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Veröffentlicht am 27.01.2023

Erschütternder zeitgeschichtlicher Roman

Feldpost
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MEINE MEINUNG
In ihrem historischen Roman „Feldpost“ ist es der deutschen Autorin Mechtild Borrmann erneut in beeindruckender Weise gelungen, auf wahren Begebenheiten beruhende Schicksale und zeitgeschichtliche ...

MEINE MEINUNG
In ihrem historischen Roman „Feldpost“ ist es der deutschen Autorin Mechtild Borrmann erneut in beeindruckender Weise gelungen, auf wahren Begebenheiten beruhende Schicksale und zeitgeschichtliche Ereignisse rund um den Zweiten Weltkrieg zu einer bewegender Geschichte zu verweben. Eine Geschichte, die mich angesichts der Authentizität Intensität der geschilderten menschlichen Tragödien betroffen und sehr nachdenklich zurückgelassen hat.
Recherchiert hat die Autorin hierzu in dem umfangreichen Deutschen Tagebucharchiv in Emmendingen, in dem Zeitzeugnisse aus dem deutschen Sprachraum in Form von unveröffentlichten Tagebüchern, Lebenserinnerungen und Briefen archiviert und der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden.
In ihrem Roman führt sie uns sehr nachdrücklich die weitreichenden Auswirkungen vor Augen, die der Nationalsozialismus auf die junge Generation hatte und insbesondere der Krieg der gesamten Bevölkerung zugefügt hat.
Thematisch kreist die überaus bestürzende Geschichte über zwei Geschwisterpaare und deren Familien um eine große verbotene Liebe, die im Verborgenen bleiben muss, verschmähte Zuneigung, Freundschaft, Eifersucht, skrupellose Bereicherung, Verrat und große Schuld.
Die Autorin hat ihren Roman auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen angelegt und erzählt die Handlung aus verschiedenen Perspektiven. Durch den einfühlsamen, ansprechenden Schreibstil und den interessanten Einstieg wird man von Anfang an mitten hinein in die Geschehnisse gezogen und folgt gebannt dem weiteren Fortgang der emotional aufwühlenden Zeitreise. In dem Handlungsstrang der Gegenwart des Jahres 2000 lernen wir die Anwältin Cara Russo kennen, die nach einer mysteriösen Begegnung mit einer Unbekannten in einem Café beginnt, sich auf eine aufreibende Spurensuche nach dem rechtmäßigen Besitzer des Inhalts der von dieser zurückgelassenen alten Aktentasche zu begeben. So gelingt es Cara tatsächlich, den damaligen Absender der Feldpostbriefe aufzuspüren deckt bei ihren Recherchen allmählich die tragischen Hintergründe auf.
Im zweiten eindringlich erzählten Handlungsstrang tauchen wir in die Vergangenheit ein und erhalten ausgehend vom Jahr 1935 Einblicke in das Leben zweier befreundeter und in vielerlei Hinsicht schicksalhaft verbundener Familien und ihrer Kinder Adele und Albert sowie Richard und Dietlind ein. Während Familie Martens stramm auf Linie der Nazis ist, gerät Adeles Vater wegen seiner regimekritischen politischen Einstellung zunehmend in große Schwierigkeiten, bis schließlich nur noch die Flucht der Eltern ins Ausland Schlimmeres verhindert und die jungen Geschwister im Nazi-Deutschland zurückbleiben.
In verschiedenen Episoden veranschaulicht die Autorin glaubhaft die unterschiedliche Entwicklung ihrer vielschichtig angelegten Figuren und die Motive für ihr individuelles Handeln. Gekonnt hat sie auch viele historische Fakten und damalige Geschehnisse wie beispielsweise die fatale Bombennacht in Kassel im Oktober 1943 in die Handlung eingeflochten.
Die kurzen Kapitel und raschen Perspektivwechsel sorgen für Abwechslung und lassen die Spannung stetig steigen, auch wenn man ahnt, dass man nicht mit einem versöhnlichen Ausgang rechnen kann. Die vielen von Cara aus den alten Unterlagen und Briefen zusammengetragenen Mosaiksteinchen sowie die Rückblicke in die Vergangenheit offenbaren schließlich die beklemmende Wahrheit über die Vorkommnisse rund um Adele und ihre Familie. Das unfassbare, ihnen widerfahrene Leid und die enthüllten menschlichen Abgründe machen einen sehr betroffen. Insbesondere, da viele der zu dieser Geschichte verdichteten Einzelschicksale und persönlichen Tragödien auf wahren Begebenheiten beruhen.
Etwas schade fand ich, dass die Handlung ab einem gewissen Punkt doch etwas zu vorhersehbar war.
Zum Ende hin überschlagen sich die hochdramatischen Ereignisse regelrecht und es kommt zu einem raschen, fast reportageartigen Bericht im Zeitraffer über die Schicksale der beteiligten Charaktere.

