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Veröffentlicht am 27.12.2022

“Lessons in Chemistry” mit Elizabeth Zott …

Eine Frage der Chemie
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Elizabeth Zott ist klug und sie hat einen Traum. Sie möchte in ihrem Lieblingsthema Chemie den Doktortitel erwerben und Forscherin sein. Nicht mehr und nicht weniger. Doch dafür scheint sie zu früh geboren ...

Elizabeth Zott ist klug und sie hat einen Traum. Sie möchte in ihrem Lieblingsthema Chemie den Doktortitel erwerben und Forscherin sein. Nicht mehr und nicht weniger. Doch dafür scheint sie zu früh geboren worden zu sein, denn Ende der fünfziger Jahre haben Männer noch die Macht die Karriere einer Frau zu zerstören, ganz wie es ihnen beliebt. Mit dem Studium ist es schnell für sie zu Ende, doch wer Ms. Zott kennt – und ich tue das inzwischen – weiß, dass sie nicht aufgeben wird. Als sie eine Stelle in einem Institut für Chemie angeboten bekommt, nimmt sie an, obwohl sie dort das Mädchen für Alles sein soll. Elizabeth scheint das Wörtchen „Alles“ wörtlich zu nehmen, denn sie hinterfragt, sucht und findet Erklärungen und … findet Calvin Evans, ein Mann, der so außergewöhnlich wie sie selbst ist. Nie wollte sie sich an einen Mann binden und auch Calvin hatte der Liebe eigentlich abgeschworen, als es passiert. Sie verlieben sich ineinander und sind wie füreinander geschaffen, die wissbegierige Chemikerin und der preisgekrönte Forscher. Ein perfektes Paar, das schnell bei den Kollegen Neid und Missgunst erweckt. Als sie schließlich zusammenziehen und der Hund „halbsieben“ die Familie komplett macht, scheint die Frage der Chemie geklärt! Es hätte alles so schön sein können … doch dann kam die Katastrophe, ja und danach kam „Dinner um Sechs“ …
Ok, ok, dachte ich mir, als ich das Hörbuch in den Händen hielt. Wollen wir doch erstmal sehen, ob es halten wird, was der Hype um „Eine Frage der Chemie“ verspricht. Knappe vierzehn Stunden später hatte ich meine Antwort. Ja, ja, ja, es hält, was es verspricht, denn die wunderbar talentierte Hörbuchsprecherin Luise Helm, die Elizabeth Zott ihre Stimme gibt, macht aus dem ohnehin großartigen Buch eine Hörerlebnis der ganz besonderen Art. Aber auch die Autorin Bonnie Garmus hat eine erstaunliche Leistung erbracht. Auf unverkennbare, trockene Weise und gleichzeitig immer wieder gespickt mit genau der richtigen Portion Witz und Ironie behandelt sie heikle Themen, wie „Wilde Ehe“, alleinstehende Mütter, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz, und, und, und, alles Themen, die Anfang der sechziger Jahre noch eine ganz andere Bedeutung hatten. Man spürt mit jedem Kapitel, dass sowohl die Autorin als auch die Sprecherin wohl fast ein wenig verliebt in Elizabeth gewesen sein müssen, denn die Hingabe, mit der sie die Protagonistin ausformen, ist unübersehbar. Hier vergebe ich – obwohl ich mich mit der Rolle von „halbsieben“ erst recht spät anfreunden konnte – gerne mit fünf Sternen die volle Punktzahl. Ich bin schon sehr gespannt, was sich Bonnie Garmus als nächstes ausdenken wird. Ich hoffe, wir lesen bald mehr von ihr.

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Veröffentlicht am 23.12.2022

Hier wurden junge Menschen mit Schocktherapie gebrochen ... erschütternd !!

Rabenkinder (Morduntersuchungskommission Leipzig 1)
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Maik, Tanja und Andreas … drei Namen, drei Schicksale, drei junge Menschen, die im Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau gelandet sind, dem Albtraum aller Jugendlichen der Deutschen Demokratischen Republik. ...

