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Veröffentlicht am 01.06.2023

Schöne Idee nicht so gut umgesetzt (2-2,5)

Ravenhall Academy 1: Verborgene Magie
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Als Lilly bei ihrer Großmutter ankommt, ahnt sie noch nicht, was sie dort herausfinden wird: Sie ist eine Hexe. Um zu lernen, ihre Magie zu kontrollieren und einsetzen zu können, wird sie an die Ravenhall ...

Als Lilly bei ihrer Großmutter ankommt, ahnt sie noch nicht, was sie dort herausfinden wird: Sie ist eine Hexe. Um zu lernen, ihre Magie zu kontrollieren und einsetzen zu können, wird sie an die Ravenhall Academy geschickt. Neben dem außergewöhnlchen Unterricht, muss sie auch mit allerlei anderen Dingen lernen, umzugehen. Da wäre zum Beispiel Jason, der ihr nicht mehr aus dem Kopf gehen will. Doch einige mysteriöse Vorkommnisse lassen Lilly schon bald vermuten, dass an der Academy etwas nicht mit rechten Dingen zu sich geht.


Mir ist es vorab ein Bedürfnis, erstmal zu sagen, dass ich nicht finde, dass wir hier einen Harry Potter-Abklatsch haben. Ja, es ist eine Zauberschule mit Zauberunterricht. Ja, es geht um Hexen und Magie. Ja, es gibt einige Parallelen und man merkt, dass die Autorin sich von ihrer Liebe zu Harry Potter hat inspirieren lassen. Aber 1. Welcher Autorin lässt denn bitte nicht seine Lieblingsgeschichten oder -aspekte mit in eigene Werke einfließen? Es wiederholt sich eh immer überall alles mögliche in Büchern. Da wird sich auch nicht beschwert, wenn es den tausendsten Auserwählten gibt, der die magische Welt retten soll. Oder es sich mal wieder um irgendwelche Fantasy-Königs/Adelshäuser dreht. Naja und 2. gibt es doch genügend Unterschiede. Protagonistin, Alter, Vorkommnisse an der Academy, Handlungsverlauf. Das alles ist nicht mit Harry Potter zu vergleichen, weshalb ich es nicht nachvollziehen kann, wenn alle das so stark hervorheben.

Nun, nichtdestotrotz hat mir das Buch nicht wirklich gefallen. Nur eben aus anderen Gründen. Erst einmal fand ich das Setting nicht störend, wie oben erklärt, sondern mochte es sogar. Ich mag Hexengeschichten. Ich mag magische Academys. Und Ravenhall klang wirklich schön. Die Idee drumherum, dass Lilly von ihrer Oma ihr magisches Erbe erfährt, dass sie dort lernen muss, Freunde und Feinde kennenlernt, seltsamen Geschehnissen auf die Spur geht – das alles ist ein super Rezept für eine ganz tolle Geschichte, was von mir auf jeden Fall Lob bekommt. Aber naja, wenn die Zutaten nicht vernünftig zusammengemischt oder zubereitet werden, kann auch aus einem guten Rezept ein schlechtes Gericht werden. Wobei ich schlecht etwas zu hart finde. Das Buch ist nicht schlecht. Ich glaube nur, dass die Autorin noch einiges an Arbeit vor sich hat, um richtig runde Geschichten zu schreiben.

Kommen wir zur Academy selbst. Ein wunderbares, überzeugendes Setting. Nur hat mir einiges an logischen Erklärungen gefehlt. Ich hatte das Gefühl, die Acdemy war nur Mittel zum Zweck, um Lilly an einen interessanten Ort zu platzieren. Aber die Academy an sich muss eben auch Sinn machen. Wieso sind Gleichaltrige in unterschiedlichen Jahrgängen? Kann man in jedem beliebigen Alter anfangen? Wonach geht es, wann wer anfängt? Warum ist Lilly gleichzeitig eingetroffen mit Leuten, die schon ihr ganzes Leben in der magischen Welt verbringen? GIbt es Prüfungen? Bekommt man einen Abschluss? Bekommen den alle im gleichen Alter oder alle einfach nach zwei Jahren? Wonach geht die Aufnahme dort? Für mich wurde in keinerlei Hinsicht ausreichend erklärt, wie das ganze System überhaupt funktioniert.

