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Veröffentlicht am 10.04.2023

Informativ

Aufbruch im Licht der Sterne
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Jeder von uns kennt die Namen der großen Entdecker aus dem Schulunterricht. Der Mut und der Entdeckergeist ist bewundernswert, um so mehr wenn man bedenkt mit welch primitiven Mitteln sie sich auf die ...

Jeder von uns kennt die Namen der großen Entdecker aus dem Schulunterricht. Der Mut und der Entdeckergeist ist bewundernswert, um so mehr wenn man bedenkt mit welch primitiven Mitteln sie sich auf die oft monatelange, gefährliche Reise begeben haben. Vom Erfolg einer solche Reise erfuhr man in der Heimat erst nach der Rückkehr der Entdecker und hier musste man sich dann auch auf die Aufzeichnungen der Teilnehmer über die Ereignisse der Fahrt verlassen. Nicht immer einfach und aus heutiger Sicht wahrscheinlich auch nicht immer ein Abbild der tasächlichen Vorkommnisse.

Eine Rekonstruktion aus heutiger Sicht ist schwierig und mit einer umfassenden Recherchearbeit verbunden. Frank Vorpahl beschäftigt sich schon seit Jahren mit den Reisen James Cooks in die Südsee und hat sich intensiv mit der Rolle der einheimischen Begleiter vertraut gemacht, ohne deren Zutun die Erschließung der neuen Gebiete wohl gescheitert wäre. Wie weit wäre Cooks Schiff wohl gekommen, ohne die Kenntnisse um gefährliche Korallenriffe und sichere Ankerplätze, wie lange hätte die Besatzung gebraucht um mit der indigenen Bevölkerung in Verhandlung zu treten und so Nahrungsmittel und Wasser aufzufüllen, wieviele Opfer konnten vermieden werden durch die Vermittlung in Konflikten durch Unkenntnis der heimischen Sitten und Gebräuche?

Die Liste der Leistungen der heimischen Führer ist lang, leider sind ihre Namen aber in der Geschichtsschreibung oft nur Randnotizen. Der Autor würdigt hier nun ihren Anteil und gibt dem Leser ein Bild der Personen, ihres Lebens und nicht zuletzt ihrer Kultur. Man taucht ein in eine bunte geheimnisvolle Welt. Eine Welt, die nach damaliger Auffassung primitiv war, deren Bewohner aber gerade im Bezug auf die Seefahrt Erstaunliches geleistet haben.

Das Buch ist sehr informativ, das vermittelte Wissen wird spannend und anschaulich vermittelt, Schwierigkeiten hatte ich lediglich mit den oft sehr exotischen Namen von Personen und Orten. Im Anhang findet der Leser ein umfassendes Quellen -, Bild - und Wortverzeichnis, ebenso findet man hier die Erklärungen zu den zahlreichen Fußnoten. Hier hadere ich etwas. Natürlich sind Fußnoten ein gutes Mittel um einen Text nicht ausufern zu lassen, manchmal wäre es aber schöner gewesen die entsprechende Information im Text einzubauen. Ich persönlich mag das ständige hin und her blättern nicht so sehr und gerade im eBook ist das immer etwas umständlich.

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Veröffentlicht am 10.04.2023

Rachegelüste

Suzukis Rache
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Wie wird man vom Mathematikprofessor zum Kriminellen, der auf der Straße Frauen anspricht, um sie in Verträge mit dubiosen Schöhnheitsprodukten zu quatschen? Suzuki hat diese zweifelhafte Karriere gestartet, ...

Wie wird man vom Mathematikprofessor zum Kriminellen, der auf der Straße Frauen anspricht, um sie in Verträge mit dubiosen Schöhnheitsprodukten zu quatschen? Suzuki hat diese zweifelhafte Karriere gestartet, um so seine titelgebende Rache zu bekommen. Rache am Verursacher des schrecklichen Unfalls bei dem Suzukis Frau getötet wurde. Und wenn dieser der Sohn eines Verbrecherbosses ist, muss man halt in dessen Organisation eintreten und auf seine Chance warten. Diese Chance scheint nun gekommen, allerdings wird das mit der Rache nicht ganz so einfach, denn auch Andere haben hier anscheinend noch eine Rechnung offen.

Suzukis Rache ist das zweite Buch von Kotaro Isaka, das ins Deutsche übersetzt wurde und nachdem mich Bullet Train total umgehauen hat musste ich das Buch unbedingt lesen. Der Autor bleibt hier seinem Stil und seiner, zugegebenermaßen gewöhnungsbedürftigen, Thematik treu und führt den Leser wieder in die Welt der Auftragsmörder und Verbrechersyndikate. Mit der Figur des Suzuki gibt es auch hier eine gebrochene Persönlichkeit um die die Geschichte kreist und die, ein ums andere mal, für philosophische Aspekte sorgt.