Maik, Tanja und Andreas … drei Namen, drei Schicksale, drei junge Menschen, die im Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau gelandet sind, dem Albtraum aller Jugendlichen der Deutschen Demokratischen Republik. Man redete ihnen ein, dass sie es verdient hätten, denn ohne Grund kommt man nicht nach Torgau. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus, hier lebte das sadistische Aufsichtspersonal seine ganz persönlichen Vorlieben aus, hier hatten die Insassen keine Rechte mehr, sie wurden mit brutalem Sport, Freiheitsentzug, körperlicher Misshandlung bis hin zu Vergewaltigung erniedrigt und zur Demut gezwungen. Doch die letzten drei Verbliebenen scheinen Glück zu haben, denn die DDR befindet sich in der Auflösung und auf einmal steht Andreas‘ Zellentür offen. Kaum glaubend, dass er erlöst sein soll, stolpert er in die Freiheit und direkt in die Leiche des Direktors, der vor ihm von einem Balken baumelt. Eine rasche Flucht scheint die einzige Lösung, doch wie weit werden sie kommen? Beate Vogt von der Morduntersuchungskommission Leipzig wird auf den Fall angesetzt und muss sich schließlich ausgerechnet mit dem Wessie Josef Almgruber aus dem fränkischen Nürnberg arrangieren um den Fall aufzuklären. Sie begeben sich … manchmal mehr schlecht als recht … auf Spurensuche und liefern dem Leser eine Verfolgungsjagd, die spannender kaum sein kann … !!!

Schon lange habe ich keinen so spannenden Krimi mehr gelesen, der mich bis zur letzten Seite fesselte und mich immer wieder auf die falsche Fährte lockte. Auf authentische und mehr als gut recherchierte Weise entführte die Autorin Grit Poppe mich in die Zeit der Wende, als die BRD und die DDR auf magische Weise zu einem geeinten Land zusammengeschweißt werden sollten. Das hatte für Herrn Bundeskanzler Helmut Kohl auf dem Papier sicher gut ausgesehen, doch die Wirklichkeit sah wohl ein wenig anders aus. Während es viele nicht erwarten konnten, im gelobten Westen ihr Begrüßungsgeld auf den Kopf zu hauen, sahen doch auch so einige ihre Felle und ihre Existenzberechtigung davon schwimmen. Viele sind verständlicherweise skeptisch und haben noch Angst vor Repressalien. So ist denn auch für die verbliebenen Torgau Mitarbeiter die Sache noch längst nicht ausgestanden. Hier soll zu Ende gebracht werden, was zu Ende gebracht werden muss …

Mehr als einmal hatte ich beim Lesen Gänsehaut und war erschüttert, traurig und wütend zugleich, was – leider nicht nur in Torgau - für Zustände herrschten und wie man junge Menschen mit Gewalt so zertrümmert, dass ein normales Leben niemals mehr möglich sein wird. Während „Rabenkinder“ ein fiktionales Werk der Autorin Grit Poppe ist, basiert es durchaus auf einem wahren Hintergrund und ich denke, die Geschichte hätte genau so stattfinden können. Das ausgelöste Kopfkino wird mich sicher noch lange begleiten und zum Nachdenken anregen. Ich vergebe wohlverdiente fünf von fünf Sternen und möchte somit zum Ausdruck bringen, wie sehr du mich beeindruckt hast, liebe Grit. Ich wünsche dem Buch noch viele aufmerksame Leser und würde mir sehr wünschen, dass solche Behandlungen nicht mehr möglich sein werden. Ich zolle meinen Respekt allen ehemaligen Insassen des Jugendwerkhof Torgaus aber auch allen anderen Heimen, die doch angeblich nur dem Wohl der Kinder und Jugendlichen dienen sollten und wünsche ihnen viel Kraft, das Leben in Freiheit zu meistern und genießen zu können.

Veröffentlicht am 22.12.2022

Eine bewundernswert sturköpfige und starke Frau ... unbedingt lesenswert !!!!

Fräulein Stinnes und die Reise um die Welt
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Einfach nur großartig! Gut, liebe Leserinnen und Leser, es ist Dezember in Deutschland und Weihnachten steht vor der Tür. Sie schauen aus dem Fenster und sehen das berühmt berüchtigte trübe Schmuddelwetter, ...

