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Veröffentlicht am 27.12.2022

Upstairs, Downstairs auf Schloss Liebenberg ...

Schloss Liebenberg. Hinter dem hellen Schein.
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„Man darf auch mal Glück haben im Leben!“ wird sich die junge Adelheid gedacht haben, als sie eine Stelle im Schloss Liebenberg angeboten bekommt. Und das nicht etwa ganz unten in der Hierarchie, sondern ...

„Man darf auch mal Glück haben im Leben!“ wird sich die junge Adelheid gedacht haben, als sie eine Stelle im Schloss Liebenberg angeboten bekommt. Und das nicht etwa ganz unten in der Hierarchie, sondern gleich als gemachtes Stubenmädchen. Das ruft natürlich Neider auf den Plan und so muss sie schnell lernen, was Missgunst und Hinterhältigkeit bedeuten. Manchmal nah daran aufzugeben, denkt sie jedoch stets vernünftig, denn ohne ihren Lohn sähe es schlecht aus für den Rest ihrer Familie, deren Oberhaupt sich einen kargen Lohn als Tagelöhner verdient. Doch es ist bei Weitem nicht alles Gold was glänzt und so wird sie bald von den eigenen Reihen in eine Falle gelockt, der sie zwar nicht direkt ihren Platz im Hause Liebenberg kostet, wohl aber ihr schöne Stelle als Stubenmädchen. Degradiert zum Hausmädchen muss sich sie von nun an eine Kammer mit Heddie teilen, mit der sie bald aus der Not heraus eine zarte Freundschaft verbindet …

Auch bei den Herrschaften geht nicht immer alles mit rechten Dingen zu. So lernt Adelheid schnell, dass die Ehe zwischen dem Fürsten und seiner Gattin alles andere als harmonisch ist. Und der Streit zwischen ihm und dem Journalisten Maximilian ernster zu sein scheint als zu Anfang vermutet. Adelheids Weltbild kommt bald gefährlich ins Wanken …

Sehr anschaulich und vermutlich auch sehr nah an der Realität, lässt uns die Autorin Hanna Caspian, vielen sicher bekannt durch ihre wunderbare Gut Greifenau Reihe, die Welt diesmal durch Dienstbotenaugen betrachten. Sie scheut sich nicht die Wahrheit aufzudecken und erzählt unverblümt von den harten Arbeitsbedingungen, die damals beim Personal herrschten. Von den langen Tagen, der schweren körperlichen Arbeit und der oft geringen Entlohnung der sogenannten „Guten Geister“, die man von Seiten der Herrschaft weder sehen noch hören wollte. Und so ganz nebenbei dürfen wir auch Zeugen werden bei Entwicklung der sogenannten Eulenburg Affäre, bei der der Fürst ganz offiziell und öffentlich der Homosexualität beschuldigt wurde.

Der Roman „Hinter dem hellen Schein“ ist der gelungene Auftakt zu einer spannenden Trilogie. Meiner Meinung nach hatte er ein klein wenig zu viele Wiederholungen, zum Beispiel die von dem Diener, der aufgrund seines Alkoholproblems immer wieder vergisst, die Post zu den Herrschaften zu bringen und ähnliche kleine Begebenheiten. Alles in allem ist die Story aber rund und harmonisch und macht Lust auf mehr. Ich vergebe vier von fünf möglichen Sternen und freue mich schon auf Band zwei, der wohl schon im Februar 2023 erscheinen wird.

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Veröffentlicht am 15.12.2022

Regt zum Nachdenken an ...

Barbara stirbt nicht
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Mit „Barbara stirbt nicht“ wollte ich der Autorin eine zweite Chance geben, denn ihr Buch „Die schärfsten Gerichte der tatarischen Küche“ habe ich vor einiger Zeit abgebrochen. Ging gar nicht, war brachial, ...

