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Veröffentlicht am 12.07.2017

Auf den ersten Blick...

Auf den ersten Blick
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„Auf den ersten Blick – Jede Große Liebe hat ihre Geschichte“ heißt dieses schöne Buch, welches sich durch seine wunderschöne Aufmachung in mein Herz geschlichen hat. Sollte euch diese Kurzgeschichten ...

„Auf den ersten Blick – Jede Große Liebe hat ihre Geschichte“ heißt dieses schöne Buch, welches sich durch seine wunderschöne Aufmachung in mein Herz geschlichen hat. Sollte euch diese Kurzgeschichten Sammlung in der Buchhandlung begegnen, dann schaut es euch an und verliebt euch ebenso „auf den ersten Blick“.
Es beinhaltet insgesamt zwölf Kurzgeschichten, von ganz unterschiedlichen Autoren, die allerdings alle im Genre des Jugendbuches zu finden sind.
Jede Geschichte ist anders, besticht durch ihren individuellen Schreibstil. Der Herausgeberin (Stephanie Perkins) ist mit diesem Buch eine bunte Mischung an realistischen, fantastischen, nachdenklichen, verspielten, lustigen und überraschenden Geschichten gelungen.

Mitternächte von Rainbow Rowell
Rainbow Rowell, die Autorin von u.a. „Eleanor & Park“ ist mit eine der bekanntesten Autorinnen in diesem Buch. In „Mitternächte“ geht es um Mag, die jedes Jahr auf neue ihrem besten Freund dabei zuschauen muss, wie er zu Silvester eine andere küsst.
Das besondere an dieser Geschichte ist, dass man als Leser immer nur einen Blick auf die jeweilige Silvesternacht bekommt. Ein Jahr ist vorbei, viel ist passiert und die Charaktere haben sich ebenso weiterentwickelt. Man nimmt diese Veränderung wahr und hier hat Rainbow Rowell mich neugierig gemacht und mich mit ihrer Kurzgeschichte verzaubert und gut unterhalten.

Die Dame und der Fuchs von Kelly Link
In dieser Geschichte von Kelly Link fällt Schnee und mit einer Prise Fantasie wird dadurch eine fantasievolle Weihnachtsgeschichte.
Miranda verbringt Weihnachten bei den Honeywells, eine Familie mit tiefen Wurzeln… Und während man sie als „armes kleines Lämmchen“ tituliert, trifft sie draußen im Garten auf einen Fremden. Was hat es mit dem Fuchs auf seinem Herrenrock auf sich?
Mich hat diese Geschichte zwischenzeitlich irritiert, womöglich weil mir das Genre doch ein wenig fremd ist…?

Engel im Schnee von Matt de la Peña
„Engel im Schnee“ zählt zu einer meiner liebsten Geschichten in diesem Buch. Ich konnte mich schnell in den Protagonisten einfühlen und die Geschichte selbst war romantisch, unterhaltsam und so einfach gestrickt, dass mir alles stimmig erschien.
Shy ist Student (mit einem Stipendium) und liebt seine Familie über alles. Leider lässt es ihm die finanzielle Situation nicht zu, dass er über die Weihnachtstage bei seiner Familie sein kann. Darüber hinaus passt er auf die Katze und das Apartment seines Chefs auf, um sich etwas Geld zu verdienen. Da sitzt er nun im zugeschneiten New York, mit leerem Kühlschrank und einer Katze die ihm Gesellschaft leistet… bis plötzlich Haley vor seiner Tür steht.

Willst du mich finden, dann folge dem Polarstern von Jenny Han
Jenny Han („To All the Boys I’ve Loved Before“) entführt uns mit ihrer Geschichte an den Nordpol. Im Dorf des Weihnachtsmannes sind die Elfen nicht nur mit dem verpacken von Geschenken für die Kinder in der ganzen Welt beschäftigt, sondern die Teenie-Elfen feiern einen Schnee-Ball. Darunter ein vom Weihnachtsmann „adoptiertes“ Menschenmädchen, welches sich unter den Elfen irgendwie fremd fühlt und darüber hinaus auch noch verliebt ist…

Es ist ein Weihnachtswunder, Charlie Brown von Stephanie Perkins
Marigold mag Weihnachtsbäume. Oder sagen wir: Sie mag insbesondere diesen Jungen, der am Weihnachtsbaum-Verkaufsstand arbeitet und ihr – ehe sie sich versieht – einen Baum aufdrückt. Aber wohin damit? Das Leben von ihr und ihrer Mutter wurde von dem einen auf den anderen Tag aus den Fugen gerissen. Nun herrscht ein wildes durcheinander und North bringt plötzlich Ordnung hinein.
Auch diese Geschichte zählt zu meinen Favoriten in diesem Buch. Nicht nur durch die sympathischen Charaktere, nein… auch der Schreibstil, die Idee und die Atmosphäre haben mich absolut überzeugt.