Die Handlung war durchaus interessant und hat mich neugierig gemacht. In guten Abständen gab es neue Vorfälle oder Hinweise. Cozy Szenen haben sich mit dramatischen Szenen super abgewechselt, eine sehr schöne Mischung, die grundsätzlich funktioniert. Allerdings hatte ich das Gefühl, dass nichts davon bis zum Ende gedacht war. Beziehungsweise, nicht ausführlich genug durchdacht. Die Szenen fühlten sich alle recht sprunghaft an, sie waren sehr kurz. Da setzte Lilly sich gerade zu Beginn in den Unterricht und nach einem Dialog ist es wieder vorbei. Auch Unterhaltungen von Charakteren zu verschiedenen Themen waren etwas lieblos abgearbeitet, auf das wesentlichste reduziert und dann wars wieder vorbei. Dadurch wirkte alles, vor allem die Dialoge, total hölzern und unecht. Das hätte sprachlich alles tiefergehender ausgebaut werden müssen. Dahingehend war mir der Schreibstil leider zu flach. Und es gab einfach zu viele Wiederholungen und einfache Sätze und wenig abwechslungsreiche Satzstrukturen. Für Dialoge gab es gefühlt einen Pool aus fünf Aktionen, die die Charaktere dabei machen (Stirn runzeln, lächeln, Schultern zucken, o.ä.) und darüber hinaus gabs wenig. Und ich fürchte, ich kann nie wieder den Begriff Hundelady lesen.

Die Charaktere waren in ihrem Grundgerüst schön angelegt und so, wie man sie aus unserer Bookstagram- und Fantasy-Bubble kennt und liebt. Die Protagonistin, die neu in die Welt kommt, zunächst unsicher, aber sich nicht unterkriegen lässt. Der geheimnisvolle Bad Boy, der erst abweisend ist, bis sich eine Verbindung zwischen ihnen aufbaut. Nur leider fühlte es sich wirklich so an, als wollte die Autorin einfach nur dieses typische Trope bedienen, ohne die Charaktere tatsächlich selbst rund anzulegen. Sie waren wahnsinnig flach gehalten, ohne jeden Tiefgang in der Persönlichkeit. Oder mit besonderen Eigenheiten, die sie ausmachen. Und Jason war zu Beginn ohne auch nur irgendeinen einzigen Grund absolut unnahbar, nur um dann ganz plötzlich unsterblich in Lilly verliebt zu sein und ihre Nähe zu suchen. Also wirklich plötzlich. Da gab es keine Entwicklung in seinem Charakter. Kein Annähern. Keine Interaktion zwischen den beiden, die begründen würde, warum er ganz plötzlich so großes Interesse an ihr hat. Es steckt wirklich nur ein "Oh, es kommt in Büchern gut an, wenn der Typ erst abweisend ist und dann aber sich in sie verliebt" in dieser Konstruktion der beiden, ohne dass das bis zum Ende durchdacht worden ist. Auch die Nebencharkatere waren ähnlich eindimensional.


