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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.12.2022

Wenn du dich auf einmal auf der falschen Seite wiederfindest ...

Opferfluss
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Im dritten Teil dieser Krimireihe treffe ich Nicholas Meller wieder, der wirklich eine erstaunliche Entwicklung durchlaufen hat und sich zum gefragten Anwalt gemausert hat. Leider scheint seine Beziehung ...

Im dritten Teil dieser Krimireihe treffe ich Nicholas Meller wieder, der wirklich eine erstaunliche Entwicklung durchlaufen hat und sich zum gefragten Anwalt gemausert hat. Leider scheint seine Beziehung zu Nina dabei auf der Strecke geblieben zu sein. Sie hat inzwischen die Seiten gewechselt und sich für eine Karriere bei der Polizei entschieden, wohingegen der Hauptkommissar Rongen, bereits bekannt aus dem Vorgängerband „Blutacker“, diesmal selbst einen Anwalt benötigt. Er hat in Notwehr einen vermeintlichen Polizistenmörder erschossen, doch dieser Schuss geht für Rongen nach hinten los …

Der Klappentext hält auch dieses Mal wieder was er zu versprechen scheint, nämlich Spannung vom Feinsten. In „Opferfluss“, Band drei der Reihe um Rechtsanwalt Meller, stoße ich beim Lesen schnell auf alte Bekannte und tummle mich unter anderem wieder im russischen Milieu, was mir persönlich beim Lesen aber auch im wahren Leben immer ein wenig unheimlich ist. Mir scheint, die Russen machen keine Gefangenen! Aber auch das Privatleben der Charaktere bekommt einigen Raum im Roman und so ist es mal wieder ein Vergnügen in deren Leben einzutauchen. Der Schreibstil ist flüssig und sehr anschaulich, so dass ich gerne vier von fünf Sternen vergebe. Das kleine Sternchen Abzug gibt es lediglich für ein paar Längen und noch ein wenig Luft nach oben.

Ich freue mich sehr, dass eine liebe Buchfreundin Interesse an diesem dritten Teil bekundet hatte und ich das Buch daraufhin aus meinem SuB Regal befreien konnte. Eine tolle Reihe, die nach einer Fortsetzung mit Band vier quasi schreit. Bin gespannt, wie und wann es weitergehen wird.

Veröffentlicht am 13.12.2022

Mit Ernst Gennat war ich in Begleitung des erfolgreichsten deutschen Kriminalisten der Weimarer Zeit ...

Kommissar Gennat und der grüne Skorpion
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Wir schreiben das Jahr 1926 und der gute alte Kommissar Gennat hat es nicht leicht die Tage. Nachdem er bei seiner letzten Aufklärung des Doppelmords an den Geschwistern Fehse in Breslau nicht erfolgreich ...

Wir schreiben das Jahr 1926 und der gute alte Kommissar Gennat hat es nicht leicht die Tage. Nachdem er bei seiner letzten Aufklärung des Doppelmords an den Geschwistern Fehse in Breslau nicht erfolgreich war, scheint ihm ein Mörder gleich wieder einen Streich zu spielen. Gennat wird zu einem Tatort gerufen, doch von der Leiche fehlt jede Spur. Will ihn hier jemand hinters Licht führen? Wo ist die Frau mit dem grünen Skorpion? Gemeinsam mit dem Reporter Max Kaminski, der ihm in der Vergangenheit schon oft gute Dienste geleistet hat und ihm immer gerne zur Seite steht, begibt er sich auf Spurensuche, wo eigentlich keine Spuren sind …

Was für ein herzliches Wiedersehen hatte ich doch mit Gennat in dem neuen Roman der Autorin Regina Stürickow, fast fühlte es sich ein wenig wie Heimkommen an. Er hat sich nicht geändert, seit ich ihn bei seinem letzten Fall begleiten durfte und Süßspeisen – gerne präsentiert von seinem „Steinerchen“, der patenten Sekretärin, sin noch immer seine Leidenschaft. Doch nicht weniger Leidenschaft aber vor allem auch Kombinationsgabe wendet er an, um den vermeintlichen Mörder zu finden. Er muss sich beeilen, denn es bleibt nicht bei einer Leiche und die Zeit drängt.