FAZIT
Ein sehr bewegender historischer Roman über eine verbotene Liebe, einen großen Verrat und eine tragische Familiengeschichte zu Deutschlands dunkelsten Zeiten!
Basierend auf wahren Begebenheiten, aufrüttelnd und erschütternd! Sehr lesenswert!

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Veröffentlicht am 27.01.2023

Unterhaltsame Fortsetzung der historischen Krimi-Reihe

Fräulein vom Amt – Der Tote im Kurhaus
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MEINE MEINUNG
Nach dem vielversprechenden Auftakt „Die Nachricht eines Mörders“ ist den unter dem Pseudonym Charlotte Blum schreibenden Autorinnen Regine Bott und Dorothea Böhme mit dem zweiten Band „Fräulein ...

MEINE MEINUNG
Nach dem vielversprechenden Auftakt „Die Nachricht eines Mörders“ ist den unter dem Pseudonym Charlotte Blum schreibenden Autorinnen Regine Bott und Dorothea Böhme mit dem zweiten Band „Fräulein vom Amt - Der Tote im Kurhaus“ eine sehr unterhaltsame Fortsetzung ihrer historischen Roman-Serie rund um die sympathische Protagonistin Alma Täuber als ermittelndes Fräulein vom Amt gelungen.
Die abwechslungsreiche Mischung aus fesselndem Kriminalfall, zarter Liebesgeschichte, faszinierenden zeitgeschichtlichen Einblicken in das Alltagsleben der mondänen, quirligen Kur-Stadt Baden-Baden im Jahr 1924 sowie spannenden kulturellen Ereignissen sorgt für beste Unterhaltung.
Im Mittelpunkt der abwechslungsreichen Handlung stehen die junge Alma und ihre unkonventionelle Freundin und kreative Floristin Emmi Wolke, die sich eine gemeinsame Dachwohnung als Untermieterinnen einer höchst neugierigen Hauswirtin teilen, und ihre Unabhängigkeit als „moderne Frauen“ jener Zeit bei gesellschaftlichen Amüsements auskosten. Als nach der Premierenfeier zur »Aida«-Aufführung Emmis schneidiger Tanzpartner und gefeierter Tenor tot aufgefunden wird, gerät deren hitzköpfiger und stets eifersüchtiger Verehrer August ins Visier der Polizei. Auf Emmis hartnäckige Bitte hin beginnt Alma mit ihrem untrüglichen kriminalistischen Spürsinn Nachforschungen zu dem verzwickten Fall anzustellen. Hierbei trifft sie auch wieder auf den jungen Kriminalkommissar Ludwig Schiller, dem sie trotz großer Zuneigung im letzten Band den Laufpass gegeben hatte.
Dank des lebendigen Erzählstils und der farbenprächtigen Beschreibungen der Schauplätze in der damals international populären Sommerresidenzstadt am westlichen Rand des Schwarzwalds werden wir rasch in das turbulente Geschehen hinein gezogen.
Sehr anschaulich und authentisch fangen die Autorinnen das einzigartige Flair der turbulenten Zwanziger Jahre ein, einer Zeit im gesellschaftlichen und politischen Umbruch, deren heraufziehende Schattenseiten durch das Aufleben des nationalsozialistischen Gedankenguts immer präsenter werden.