An sich war das Buch eine kurzweilige, nette Unterhaltung, das Setting schön und die Story hat durchaus neugierig gemacht. Ich bin noch am überlegen, Band 2 trotzdem noch zu lesen. Aber leider fühlt sich eigentlich alles an diesem Buch – Schreibstil, Setting, Charaktere, Handlungsverlauf – an, als hätte man versucht, Dinge, die in Büchern gut ankommen, zusammenzuschustern, ohne richtig Substanz reinzuarbeiten, ohne das ganze richtig bis zum Ende zu denken und auszuformulieren. Kann sein, dass die Kreativität und die Leidenschaft bei der Autorin mehr als ausreichend da sind, aber meiner Meinung nach mangelt es in Sachen "Handwerk des Schreibens". Was man ja aber durchaus lernen, trainieren kann.
Ich glaube aber, dass dieses Buch jüngeren Leser*innen, die vielleicht auch noch nicht so viel in dem Genre gelesen haben und diese ganzen Tropes und typischen Dinge noch nicht so gut kennen, wesentlich besser gefallen wird. Vielleicht also ein schönes Einstiegs-Jugendbuch?!
Von mir gibt's 2-2,5 Sterne für Ravenhall Academy.

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Veröffentlicht am 22.11.2022

Faszinierende Idee in der Umsetzung gescheiter

Glacial Blue
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Obwohl man Zeitreisende gar nicht töten kann, hat es jemand versucht. Nathan Peeregaard versucht daraufhin, Antworten zu finden. Wer hat das getan und vor allem: Warum? Während er in unterschiedlichen ...

Obwohl man Zeitreisende gar nicht töten kann, hat es jemand versucht. Nathan Peeregaard versucht daraufhin, Antworten zu finden. Wer hat das getan und vor allem: Warum? Während er in unterschiedlichen Zeiten und an unterschiedlichen Orten Puzzleteile zusammensetzt, wird sein Schicksal enger mit einer Nicht-Reisenden verknüpft, als er für möglich gehalten hätte. Aber letztendlich kommt sowieso alles immer, wie es kommen muss – oder?


Für mich war "Glacial Blue" eine superspannende Thematik, die unbefriedigend umgesetzt wurde. Ich mag Zeitreise-Geschichten total gerne, obwohl sie gleichzeitig auch schnell in die Hose gehen können. Weil man Logikfehler übersieht, sich in Sackgassen verrennt oder wie hier einfach zu viel Chaos anrichtet. Denn Zeitreisebücher müssen nicht zwangsläufig auch konfus geschrieben werden, aber so war es für mich hier. Es wurde herumgesprungen, Sachen nur halb auserzählt, Anekdoten in den Raum geworfen, mit denen ich nichts anfangen konnte, Puzzleteile durch die Gegend geworfen, Szenen umgedichtet und parallel erzählt, sodass ich nicht mehr durchgefunden hab, was eigentlich geschehen ist, und am Ende ging mir bei zu vielen Punkten der rote Faden flöten. Gleichzeitig ist aber eigentlich kaum was passiert, außer dass Nathan in der Zeit umherhüpft, redet und sich Fragen stellt. So richtig aufgeklärt wird eigentlich auch nichts. Dazu kommt, dass das Buch in einem ziemlich distanzierten Schreibstil verfasst ist. Dadurch, dass zwar Nathan den Hauptfokus trägt, aber trotzdem oft die Sichtweise gewechselt wird, und das alles in Erzählperspektive, kombiniert mit wirren Situationen, hat das Buch es leider nicht ansatzweise geschafft, dass ich eine Verbindung zu einem der Charaktere aufbauen konnte. Fast alle sind mir als Persönlichkeiten selbst sehr blass, austauschbar und uninteressant vorgekommen.

Die Idee dahinter, der Plot an sich, die Art und Weise, wie mit Zeitreisen umgegangen wird, dass man Zeitreisende wohl nicht töten kann, wie man Dinge beeinflussen kann oder eben auch nicht – das alles hat mir gefallen und mich thematisch total fasziniert. Es ist ein supercooler Ansatz, der ordentlich hergibt für eine mega Story. Aber die Umsetzung war leider nicht meins.