Aushilfs-Santa von David Levithan
Bei dieser Geschichte hat mich insbesondere der sprachliche Stil in seinen Bann gezogen. Die Gedankengänge des Protagonisten sind toll eingefangen und das der Autor sich hier an einer Liebesgeschichte zwischen einem homosexuellen Pärchen versucht, finde ich wirklich mal abwechslungsreich und trifft ebenso unseren heutigen Zeitgeist.
Als Connor den Protagonisten in dieser Geschichte darum bittet, im Santa-Kostüm zu erscheinen, damit dessen sechsjährige Schwester der Glaube an den Weihnachtsmann erhalten bleibt, kann er nicht anders als ihm den Gefallen zu tun…

Der Krampus-Lauf von Holly Black
Diese Geschichte hat mir am wenigsten gefallen. Hier war so viel Fantasie enthalten, dass ich mir persönlich die Geschichte zu fantastisch wurde. Wer aber das Fantasie Genre mag, der wird diese Geschichte sicherlich mögen.?
Ehe man sich versieht ist man plötzlich Gastgeberin einer „absolut krassen Silvesterparty“, um die beste Freundin dabei zu unterstützen sich an einem Idioten zu rächen. Der Abend mündet in eine beinahe Katastrophe, wären da nicht noch ganz fremde Gäste…

Was hast du verdammt noch mal getan, Sophie Roth? von Gayle Forman
Sophie Roth hat sich für eine ländlich gelegene Universität entschieden. Eine tolle Idee, wie sie zuvor dachte, doch irgendwie hört sie immer wieder „Du kommst so was von aus der Großstadt“ und fühlt sich alles andere als wohl.
Doch dann trifft sie am Weihnachtsabend auf Russell und plötzlich muss sie sich hinterfragen: Liegt es nicht doch an ihrer Einstellung, wie sie die Umgebung wahrnimmt? Eine Geschichte von Vorurteilen, die sich nicht bestätigen und damit einen Blick auf die Realität gewähren.

Biereimer und das Jesuskind von Myra Mcentire
Vaughan Hatcher ist quasi der „Michel aus Lönneberger“. Sein letzter Streich hätte beinahe dazu geführt, dass die Kirche abbrennt. Am Ende war es zum Glück „nur“ der Schuppen, aber das führt dazu, dass er beim Aufbau des Krippenspiels helfen muss. Und obwohl er nur versucht seine Sozialstunden abzuarbeiten, läuft plötzlich alles schief und nur Vaughan ist derjenige, der den Abend noch retten kann.
Eine vorhersehbare Geschichte, die aber dennoch einige Wenungen bereithält.?

Willkommen in Christmas, Kalifornien von Kiersten White
Christmas ist der Ort, an dem einfach das ganze Jahr Weihnachten gegenwärtig ist. Mit ein Grund für Maria endlich die Stadt zu verlassen. Egal wohin. Sie geht noch zur Schule und arbeitet danach in einem örtlichen Diner („Christmas Café“). Ben hingegen ist der neue Koch und gerade erst angekommen. Mit seinem Essen weckt er in den Menschen Erinnerungen an fast verlorene Zeiten.

„Ich glaube, wenn du herausfindest, mit welchem Essen du dich an glückliche Zeiten oder eine glücklichere Verson deiner selbst erinnern kannst, bringt dich das weiter. Es hilft dir, wieder zu dem zu werden, der du in deinen glücklichen Zeiten warst. Es kann alles verändern. […]“ (S. 326)

Eine süße Geschichte, mit einer tollen Message und liebevollen Charakteren. Vielleicht war das Ende zu perfekt gestrickt, aber für die Jahreszeit dennoch vollkommen richtig.

Der Stern von Bethlehem von Ally Carter
Zwei Mädchen begegnen sich am Flughafen. Die eine mit einem Ticket nach New York, aber mit der Sehnsucht einfach zu verschwinden, egal wohin. Die andere mit dem Wunsch nach New York zu fliegen und einem Ticket nach irgendwo. Was liegt da näher als ein Tausch? So kommt es, dass Liddy sich plötzlich auf dem Land und inmitten einer herzlichen Familie wiederfindet, ihr Herz verschenkt, aber ein Lügengerüst um sich aufbaut, welches schon bald nicht mehr aufrecht erhalten werden kann, denn Liddy wird gesucht… Eine tolle Idee! Spannend und mit einem schönen weihnachtlichen Charakter.

Das Mädchen, das den Träumer weckte von Laini Taylor
Diese Geschichte spielt in ihrer eigenen Welt. Auf der Insel der Federn ist es der Brauch, dass die Männer an den vierundzwanzig Tage des Advents ihren Angebeteten Geschenke überbringen. Als Neve an einem Morgen eine Bibel auf ihrer Veranda entdeckt überkommt sie die Angst, denn das kann nur eines bedeuten und ehe sie sich versieht hat das Mädchen den Träumer erweckt…

In diesem Buch findet man wirklich die unterschiedlichsten Geschichten. Man weiß nicht, welche Erzählung als nächstes auf einen wartet und ich persönlich finde es gerade zur Weihnachtszeit schön, wenn man in einer solchen Vielfalt an Geschichten abtauchen kann. Natürlich kann man nicht jede der Erzählungen toll finden, aber sie sind dennoch alle unterhaltsam und ebenso erfrischend individuell erzählt.
Ich habe mich aber dennoch für 3,5 Sterne entschieden, weil mir immer wieder Fehler ins Auge gesprungen sind. Dadurch hatte ich einfach das Gefühl, dass man das Buch so schnell wie möglich in den Druck geben wollte, damit es noch vor Weihnachten in den Buchhandlungen erscheint.

