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Veröffentlicht am 15.01.2018

Großartig-issimo

Café Morelli
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Das Café Morelli wird seit mehreren Generationen von der Familie Morelli geführt. Schon Joes Uropa kam damals von Italien nach England um dort Arbeit zu finden und gründete das Café. Doch nun gibt es immer ...

Das Café Morelli wird seit mehreren Generationen von der Familie Morelli geführt. Schon Joes Uropa kam damals von Italien nach England um dort Arbeit zu finden und gründete das Café. Doch nun gibt es immer weniger Kundschaft und Joes Mam möchte es schließen. Joe beschließt alles dafür zu tun, damit das Café Morelli nicht geschlossen werden muss, schließlich ist es seit Generationen in Familienbesitz und er möchte es in naher Zukunft unbedingt weiterführen.

Während der lebhafte Joe immer raffiniertere und kreative Ideen hat um mehr Kundschaft im Café zu bekommen, erzählt sein Opa, nonno, die Geschichte des Cafés bzw. der Familie. Mit einem Aufnahmegerät hält er für Joe fest, wie er mit seinem Vater das Café führte, sich in der Gemeinschaft des Städtchens zurecht fand und den zweiten Weltkrieg erlebte. Joe hörte sich nonnos Aufnahmen nach und nach an, was im Text kursiv gedruckt wurde. Es wird immer deutlicher, wie viel das Café mit der Familie verbunden ist und allen viel bedeutet.

Die Geschichte ist sehr italienisch angehaucht. Durch den Besuch seiner Cousine Mimi lernt Joe viele italienische Wörter, Gesten und natürlich auch Pasta zu kochen. Nonnos Erzählungen der Familiengeschichte und Joes Einsatz für das Familienunternehmen, hat dem Leser gezeigt, wie wichtig den Morellis ihre Familie ist. Joe und seine Eltern gehen sehr harmonisch miteinander um und trotz Anfangsschwierigkeiten wurde seine Cousine Mimi sehr herzlich aufgenommen. Das italienische und liebevolle Flair hat mir sehr gut gefallen.

Der Schreibstil von G. R. Gemin macht die Geschichte sehr lebendig. Ich konnte das Café, seine Gäste und die Familie Morelli stets direkt vor meinem Auge sehen. Von Lachen, Weinen bis zu Ungläubigkeit waren alle Emotionen beim Lesen vertreten.


Fazit:
„Café Morelli“ ist eine sehr lebhafte und liebevolle Geschichte über die Familie Morelli. Die Geschichte überzeugt durch einen lebendigen Schreibstil und italienischem Flair. Joe hat viele kreative Ideen, um das Café zu retten, denn eines Tages möchte er in die Fußstapfen seines Opas treten. Ob ihm das gelingt?

Veröffentlicht am 15.01.2018

Anders ist anders

Anders
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Im ersten Kapitel des Buches werden mehrere Begebenheiten beschrieben, die alle mit dem 11-jährigen Felix zusammen hängen. Es beginnt mit einem kurzen Einblick, wie Felix‘ Eltern vor seiner Geburt einen ...

Im ersten Kapitel des Buches werden mehrere Begebenheiten beschrieben, die alle mit dem 11-jährigen Felix zusammen hängen. Es beginnt mit einem kurzen Einblick, wie Felix‘ Eltern vor seiner Geburt einen Namen für ihn aussuchten. Danach wird der Unfall beschrieben, durch den Felix für mehrere Monate ins Koma fiel. Der Unfallhergang wird durch Augenzeugen und dem Unfallbericht der Polizei beschrieben. Schon hier wird die besondere Erzählweise von Andreas Steinhöfel erkennbar. Im zweiten Kapitel begleiten wir Felix‘ Pfleger Gerry im Krankenhaus bis zu dem Zeitpunkt, als Felix aufwacht.

