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Veröffentlicht am 11.12.2022

Nicht so gut wie erhofft

Elektra, die hell Leuchtende
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Griechische Mythologie neu erzählt - das klang gut, und so, wie dieses Buch beworben wurde, waren die Erwartungen natürlich sehr hoch.
Rückblickend muss ich leider sagen, dass diese Erwartungen nicht erfüllt ...

Griechische Mythologie neu erzählt - das klang gut, und so, wie dieses Buch beworben wurde, waren die Erwartungen natürlich sehr hoch.
Rückblickend muss ich leider sagen, dass diese Erwartungen nicht erfüllt wurden.
Zunächst einmal geht es keineswegs nur um Elektra, sondern stehen auch zwei weitere Frauen, Klytaimnestra und Kassandra, im Mittelpunkt, und die Geschichte wird immer abwechselnd aus der Perspektive dieser Frauen erzählt. Erst spät begehrt Elektra auf und wird wirklich zur Hauptfigur.
Der Stil ist gut, aber durchaus anspruchsvoll. Man muss sehr genau und konzentriert lesen, eine Sekunde Unaufmerksamkeit rächt sich sofort. Tatsächlich fand ich diesen Stil bei aller Qualität auch bald ziemlich anstrengend zu lesen. Aus meiner Sicht ist dies auch eher ein Buch für Erwachsene; ich könnte mir vorstellen, dass der Stil viele Jugendliche ermüdet und frustriert.
Die Figuren blieben leider oftmals allzu blass und distanziert. Auch diesbezüglich fand ich dieses Werk leider enttäuschend. Am ehesten punktete es für mich noch durch seine Atmosphäre.
Eine Neuinterpretation ist in Saint´s Roman leider nicht zu sehen, doch kommt Geschichte hier in einem neuen, frischen Gewand daher, und zumindest Leser, die noch nicht so viele Kenntnisse in Sachen griechische Mythologie haben und bei der Lektüre ihr Wissen bilden bzw erweitern wollen, könnten durchaus Gefallen an "Elektra, die hell Leuchtende" finden.
Ich fand es reizvoll, das Ganze aus Sicht der Frauen geschildert zu lesen, muss insgesamt aber leider sagen, dass dieses Buch hinter meinen Erwartungen zurückgeblieben ist.

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Veröffentlicht am 20.11.2022

Schauerroman vor mexikanischer Kulisse

Der mexikanische Fluch
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Mexiko im Jahre 1950: Die junge Noemí lebt in der Stadt, studiert, genießt das Leben. Doch sie muss dieses Leben für eine Weile auf Eis legen, denn sie darf ihren Wunschstudiengang nur fortsetzen, wenn ...

Mexiko im Jahre 1950: Die junge Noemí lebt in der Stadt, studiert, genießt das Leben. Doch sie muss dieses Leben für eine Weile auf Eis legen, denn sie darf ihren Wunschstudiengang nur fortsetzen, wenn sie ihrem Vater einen Gefallen tut: Dieser bekam nämlich einen beunruhigenden Brief von Noemís Cousine Catalina, die kürzlich Virgil Doyle geheiratet hat und nun mit dessen Familie auf High Place, dem einsam gelegenen Herrenhaus der englischen Familie hoch oben in den Bergen Mexikos lebt. In dem Brief behauptet Catalina, dass man sie vergiften würde ... das würde erklären, weshalb Catalina sich schon lange nicht mehr gemeldet hatte und schon lange nicht mehr bei Noemí und deren Vater zu Besuch war ... Noemí reist also nach High Place. Schon bei ihrer Ankunft merkt sie, dass hier etwas sehr Merkwürdiges vor sich geht - das Haus ist düster, es scheint zu spuken, die Familie und die Bediensteten sind mysteriös, furchteinflößend, man kann ihnen nicht trauen. Trotz allem forscht Noemí und will erst dann ruhen, wenn sie weiß, was der Auslöser des Zustandes ihrer Cousine ist, bzw. sie ihre Cousine zurück nach Hause gebracht hat - doch als Noemí klar wird, was es wirklich mit diesem Haus und dieser Familie auf sich hat, ist es längst zu spät, denn zu diesem Zeitpunkt sitzt sie schon ebenso in der Falle wie einst Catalina ...