Veröffentlicht am 12.07.2017

Umwoben von der Vergangenheit

Young Elites (Band 1) - Die Gemeinschaft der Dolche
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Vor einigen Jahren brach eine schreckliche Krankheit aus. Viele der Kinder, die die Krankheit überlebten, sind für ihr Leben gezeichnet und werden von der Gesellschaft verstoßen.
Auch das schwarze Haar ...

Vor einigen Jahren brach eine schreckliche Krankheit aus. Viele der Kinder, die die Krankheit überlebten, sind für ihr Leben gezeichnet und werden von der Gesellschaft verstoßen.
Auch das schwarze Haar von Adelina Amouteru, der Tochter eines reichen Kaufmanns, verfärbt sich in der Nacht plötzlich silbern. Und so ist auch sie gezeichnet.
Aber das Blutfieber hat ihr nicht nur eine strahlende Zukunft genommen, sondern auch übernatürliche Kräfte verliehen. Und Adelina ist nicht die Einzige.
Die Gemeinschaft der Dolche wird vom König gejagt und gefürchtet, denn mit ihren unerklärlichen Fähigkeiten sind sie imstande, ihn vom Thron zu stürzen. Doch dazu benötigen sie Adelinas Hilfe…

Mit Spannung habe ich auf die neue Reihe von Marie Lu („Legend“-Trilogie) gewartet und wurde nicht enttäuscht. Wenn man in „Young Elites – Die Gemeinschaft der Dolche“ etwas findet, dann ist das auf jeden Fall Spannung, verbunden mit einem ereignisreichen Handlungsverlauf, der einen in den richtigen Momenten fesselt, schockiert, aber auch gleichzeitig verärgert, da man durchaus in einigen Lesemomenten die Entscheidungen der Protagonistin kritisieren möchte.

Insbesondere die ersten hundert Seiten konnten mich begeistern. In einem mitreißendem Handlungsaufbau erfahren wir einiges von Adelina Amouteru, der Protagonistin dieses (Fantasie-) Jugendromans. Aber der Leser erhält nicht nur Informationen über ihre persönliche Vergangenheit, sondern ebenso einen Zugang zu der hier von Marie Lu neu konstruierten Welt.
Zusammen mit Adelina befindet man sich in den Seelanden, im Südosten von Kenettra. Visuell unterstützt wird dies durch eine im Buch enthaltende geografische Karte, die ich für die Verortung der Handlung durchaus hilfreich empfand.

Adelina Amouteru ist eine ungeschliffene Protagonistin, die sowohl äußerlich, als auch innerlich „gezeichnet“ ist. Sie und ihre Schwester erkrankten einst am Blutfieber, welches nur Kinder überlebten. Während ihre Schwester unbeschadet genesen konnte, verfärbte sich Adelinas Haar über Nacht. Ein Zeichen, welches für jeden sichtbar ist und durch welches sie von der Gesellschaft abwertend behandelt wird.
Ihre Schwester ist ihr der wohl wichtigste Mensch, doch ebenso ist Adelina von Neid und Eifersucht befallen, wenn sie diese im Umgang mit ihrem Vater betrachtet. Während sie auf Händen getragen wird, schlägt Adelina der tägliche Hass ihres Vaters entgegen.
Für das Verständnis von ihrem Charakter ist dieser Blick auf die Ereignisse der Vergangenheit gelungen und keineswegs langatmig, sondern Marie Lu hat diese Rückblicke interessant in den Handlungsverlauf eingeflochten.

Ebenso spannend gestaltet sich die Entdeckung der Strukturen in der Gemeinschaft der Dolche. Wie bereits erwähnt sind einige der Kinder, die das Blutfieber überlebten gezeichnet und werden als „Malfettos“ bezeichnet. Einige von ihnen besitzen darüber hinaus aber auch übernatürliche Fähigkeiten und haben sich zu einer Gemeinschaft zusammengeschlossen, die ein bestimmtes Ziel verfolgt.

„Die Dolche hatten nach dem Blutfieber weitaus tiefere Narben davongetragen als ich – furchterregende Kräfte, die nicht von dieser Welt waren. […] Es hieß, dass sie aus dem Nichts Feuer heraufbeschwören konnten. Den Wind beherrschen. Wilde Tiere zähmen. Unsichtbar werden. Mit einem einzigen Blick töten.“ (S. 16)

Allen voran Enzo und Raffaele. Beide ebenso interessante Charaktere, mit unterschiedlichen Geschichten, die ebenfalls genügend Zündstoff für den Handlungsverlauf liefern. Einige Kapitel sind sowohl aus Adelinas, als auch aus Enzos und Raffaeles Sicht geschrieben. Es taucht aber auch noch ein vierter Charakter auf: Teren Santoro. Er ist der Anführer der Inquisition des Königs, die aktiv gegen die Dolche vorgeht.
Diese verschiedenen Perspektiven ergänzen sich gegenseitig und liefern einen guten Rundblick auf die Handlung. Ebenso gerät der Leser hierdurch in eine verzwickte Lage. Man kann sich nicht sicher sein: Wer verfolgt hier gute Absichten und wer agiert böse? Wem kann Adelina vertrauen? Die Grenzen verschwimmen und Marie Lu spielt hier gelungen mit diesem Muster.

Der Schreibstil der Autorin hat mir erneut gut gefallen. Zu Anfang war er mir persönlich noch etwas verschnörkelt…

„Der Duft der Blumen erfüllt meine Gedanken mit seiner schweren Süße.“ (S.54)

doch derartige Stellen verlieren sich über die Seiten hinweg und erdrücken keinesfalls den Lesegenuss.

