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Veröffentlicht am 10.08.2017

Ostfriesenkrimi mit Lokalkolorit

Mörderjagd mit Inselblick
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Klappentext: Sommer in Neuharlingersiel. Die Vorbereitungen zum Hafenfest laufen auf Hochtouren. Mittenmang lauter Autoren, die sich bei ihrem Treffen ordentlich in die Wolle kriegen. Und dann fällt auch ...

Klappentext: Sommer in Neuharlingersiel. Die Vorbereitungen zum Hafenfest laufen auf Hochtouren. Mittenmang lauter Autoren, die sich bei ihrem Treffen ordentlich in die Wolle kriegen. Und dann fällt auch noch der erste tot um. Ausgerechnet beim Klönen mit Rosa! Als ein zweiter auf Norderney zusammenbricht, wird Rosa hellhörig. Aber Dorfpolizist Rudi will von Mord nichts wissen. Die Kripo in Wittmund schon gar nicht. Von Postbote Henner ist auch keine Hilfe zu erwarten. Der kurt seelenruhig auf Norderney. Als es eine weitere Tote gibt, erwacht Rosas Jagdinstinkt. Bei Mord versteht sie keinen Spaß. Und als bei allen dreien die gleiche Todesursache festgestellt wird, ist das Trio in Alarm …

Auch der vierte Roman der Ostfriesen- Krimiserie mit dem Dorfpolizisten Rudi und, Dorfpostboten Henner und Rosa, der Grundschullehrerin ist wieder ein richtiger Wohlfühlkrimischmöker. In Neuharlingersiel finden in diesem Band die 1. Ostfriesischen Literaturtage statt und Rosa ist wieder einmal mitten drinnen, obwohl eine Teilnahme im Organisationskomitee erst gar nicht geplant war. Wenn Autoren, Verleger und Literaturkritiker für ein paar Tage auf so engen Raum aufeinander treffen, können ganz schnell Probleme auftauchen und Konflikte hochkoche n. Als der erste durch einen vermeintlichen Herzinfarkt stirbt, wird Rosa schon hellhörig, als dann aber weitere folgen, nimmt Rosa auf die ihr so ureigene Art die Ermittlungen auf, denn sie war von Anfang an nicht davon ausgegangen, dass ein Herzinfarkt vorliegt…
Dieser Band ist bereits wie auch die Vorgänger, in sich abgeschlossen, aber wer einen dieser Krimis gelesen hat, möchte auch die anderen lesen. Die Protagonisten haben wie im wirklichen Leben sehr unterschiedliche Charaktere, manche mag man, manche liegen einem nicht so sehr und manche lehnt man einfach ab. Ebenso sind die Schilderungen über Neuharlingersiel und die Inseln so gut beschrieben, dass man, wenn man die Orte kenne, sofort weiß, wo die Szene spielt. Der Schreibstil ist leicht und flüssig und mit Humor gewürzt.
Ein Lesevergnügen, für dass ich 5 Sterne vergebe.

Veröffentlicht am 05.08.2017

Schinderhannes - ein Mythos

Die Räuberbraut
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Ein interessantes Cover, eine Frau mit dem Rücken zum Betrachter, beobachtet einen Überfall. Der Himmel über dem Geschehen ist ein wenig düster und zwielichtig.
Die Protagonistin des Romans, die 18jährige ...