Wie im Nachwort erläutert haben die Autorinnen viele historische Details sorgsam recherchiert und diese vom hochinteressanten modischen bis technologischen Wandel und bis hin zu politischen und kulturellen Hintergründen sehr ansprechend in ihre Handlung eingearbeitet. So erleben wir hautnah die um sich greifende Begeisterung der Bevölkerung für Ägyptologie und den Hype um Howard Carters archäologische Ausgrabungen im Tal der Könige mit, die sich in den Alltag eingeschlichen hat.
Mir hat es mit viel Spaß bereitet, mich gemeinsam mit der sympathischen Protagonistin auf die Suche nach dem Mörder unter die illustre Schar der Verdächtigen zu mischen, die Mitglieder des Opernensemble zu ihren Techtelmechteln zu befragen, diverse Teilnehmer der Ägypten-Expedition unter die Lupe zu nehmen und über altägyptischen Artefakten nachzuforschen. Auch wenn der eigentliche Kriminalfall und die Ermittlungen hierzu bisweilen in den Hintergrund treten, sorgen die privaten und beruflichen Exkurse rund um Alma und ihre flatterhafte Freundin für viel Abwechslung, nette humorvolle Episoden und natürlich Spannung.
Almas Recherchen zu dem spektakulären Mordfall nehmen so manche unerwartete Wendung, bieten reichlich Stoff zum Miträtseln und gipfeln schließlich in einem fesselnden Finale und einer überraschenden Auflösung.
Die Autorinnen haben ihre verschiedenen Charaktere sehr lebendig und mit viel Liebe ausgearbeitet, so dass sie äußerst lebensnah wirken. Ob nun die überaus clevere, selbstbewusste Hauptfigur Alma, der ihr Beruf in der Telefonvermittlung des Postamts und ihre Unabhängigkeit sehr wichtig ist, ihre quirlige, lebensfrohe Freundin Emmi mit ihren stets wechselnden Männerbekanntschaften, oder verschiedenste Nebenfiguren -die Autorinnen verstehen es, ihre Figuren zum Leben zu erwecken und uns ihre Gedankenwelt glaubwürdig zu vermitteln.
Ich bin schon sehr gespannt, welche Abenteuer und Herausforderungen auf Alma im 3. Band „Spiel auf Leben und Tod“ zukommen werden, der für Ende August dieses Jahres angekündigt ist.

FAZIT
Eine unterhaltsame Fortsetzung der historischen Krimi-Reihe um das ermittelnde Fräulein vom Amt Alma Täuber -mit sympathischen Charakteren, spannenden Ermittlungen, tollem Zwanziger Jahre-Zeitkolorit und humorvollen Episoden!
Ein gelungenes kurzweiliges Lesevergnügen zum Miträtseln, Schmunzeln und Mitfiebern!

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  • Erzählstil
  • Handlung
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Veröffentlicht am 01.01.2023

Mitreißende Fortsetzung der historischen Hebammen-Saga

Fräulein Gold: Die Rote Insel
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MEINE MEINUNG
Mit „Hulda Gold - Die rote Insel“ geht die großartige historische Hebammen-Erfolgsreihe von Anne Stern bereits in die fünfte Runde und noch ist kein Ende absehbar – zum Glück!
Diese abwechslungsreiche ...