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Für mich besticht "Der mexikanische Fluch" vor allem durch den Stil der Autorin, den ich sehr gerne gelesen habe, sowie die Atmosphäre. Das erste Drittel des Werkes empfinde ich als am stärken; im weiteren Verlauf ließ die Qualität des Werkes leider nach.

Moreno-Garcia schreibt bildhaft, ihr Werk ist reichlich atmosphärisch. Die düstere, mysteriöse, unheilvolle Grundstimmung ist von Anfang bis Ende vorhanden. Auch weist "Der mexikanische Fluch" keinerlei Längen auf. Vieles ist schon von Beginn an rätselhaft, sowohl bzgl. des Hauses als auch bzgl. der Familie, doch man tappt nicht völlig im Dunkeln, sondern hat schon bald eine ungefähre Vorstellung davon, was da passiert. Wirklich aufgelöst wird das Ganze aber erst am Ende. Insofern ist immer eine hohe Spannung vorhanden. Man fragt sich bis zuletzt, ob Noemí und/oder Catalina es schaffen werden, diesem Haus und dieser Familie nochmal zu entkommen.

Gefallen hat mir auch die Sogwirkung, die dieses Werk entfaltet.

Die Figuren hingegen konnten mich nicht allesamt überzeugen; manche waren einfach nicht ausgereift genug, andere (v.a. der Arzt in der Stadt und die Heilerin) hätten ruhig eine noch größere Rolle spielen dürfen.

Für Noemí, die immer mehr unter dem Einfluss dieses Hauses und dieser Familie steht, verschwimmen zunehmend die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit, und auch der Leser hat zunehmend Probleme damit, dies auseinanderzuhalten. Beim Lesen solcher Passagen war ich von der Autorin und ihrer Meisterschaft überzeugt.

Leider gab es aber auch immer wieder Passagen, bei denen das Gegenteil der Fall war - in den letzten beiden Dritteln war es mir persönlich oft einfach too much; zu abgedreht; zu viel Ekel, zu viel Horror; zu viele Klischees.

Auch das Ende lässt mich leider unbefriedigt zurück, ist es doch im Vergleich zum ganzen Rest zu wenig ausgereift, zu abrupt, zu rosarot und somit insgesamt einfach nicht passend.

Fazit: Die Atmosphäre und die Kulisse waren die Highlights dieses Werkes für mich. Sicher besitzt "Der mexikanische Fluch" eine gewisse Sogwirkung; man will wissen, wie alles weitergeht und endet, findet das Buch also nie schlecht oder will es gar abbrechen - aber inhaltlich komplett überzeugen konnte es mir leider nicht. Vermutlich lag es daran, dass ich v.a. den Vergleich mit du Maurier und Brontë im Kopf hatte, das Buch auch deshalb lesen wollte. Wer das aber weiß und keine Probleme damit hat, dass Silvia Moreno-Garcia darüber hinausgeht und es auch viel Ekel und Horror , Tod, Verfall und dergleichen gibt; dass dieses Werk bspw. deutlich mehr Shelley und Radcliffe als du Maurier und Brontë enthält, der wird "Der mexikanische Fluch" lieben.

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Veröffentlicht am 01.11.2022

Eine klare Empfehlung für frankophile Leser

Connemara
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Eine moderne Madame Bovary, die ihre Fesseln abstreift ... so wurde dieser Roman angekündigt.
Im Mittelpunkt steht die fast vierzigjährige Hélène, die die Dinge hat, von denen viele andere Menschen träumen: ...

Eine moderne Madame Bovary, die ihre Fesseln abstreift ... so wurde dieser Roman angekündigt.
Im Mittelpunkt steht die fast vierzigjährige Hélène, die die Dinge hat, von denen viele andere Menschen träumen: Karriere, Mann, Kinder, Haus ... Sie hat ihren Geburtsort, ihre Herkunft hinter sich gelassen, ist gesellschaftlich aufgestiegen - doch glücklich ist sie noch immer nicht. Sie liebt ihren Mann nicht, sie wird von Depressionen geplagt ... da trifft sie Christophe wieder, in den sie in ihrer Jugend sehr verliebt war. Mit ihm entflieht sie ihrer Realität ... doch ob es für diese beiden Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, eine Zukunft geben kann?