Daraufhin kommt der Junge wieder nach Hause, wo ihm jedoch alles fremd ist, da er seine Erinnerungen verloren hat. Der Leser spürt, dass es für Felix nicht leicht ist, obwohl er nach außen hin viel Ruhe ausstrahlt. Felix entscheidet sich, sich von nun an anders zu nennen – und zwar Anders. Bald wird deutlich, dass Anders nicht nur seinen Namen gewechselt, sondern sich auch in seinem Charakter verändert hat. Ab hier nimmt die Geschichte eine besondere Atmosphäre an und wird ungewöhnlich. Anders scheint nun viel mehr wahrzunehmen und entwickelt eine große Empathie seinen Mitmenschen gegenüber.

„Anders“ ist nicht nur ein Buch, das beschreibt, wie schwer es für einen Menschen ist, der sich an sein vorheriges Leben nicht mehr erinnern kann, sondern vor allem, wie das Leben von einem bestimmten Kreis aus Menschen um ihn herum aussieht. Für Anders‘ Mutter hat sein Unfall und Koma ihre Zukunftspläne und Vorstellungen durcheinander gebracht. Anders‘ Vater wird bewusst, dass er vor dem Unfall kein sehr enges Verhältnis zu seinem Sohn hatte, wodurch er dessen Vorlieben und Charakterzüge beschreiben könnte. Auch Felix‘ Pfleger Gerry, Ärztin Laura und Lehrerin Sabine haben einen kleinen, aber wichtigen Anteil in dem Buch, weil sie zu diesem Zeitpunkt wichtige Rollen in Anders Leben spielen. Außerdem verändern sich Anders Beziehungen zu seinen beiden Freunden und dem einsamen Stack. Und dann gibt es jemanden, der froh ist, dass Anders anders ist und keine Erinnerungen mehr hat, denn wenige Tage vor seinem Unfall ist etwas passiert.

Der Schreibstil von Andreas Steinhöfel ist anders, und zwar positiv anders. Die Geschichte wird nicht einfach aus Felix‘ Perspektive beschrieben, sondern aus vielen verschiedenen. Der Autor nutzt die auktoriale Erzählperspektive und konzentriert sich dadurch phasenweise auf bestimmte Charaktere. Dabei wirkt die Geschichte jedoch nie zu distanziert, weil immer ein Geschehen beschrieben wird, das unmittelbar mit Felix bzw. Anders zusammen hängt. Außerdem schafft der Autor es, die Figuren sehr lebendig darzustellen. Es gibt einige Charaktere, die nicht sehr viel Platz in der Geschichte einnehmen, aber trotzdem lernt der Leser diese sehr genau kennen.


Fazit:
Dieses Buch ist anders, und zwar auf seine ganz eigene Art etwas Besonderes. Felix kann sich nach einem mehrmonatigen Koma an nichts mehr erinnern. Der neue Felix ist ganz anders und hat eine neue Wahrnehmung und Empathie entwickelt – so wird aus Felix Anders.

Veröffentlicht am 15.01.2018

Vier Geschichten, ein Setting

Der Geruch von Häusern anderer Leute
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>>Da ist es, mein Herz. Es mag aus tausend Stücken zusammengeflickt und etwas mitgenommen sein, aber es schlägt. Eindeutig…

>>Da ist es, mein Herz. Es mag aus tausend Stücken zusammengeflickt und etwas mitgenommen sein, aber es schlägt. Eindeutig… <<, S. 315


Meine Meinung:
Die Geschichte beginnt mit einer kurzen Erinnerung von Ruth, als sie noch gemeinsam mit ihren Eltern im unabhängigen Alaska wohnte. Nicht nur die Anerkennung Alaskas zum 49. Bundestaat der USA, sondern auch der Tod ihres Vaters hat ihr Leben verändert. Nun wohnt sie mit ihrer kleinen Schwester bei ihrer Oma, die sehr auf Prinzipien beharrt. Als Ruth ein Geheimnis hat, das sie bald schon nicht mehr verheimlichen kann, erfährt sie viele Dinge, wodurch sie die Vergangenheit ihrer Familie aufarbeiten kann.
Da Doras Vater Alkoholiker ist und sich dann ihr gegenüber gewalttätig verhält, ist sie zu ihren Nachbarn geflüchtet. Dort wohnt sie nun bei ihrer Freundin Dumpling, die in einem behüteten und liebevollen Zuhause aufgewachsen ist.
Alyce träumt von einer Karriere als Tänzerin und muss dafür eine wichtige Aufnahmeprüfung absolvieren, die aber im Sommer stattfindet, wo sie seit Jahren zu ihrem Vater fährt, um ihm bei der Fischerei auf seinem Boot behilflich zu sein. Die Jugendliche ist hin- und hergerissen zwischen ihrem Traum Tänzerin zu werden und ihrer Verpflichtung der Familie gegenüber.
Hank flieht mit seinen Brüdern vor seinem gewalttätigen Stiefvater und seiner Mutter, die sich mehr nach Nähe sehnt als sich um ihre Kinder zu sorgen. Auf ihrer Reise müssen sich die Brüder durch viele Situationen kämpfen, finden aber auch Menschen, die bereit sind ihnen zuzuhören.