MEINE MEINUNG
Mit „Hulda Gold - Die rote Insel“ geht die großartige historische Hebammen-Erfolgsreihe von Anne Stern bereits in die fünfte Runde und noch ist kein Ende absehbar – zum Glück!
Diese abwechslungsreiche Saga, in deren Mittelpunkt die bemerkenswerte, charakterstarke Berliner Hebamme Hulda Gold steht, sorgt mit der stimmigen Mischung aus faszinierendem Berliner Setting, einigen Ermittlungen zu einem mysteriösem Todesfall sowie komplizierter Liebesgeschichte wieder für spannende Unterhaltung. Vor allem die authentisch beschriebene zeitgeschichtliche Kulisse Berlins von 1926 sowie die interessanten, vielschichtig angelegten Figuren konnten mich wieder sehr begeistern. Nach dem überraschenden und äußerst beklemmenden Ausgang dieses letzten Bands war ich schon sehr auf Huldas weiteres Schicksal und die Fortsetzung der Geschichte gespannt.
Dank des angenehm leichten und lebendigen Erzählstils der Autorin werden wir rasch ins mitreißende Geschehen hineingezogen und tauchen ab ins politisch aufgeladene Berlin, in dem es vermehrt zu Spannungen und handfesten Auseinandersetzungen zwischen Kommunisten und Anhängern der nationalsozialistischen Bewegung kommt. Gekonnt portraitiert Stern das herausfordernde Alltagsleben der kleinen Leute, gibt uns aufschlussreiche Einblicke in die sozialen Spannungen und politischen Strömungen jener Zeit.
Für die hochschwangere Hulda hat sich nach dem tragischen Tod ihres Verlobten Johann viel verändert, und sie sieht einer wenig rosigen Zukunft entgegen. Glücklicherweise kann sie kann sie auf die Unterstützung ihrer alten Freunde aus ihrem alten Kiez zählen, denn die Familie ihres Verlobten zeigt ihr die kalte Schulter und verwehrt ihr jegliche finanzielle Hilfen. Ihre Anstellung als Hebamme in der Klinik hat sie verloren, so dass sie im Arbeiterviertel ROTE INSEL nun als Arzthelferin in der Praxis der jungen Ärztin und überzeugten Kommunistin Grete Fischer mithilft.
Die Autorin hat ihre Charaktere erneut sehr lebendig und vielschichtig ausgearbeitet, so dass sie mit ihren Ecken und Kanten sehr lebensnah und glaubhaft wirken. Zudem kommt es zu einem Wiedersehen mit alten Freunden und liebgewonnenen Bekannten aus den vorherigen Bänden. Sehr gelungen ist die überaus sympathische, charakterlich gereifte Protagonistin Hulda, die mir inzwischen sehr ans Herz gewachsen ist. Sie ist immer noch eine unerschrockene, selbstbewusste und unkonventionelle Frau, die sich trotz eigener Probleme und ihrer prekären Situation sehr mitfühlend für ihre Patienten in Not einsetzt und angesichts der damaligen Missstände hilft, wo immer sie kann. Doch spürt man deutlich ihre Selbstzweifel und zunehmende Unsicherheit angesichts ihrer ungewissen Zukunft als ledige Mutter. Gefreut habe ich mich auch darüber, dass Huldas ehemaliger Freund und Ex-Kommissar Karl North, der inzwischen als Privatdetektiv arbeitet und für seinen zwielichtigen Vater Nachforschungen anstellt, wieder eine größere Rolle in der Geschichte spielt. Als in unmittelbarer Nachbarschaft ein Kohlenhändler ermordet aufgefunden wird und die politischen Unruhen zu eskalieren drohen, zieht der Spannungsbogen immer weiter an. So dauert es nicht lange, bis Hulda trotz Kugelbauch ihrem Spürsinn freien Lauf lässt und sich in große Schwierigkeiten bringt. Nur gut, dass Karl Hulda in höchster Not zur Seite stehen kann und hoffe sehr, in der Fortsetzung wieder mehr über ihn lesen zu dürfen.
Zum Hörbuch:
Die großartige Schauspielerin und Hörbuchsprecherin Anna Thalbach ist eine hervorragende Wahl für dieses gekürzte Hörbuch. Mit ihrer unverwechselbaren, facettenreichen Stimme hat sie die Geschichte erneut äußerst überzeugend und temperamentvoll eingelesen. Sie setzt die Geschichte sehr mitreißend und abwechslungsreich um, so dass das Kopfkino mühelos anlaufen kann und man rasch ins fesselnde Geschehen hineingezogen wird. Mühelos gelingt es ihr, der Geschichte das typische Berliner Flair einzuhauchen und die verschiedenen Figuren zum Leben zu erwecken. Perfekt ist auch die selbstbewusste Hulda Gold, deren Charakter und Emotionen sie gefühlvoll und sehr überzeugend herausarbeitet. Ein rundum gelungenes, sehr lebendig eingelesenes Hörbuch, das für beste Unterhaltung sorgt!