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Um eine moderne Madame Bovary sollte es sich hier handeln - das klang sehr vielversprechend, und so wollte ich "Connemara" unbedingt lesen.
Rückblickend muss ich leider sagen, dass mich dieser Roman nicht annähernd so sehr wie Flauberts Werk fesseln und begeistern konnte.
"Connemara" besticht vor allem durch Nicolas Mathieu´s Stil, denn sprachlich ist "Connemara" wirklich herausragend und absolut lesenswert.
Leider weist dieser Roman, der abwechselnd aus Sicht von Hélène und Christophe sowie abwechselnd aus der Gegenwart und aus der Vergangenheit heraus erzählt wird, aber auch deutliche Längen auf. So hätte Hélènes Erzählstrang etwa und vor allem bezüglich ihres Berufes deutlich gestrafft werden können. Vieles davon hat mich überhaupt nicht interessiert. Und auch Christophes Leben erzählt Nicolas Mathieu viel zu langatmig und er verliert sich auch hier in allzu vielen unbedeutenden Details. Auch hier hat mich vieles einfach nicht interessiert. Das führte bei mir dazu, dass ich "Connemara" immer wieder als ziemlich anstrengend empfand und immer wieder Pausen einlegen musste.
Auch der Aufbau des Romans insgesamt hat mich nicht so recht überzeugt: Während bis auf das Ende oftmals alles viel zu viel Raum einnimmt, kommt dieses Ende viel zu abrupt. Wenn Nicolas Mathieu dem Ende auch nur annähernd so viel Raum gegeben hätte wie dem Rest, dann wäre das Verhältnis noch irgendwie ausgewogen gewesen. Aber so kommt dieses Ende viel zu plötzlich, wird viel zu schnell abgehandelt, lässt den Leser dadurch völlig unbefriedigt zurück.
Christophe blieb für mich als Frau distanziert und blass, doch Hélène gefiel mir als Figur ziemlich gut. Viele Leserinnen werden sich sehr gut mit ihr identifizieren können.
Fazit: Ein Roman, der zwar Längen aufweist und inhaltlich nicht komplett fesseln, begeistern und überzeugen kann, der aber wichtige und aktuelle Themen aufgreift und sprachlich brillant ist. Vor allem frankophile Leser werden Freude an diesem Roman haben.

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Veröffentlicht am 24.10.2022

Tolle Idee, durchwachsene Umsetzung

The Witches of Silent Creek 1: Unendliche Macht
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Nach dem jeweils mysteriösen Tod ihrer Eltern zieht Helena nach Silent Creek, einem kleinen Ort an der schottischen Küste, um bei ihrem Großvater zu leben und zu studieren. Schon bald nach ihrer Ankunft ...

Nach dem jeweils mysteriösen Tod ihrer Eltern zieht Helena nach Silent Creek, einem kleinen Ort an der schottischen Küste, um bei ihrem Großvater zu leben und zu studieren. Schon bald nach ihrer Ankunft merkt Helena, dass in Silent Creek dunkle Mächte am Werk sind Da ist nicht nur der düstere Tyrael Burnett, da ist noch viel mehr - und schnell merkt Helena, dass diese dunklen Mächte nicht nur existieren und die Menschen bedrohen, sondern dass sie selbst ein Teil davon sein könnte ...


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Bei "The Witches of Silent Creek - Unendliche Macht" handelt es sich um Ayla Dade´s Romantasy-Debüt. Der Klappentext klang großartig, nach der perfekten Lektüre für Herbstabende, und so war ich sehr gespannt auf diesen Auftakt einer Dilogie. Leider lässt mich das Werk nach der Lektüre aber auch enttäuscht, zwiegespalten und verwirrt zurück ...


Ayla Dade´s Stil gefiel mir auf Anhieb sehr - er lässt sich stets angenehm und flüssig lesen, ist sehr atmosphärisch. Die düstere, mysteriöse, gefahrvolle, auch magische Stimmung, die in Silent Creek herrscht, ist von der ersten bis zur letzten Seite vorhanden und kommt auch ungefiltert beim Leser an. Für mich persönlich besticht "The Witches of Silent Creek" vor allem durch diese Atmosphäre sowie überhaupt durch diese Kulisse. Das war für mich das Highlight dieser Geschichte.