Anfangs mögen die vier verschiedenen Personen und ihre individuellen Leben den Leser verwirren, doch die immer auftretende Ich-Erzählung und der ruhige Schreibstil haben sie alle gemein. Trotzdem schildert Bonnie-Sue Hitchcok die Geschichten auf ihre eigene besondere Art und Weise, wodurch die vier Erzählungen sprachlich voneinander getrennt werden. Der Schreibstil strahlt eine große Ruhe und Sensibilität aus, wodurch man die unterschiedlichen Charaktere und deren Lebensumstände zu verstehen lernt.

Eine weitere Besonderheit des Buches ist der gewählte Ort der Geschichten. Die vier Jugendlichen wachsen in den 60er Jahren in Alaska auf, wo das Leben vom Fischfang, der Jagd und sehr kalten Wintern geprägt ist. Dies verleiht der Geschichte eine ganz besondere Atmosphäre, wodurch der Leser sich in einer völlig anderen und interessanten Welt wiederfindet.


Fazit:
„Der Geruch von Häusern anderer Leute“ erzählt vier Geschichten über sehr unterschiedliche Jugendliche, die ihre ganz eigenen Probleme haben. Mit einem sensiblen Schreibstil schildert Bonnie-Sue Hitchcock wie Ruth, Dora, Alyce und Hank ihre Situation bewältigen müssen. Außerdem wird das Alaska der 60er Jahre beschrieben, was ich sehr interessant und informativ fand. Man findet selten ein Buch, das so eine unscheinbare, aber emotionale Geschichte in einem so einzigartigen Settting, wie Alaska, erzählt.

Veröffentlicht am 25.07.2017

Zehntausend Sterne für dieses berührende Buch voller Angst und Liebe

Der Koffer
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Der 14-jährige Julian hat seine Eltern verloren und lebt deshalb bei seinem Onkel. So viel Liebe und Unterstützung wie er bei seinen Eltern von Geburt an erfahren hat, so wenig erhält er dies von seinem ...

Der 14-jährige Julian hat seine Eltern verloren und lebt deshalb bei seinem Onkel. So viel Liebe und Unterstützung wie er bei seinen Eltern von Geburt an erfahren hat, so wenig erhält er dies von seinem neuen Erziehungsberechtigten. Julian ist ein sehr sensibler Junge, der viel jünger erscheint, als er ist. In der Schule trifft er wieder auf seinen ehemaligen Pflegebruder Adam, der sehr herzlich und fürsorglich ist. Zwischen den beiden bestand vor Jahren eine enge Beziehung, die mit der Zeit verloren ging. Jetzt versucht Adam erneut einen Zugang zu Julian zu finden und deren verlorene Freundschaft wieder aufzubauen. Darüber hinaus gibt es noch viele andere facettenreiche Charaktere, wie Charlie, der ständig über seine vielen Geschwister schimpft und Emerald, die nicht weiß, wie sie ihr gewünschtes Ziel erreichen kann.