FAZIT
Eine fesselnde Fortsetzung der historischen Hebammen-Saga rund um die äußerst sympathische, charakterstarke Berliner Hebamme Hulda Gold - mit faszinierenden Charakteren, viel Berliner Flair und wundervollem Zeitkolorit.
Ein sehr empfehlenswertes Hörbuch!

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Veröffentlicht am 30.12.2022

Höchst pikante Fortsetzung der Bestseller-Reihe

Sternenmeer
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Mit seinem neuen Regional-Krimi „Sternenmeer“ ist dem deutschen Autor und langjährigen Frankreichkorrespondenten Alexander Oetker erneut eine äußerst spannende Fortsetzung seiner beliebten, im schönen ...

Mit seinem neuen Regional-Krimi „Sternenmeer“ ist dem deutschen Autor und langjährigen Frankreichkorrespondenten Alexander Oetker erneut eine äußerst spannende Fortsetzung seiner beliebten, im schönen französischen Aquitaine angesiedelten Bestseller-Krimireihe gelungen. Passend zu seinem kürzlich erschienen Kochbuch und kulinarischen Roadtrip „Chez Luc“ dreht sich diesmal alles um die faszinierende Thematik französische Kulinarik und Spitzengastronomie. Für die umfangreiche Recherche zu den köstlichen Gaumenfreuden ist der Autor wirklich zu beneiden!
Dieser bereits 6. Band seiner Krimireihe rund um den charismatischen Ermittler Luc Verlain und seine sympathische Partnerin Anouk sorgt tatsächlich für besonderen Hochgenuss und ist allen Fans von Regionalkrimis mit tollem französischem Flair zu empfehlen.
Gekonnt würzt Oetker seine wendungsreiche und hochspannende Krimihandlung neben unterhaltsamen Episoden aus dem Privatleben seiner lebensechten Charaktere mit einigen unvorhersehbaren Plottwists, interessanten Einblicken in die Haute Cuisine und stimmungsvollen Landschaftsbeschreibungen. Eine gelungene Mischung, die die unverwechselbare, besondere Note seiner Aquitaine-Krimis ausmacht und für beste Unterhaltung und ein spannendes Lesevergnügen sorgt.
Der verzwickte Fall um den bekannten, in einem renommierten Drei-Sterne-Restaurant „Villa Auguste“ vergifteten Restaurantkritiker lässt uns schon bald hinter die Kulissen der gehobenen Gastronomie-Branche blicken und enthüllt eine wenig glamouröse Welt aus Missgunst, gnadenloser Konkurrenz und hartem Arbeitsalltag. Schon bald gibt es für uns mit einigen potentiellen Motiven für den hinterhältigen Giftanschlag jede Menge Stoff zum Miträtseln und Spekulieren. Eine böswillige Schädigung des guten Rufs des legendären Spitzenkochs Auguste Fontaine so kurz vor der Vergabe der Sterne des Guide Michelin liegt auf der Hand, doch neben der gesamten Küchencrew rücken auch militante Tierschützer, die mit ihren Aktionen gegen die Produktion der berühmten Entenstopfleber protestieren, ins Visier von Luc und seinem ermittelnden Team. Äußerst spannend ist es, diese während ihrer umfangreichen Nachforschungen und komplizierten Ermittlungsarbeit zu begleiten, die uns auch auf einige falsche Fährten führt. Mit psychologischem Fingerspitzengefühl und dem richtigen Riecher gelingt es ihnen allmählich, etliche Geheimnisse und erstaunliche Hintergründe aufzudecken. Geschickt zieht Oetker die Spannung bis zum fesselnden Finale immer weiter an. Nach einigen dramatischen und höchst überraschenden Entwicklungen gelingt es Luc dank seines untrüglichen Bauchgefühls schließlich, dem wahren Täter auf die Spur zu kommen und ihn zu stellen. Mit dieser grandiosen Auflösung konnte mich der Autor am Ende wirklich überraschen.
Die interessante und abwechslungsreiche Mischung aus eigenwilligen, tiefgründig angelegten Figuren hat mir hervorragend gefallen. Äußerst gelungen ist vor allem das sympathische Ermittlerteam bestehend aus dem souveränen, hochkompetenten Luc Verlain, als frisch gebackenen Vater, seiner cleveren Lebensgefährtin Anouk Filipetti nebst ihrer kleinen Tochter Aurélie, sowie Lucs patentem Assistenten Hugo Pannetier, der nicht nur als Polizist sondern auch als Babysitter unentbehrlich ist und eine gute Figur abgibt. Mit von der Partie ist auch Lucs arroganter, profilierungssüchtiger Vorgesetzter Laurent Aubry, der sich erneut in die Ermittlungen vor Ort einmischt und mit seinen voreiligen Schlussfolgerungen als wenig hilfreich erweist.
Ich freue mich schon auf die Fortsetzung dieser gelungenen Regionalkrimi-Reihe im Herbst 2023 und bin schon sehr gespannt, in welchem packenden Fall Luc unter seiner neuen Vorgesetzten ermitteln wird.