Auch die zarten Gefühle, das Prickeln gerade zwischen Helena und Tyrael, sowie der Humor der Geschichte haben mir grundsätzlich sehr gut gefallen.


Leider gab es auch die ein oder andere Szene mit Ekelfaktor sowie eine Sexszene, die einfach too much war. Ich konnte sie einfach nicht ernst nehmen, musste wirklich lachen und mich fremdschämen. Solche Stellen wirkten leider wie Fremdkörper in der Geschichte, die das Leseerlebnis und den Eindruck, den dieses Buch bei mir hinterlassen haben, geschmälert haben. Das gilt leider immer wieder auch für das Vokabular. Und leider gibt es in diesem Buch auch massenweise Klischees ...


Erzählt wird die Geschichte in stetem Wechsel aus der Sicht einiger Protagonisten. Das sorgt zwar einerseits für eine große Sogwirkung und einen entsprechenden Lesefluss, hat aber andererseits den Nachteil, dass es immer wieder große Sprünge gibt und man kaum den Überblick behalten kann. Das wird leider noch schlimmer dadurch, dass die Autorin sehr viele Dinge nur anreißt, aber nicht weiter- bzw. zu Ende führt.


Auch wurde bisher kaum eine offene Frage geklärt, sondern der Leser steht nach Abschluss dieses ersten Bandes mit so vielen offenen Fragen da, dass er auch hierüber kaum den Überblick behalten kann.


All diese Dinge werden es sehr schwer machen, mit Band 2 nicht komplett überfordert zu sein - und ob dort wirklich alle offenen Fragen geklärt werden oder es an dessen Ende nicht noch mehr offene Fragen und auch Fragezeichen im Kopf des Lesers gibt, das ist die große Frage ...


Dennoch bin ich - nicht zuletzt dank dieses Cliffhangers - gespannt darauf, wie das alles weitergeht und endet, sodass ich auch den 2. Band lesen werde.


Fazit: Romantasy, die perfekt in den Herbst passt, durch eine tolle Atmosphäre und Kulisse besticht, leider aber auch einige Schwächen aufweist ...

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Veröffentlicht am 04.10.2022

Teils großartig, teils sehr langatmig ...

Violeta
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In ihrem neuesten Roman "Violeta" erzählt Isabel Allende das bewegte hundertjährige Leben von Violeta del Valle; dies geschieht, indem Violeta einen Brief an ihren Enkel schreibt, der mit ihrer Geburt ...

In ihrem neuesten Roman "Violeta" erzählt Isabel Allende das bewegte hundertjährige Leben von Violeta del Valle; dies geschieht, indem Violeta einen Brief an ihren Enkel schreibt, der mit ihrer Geburt während der Grippepandemie im Jahre 1920 beginnt und mit ihrem letzten Atemzug zu Beginn der Coronapandemie im Jahre 2020 endet.
Natürlich geht es hauptsächlich um Violeta, um ihr Leben, um die Menschen, die sie umgaben. Doch auch in historischer und politischer Hinsicht erfahren wir von Anfang bis Ende sehr viel.
"Violeta" besticht vor allem durch den Stil, denn Isabel Allende kann einfach großartig schreiben. Man kann in ihren Worten, in ihren Sätzen schwelgen.
Der Inhalt an sich lässt mich leider zwiegespalten zurück - teilweise fand ich ihn sehr spannend und fesselnd, sodass ich ihn sehr gerne gelesen habe, teilweise empfand ich ihn als sehr langweilig und langatmig.
Stellenweise habe ich auch die Tiefe vermisst.
Als die letzte Seite gelesen war, wusste ich nicht, ob die Lesezeit nicht verschwendet war, ob ich sie nicht besser in ein anderes Buch investiert hätte. Letztlich kann man "Violeta" zwar lesen, aber man muss es sicher nicht.
Ich bleibe enttäuscht zurück, da es andere Werke aus der Feder von Isabel Allende gibt, die weitaus besser sind. "Violeta" konnte mich nicht fesseln und begeistern, und ich glaube leider auch nicht, dass dieser Roman lange nachklingen wird ...

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