Ebenfalls beschreibt sie zu Beginn der Handlung die Welt in der sich Adelina bewegt wirklich gut. Aber diesen Punkt verliert Marie Lu irgendwann aus den Augen.
Die Handlung, um Adelina und die Dolche, steht dominant im Vordergrund (was natürlich nicht unbedingt schlecht ist), so dass die hier entworfene Welt nur noch als ein Schatten wahrgenommen wird. Dennoch hat mir die Atmosphäre und die Schauplätze – welche an ein Italien zur Zeit der Renaissance erinnern – gut gefallen. Aber die Autorin verschenkt hier ebenso Potenzial.

Eine besonders wichtige Rolle spielt in diesem Buch die Gefühlswelt der Protagonistin. Wie sieht es in ihrem Verstand aus? Um Adelina und ihre Handlungen nachzuvollziehen hat Marie Lu sich daher an einer personalen Ich-Erzählerstimme bedient.

„Mein Stolz beginnt sich zu regen, verdrängt meine Trauer, verschmilzt mit meiner Wut, meinem Hass und meiner Angst, meiner Leidenschaft und meiner Neugier. Die flüsternden Stimmen, die knapp außerhalb meiner Reichweite lauern, schlängeln sich an die Oberfläche und recken ihre langen, knochigen Finger gierig nach der Freiheit […].“ (S. 390)

Der Leser taucht hierdurch tief in ihre emotionale Welt ein und versucht dadurch ihre Handlungen nachzuvollziehen. Was nicht immer gelingt…
Zwischendurch flackern ebenso Beschreibungen von ihrem Vater auf und dieser Punkt hat mich persönlich irgendwann gestört. Zwar ist das einweben der Ereignisse aus der Vergangenheit durchaus gelungen, doch ein aus dem nichts aufflackernder Vater in ihrer Gedankenwelt hat mich zunehmend irritiert und an meiner Konzentration genagt. Irgendwann wurde es mir zu viel und ich war genervt von dieser Überlagerung.
Wer ist Freund? Wer ist der Feind? Welchen Charakteren kann man trauen?
Mit diesen Fragen spielt Marie Lu gekonnt und ebenso entdeckt man in der Protagonistin bösartige Züge und misstraut auch ihr. Einige ihrer Entscheidungen lassen sich diskutieren und wühlen den Leser durchaus auch auf. Dies trägt aber auch zu einem spannenden Handlungsverlauf bei, der gerade zu Beginn eine Hochphase erlebt, sich dann jedoch ein wenig verläuft. Die Handlung kommt dennoch nicht entgültig zum Stillstand, sondern auf den letzen Seiten wird man erneut gepackt und dabei kräftig durchgeschüttelt.
Doch weil ich mich mit einigen Punkten in dem Buch nicht anfreunden konnte und einige Schwachstellen entdeckt habe, bekommt „Young Elites – Die Gemeinschaft der Dolche“ von mir 3,5 Sterne.

Veröffentlicht am 12.07.2017

Bist du bereit?

AchtNacht
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Eine interessante und gleichsam schockierende Thematik findet in diesem Thriller seine Bühne.
Stell dir vor, es gäbe eine Art „Todeslotterie“. Jeder hat die Chance den Namen eines ihm verhassten Menschen ...

Eine interessante und gleichsam schockierende Thematik findet in diesem Thriller seine Bühne.
Stell dir vor, es gäbe eine Art „Todeslotterie“. Jeder hat die Chance den Namen eines ihm verhassten Menschen auf einer Internetseite in einen Lostopf zu werfen. Am 8.8. wird dann ein Name gezogen und der Auserwählte (AchtNächter) wird damit für eine gesamte AchtNacht vogelfrei erklärt. Jeder in Deutschland darf ihn straffrei töten und sollte es jemandem gelingen, winkt ein saftiges Kopfgeld von zehn Millionen Euro. Wie viele Menschen würden sich wohl einer solchen Jagd anschließen?

Vielleicht mag diese Thematik dem Ein oder Anderen bereits bekannt vorkommen. Sebastian Fitzek hat sich bei diesem Buch von der Verfilmung zu „The Purge“ (Die Säuberung“) inspirieren lassen. Ein schockierendes und gleichsam aufrüttelndes Szenario, in dem es darum geht, dass durch eine alljährlich stattfindende Nacht – in der alle Verbrechen legalisiert und Notfallsysteme deaktiviert werden – die Kriminalitätsrate gesenkt wird.
Dieses Thema bietet genügend Spannung, dies ist keine Frage. Aber Sebastian Fitzek hat mich mit seiner Umsetzung leider nicht vollkommen überzeugen können.

Dies mag zum einen sicherlich an dem Protagonisten dieses Thrillers liegen. Ben ist Musiker, Vater einer bereits zu einer jungen Frau herangewachsenen Tochter. Er sieht sich selbst als Versager und ist von tiefen Schuldgefühlen erfüllt, die der Leser durchaus nachvollziehen kann. Alles dreht sich um den einen Moment, in dem er die falsche Entscheidung getroffen hat. Dieser eine Moment hatte Auswirkung auf sein Leben, als auch auf die Zukunft seiner Tochter. Könnte man doch nur diesen einen Handlungsmoment rückgängig machen…
Ben schien mir jedoch machmal zu unscheinbar, zu sehr im Selbstmitleid versunken und blickt man auf den Verlauf der Handlung, so trifft er erneut falsche Entscheidungen, die mir als Leser manchmal die Spannung und viellicht auch die Glaubwürdigkeit genommen haben.