FAZIT
Ein neuer verzwickter und höchst pikanter Fall für den sympathischen Luc Verlain und sein kompetentes Ermittlerteam, bei dem sich diesmal alles um den gehobenen Gaumengenuss und die französische Sterneküche dreht!

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Veröffentlicht am 24.10.2022

Sehr unterhaltsames Debüt

Kerl aus Koks
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MEINE MEINUNG
Mit dem Debüt »Kerl aus Koks« ist dem beliebten deutschen Schauspieler Michael Brandner, vielen sicher aus der Fernsehproduktion Hubert und/ohne Staller bekannt, ein unterhaltsamer und mitreißender ...

MEINE MEINUNG
Mit dem Debüt »Kerl aus Koks« ist dem beliebten deutschen Schauspieler Michael Brandner, vielen sicher aus der Fernsehproduktion Hubert und/ohne Staller bekannt, ein unterhaltsamer und mitreißender Roman gelungen, in dessen Mittelpunkt die faszinierende Lebensgeschichte seines Alter Ego Paul Brenner steht.
Wie er in seiner Vorbemerkung unterstreicht, handelt es sich hierbei um eine fiktive Geschichte, die jedoch deutliche autobiografische Züge trägt und in die er auch viele eigene Erinnerungen hat einfließen lassen.
Michael Brandner erweist sich als ein talentierter Geschichtenerzähler, der die bewegte Lebensgeschichte seines sympathischen Protagonisten amüsant und spannend, aber auch berührend und greifbar umgesetzt hat. Sein Erzählstil ist angenehm leicht und abwechslungsreich, so dass die aus Pauls Sicht geschilderten Erlebnisse rasch vor meinem inneren Auge lebendig wurden. Obendrein ist die sehr kurzweilige Geschichte gewürzt mit einer herrlich humorvollen Note, die mich immer wieder hat schmunzeln und auflachen lassen.
Im sehr gelungenen ersten Teil nimmt uns Brandner mit auf eine faszinierende Zeitreise in die 1950er Jahre und lässt uns ins Ruhrgebiet der Nachkriegszeit eintauchen. Äußerst gelungen streut er viel Lokalkolorit ein und bringt uns die einzigartige Pott-Mentalität näher. Wir lernen den jungen Paul, der von seiner Mutter von seinen Verwandten in Bayern in den Kohlenpott nach Dortmund verfrachtet wird, kennen und erhalten sehr aufschlussreiche Einblicke in seine nicht immer unbeschwerte Kindheit. Während Paul von seinem Stiefvater, einem Bergmann mit großem Herz, liebevoll aufgenommen wird, sorgt insbesondere das schwierige Verhältnis zu seiner hartherzigen, stets unzufriedenen Mutter mit ihrem unberechenbaren Naturell für viel Ungemach. Gekonnt lässt Brandner uns an familiären Aufregungen, nachhaltig prägenden Erlebnissen und sehr witzigen Anekdoten aus Pauls Jugend teilhaben. Authentisch und anschaulich erzählt Brandner neben Pauls weiteren, faszinierenden Werdegang über so manche familiären Katastrophen und persönliche Krisen. Einem wahren Überlebenskünstler wie Paul mit seinem Schalk im Nacken, der in seinem Leben tatsächlich mehrfach dem Tod von der Schippe gesprungen ist, konnte dies alles nichts anhaben.