Robin Roe erzählt sehr einfühlsam und doch schockierend die Geschichte von Julian. Ihr Schreibstil hat mich schon von der ersten Seite an eingenommen und viele Empfindungen hervorgerufen. Ich hab mich gefreut, hab amüsiert gelächelt, hatte Tränen in den Augen, habe gehofft, war wütend und auch völlig schockiert. Das Geschehen wird aus unterschiedlichen Sichtweisen erzählt. Somit hat man nicht nur Einblicke in Julians Leben, sondern auch in das von Adam. Gekonnt spinnt Robin Roe so die Geschichte aus Sicht des Involvierten und des ruhigen Helfers. Die Autorin schafft es mit ihrer Art zu Schreiben noch mehr Gefühle zu wecken, als mit den Worten selbst. Selbst ohne Hinweis hätte ich Julians Abschnitte an der düsteren und kindlichen Atmosphäre erkannt.


Fazit:
Einfühlsamer Roman über die Geschichte eines Jungen, der mit Einsamkeit und Schmerzen zu kämpfen hat. Robin Roe schafft mit ihrem angenehmen und wandlungsfähigen Schreibstil eine trostlose, aber oft auch heiternde Atmosphäre. Hierdurch erlebt der Leser eine Gefühlsachterbahn der Gefühle. Zehntausend Sterne für dieses berührende Buch voller Angst und Liebe.

Veröffentlicht am 01.04.2024

Emotionaler Abschluss

Wo mein Herz liegt
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Dies ist der Folgeband von „Wind in deinen Segeln“ und fängt dort wieder nahtlos an, wo der Cliffhanger geendet hat. Em liegt verletzt im Krankenhaus und Gabe sitzt im Gefängnis bis das Missverständnis ...

Dies ist der Folgeband von „Wind in deinen Segeln“ und fängt dort wieder nahtlos an, wo der Cliffhanger geendet hat. Em liegt verletzt im Krankenhaus und Gabe sitzt im Gefängnis bis das Missverständnis aufgeklärt wird. Em kann nun endlich ihre Geschwister aus dem verwahrlosten Trailer holen, doch zunächst sind sie bei Pflegeeltern untergebracht und Em muss viele Hürden meistern, bis sie das Sorgerecht übernehmen kann. Auch Gabe muss sich seiner Vergangenheit stellen, denn Hannah ist bereit zuzugeben, dass Gabe unschuldig ist und der Fall kommt erneut vor Gericht. Dabei könnten sich die beiden gegenseitig Halt geben, doch Gabe gilt offiziell noch als Straftäter und könnte Ems Zukunft mit ihren Geschwistern gefährden.

>> Und wenn eine ebenso leere Nachricht von ihm das Einzige ist, was ich zurückbekomme, dann werde ich ihn weiterhin Leerzeichen schicken, ihm zeigen, dass ich an ihn denke, dass ich ihn nicht vergessen habe und nie vergessen werde. Ich werde ihm so lange leere Nachrichten schicken, bis es wieder etwas zu sagen gibt.<<, S. 172

Neben der liebevollen und verständnisvollen Beziehung der beiden Protagonisten spielen hier auch ihre Einzelschicksale eine große Rolle. Durch die abwechselnden Kapitel aus Ems und Gabes Sicht kann man diese und vor allem ihre Gefühle sehr gut nachvollziehen. Gabes Schmerz hat mich so traurig gemacht und was er bis zur endgültigen Gerichtsverhandlung durchmachen musste so wütend, während ich bei Em Angst hatte, dass ihre Vergangenheit sie einholt und die Zukunft mit ihren Geschwistern gefährdet. Am liebsten waren mir immer die Szenen, als die beiden zusammen waren, weil die Liebe und Geborgenheit nur so aus den Seiten flossen.

Der große Pluspunkt des Buches ist wieder der unglaubliche Schreibstil von Jessica Winter. Die Gefühle der Protagonisten werden so intensiv, anschaulich und gefühlvoll beschrieben, dass man einfach mitfiebern muss. Ich war berührt und das ein oder andere Mal hat es mir das Herz zerrissen.



Fazit:
Der Abschluss der „Ready to be found“-Reihe verlangt nochmal vieles von Em und Gabe; und stürzt dabei die Leser/innen ins Gefühlschaos. Gefühlvoll, intensiv und herzzerreißend erzählt Jessica Winter von der Vergangenheit und Gegenwart der beiden, sodass man für ihre gemeinsame Zukunft und Liebe hofft.