Doch wir sehen die hereinbrechenden Ereignisse auch mit den Augen von Arezu, die ihre eigene dunkle Vergangenheit besitzt und ebenso daran leidet. Schritt für Schritt kommt man dieser Dunkelheit auf die Spur und ebenso wird nach und nach offenbart, welche Rolle ihr Puzzlestück im Gesamtbild betrachtet spielt.

Den Aufbau von AchtNacht fand ich gelungen. Die Kapitel sind kurz und lassen sich schnell lesen, wobei sie immer den gleichen Aufbau besitzen und jeweils mit einem (Mini-)Cliffhanger schließen. Natürlich sollen diese für Spannung sorgen und zum weiterlesen verleiten. Ich fand es jedoch irgendwann ermüdend, denn jedes nachstehende Kapitel beginnt mit einer neuen „Anfahrt“, die mich als Leser Energie gekostet hat. Man könnte es wohl auch als Ungeduld meinerseits bezeichnen. Die meisten dieser Cliffhanger wurden dann ohne großes „Brimborium“ aufgelöst – ernüchternd.

Insgesamt betrachtet war die Jagd am Ende mehr eine aufregende Tour durch das nächtliche Berlin. Es fehlte mir an Wahnsinn, Verrücktheit und durchgeknallten Figuren, die aus dem Schatten treten und der Geschichte mehr Pep verliehen hätten. Man muss nur bedenken, dass die Namen zweier (ja soviel kann ich bereits verraten!) Personen gezogen werden. Sie werden zu Gejagten. Tausende Verrückte werden über die sozialen Medien über ihren Aufenthalt informiert. Doch wo sind sie in dieser Nacht?
Die AchtNacht wird mehr zu einem Erpressungsszenario mit zwei Jägern, die mit ihrer Videokamera das Fürchten lehren und ein paar betrunkenen Personen, die mit Müllbeuteln über ihren Köpfen hinterher marschieren.
Zusammenfassend ist Fitzek bei seiner Täterbeschreibung noch nett. Wo sind all die normalen Alltagspersonen, die plötzlich zu Mördern werden? Mir fehlte es an den verrückten Personen die plötzlich durchdrehen, keine Gesetze mehr wahrnehmen und die Idee einer derartigen Website als Schleichweg betrachten, illegal zu morden. Vielleicht suche ich aber auch in AchtNacht zu viele Aspekte aus „The Purge“?

Letztlich hat sich der Autor eben nur inspirieren lassen und dabei eine Möglichkeit gefunden, wie ein derartiges Szenario bereits in wenigen Stunden in unserer Gesellschaft bitterer Ernst werden könnte. Und auch während dem Lesen kam bei mir natürlich die Frage auf: „Aber ist dies wirklich möglich?“ und mir wurde ein durchaus glaubwürdiges „Ja.“ vermittelt.
Ein Mausklick und die Menschen drehen durch, dies wird uns schließlich bereits bei Facebook & Co. verdeutlicht. Fitzek zeigt einen realistischen Weg, wie die Möglichkeit besteht und Schattengestalten damit Profit machen wollen. Aber es ist auch ein Spiel mit dem Feuer.
Gelungen fand ich es ebenfalls, wie der Autor aktuelle Themen aufgreift, in dem er zeigt, wie viel Einfluss Hacker auf unser Leben haben oder wie uns soziale Medien beeinflussen können. Er zeigt vielleicht sogar einen Weg, wie sich Shitstorms oder Fake News in das Real Life verlagern lassen und eine wütende Masse zu Mördern wird. Sogar eine stille Kritik am Städtebau von Berlin konnte ich herauslesen.
Zusammenfassend betrachtet hat sich der Autor in seinem Buch einem spannenden Thema zugewandt und ebenfalls aktuelle Themen miteingebunden, so dass dem Leser eine solche AchtNacht durchaus realistisch und möglich erscheint. Dieser Punkt sorgt wohl für den größten Schockmoment.
Die Personen, als auch bestimmte Ereignisse im Handlungsverlauf konnten mich leider weniger begeistern und mir fehlte es an einer Prise Verrücktheit. Daher vergebe ich insgesamt 3 Papierblumen und kann dennoch bereits sagen, dass dieser Thriller sicherlich nicht mein letzter Fitzek war!

Veröffentlicht am 15.09.2016

2 Chaoten + x Chaos = Sinn²

Chaostheorie der Liebe
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Alina und Gabriel könnten unterschiedlicher nicht sein: Sie kommt aus schwierigen Verhältnissen und muss sich jeden Cent hart erarbeiten. Trotzdem hat sie ein großes Herz. Er ist ein Draufgänger, ein arroganter ...