Einfach nur großartig! Gut, liebe Leserinnen und Leser, es ist Dezember in Deutschland und Weihnachten steht vor der Tür. Sie schauen aus dem Fenster und sehen das berühmt berüchtigte trübe Schmuddelwetter, das hier leider seit einigen Jahren in der vorweihnachtlichen Zeit wohl so üblich ist. Und dann nehmen Sie sich trotz des Weihnachtstrubels die Zeit, sich auf ein Buch einzulassen, nämlich „Fräulein Stinnes Reise um die Welt“. Wenn Sie auch nur ein kleines bisschen wie ich ticken, werden Sie diesen Schritt nicht bereuen. Die wunderbare Autorin Lina Jansen, vielen besser bekannt als Beate Maly, entführt Sie auf eine Reise um die Welt, die es in sich hat. Gebannt hing ich beim Lesen an den Zeilen, als Clärenore Stinnes – was für ein Name – mich auf eine Weltreise mitnahm, die es in sich hatte. Vor fast hundert Jahren wagt sie es, sich mit einem Fotografen, zwei Mechanikern, zwei Autos und einem Hund, auf ein Abenteuer der Extraklasse einzulassen. Sie selbst ist in einer Unternehmerfamilie aufgewachsen, in der Gefühle mit Schwäche gleichgesetzt wurden. Lediglich ihr Vater sieht in ihr mehr als „leider nur ein Mädchen“, das gut heiraten und sich um den Nachwuchs kümmern soll. Als ihr Vater stirbt, zeigen ihr die Mutter und die älteren Brüder immer mehr die kalte Schulter, sodass ein ehrgeiziger Plan in ihr wächst. Einmal um die ganze Welt aber ohne die Taschen voller Geld, entgegen des Schlagers aus den 80er Jahren, mit dem Karel Gott uns heute noch einen Ohrwurm präsentiert. So führt sie ihre abenteuerlich Reise durch Europa, Asien sowie Nord- und Südamerika und mehr als einmal muss sie um ihr Leben fürchten. Doch sie ist eine Kämpferin und gibt nicht auf. Sie wird es schaffen und wir dürfen sie dabei begleiten …
Mehr als einmal fühlte ich mich in eine andere Welt versetzt. Einige Abschnitte erinnerten mich an eigene Reisen, so z. B. die Fahrt durch die Türkei mit Besuch in Ankara und Konja. Doch mehr als einmal blutete mir auch das Herz, als ich daran erinnert wurde, dass Reisen durch Persien – den heutigen Iran – und Syrien heute leider nicht mehr möglich sind. Auch ihre Etappe durch Russland brachte mir wieder schmerzvoll den in der Ukraine herrschenden Krieg in Erinnerung. Dennoch will man sich sofort an die eigene Urlaubsplanung machen um, vielleicht auf ein wenig bequemere Weise, die Welt zu erkunden, wie Clärenore es vor hundert Jahren tat. Das Buch mach Lust auf mehr, macht Lust auf Recherche und wieder einmal hat mich Beate Maly mit ihrem Schreibstil absolut überzeugt. Von mir gibt es dicke, fette, wohlverdiente fünf Sterne und eine von Herzen kommende Leseempfehlung an alle Reiselustigen, egal ob real oder vom Sofa aus. CHAPEAU!!!!

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Veröffentlicht am 15.12.2022

Welcome to "The Dollhouse" ....

Wovon sie träumten
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Durch den Roman „Wovon sie träumten“ durfte ich mich seit Langem mal wieder auf eine fiktionale Reise nach New York begeben, die mir ausgesprochen gut gefallen hat. Neben dem Leben in der großen Stadt ...

Durch den Roman „Wovon sie träumten“ durfte ich mich seit Langem mal wieder auf eine fiktionale Reise nach New York begeben, die mir ausgesprochen gut gefallen hat. Neben dem Leben in der großen Stadt in der Gegenwart, reiste ich mit Darby, Esme und Sam auch in die 50er Jahre in den „Big Apple“, was mich schon immer fasziniert hat. Im Gestern und im Heute begleitete ich jeweils eine junge Frau mit großen Plänen. Eine Frau, die Unabhängigkeit anstrebt und doch sogar heute noch immer wieder in ihre Schranken gewiesen wird. Im Hier und Jetzt geht es um Rose, eine junge Journalistin, die ein Verhältnis mit einem verheirateten Mann unterhält, und gehört werden will. Sie ist intelligent und strebsam und hat tolle Ideen für neue Stories, unter anderem zum Barbizon in der East 63rd Street und seinen Bewohnerinnen aus vergangenen Zeiten. Das Barbizon Hotel in Manhattan wurde 1927 auf dem Höhepunkt der goldenen Zwanziger erbaut und sollte als sicherer Hafen für die „moderne Frau“ dienen, die eine Karriere anstrebte. Rose, die selbst in dem Gebäude wohnt, ist fasziniert darüber, dass noch bis in die heutige Zeit einige der Frauen aus den 50er Jahren im ehemals rein weiblichen Wohnhotel leben und will ihre Geschichte schreiben. Sie stößt auf ihre Nachbarin Darby, die einen Stock unter ihr wohnt, jedoch verschlossen bleibt und ihr Geheimnis zu wahren sucht. Durch eine glückliche Fügung wird Rose jedoch die Möglichkeit geboten, zusammen mit einem Kollegen, dem Kriegsreporter Jason, einige Geheimnisse zu lüften. Eine spannende Exkursion in die Welt von gestern beginnt …