Ein interessantes Cover, eine Frau mit dem Rücken zum Betrachter, beobachtet einen Überfall. Der Himmel über dem Geschehen ist ein wenig düster und zwielichtig.
Die Protagonistin des Romans, die 18jährige Juliana Blasius, Tochter eines Musikanten und Tagelöhners zieht mit ihrem Vater und ihren Schwestern durch den Hunsrück und verdingen sich als Musikanten. Bei einem dieser Auftritte lernt sie den berühmten Räuber Johannes Bückler auch „Schinderhannes“ genannt kennen. Johannes, jung, charmant und smart umwirbt Juliana bis sein Werben Erfolg hat. Beide verlieben sich ineinander, er verspricht ihr den Himmel auf Erden und Juliana zieht fortan mit ihm und seiner Räuberbande durch die Lande. Die beiden heiraten, Juliana wird schwanger, doch hat das Leben an der Seite eines Räubers eine Zukunft….
Astrid Fritz schildert sehr lebendig und eindrucksvoll das Leben des „Schinderhannes“ den man auch den deutschen „Robin Hood“ nannte und Juliana, genannt „Julchen“ in der Hochzeit seiner Räuberkarriere. In Einschüben aus dem Jahr 1844 erzählt Juliana ihre Rückblende an diese Zeit, hängt ihren guten Erinnerungen an diese Zeit nach. Nach dem Tod ihres dritten Ehemanns verdient sie sich ihr Geld als Schankmagd, die Gästen der Schankwirtschaft gegen einen kleinen Obolus aus ihrer Zeit damals erzählt und letztendlich auch erkennt, dass damals alles nicht so glorreich war.
„Julchen“ hatte kein liebevolles Elternhaus, ihre Mutter ständig kränkelnd und leidend, der Vater schwach und mutlos, als sie den „Schinderhannes“ kennenlernt, ergreift sie wie einen Strohhalm die Möglichkeit, ihr Leben zu verändern, weg von der Armut und der immer nörgelnden Mutter. Dieser geht liebevoll mit Juliana um, er trägt sie auf Händen und sie glorifiziert den „Schinderhannes“.
Die damalige Zeit war schwierig, der Hunsrück besetzt von den Franzosen, vieles war zerstört, die Not und das Elend der Menschen groß, viele kleine Gebiete hatten unterschiedliche Herrscher, die einander verfeindet waren. Der „Schinderhannes“ hatte dadurch einen Vorteil, er konnte relativ unerkannt durch die Lande ziehen, durch die Besatzung war die Obrigkeit gehemmt. Doch irgendwann eskalieren die Überfälle, es gibt Tote und die Obrigkeit verständigt sich über Ländergrenzen hinweg. Die Schlinge zieht sich langsam und unaufhaltsam zu.
Die Charaktere sind hervorragend ausgearbeitet, Astrid Fritz hat sehr gut recherchiert, sie verknüpft die historisch belegbaren Ereignisse mit ihrer eigenen Wahrnehmung der Personen. Julchen, die den „Schindeshannes“ zu Beginn auf ein Podest hebt, erkennt immer mehr, dass er eine sehr ambivalente Persönlichkeit hat, dass er, entgegen seiner Behauptung und Propaganda, nur reiche jüdische Kaufleute und Reisende auszurauben, auch andere Menschen um ihr Hab und Gut bringt. Ebenso erkennt auch die Bevölkerung, dass die Propaganda nicht stimmt und er verliert den Rückhalt und am Ende ist seine Räuberkarriere nach einem Schauprozess nur noch Schall und Rauch.
Neben einem informativen Nachwort der Autorin ergänzt auch ein Glossar über das Rotwelsch, der Gaunersprache, den Roman.
Der Roman ist fesselnd, teilweise dramatisch und spannend, eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 30.07.2017

Sylter Geschichte

Die Strandräuberin
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Klappentext: S ylt im Jahr 1711: Jördis lebt mit ihrer Großmutter auf Sylt, doch sie bleibt eine Außenseiterin, die sich als Strandräuberin durchschlagen muss. Ihre Vorfahren stammen aus Island, deshalb ...

Klappentext: S ylt im Jahr 1711: Jördis lebt mit ihrer Großmutter auf Sylt, doch sie bleibt eine Außenseiterin, die sich als Strandräuberin durchschlagen muss. Ihre Vorfahren stammen aus Island, deshalb hängt sie noch dem alten nordischen Glauben an. Ihre einzige Gefährtin ist ausgerechnet die Tochter des Pfarrers, der Jördis für eine Hexe hält. Doch dann verlieben ihre Freundin Inge und sie sich in denselben Mann – und das Unglück nimmt seinen Lauf.
Es ist die Zeit der Walfänger und Strandräuber. Das Leben ist hart auf Sylt – besonders für Frauen, die sich alleine durchschlagen müssen. Seit dem Tod ihrer Eltern ist für Jördis die Kate ihrer Großmutter Etta in Rantum ihr karges Zuhause. Die beiden leben von Strandräuberei und davon, dass sie Syltern heimlich die Zukunft weissagen – mit ihrem Runenorakel, denn sie hängen dem alten nordischen Glauben an. Misstrauisch vom Pfarrer des Ortes beäugt, geht Jördis ausgerechnet mit dessen Tochter Inge eine Freundschaft ein. Als sie gesteht, dass sie in Arjen, den jungen Schmied, verliebt ist, zerbricht die Freundschaft, denn auch Inge hofft, dass Arjen ihr die Ehe anträgt. Doch der Schmied gesteht Jördis seine Liebe. Sie beschließen, vor dem nächsten Biikebrennen zu heiraten. Aber alles kommt anders, als in der Kirche ein Kreuz von der Decke fällt und ein heftiger Sturm die Insel heimsucht. Der Pfarrer findet sofort die Schuldigen: Jördis und ihre Großmutter sollen Hexen sein.