Alina und Gabriel könnten unterschiedlicher nicht sein: Sie kommt aus schwierigen Verhältnissen und muss sich jeden Cent hart erarbeiten. Trotzdem hat sie ein großes Herz. Er ist ein Draufgänger, ein arroganter Bad Boy mit viel Kohle, schnellen Autos und einer Vorliebe für wilde Partys. Alina hilft ehrenamtlich auf der Kinderstation des Krankenhauses aus, wo sie die schwer kranke Mia betreut. Hier trifft sie auf Gabriel, der nach einer Schlägerei Sozialstunden ableisten muss. Sofort geraten die beiden aneinander. Doch als sie Mia einen Herzenswunsch, eine Reise in die USA, ermöglichen wollen, gehen die beiden einen ungewöhnlichen Deal ein…

Eine positive Eigenschaft von Chaostheorie der Liebe ist sicherlich, dass man schnell in die Handlung findet. Der Leser wird hier nicht mit ausschweifenden Informationen über Charaktere und deren bisherigen Erlebnissen in ihrem Leben erschlagen, sondern bekommt die „Lebensgeschichte“ kurz und bündig erklärt.

Auf den ersten Seiten lernt man sogleich Gabriel kennen, der sich in einer Selbsthilfegruppe wiederfindet, zu die ihn sein Vater verdonnert hat, nachdem Gabriel durch seinen Drogenkonsum verhaltensauffällig wurde. Sein Vater versucht ihm damit ganz klar die Pistole auf die Brust zu setzen und ihn damit auf seine Weise zu retten.
Gabriel leugnet seine Sucht. Als Leser bemerkt man schnell, dass er zwar noch einen relativ nüchternen Blick auf sein Kokainkonsum hat, doch die Entfernung zu einer exzessiven Sucht beträgt nur noch wenige Schritte.
Alina ist an diesem Tag ebenfalls in der Selbsthilfegruppe anwesend, doch anders als Gabriel ist sie dort, um ihre persönliche Geschichte zu erzählen. Welche Auswirkungen haben Drogen auf ein Menschenleben und was macht diese Sucht mit den Mitmenschen? Die Sucht zerstört nicht nur denjenigen, der die Drogen konsumiert. Sie zerstört auch das Leben jener, die unmittelbar daneben stehen. Hilflos. Schuldig und machtlos.

Weniger gelungen fand ich dagegen das Erzählverhalten, das mich nur teilweise überzeugen konnte. Chaostheorie der Liebe wird zwar mit einem abwechselnden Blick auf Alina und Gabriel erzählt, doch die hier angewandte Er-/ Sie- Erzählperspektive erwirkt eine Distanz, die mir keinen wirklichen Zugang zu den beiden ermöglichen konnte.
Ein personaler Ich- Erzähler hätte mir einen ganz anderen Weg zu der Geschichte ermöglicht. Mir hat es teilweise gefehlt, dass ich nicht in die Gedanken und Gefühle von den beiden Protagonisten blicken konnte.Man weiß nicht, was in den Charakteren wirklich vorgeht, welche Wirkung eine Situation auf Alina oder Gabriel hat. Man erfährt es nur dann, wenn sie es in einem Gespräch selbst zulassen und ihre Gedankengänge in Form eines Geständnisses zum Ausdruck bringen.
Ich konnte nicht wirklich mit den Charakteren mitfühlen, konnte ihre Sorgen teilweise nicht nachvollziehen oder ihre Beweggründe verstehen, warum sie agieren, wie sie eben in dem Moment agieren. Emotional war ich mit den Charakteren nicht auf einer Wellenlänge, was ich sehr schade fand. Stattdessen war mein Blick nüchtern und neutral und die Figuren und ihre Geschichte konnte mich damit nicht so berühren, wie sie eigentlich sollte.

Nach der ersten Begegnung in der Selbsthilfegruppe sehen sich Alina und Gabriel im Krankenhaus wieder. Sie ist hier Ehrenamtliche Helferin und er derjenige, der seine Sozialstunden ableisten muss.
Gabriel ist zu Beginn des Romans eine ziemliche Diva, mit einer großen Klappe. Er ist der Meinung, das er sein Leben vollständig im Griff hat, schließlich ist er in seinem Job erfolgreich. Man merkt aber, wie er durch den Druck in seiner Umgebung immer mehr an Kontrolle verliert. Den Konsequenzen ist er sich nicht wirklich bewusst. Will sie möglicherweise auch nicht wahrhaben. Doch als er mit den ersten Nebenwirkungen seines Drogenkonsums konfrontiert wird, ist klar: er kommt wohl doch nicht so leicht vom Kokain los, als wir eigentlich denkt…
Was seinen Charakter betrifft, war ich zu Anfang ziemlich skeptisch. Gabriel erschien mir sehr unsympathisch. Doch es war spannend, seine Entwicklung zu verfolgen. Diese ist ein langer Prozess, der dem Leser wie ein „Aufwachen“ erscheint. Er lernt die Menschen in seiner Umgebung zu verstehen, sieht Probleme, Missstände, Schicksale anderer Menschen und will daran etwas ändern. Gabriel findet seine Menschlichkeit.

Alina war mir da am Anfang durchaus sympathischer, auch wenn sie wie ein Engel erscheint, der die Welt zu einem besseren Ort wandeln möchte. Daran ist natürlich nichts auszusetzen, doch dadurch projiziert sie sich über alle anderen und verurteilt Menschen vorschnell. Das kann ins Auge gehen. Doch auch sie hat es nicht leicht und bekommt im Leben nichts geschenkt. Auch sie lernt einiges dazu.
Die Nebencharaktere bleiben in diesem Roman eher blass, denn der Blick liegt auf den beiden Hauptcharakteren. Ein wichtiger Nebencharaktere ist jedoch Mia. Sie ist Patientin in jenem Krankenhaus, wo Alina und Gabriel tätig sind.
Sie schottet sich von dem Mitleid in den Augen der anderen ab. Doch Gabriel findet einen Draht zu ihr, denn Er nennt eben die Dinge beim Namen, beschönigt nichts und sagt gerade heraus was er denkt. Für Mia ist er der ideale Gesprächspartner, weil er ihr gegenüber eben nicht in triefendes Mitleid verfällt.