Die Autorin entführt mich auch dieses Mal wieder mich ins Berlin vor hundert Jahren und lässt mich Großstadtluft schnuppern, wenn auch diese nicht immer angenehm ist. Ich schleiche mich mit ihr durch dunkle Gassen, trinke gemeinsam mit dem Kommissar Kaffee im Romanischen Café und warte an jeder Ecke darauf, auf ein bekanntes Gesicht zu stoßen. Berthold Brecht, Anita Berber, Max Liebermann … die Liste ist endlos, doch ich warte vergebens. Dafür erlebe ich ein spannendes Abenteuer und atme schließlich erleichtert aus, als der Fall gelöst ist. Lasst euch überraschen von diesem neuen Kriminalfall in Berlin. Ich vergebe diesmal vier von fünf Sternen und eine Leseempfehlung an alle, die auch mal in die Roaring Twenties in Berlin abtauchen möchten.

Veröffentlicht am 12.12.2022

Über Schuld, Verrat und eine große Liebe während des Zweiten Weltkriegs ...

Feldpost
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Es ist doch immer wieder spannend, wenn Romane auf wahren Begebenheiten basieren, und genau deshalb hat mich Mechtild Borrmanns Idee zu diesem Roman auch gleich fasziniert. Sie nimmt mich mit auf eine ...

Es ist doch immer wieder spannend, wenn Romane auf wahren Begebenheiten basieren, und genau deshalb hat mich Mechtild Borrmanns Idee zu diesem Roman auch gleich fasziniert. Sie nimmt mich mit auf eine Reise in die 30er Jahre des letzten Jahrhunderts als die gleichgeschlechtliche Liebe noch mit Gefängnis bestraft wurde und die neue braune Partei Deutschlands es sich auf die Fahne geschrieben hatte, diese an sich unschuldigen Menschen zu verfolgen und ans Messer zu liefern. Nicht besser erging es den Juden, denen ihrerseits nachgestellt wurde und die schon bald in Lebensgefahr schwebten. Wie hängt das nun aber alles zusammen mit den Briefen und den Unterlagen zum Verkauf einer Villa in Kassel?

Anhand von alten Tagebucheinträgen aus dem Tagebuch-Archiv Emmendingen webt die Autorin aus diesen Zutaten eine berührende Geschichte, die fast keine Wünsche offenlässt. Die beiden Geschwister Adele und Albert Kuhn sowie Richard Martens spielen die Hauptrollen im Roman „Feldpost“, bei dem ich eine Weile brauchte, bis sich die Puzzlesteinchen für mich zu einem Ganzen zusammenfügten. Wer liebt wen, wem kann man trauen und warum begeht einer von ihnen Suizid, wo sich doch alles zu fügen schien? Hört sich nach einer runden und faszinierenden Geschichte an und dennoch war dieses Buch, das erste aus der Feder von Mechtild Borrmann, das ein paar kleine Schwächen aufwies. Es hat mich nicht ganz abholen können. Ich ziehe deshalb ein kleines Sternchen ab und spreche trotzdem eine Leseempfehlung aus. Wenn diese Frau eines kann, dann ist es schreiben und recherchieren und ach … ich finde sie einfach großartig – sie ist eine meiner absoluten Lieblingsautorinnen!

Veröffentlicht am 20.11.2022

Ausflug in eine fremde, grausame Welt ...

Lightseekers
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Auf eher ungewöhnliche Weise beginne ich diesmal meine Rezension zu dem Debutroman „Lightseekers“ mit einem Zitat in den Danksagungen des Autors am Ende des Buchs: „Das Schreiben dieses Buch war eine Art ...