Raue, aufgewühlte See, Wind, eine Frau allein am Strand, draußen auf dem Meer ein Segler in voller Takelage, ein wenig düster und mystisch. Jördis, die Protagonistin des Romans lebt seit dem Tode ihrer Eltern mit der Großmutter zusammen in einer Kate auf der Insel Sylt. Sie leben mehr schlecht als recht mit dem Sammeln von Strandgut oder dem Voraussagen der Zukunft durch das Runenorakel, das die Großmutter aus ihrer Heimat Island mitgebracht hat. Das Klima war rau, die Leute hatten es schwer, lebten hauptsächlich vom Walfang oder der Seefahrt. Strandräuberei, bei Strafe verboten, war eine weitere Einnahmequelle, wenn auf See Stürme tobten waren die Menschen am Strand und warteten auf gestrandete Schiffe. Viele Menschen lebten in Armut, von der Hand in den Mund, wie Jördis und ihre Großmutter. Als eines Tages Arjen, Jördis heimliche Liebe um ihre Hand anhält, ist sie überglücklich. Doch plötzlich gerät die Welt den beiden aus den Fugen, alles kommt anders….
Ines Thorn schreibt flüssig, unterhaltsam und in Bildern. Sie schafft es durch ihre Wortwahl, die damalige Landschaft Sylts, die religiöse Einstellung der Menschen sowie die Geschichte lebendig werden zu lassen. Der Leser taucht ein in die Geschichte des Jahres 1711 und erlebt hautnah die Fassetten des Zusammenlebens der Insel Bevölkerung. Die Spannung der Geschichte beginnt schon mit dem Prolog und wird durchgängig gesteigert. Die Charaktere sind vielschichtig und wirken authentisch.
Ein fesselnder, spannend geschriebener historischer Roman, der keine Langeweile aufkommen lässt.

Veröffentlicht am 25.07.2017

Schatten der Vergangenheit

Das Haus am Himmelsrand
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Klappentext: Ein Haus, das zwei Familien für immer verbinden wird. Ein Haus, dessen Keller bis in die dunkelsten Abgründe reicht – und dessen Giebel bis an den Rand des Himmels. Die Geschichte von Lizzy ...

Klappentext: Ein Haus, das zwei Familien für immer verbinden wird. Ein Haus, dessen Keller bis in die dunkelsten Abgründe reicht – und dessen Giebel bis an den Rand des Himmels. Die Geschichte von Lizzy Tanner und dem Gut »Rosshimmel« beweist, dass es nie falsch ist zu kämpfen: für seine Überzeugungen, für die Moral und für die Liebe. Eigentlich ist Elisabeth „Lizzy“ Tanner eine glückliche Frau: Ihre reizende Tochter Thea macht ihr viel Freude, ihr Partner Tom ist zuverlässig und liebevoll, Geldsorgen kennt sie nicht – und wenn es mal knapp wird, springt Lizzys Großvater ein, der Patriarch einer Freiburger Uhrendynastie. Doch die Sorglosigkeit zerbröckelt, als der Großvater stirbt. Nicht nur, dass er den »Rosshimmel«, das Anwesen der Familie in den Vogesen, zwei gänzlich Fremden vermacht, zudem hat er noch einen schwerwiegenden letzten Wunsch an Lizzy: Finde die Wahrheit heraus! Sorge für Gerechtigkeit! Bei ihren Recherchen, die sie in der Familiengeschichte zurück bis in die 1930er Jahre führt, erlebt Lizzy Rückschläge und Enttäuschungen und muss sich entscheiden zwischen Vertrauen und Verleumdung, der Wahrheit und Rücksichtnahme, ihrer Familie und ihrer Vorstellung von Moral.
Ein einfaches und schlichter Cover mit brisanten Innenleben: Der Leserwird mitgenommen in verschiedene Handlungsstränge in die Jahre des 19. Jahrhunderts, von 1933 – 1959, es beginnt mit dem Jahr 1940 und der Leser erfährt von einer Frau, die mit zwei Kindern auf dem „Rosshimmel“ lebt. In der Gegenwart beginnt die Geschichte mit Lizzy, der Protagonistin des Romans, die ihrem Großvater auf dem Sterbebett ein Versprechen gibt…
Lizzy taucht auf Wunsch ihres Großvaters ein in die Familiengeschichte, eine Familiengeschichte zu Beginn der Nationalsozialisten und sie gräbt sehr tief in der Geschichte. Ihre Familie möchte das Mäntelchen des Verschweigens darüber hängen, doch Lizzy lässt sich auch durch Widerstände nicht aufhalten und Stück für Stück kommt ein tragisches Kapitel deutscher Geschichte ans Licht, die Übereignung und erzwungenen Verkäufe von jüdischen Geschäften und Firmen an Arier, der schamlose Betrug an den Juden, die sich dagegen nicht wehren konnten, eng verbunden mit der Familiengeschichte von Lizzy, deren Leben sich ebenfalls völlig unerwartet ändert.
Ein emotional auswühlender Roman, flüssig geschrieben, spannend und fesselnd. Ein Familienroman mit einem heiklen Hintergrund, der aber auch transportiert, dass im Leben nicht immer alles „Schwarz“ oder „Weiß“ ist.