Die Dialoge zwischen den Charakteren konnten mich nicht hundertprozentig überzeugen. Sie wirken manchmal zu mechanisch und steif. Manchmal erschienen mir die in den Gesprächen wiedergegebenen Gedankengänge zu analysiert, durchdacht und haben einen Hinweis auf die Handlung gegeben. Einige Momente wirkten darüber hinaus zu gestellt, zu perfekt.
Die Spannungskurve verläuft wie eine Achterbahnfahrt. Zwischendurch fehlte es mir an interessanten Momenten, die mich an der Geschichte kleben lassen. So konnte mich Beispielsweise ein Treffen bezüglich der Kleiderabsprache oder auch einige Gesprächsinhalte nicht wirklich überzeugen.
Bis die Geschichte dann doch an Tempo zulegt. Ein Flug nach Amerika und der dortige Aufenthalt gibt dem Roman genau dir richtige Dosis an Spannung und einen tollen Überraschungsmoment, der mich zum schmunzeln bringen konnte. Die Geschichte wird lebendiger und man merkt, wie die Handlung und die Charaktere sich plötzlich entwickeln. Gabriel wächst als Charakter und legt quasi eine 180° Wendung hin. Dennoch hat man das Gefühl, dass er immer noch er selbst ist und diese Wendung keinesfalls an den Haaren herbeigezogen ist. Auch die Gefühle zwischen den beiden entwickeln sich langsam. Sie merken es selbst kaum.

Es handelt sich hierbei keineswegs um einen kitschigen Liebesroman. Eher um einen lebensnahen Roman, mit zwei Lebensgeschichten, die lernen einander mit ihren Erfahrungen zu unterstützen. Zwei Chaoten lernen sich kennen, bringen ihr persönliches Chaos in das Leben des anderen und am Ende ergibt es einen Sinn. Sie geben sich in den richtigen Momenten Kraft.

Und auch wenn es einige Kritikpunkte gibt, hat mich dieser Roman dennoch gut unterhalten. Er greift verschiedene Themen auf, wie: die Drogensucht, die Differenz zwischen sozialen Schichten, sowie der Umgang mit Krankheit und den Tod. Es geht um die Suche nach sich selbst, um die Verarbeitung von negativen Erlebnissen und den Umgang mit dem eigenen Schicksal, als auch darum sich einander Halt zu geben. Zwar taucht Chaostheorie der Liebe hier nicht sonderlich tief in die Thematik ein, dennoch wird die Geschichte realistisch und nachvollziehbar erzählt. Außerdem gibt es zwischendurch auch leise Momente, die einen zum nachdenken anregen oder über die man vielleicht sogar selbst schon einmal nachgedacht hat.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Selection – Ein rasantes Finale, mit wenig Spannung

Selection - Die Krone
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Wie wird Prinzessin Eadlyn sich entscheiden?
35 junge Männer kamen aus dem ganzen Königreich Ileá angereist, um die Hand von Prinzessin Eadlyn für sich zu gewinnen.
Als das Casting begann, war Eadlyn wild ...

Wie wird Prinzessin Eadlyn sich entscheiden?
35 junge Männer kamen aus dem ganzen Königreich Ileá angereist, um die Hand von Prinzessin Eadlyn für sich zu gewinnen.
Als das Casting begann, war Eadlyn wild entschlossen, sich nicht zu verlieben und keinen der Bewerber an sich heranzulassen. Doch nun haben es dennoch ein paar der Bewerber geschafft, sich einen Platz in Eadlyns Welt zu erobern. Henri, der liebenswürdige Koch aus Swendway und sein Übersetzer Erik. Kile, Eadlyns Lieblingsfeind aus Sandkastenzeiten. Und dann wären da noch Hale, der talentierte Schneider. Ean, der für sie einen anderen Ausweg bereithält und last but not least Fox, der sie mehr als nur bewundert.
Und Eadlyn muss sich eingestehen, dass etwas Unvorhergesehenes passiert ist: Ihr Herz hört nicht mehr auf ihren Verstand!

Da ich „Selection – Die Kronprinzessin“ erst kürzlich gelesen habe, hatte ich kaum ein Problem damit in die Handlung hineinzufinden, da es hier einen nahtlosen Übergang gibt. Doch seid vorgewarnt! Obwohl der erste (bzw. vierte) Band vor wenigen Wochen beendet wurde, hatte ich dennoch ein paar Probleme bei der Namenszuordnung einiger Kandidaten. ‚Wer war nochmal Hale? Ach… stimmt! Der mit den schicken Schuhen.‘ Also blättert lieber nochmals im vorherigen Teil, um euch wieder mit den Kandidaten vertraut zu machen.