Wobei ich es auch nicht unfassbar schlecht fand! Es hat mich durchaus soweit gefesselt, dass ich weitergelesen und nicht abgebrochen hab. Dass ich wissen wollte, was Nathan noch herausfindet. Was Salea mit allem zu tun hat. Welche Rolle der Globus bei allem spielt (was mich aber leider enttäuscht hat). Wer hinter dem Anschlag steckt und warum. Was ist seine Geschichte? Es waren sehr viele interessante Aspekte drin, die mich festgehalten haben. Aber am Ende blieb ich ziemlich unzufrieden zurück und war mir nicht sicher, was ich davon mitnehmen soll.
Für mich sinds daher 2,5 Sterne. Aber wer sich nicht so daran stört, dass es konfus ist und man am Ende keine genauen Antworten bekommt, hat bestimmt mehr Spaß daran als ich!

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Veröffentlicht am 28.05.2021

Bei mir kamen keine Gefühle an

Mein Glück in deinen Händen
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Mariel hat ihrer Schwester Sara den Freund ausgespannt. Davon ist Sara felsenfest überzeugt. Und nun heiratet Mariel Carter auch noch. Die Stimmung zwischen den beiden Schwestern könnte nicht frostiger ...

Mariel hat ihrer Schwester Sara den Freund ausgespannt. Davon ist Sara felsenfest überzeugt. Und nun heiratet Mariel Carter auch noch. Die Stimmung zwischen den beiden Schwestern könnte nicht frostiger sein. Sara beschließt, den beiden ihren Hochzeitstag zu versauen und Carter zurückzugewinnen. Doch während sie erst noch von verletztem Stolz und Rachegefühlen geleitet wird, muss sie irgendwann feststellen, dass ihr auch noch andere Wege offenstehen und vielleicht etwas Besseres auf sie wartet.


Ich hatte mich auf „Mein Glück in deinen Händen“ gefreut, das Buch sieht hübsch aus und es klang nach eine leichten, süßen Romanze mit etwas Humor. Leider wurde ich enttäuscht und obwohl meine Erwartungen gar nicht hoch waren, wurden sie nicht erfüllt.

An sich ist die Story ganz okay, der Ausgangspunkt interessant – zwei Schwestern im Streit, der Freund zwischen den Stühlen, eine Geschichte darüber, wie Sara lernen muss, über Carter hinwegzukommen. Das hat alles viel Potenzial. Sowohl Geschichte als auch Charaktere. Aber die Umsetzung war nicht meins.

Erstmal wurde ich mit den Charakteren nicht warm. Sara war mir zu anstrengend und zu kindisch (sie ist 38?!) und ihr Verhalten/ihre Entscheidungen fand ich manchmal sehr seltsam. Aber Mariel fand ich fast noch schlimmer. Sie kam mir sehr egoistisch und oberflächlich vor. Die Mutter hatte den Vogel abgeschossen. Carter und David, ein anderer männlicher Hauptcharakter, blieben mir hingegen zu blass.

Die Handlung verstrickt sich in absurde Nebengeschichten, die meiner Meinung nach wenig mit der Story zu tun haben und nicht wirklich was dazu beitragen – ich konnte nur den Kopf schütteln (Stichwort Kuchenstory, „Auktion“ etc.). Es geht lange weder um Mariels Hochzeit, noch um Saras Heilungsprozess oder die angeblich neu entwickelnde Liebe. Letztere kam erst plötzlich auf den letzten Seiten und zwar mit einem für mich unrealistischen Twist, bei dem ich ungewollt auflachen musste.

Leider kamen während des Lesens kaum Gefühle an. Die Dialoge waren mir zu unnatürlich, ich hatte oft das Gefühl, dass so, in der gegebenen Situation, doch kein Gespräch verlaufen würde.


Es gab auch mal Lichtblicke und ganz gute Szenen, das Grundgerüst ist schön, aber für mehr als 2 (bis 2,5) Sterne reicht es für mich leider nicht. Schade. Es freut mich aber, wenn es anderen besser gefallen hat.

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Veröffentlicht am 22.03.2021

Schreibstil distanziert und durcheinander

Die einzige Geschichte
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„Die einzige Geschichte“ ist ein Buch über eine unkonventionelle Liebe, die den Protagonisten Paul für den Rest seines Lebens prägt. Mit 19 verliebt er sich in die verheiratete, 48-jährige Susan – und ...

