forschungsprojekten, die versuchen, das Sozialverhalten und die „Persönlichkeit“ dieser faszinierenden Vögel näher zu ergründen. Vom Rufverhalten bis zur Gruppen- oder Paardynamik werden hier viele Aspekte des Rabenlebens angesprochen und erläutert, sodass ein beeindruckend komplexes Bild der Fähigkeiten dieser Vögel entsteht und auch mit einigen Mythen aufgeräumt wird. Besonders interessant dabei ist, dass Bugnyar auch sehr konkret auf die Forschungsmethoden eingeht und Schritt für Schritt schildert, wie sich eine These durch Versuche überprüfen lässt und wie solche Versuchsanordnungen auszusehen haben, um aussagekräftige Ergebnisse daraus zu ziehen.

Der Stil des Sachbuchs ist auch für Laien gut verständlich, nur bekommt man hin und wieder das Gefühl, dass der Verfasser es mit der einfachen Verständlichkeit etwas übertrieben hat: Häufig werden bereits zuvor erläuterte Informationen, etwa zu den Gegebenheiten in der Rabenvoliere, wiederholt und Begriffe erläutert, die eigentlich keiner Erläuterung bedürfen (etwa „valide“ oder „interdisziplinär“). Das hemmt den Lesefluss ein wenig, macht das Buch aber inhaltlich kein Stück weniger faszinierend. Positiv hervorzuheben ist auch noch die ausnehmend schöne optische Gestaltung des Buchs mit Farbdruck, Lesebändchen und kleinen Illustrationen.

Insgesamt ein hochinformatives und gut verständliches Sachbuch, das nicht nur Wissen über Raben, sondern auch über die Vorgehensweise in der Verhaltensforschung vermittelt.

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