Mit „Barbara stirbt nicht“ wollte ich der Autorin eine zweite Chance geben, denn ihr Buch „Die schärfsten Gerichte der tatarischen Küche“ habe ich vor einiger Zeit abgebrochen. Ging gar nicht, war brachial, war vulgär, war so gar nicht meins. Umso mehr freut es mich doch, dass ich mich mit Herrn Schmidt über die Länge der CD schließlich – wie soll ich sagen – arrangieren konnte? Vorausschickend möchte ich betonen, dass der Hörbuchsprecher Thomas Anzenhofer eine hervorragende Leistung hingelegt hat. Er verkörpert den sturen alten Walter wie eine Eins. Walter Schmidt, der in seinem Leben noch nie einen Finger im Haushalt gerührt hat. Der sich nie um ein krankes Kind geschweige denn je um seine kranke Frau gekümmert hat. Und so steht er dann auch hilflos und verloren da, als Barbara eines Morgens im Badezimmer umfällt und nicht mehr aufstehen kann. Für ihn geht das alles nicht in seinen Kopf, seine Frau war nie krank. Langsam, ganz langsam nähert er sich dieser misslichen Lage, versucht auf seine eigene tollpatschige Art, einen Weg zu finden, um über seinen Schatten zu springen während er sein und Barbaras gemeinsames Leben Revue passieren lässt. Wie viel „gemeinsam“ darin steckt, kann man schlecht beurteilen, aber ich musste erfreut feststellen, dass Barbara durchaus auch ein eigenes Leben lebt, sich mit Freundinnen trifft, sich engagiert aber eben auch ihren Mann versorgt hat.

Wie eine Tragikomödie entwickelt sich die Geschichte um Walter Schmidt, der sich endlich aus seinem Kokon schält nur um dann festzustellen, dass es vielleicht schon zu spät ist.

Das Ende bleibt offen, was mir im ersten Moment so gar nicht schmeckte. Aber auf den zweiten Blick sage ich, gut gemacht, so kann sich jeder seine eigenen Gedanken dazu machen. Vor mir gibt es vier Sterne und eine Hörempfehlung, an alle diejenigen, die vielleicht selbst nochmal über den Sinn des Lebens ein wenig nachdenken wollen …

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Veröffentlicht am 14.12.2022

Wenn du dich auf einmal auf der falschen Seite wiederfindest ...

Opferfluss
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Im dritten Teil dieser Krimireihe treffe ich Nicholas Meller wieder, der wirklich eine erstaunliche Entwicklung durchlaufen hat und sich zum gefragten Anwalt gemausert hat. Leider scheint seine Beziehung ...

Im dritten Teil dieser Krimireihe treffe ich Nicholas Meller wieder, der wirklich eine erstaunliche Entwicklung durchlaufen hat und sich zum gefragten Anwalt gemausert hat. Leider scheint seine Beziehung zu Nina dabei auf der Strecke geblieben zu sein. Sie hat inzwischen die Seiten gewechselt und sich für eine Karriere bei der Polizei entschieden, wohingegen der Hauptkommissar Rongen, bereits bekannt aus dem Vorgängerband „Blutacker“, diesmal selbst einen Anwalt benötigt. Er hat in Notwehr einen vermeintlichen Polizistenmörder erschossen, doch dieser Schuss geht für Rongen nach hinten los …

Der Klappentext hält auch dieses Mal wieder was er zu versprechen scheint, nämlich Spannung vom Feinsten. In „Opferfluss“, Band drei der Reihe um Rechtsanwalt Meller, stoße ich beim Lesen schnell auf alte Bekannte und tummle mich unter anderem wieder im russischen Milieu, was mir persönlich beim Lesen aber auch im wahren Leben immer ein wenig unheimlich ist. Mir scheint, die Russen machen keine Gefangenen! Aber auch das Privatleben der Charaktere bekommt einigen Raum im Roman und so ist es mal wieder ein Vergnügen in deren Leben einzutauchen. Der Schreibstil ist flüssig und sehr anschaulich, so dass ich gerne vier von fünf Sternen vergebe. Das kleine Sternchen Abzug gibt es lediglich für ein paar Längen und noch ein wenig Luft nach oben.

Ich freue mich sehr, dass eine liebe Buchfreundin Interesse an diesem dritten Teil bekundet hatte und ich das Buch daraufhin aus meinem SuB Regal befreien konnte. Eine tolle Reihe, die nach einer Fortsetzung mit Band vier quasi schreit. Bin gespannt, wie und wann es weitergehen wird.

Veröffentlicht am 13.12.2022

Mit Ernst Gennat war ich in Begleitung des erfolgreichsten deutschen Kriminalisten der Weimarer Zeit ...

Kommissar Gennat und der grüne Skorpion
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Wir schreiben das Jahr 1926 und der gute alte Kommissar Gennat hat es nicht leicht die Tage. Nachdem er bei seiner letzten Aufklärung des Doppelmords an den Geschwistern Fehse in Breslau nicht erfolgreich ...