Während des Lesens stellte ich fest, dass mir erfreulicherweise beide Erzählstränge ausgesprochen gut gefielen. Beide Protagonistinnen waren sehr sympathisch, wodurch es mir nicht schwerfiel, mich in sie hineinzuversetzen und mit ihnen zu sympathisieren. Die Autorin schafft ein sehr lebendiges Bild über das Leben der Frauen, verarbeitet brisante Thema, die sie in einer spannenden Geschichte verpackt in der Freud und Leid oft sehr nah beieinander liegen. Es ist mein erstes, aber bestimmt nicht mein letztes Buch von Fiona Davis. Wie schön, dass sie mir durch ihren Roman über den Weg gelaufen ist. Ich vergebe hier sehr gerne fünf von fünf möglichen Sternen.

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Veröffentlicht am 08.12.2022

Eine vom Menschen verursachte ökologische Katastrophe ... the Dust Bowl!

Die vier Winde
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Mit diesem Buch habe ich mich tatsächlich richtig auseinandergesetzt, da mich die Thematik unheimlich interessiert. Wie erschrocken war ich als ich entdeckte, dass der Roman und die Personen zwar fiktiv ...

Mit diesem Buch habe ich mich tatsächlich richtig auseinandergesetzt, da mich die Thematik unheimlich interessiert. Wie erschrocken war ich als ich entdeckte, dass der Roman und die Personen zwar fiktiv sind, die Tragödien um die Sandstürme, die Armut und das Leid jedoch genau so stattgefunden haben.

Doch kurz zur Geschichte … die junge Elsa Wolcott kommt aus gutem Haus und ist eine Träumerin, die Trost und Geborgenheit in ihren Büchern findet. Schon immer leicht kränklich verbringt sie die meiste Zeit zu Hause und ist so unbedarft, wie eine junge Frau es nur sein kann. So ist es auch keine große Überraschung als sie auf den gutaussehenden jungen Raffaello Martinelli reinfällt, ein Amerikaner mit italienischen Wurzeln. „Nenn mich Raf, das klingt amerikanischer“ flüstert er ihr ins Ohr und schon ist es um sie geschehen. Es kommt, wie es kommen muss und bald lässt sich ihr Zusammentreffen nicht mehr verbergen. Ihre aber auch seine Eltern hatten sich das für ihre Kinder anders vorgestellt. Raf sollte aufs College und Elsa einen netten anständigen Mann kennenlernen. Schließlich zieht sie in die „Dustbowl“ Amerikas, um ein eigenes Leben aufzubauen, ein Leben, das jedoch schnell vom Staub der vielen tausend Acres Weizenfeldern und der Prärie dominiert wird. Ein Leben, das näher dem Tod als dem Leben ist …

Im Internet gibt es alte schwarz-weiß Filme, die zeigen, welche Macht die Sandstürme hatten und wie sie Amerika, das in seiner Engstirnigkeit immer mehr Flächen in Weizenfelder verwandelte, in die Knie zwang. Mich haben diese Filme aber auch das (Hör)buch fasziniert und so vergebe ich immer noch erstaunte und erschütterte fünf Sterne mit einer Hörempfehlung für alle, die gerne mal ein wenig Zeit im mittleren Westen der USA verbringen möchten. Tauschen hätte ich jedenfalls nicht mögen!

Übrigens … die Zeit der "Dust Bowl" und des Massenexodus gen Westen beschreibt John Steinbeck in seinem Buch "Früchte des Zorns". Auf dieses Buch habe ich nun richtig Lust bekommen.