„Die einzige Geschichte“ ist ein Buch über eine unkonventionelle Liebe, die den Protagonisten Paul für den Rest seines Lebens prägt. Mit 19 verliebt er sich in die verheiratete, 48-jährige Susan – und sie sich in ihn. Gesellschaftlichen Konventionen zum Trotz gehen sie eine Beziehung ein, anfangs sehr glücklich, doch mit der Zeit merkt Paul, dass diese Liebe zu leben eine große Herausforderung bedeutet.


Ich wusste von Anfang an, dass dieses Buch abstrakter und philosophischer ist als ein „typischer“ Liebesroman aus der Unterhaltungsliteratur. So ist das Buch aufgemacht, so wird es vermarktet. Was ich bekommen habe, und mir gefallen hat, sind interessante Erkenntnisse und Überlegungen des Protagonisten, einige schöne Weisheiten und ein Ausganspunkt mit Potenzial.
Leider kam ich mit der Schreibweise nicht klar, was nicht daran liegt, dass sie mir zu hoch war oder ich einen versteckten Sinn nicht erkannt habe. Es war einfach sehr durcheinander und distanziert.

Man hat kaum etwas von der eigentlichen Beziehung mitbekommen, es wurde alles aus Rückblendungen und nur in einzelnen Erinnerungen erzählt, die weder chronologisch waren noch eine stringente Handlung ergaben. Das mag als Kunstform gedacht sein, hat aber nur dafür gesorgt, dass die Charaktere kein Stück nahbar wurden, ich sie nicht wirklich kennenlernen und dementsprechend auch die Gefühle nicht nachempfinden konnte. Dazu kam der wirre Schreibstil – es wurde munter wechselnd mal in Ich-Form (zum Teil Paul als alter Mann), mal in der Du-Form und mal in der Er-Form geschrieben. Dazu mal im Präsens und mal im Präteritum. Das machte das Lesen mühsam. Zudem wusste ich manchmal bei den Präsensformen, wenn Paul Gedanken ausführte, nicht, ob da der 19-jährige Paul sprach, weil diese Szene einfach im Präsens geschrieben wurde, oder ob das die Überlegungen des alten Pauls sind.

Es gab immer mal Lichtblicke – die Idee war interessant, das etwas Philosophischere mochte ich; den teilweise ernüchternden Blick auf eine Liebe, die nicht rosarot ist, sondern große Hindernisse mit sich bringt –, aber insgesamt hat mir das Lesen leider keinen Spaß gemacht. Was aber nicht heißt, dass es anderen nicht mehr zusagen kann, ist schließlich meine persönliche Leseerfahrung. Von mir gibt’s 2,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 16.12.2020

Nicht überzeugend, oft nicht nachvollziehbar

Wie die Luft zum Atmen
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Ein Jahr nach einem schweren Schicksalsschlag kehrt Liz in ihr Zuhause zurück und trifft dort auf ihren neuen Nachbarn Tristan. Ein unfreundlicher, in sich gekehrter Mann, vom Rest des Orts gemieden. Liz ...

Ein Jahr nach einem schweren Schicksalsschlag kehrt Liz in ihr Zuhause zurück und trifft dort auf ihren neuen Nachbarn Tristan. Ein unfreundlicher, in sich gekehrter Mann, vom Rest des Orts gemieden. Liz hört so allerlei Gerüchte, sie selbst sieht aber vor allem einen zerbrochenen Mann, ist ihr dieser Schmerz in seinen Augen doch allzu gut bekannt. Ohne es zu wollen, kommen die beiden sich immer näher ...

Mein erstes Buch von Brittainy C. Cherry, und wie mir meine Buddyread-Partnerin dann gestand, war das vielleicht nicht ganz so gut. Denn obwohl die Autorin ja allseits gefeiert wird, hat mich „Wie die Luft zum Atmen“ leider überhaupt nicht überzeugt und ich bin enttäuscht.