Wir schreiben das Jahr 1926 und der gute alte Kommissar Gennat hat es nicht leicht die Tage. Nachdem er bei seiner letzten Aufklärung des Doppelmords an den Geschwistern Fehse in Breslau nicht erfolgreich war, scheint ihm ein Mörder gleich wieder einen Streich zu spielen. Gennat wird zu einem Tatort gerufen, doch von der Leiche fehlt jede Spur. Will ihn hier jemand hinters Licht führen? Wo ist die Frau mit dem grünen Skorpion? Gemeinsam mit dem Reporter Max Kaminski, der ihm in der Vergangenheit schon oft gute Dienste geleistet hat und ihm immer gerne zur Seite steht, begibt er sich auf Spurensuche, wo eigentlich keine Spuren sind …

Was für ein herzliches Wiedersehen hatte ich doch mit Gennat in dem neuen Roman der Autorin Regina Stürickow, fast fühlte es sich ein wenig wie Heimkommen an. Er hat sich nicht geändert, seit ich ihn bei seinem letzten Fall begleiten durfte und Süßspeisen – gerne präsentiert von seinem „Steinerchen“, der patenten Sekretärin, sin noch immer seine Leidenschaft. Doch nicht weniger Leidenschaft aber vor allem auch Kombinationsgabe wendet er an, um den vermeintlichen Mörder zu finden. Er muss sich beeilen, denn es bleibt nicht bei einer Leiche und die Zeit drängt.

Die Autorin entführt mich auch dieses Mal wieder mich ins Berlin vor hundert Jahren und lässt mich Großstadtluft schnuppern, wenn auch diese nicht immer angenehm ist. Ich schleiche mich mit ihr durch dunkle Gassen, trinke gemeinsam mit dem Kommissar Kaffee im Romanischen Café und warte an jeder Ecke darauf, auf ein bekanntes Gesicht zu stoßen. Berthold Brecht, Anita Berber, Max Liebermann … die Liste ist endlos, doch ich warte vergebens. Dafür erlebe ich ein spannendes Abenteuer und atme schließlich erleichtert aus, als der Fall gelöst ist. Lasst euch überraschen von diesem neuen Kriminalfall in Berlin. Ich vergebe diesmal vier von fünf Sternen und eine Leseempfehlung an alle, die auch mal in die Roaring Twenties in Berlin abtauchen möchten.

Veröffentlicht am 12.12.2022

Über Schuld, Verrat und eine große Liebe während des Zweiten Weltkriegs ...

Feldpost
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Es ist doch immer wieder spannend, wenn Romane auf wahren Begebenheiten basieren, und genau deshalb hat mich Mechtild Borrmanns Idee zu diesem Roman auch gleich fasziniert. Sie nimmt mich mit auf eine ...

Es ist doch immer wieder spannend, wenn Romane auf wahren Begebenheiten basieren, und genau deshalb hat mich Mechtild Borrmanns Idee zu diesem Roman auch gleich fasziniert. Sie nimmt mich mit auf eine Reise in die 30er Jahre des letzten Jahrhunderts als die gleichgeschlechtliche Liebe noch mit Gefängnis bestraft wurde und die neue braune Partei Deutschlands es sich auf die Fahne geschrieben hatte, diese an sich unschuldigen Menschen zu verfolgen und ans Messer zu liefern. Nicht besser erging es den Juden, denen ihrerseits nachgestellt wurde und die schon bald in Lebensgefahr schwebten. Wie hängt das nun aber alles zusammen mit den Briefen und den Unterlagen zum Verkauf einer Villa in Kassel?

Anhand von alten Tagebucheinträgen aus dem Tagebuch-Archiv Emmendingen webt die Autorin aus diesen Zutaten eine berührende Geschichte, die fast keine Wünsche offenlässt. Die beiden Geschwister Adele und Albert Kuhn sowie Richard Martens spielen die Hauptrollen im Roman „Feldpost“, bei dem ich eine Weile brauchte, bis sich die Puzzlesteinchen für mich zu einem Ganzen zusammenfügten. Wer liebt wen, wem kann man trauen und warum begeht einer von ihnen Suizid, wo sich doch alles zu fügen schien? Hört sich nach einer runden und faszinierenden Geschichte an und dennoch war dieses Buch, das erste aus der Feder von Mechtild Borrmann, das ein paar kleine Schwächen aufwies. Es hat mich nicht ganz abholen können. Ich ziehe deshalb ein kleines Sternchen ab und spreche trotzdem eine Leseempfehlung aus. Wenn diese Frau eines kann, dann ist es schreiben und recherchieren und ach … ich finde sie einfach großartig – sie ist eine meiner absoluten Lieblingsautorinnen!