Im Mittelteil des Romans folgen wir ihm in verschiedensten Episoden durch sein rastloses, unstetes Leben in der Hippiezeit mit unzähligen Schauplatzwechseln inklusive seiner unbeständigen Frauengeschichten und turbulenten Liebschaften. Stets auf der Suche nach seinem neuen Herausforderungen probiert sich Paul als echter Tausendsassa auch in beruflicher Hinsicht aus. So wird er Bauzeichner, Schreiner, geht zum Bundesgrenzschutz, wird Hausbesetzer, Musiker, Puppenspieler bis er schließlich eher zufällig bei der Schauspielerei landet, wo er schließlich seine eigentliche Berufung findet. Auch privat findet Paul mit der Liebe seines Lebens sein persönliches Glück und kehrt nach Bayern zurück, auch wenn er berufsbedingt weiterhin viel unterwegs ist.
In den geschilderten Episoden eröffnet uns Brandner einen humorvollen, tiefgründigen und bisweilen auch ernüchternden Blick auf Pauls unbeständiges Leben. Uns begegnet uns ein Panoptikum höchst unterschiedlicher, bemerkenswerter wie auch liebenswerter Menschen, zudem wir erfahren auch noch ein wenig über das weitere Schicksal seines Stiefvaters, Bruders und seiner Mutter.
Für meinen Geschmack war dieser Teil allerdings mit der raschen Abfolge der Ereignisse deutlich schwächer und weniger eindrücklich als der erste.
Hervorragend hat mir das sehr mitreißende und nachdenklich stimmende Nachwort gefallen, mit dem schließlich der „Allroundstümper mit Geschmack“– wie Brandner sich selbst bezeichnet, sein gelungenes Werk grandios ausklingen lässt.
ZUM HÖRBUCH
In herrlich unterhaltsamem Tonfall breitet Schauspieler Michael Brandner einen Großteil seines faszinierenden Lebens und seiner bewegten Vergangenheit lebendig, ungeschönt und bildhaft vor uns aus.
Mit seiner unverwechselbaren Stimme und unterschwelligem Humor schafft er es hervorragend, uns mit in die Nachkriegszeit im Kohlenpott zu nehmen, uns in seine Lebenserinnerungen eintauchen und hautnah die Höhen und Tiefen seines Alter Ego Paul durchleben zu lassen. „Es wäre gut vorstellbar, dass das Hörbuch, da es in der Erzählung noch eine andere Farbe und Intensität entwickelt, gerade denen Spaß macht, die auch den Schauspieler dahinter mitbekommen wollen.“ (Zitat M. Brandner). Man spürt tatsächlich deutlich, wie emotional er mit seiner weitgehend autobiographischen Geschichte verbunden ist – und dies macht auch den besonderen Reiz dieses wundervollen Hörbuchs aus!
FAZIT
Ein faszinierender, humorvoll und kurzweilig erzählter Roman – eine gelungene Zusammenstellung von weitgehend autobiografischen Episoden aus dem bewegten, hochinteressanten Leben von Schauspieler Michael Brandner! Ein Muss für alle Brandner-Fans und alle, die es noch werden wollen!
Ein absolut empfehlenswertes Hörerlebnis!

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