(kleinere Spoiler vorhanden)

Ich muss zugeben, dass ich wohl gerade vielleicht auch nicht so in Stimmung für so tiefdramatische Liebesgeschichten bin, vielleicht war es der falsche Zeitpunkt für mich. Aber trotzdem: Das Buch war irgendwie seltsam. Erstmal ging mir die „Annäherung“ von Liz und Tristan viel zu schnell. Dreimal gesehen, nur angemotzt, plötzlich küsst er sie. Und wie die beiden dann anfangen miteinander zu schlafen und sich dabei ihre verstorbenen Partnerin vorstellen – ich kann verstehen, dass sie so versuchen, ihren Schmerz zu lindern, und sie sagen ja selber auch, dass sie wissen, dass es toxisch ist. Aber trotzdem fand ich es etwas verstörend.
Und dann bestand das Buch eine ganze Zeit lang nur aus kitschigen Pseudo-Lebensweisheiten in jedem zweiten Satz, kombiniert mit Sexszenen, die mich nicht überzeugt haben. (Dazu gabs allerlei Handlungen zwischen den beiden, die ich irgendwie absurd fand, wie z.B., dass sie ständig ihre geöffneten Lippen aufeinanderlegen und gegenseitig die selbe Luft ein- und wieder ausatmen. Habt ihr das mal ausprobiert? Ich schon – es ist einfach nur furchtbar unangenehm, wenn mans mehr als einen Atemzug lang macht!). Handlung gabs erstmal nicht wirklich.
Die kam dann zwar schließlich doch noch, aber gerade zum Ende hin wurde es irgendwie zu abgespaced. Die Sache mit Tanner und dem Fall mit Emma war mir plötzlich zu abstrus, ich hab mich gefühlt wie in einem Psychothriller, was an sich hätte echt gut werden können, wenn man das ganze denn mehr ausgebaut hätte. Aber so war es einfach viel zu schnell angefangen und sofort wieder aufgelöst (insgesamt gefühlt 10 Seiten) und es passte einfach nicht mehr zum Rest des Buches.

Weder Tristan noch Liz haben in irgendeiner Weise den Verlust ihrer Familie aufgearbeitet und überwunden (außer vielleicht ohne unser Wissen in den Monaten, die einfach ausgelassen wurden?) und deshalb ist es für mich unlogisch, dass die beiden plötzlich eine ernsthafte, glückliche, gesunde(!) Beziehung entwickeln können. Dementsprechend war für mich das Ende auch nicht nachvollziehbar.

Und Faye, die beste Freundin von Liz ... die war einfach unfassbar anstrengend und nervig. Sie versuchte mit ihren ständigen Anspielungen und Witzen über Sex und ihren Synonymen für „Penis“ vermutlich „hip“ und „modern“ und „locker“ rüberzukommen, wirkte auf mich aber wie ein peinliches pubertäres Mädchen. Konnte der nicht mal jemand sagen, dass sie die Klappe halten soll? (Von Emma hingegen hätte ich gern mehr gehabt.)

Warum ich trotzdem doch 2,5 Sterne vergebe (und auf den Plattformen, wo man keine halben Sterne geben kann, auf 3 aufrunde)?
Weil ich Potenzial gesehen habe. Weil mir die Idee an sich, die dem Buch zugrunde liegt, wirklich gefallen hat. Weil ich zumindest zwischendurch die Anfänge eines tollen Schreibstils erkennen konnte, der vielversprechend klang (das hier ist immerhin ihr allererstes Buch gewesen, man entwickelt sich ja auch weiter). Weil ich durchaus ab und zu die Schmerzen der Protagonist
innen nachfühlen konnte und mir Liz und Tristan ja nicht unsympathisch waren oder so!

Ich werds nochmal mit einem Buch von Brittainy C. Cherry versuchen, aber dann eins ihrer neueren. Den Rest der Romance Elements Reihe werde ich weglassen.

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