Auf eher ungewöhnliche Weise beginne ich diesmal meine Rezension zu dem Debutroman „Lightseekers“ mit einem Zitat in den Danksagungen des Autors am Ende des Buchs: „Das Schreiben dieses Buch war eine Art Exorzismus. Ich danke meinem Tutor William Ryan dafür, dass er diesen verzweifelten Wunsch erkannt und mich dazu angeleitet hat, die Geschichte zu erzählen, die mir am Herzen lag, und damit meine Liebe zu meinem Heimatland wiederherzustellen.“
Genau dieses Zitat hat mir geholfen selbst das Leben in Nigeria aus Sicht als Leserin ein wenig besser zu verstehen und vielleicht besser einordnen zu können. Als Westeuropäerin, die zwar – wie der Protagonist auch - schon in den USA, jedoch noch nie in Afrika gelebt hat, konnte ich beim Lesen oft nur den Kopf schütteln und tat mich schwer, dem ganzen nigerianischen Lebensstil einen Sinn abzugewinnen. Der Autor verarbeitet in seinem Debütroman ein Thema, das ihm wohl selbst schon lange auf der Seele gebrannt hat, nämlich den sinnlosen Lynchmord an vier Jugendlichen, der im Jahr 2012 nahe Port Harcourt stattgefunden hat. Er versucht dieses grausame Verbrechen in „Lightseekers“ nachzustellen und gleichzeitig stellt er sich den fiktiven Dr. Philip Taiwo zur Seite, der auf den Grund dieser barbarischen Gewalttätigkeit dringen soll. Mit dem vermeintlichen „Chauffeur“ Chika deckt er immer neue Unglaublichkeiten auf und beginnt schließlich selbst an seinem eigenen Land zu verzweifeln …
Ich bin noch ganz begeistert über diesen Ausflug in ein für mich fremdes Land, den ich an der Hand des Autors Femi Kayode unternehmen durfte. Ich denke, er schildert das Leben in Nigeria auf sehr authentische Weise. Er scheint kein einziges heikles Thema unausgesprochen zu lassen … der ewig schwelende Konflikt zwischen Christen und Moslems, die große Schere zwischen arm und reich, die Korruption und Bestechungen, die in dem afrikanischen Land an der Tagesordnung sind. Und dennoch vermittelt er auch seine Liebe zu dem Ort seiner Geburt und lässt immer wieder Hoffnung durchblitzen, dass sich doch einmal etwas ändern könnte.
Mit Freude habe ich gelesen, dass wir uns als Leser noch auf weitere „Abenteuer“ mit Dr. Philip Taiwo freuen dürfen. Ich bin schon sehr gespannt und werde auf jeden Fall wieder mit von der Partie sein. Für diesen Serienauftakt vergebe ich – mit ein klein wenig Luft nach oben – verdiente vier Sterne und spreche eine Leseempfehlung an alle die Leser aus, die mal ein wenig abseits des Mainstreams unterwegs sein möchten.

Veröffentlicht am 17.11.2022

Finding Anna ...

Becks letzter Sommer
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Eigentlich passen Benedict Wells‘ Romane nicht so wirklich in mein Beuteschema. Meist schreibt er über Themen, die mich eigentlich nicht betreffen. Aber diesmal konnte er mich mit Herrn Beck doch ziemlich ...

Eigentlich passen Benedict Wells‘ Romane nicht so wirklich in mein Beuteschema. Meist schreibt er über Themen, die mich eigentlich nicht betreffen. Aber diesmal konnte er mich mit Herrn Beck doch ziemlich fesseln. Herr Beck, der Lehrer geworden ist und dennoch nicht eine Unze Leidenschaft für seinen Beruf aufbringen kann. Der mit Ende dreißig eigentlich schon abgeschlossen hat mit seinem Leben und seiner „Karriere“ und über seine Vergangenheit sinniert. Doch dann scheint ihm das Leben in Form eines Jungen namens Rauli Kantas eine neue Aufgabe gegeben zu haben. Als dann noch die Studentin Lara in sein Leben tritt, scheint auf den ersten Blick alles perfekt. Perfekt, ja, bis sich dann alles wieder aufzulösen droht …
Ich habe mich bei Herrn Becks letztem Sommer ganz bewusst für die Hörbuch Version entschieden, denn hier wird gelesen, geliebt und gelebt von dem Multitalent Christian Ulmen, der mit seiner Art des Vortragens einfach begeistert. Er erweckt die Charaktere des Romans zum Leben und besonders die Figur des Rauli Kantas ist ihm ganz großartig gelungen. Das Buch ist eine Mischung aus bittersüßer Sehnsucht nach Jugend und Abenteuer, nach Liebe, Anerkennung und Erfolg aber zugleich in Teilen auch ein rasanter Roadtrip, der in seiner Komik und Tragik besticht. Ich vergebe vier von fünf Sternen. Ein extra Stern geht ganz klar an den Sprecher und die restlichen guten drei Sterne an den jungen Autor, der sich nach diesem Debütroman mit inzwischen sechs erfolgreichen Romanen einen Platz in der Literaturszene gesichert hat.