Der Schreibstil hingegen ist gewohnt locker, leicht und unkompliziert, wie wir ihn bereits von Kiera Cass kennen und auch lieben gelernt haben. Bei ihrer Art zu Erzählen fühlt man sich bereits auf der ersten Seite wohl, als wäre man zu Hause angekommen und kann sich völlig von der Geschichte umhüllen lassen.

„Nichts machte einem die Gegenwart eines Menschen mehr bewusst als sein Verschwinden.“ (S. 9)

Wir erinnern uns an die emotionalen letzten Kapitel von „Selection – Die Kronprinzessin“.
America, Eadlyns Mutter liegt nach ihrem Herzinfarkt im künstlichen Koma. Ahren hat es nach Frankreich gezogen, wo er seine große Liebe Prinzessin Camille de Sauveterre geheiratet hat. Kein Wunder also, dass Eadlyn sich so fühlt, als sei ihre sonst so wohl geordnete Welt plötzlich aus den Fugen geraten.
Umso wichtiger ist es nun nach außen hin stark zu wirken. Das Volk wird keine zerbrechliche Kronprinzessin respektieren. Eadlyn setzt daher alles daran die Kontrolle über ihre Gefühle nicht zu verlieren.
Anders als im ersten Teil konnte ich mich hier mit ihrem Charakter besser anfreunden. Man lernt sie zu verstehen und findet auch einen leichteren Zugang zu ihr. Obwohl Eadlyn nach außen stark wirken will, reagiert sie menschlich. Sie hat gelernt offen für die Menschen um sich herum zu sein. Eadlyn wirkt im Umgang mit anderen nicht mehr so unterkühlt oder unnahbar, sondern lernt aus der Kritik an ihr, etwas positives zu ziehen.

Eadlyns Vater (Maxon) weicht seiner Frau nicht von der Seite. Für Eadlyn bedeutet das, dass sie ins kalte Wasser geworfen wird und beweisen muss, dass sie alleine ein Land regieren kann. Keine leichte Aufgabe…
Immer öfter muss sie sich fragen: ‚Wem kann ich überhaupt vertrauen und wer versucht mich zu sabotieren?‘
Doch dies ist natürlich nicht die einzige Herausforderung für die Kronprinzessin, schließlich befindet sie sich noch immer inmitten eines Castings, um einen geeigneten Mann für sich zu finden.

Und genau hier liegt meiner Meinung nach, der Schwachpunkt des Buches. Kiera Cass verliert ihren roten Faden. Das Casting und seine Kandidaten geraten fast vollständig in den Hintergrund. Stattdessen liegt der Blick auf Eadlyn und ihrer aktuellen (Gefühls-) Lage und ob sie es schafft ganz alleine ein Land zu regieren. Kann sie das Volk auf ihre Seite ziehen? Oder ist vielleicht sogar die Monarchie in Gefahr?
Die Konsequenz, die hieraus entsteht ist die kaum spürbare Romantik. Es entstehen kaum emotionale Situationen zwischen Eadlyn und den Kandidaten, die ihre Gefühle für denjenigen, an den sie am Ende ihr Herz verliert, für den Leser spürbar oder nachvollziehbar machen. Natürlich möchte ich hier keinen Namen nennen, um einen Spoiler zu vermeiden, aber ich glaube es ist für jeden klar, dass Eadlyn sich letztlich für einen Kandidaten entscheidet und das es auch ein Happy End gibt.
Dieses Ende fand ich auch schön (obwohl ich mich ja für jemand anderes entschieden hätte), doch dieses wird wiederum so rasend schnell eingeleitet und erzählt, dass man Kiera Cass fast schon dabei beobachten kann, wie sie ihre „Das perfekte Happy End“ – Liste abhakt. Kein Charakter darf vergessen werden…

Zu Anfang lässt sie sich so viel Zeit und am Ende zieht sie das Tempo dermaßen an, dass man kaum noch Luft holen kann. Die ersten Kapitel plätschern teilweise dahin, beinhalten kaum spannende Momente, sondern Situationen, die sich wie unnötiges „Füllmaterial“ anfühlen. Ausschweifend wird von einer Blumenübergabe oder dem genauen Vorgang bei einem Fotoshooting berichtet, wo man sich fragt: ‚Musste ich jetzt unbedingt wissen, für welche Blume sich nun dieser oder jener Kandidat entschieden hat?‘
Dabei fehlt es an humorvollen, knisternden und mit Spannung aufgeladenen Momenten, die mich regelrecht mitfiebern lassen! Wo bleibt die Anziehung, die Schwärmerei?

Die Kandidaten bleiben blass, während Eadlyn in ihrem Charakter wächst, doch was die Liebe angeht agiert sie noch immer Gefühlskalt und viel zu kalkuliert.
Und da man auch wesentlich früh bemerkt, an wen Eadlyn ihr Herz verliert, kann man sich denken, wie das Ende des Buches aussieht und damit geht erneut Spannung verloren.

Zusammenfassend betrachtet kann ich dem Buch daher nur drei Papierblumen geben.
Wer den ersten Teil von Eadlyns Geschichte gelesen hat, sollte es sich nicht nehmen lassen auch zu erfahren wie ihre Geschichte ausgeht. Die Reihe bekommt ihren verdienten Abschluss, der auch wirklich gelungen ist (insbesondere der kurze Epilog ist toll!), doch ich hatte mir einfach mehr erhofft. Vielleicht waren aber auch einfach meine Erwartungen zu hoch!?