Veröffentlicht am 24.07.2017

Spannung, Liebe und ein wenig Mystik

Sturm über dem Meer
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Klappentext:S ie soll eine versunkene walisische Burg untersuchen – und stößt auf ein Rätsel aus ihrer eigenen Familie...Als die junge Archäologin Dr. Samantha Goodwin den Auftrag erhält, eine vor der ...

Klappentext:S ie soll eine versunkene walisische Burg untersuchen – und stößt auf ein Rätsel aus ihrer eigenen Familie...Als die junge Archäologin Dr. Samantha Goodwin den Auftrag erhält, eine vor der walisischen Küste versunkene Burganlage zu untersuchen, sagt sie begeistert zu. Sie freut sich nicht nur auf die interessante Arbeit, sondern auch auf ein Wiedersehen mit ihrer Großmutter Gwen, die im nahegelegenen Fischerdorf Borth lebt. Dann stößt Sam bei ihren Untersuchungen auf ein Skelett, das seit höchstens sechzig Jahren auf dem Meeresgrund liegt. Gwen ist davon überzeugt, dass es sich um Sams Großvater Arthur handelt, der vor Jahren in einer stürmischen Nacht auf dem Meer verschwand. Samantha beginnt nachzuforschen und begibt sich in große Gefahr. Denn manchmal ist es besser, die Toten ruhen zu lassen ...

Die Protagonistin des Romans, die junge Archäologin Dr. Samantha Goodwin erhält von ihrem Institutsleiterden Auftrag, an der walisischen Küste das versunkene, sagenumwobene Königreich Cantre'r Gwaelod zu vermessen und erste Ausgrabungen zu planen. Sam ist sofort begeistert vom neuen Auftrag, lebt doch ihre geliebte Großmutter Gwen in Borth, ganz in der Nähe. Samantha, genannt Sam, wird nicht von allen Dorfbewohnern begeistert empfangen, doch Sam liebt ihren Job und beginnt mit den Vermessungen. Dabei begegnet sie Max, dem kleinen Sohn des verwitweten Bootsbauers Luke, beide freunden sich an. Als Max erst einen Ehering und dann zusammen mit Sam eine in Ölzeug eingeschlagene Leiche findet, die nicht älter als 60 Jahre ist, verdichtet sich der Verdacht, es könne sich um Artur handeln, den vermissten Mann von Gwen. Viele Fragen tauchen auf und Sam, Gwen sowie Luke, der Vater von Max wollen Gewissheit, was ist damals geschehen…
Es ist nicht der erste Roman, den ich von Constanze Wilken lese und es ist wieder ein Roman, der mich von der ersten bis zur letzten Seite in seinen Bann gezogen hat, der mich gefesselt hat, bei dem ich mitgefiebert habe und Teil der Handlung wurde.
Sehr abwechslungsreiche Perspektiven zwischen den verschiedenen Erzählsträngen der Gegenwart und der Vergangenheit. Der Leser erfährt einiges über das Leben kurz nach dem 2. Weltkrieg, als die Fischer ein karges Dasein fristeten und fast ausnahmslos von der Hand in den Mund lebten. Constanze Wilken beschreibt die Landschaft lebendig, man hört förmlich die tosenden Stürme und die magische Glocke von Cantre'r Gwaelod, man riecht dem Wind und wird eins mit der Handlung.
Neben den Ermittlungen spinnt sich ganz sanft und zaghaft eine romantische Liebesgeschichte ein, damit vermischt die Autorin sehr gelungenen verschiedene Genres miteinander. Das Ende ist dann für den Leser völlig unvorhersehbar, denn der Mörder ist nicht der, auf den alles hindeutet…
Ein empfehlenswerter Roman mit Spannung, Liebe und ein wenig Mystik.