Die Figuren im Buch sind alle ganz speziell und ziemlich skuril. Wie schon in Bullet Train zeigt der Autor seinen Faible für ungewöhliche Namen. Nach Insekten und Früchten in Bullet Train haben wir hier nun den Wal, ein Riese von einem Mann, mit der Vorliebe für immer das gleiche Buch, oder Zikade, ein junger Bursche, der nie den Mund halten kann und während in Bullet Train immer Thomas die Lokomotive für Lebensweisheiten herhalten musste, ist es hier ein ominöser Musiker der gern und oft zitiert wird.

Der Autor verknüpft geschickt die Wege seiner Figuren auf total zufällige Art. Immer wieder kommt es zu schicksalhaften Überschneidungen, die manchmal ungewollt Leben retten, oder Pläne durchkreuzen. Zu einem direkten Aufeinandertreffen kommt es erst relativ spät, hier ist der leser mit seinem Wissen den Figuren um einiges Voraus.

Das Buch ist rasant geschrieben, hat aber auch nachdenkliche, fast melancholische Anklänge. Gerade bei den Kampfszenen kann man als Leser auch schonmal den Überblick verlieren. Die Geschichte strotzt nur so vor tief, tief schwarzem Humor. Diesen Humor muss man als Leser natürlich mögen und sich drauf einlassen, gerade weil in anderen Teilen der Geschichte Gewalt beschrieben wird, die den Ein oder Anderen schlucken lässt. Man darf als Leser hier nicht vergessen, dass man immer noch einen Thriller liest in dem Autragsmörder ihrem Tagwerk nachgehen.

Die Bücher von Kotaro Isaka sind mit Sicherheit sehr speziell und nicht für jeden Krimi/Thrillerleser das Richtige. Für mich ist die verrückte Mischung genau das Richtige und ich bin gespannt auf weitere Übersetzungen seiner Werke.

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Veröffentlicht am 31.03.2023

Tea Time

Das Geheimnis der Goldmine
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Der Engländer lässt ja nichts auf seine berühmte Tea Time kommen und auch Rex Fortescue besteht in seinem Büro auf eine Teepause, leider wird das allerding seine letzte Tasse Tee sein, den nach deren Genuss ...

Der Engländer lässt ja nichts auf seine berühmte Tea Time kommen und auch Rex Fortescue besteht in seinem Büro auf eine Teepause, leider wird das allerding seine letzte Tasse Tee sein, den nach deren Genuss stirbt er. für Inspector Neele steht schnell fest es war Gift im Spiel und die Ermittlungen beginnen.

Wiedereinmal legt Agatha Christie hier einen Mordfall vor, der den Leser in eine illustre Familie hineinzieht. Während das Familienoberhaupt stirbt ist die viel jüngere Ehefrau auf einem Golfplatz unterwegs und nicht erreichbar. Im Haus trifft die Polizei nur das Personal an, da ist vom unmotivierten Butler, über das äußerst nervöse Dienstmädchen bis hin zur unerschütterlichen Hausdame alles vertreten. AC zeigt hier ein vielleicht etwas überzeichnetes Bild der Zeit, aber ein durchaus passendes. Motive für die Tat gibt es reichlich, Verdächtige auch, blöd nur, dass die Alle augenscheinlich ein Alibi haben.

Das Buch ist ein Miss Marple Krimi, allerdings tritt die alte Dame erst relativ spät in Erscheinung, trägt dann aber mit ihren teils kryptischen Hinweisen und Spekulationen sehr zur Lösung des falles bei. Hier bleibt AC ihrem Stil treu. Der Leser bekommt natürlich die verschiedensten Spuren und Hinweise geliefert um Mitzukriminalisieren, alllerdings ist die Autorin eine Meisterin im legen falscher Spuren. Ich habe meinen Verdacht im Laufe der Geschichte mehrfach geändert und lag am Ende zwar mit dem Motiv richtig, beim Täter aber daneben. Die Auflösung des Falls offenbart dann auch wieder ACˋs verwinkelte Gedankengänge und den komplizierten Aufbau ihrer Kriminalfälle. Das muss man natürlich mögen und ich tue es. Auch wenn das Ende vielleicht etwas konstruiert und mit zu vielen Zufällen daher kommt war das Buch wieder ein spannendes Leseerlebnis.

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Veröffentlicht am 09.03.2023

Zeitreise mit neuem Blickwinkel

Femina
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Wenn man an das Mittelalter denkt, kommen einem mit Sicherheit zuerst Bilder von heroischen Rittern in den Sinn, die hoch zu Ross auf einem Tunier um die Gunst einer schönen Dame kämpfen. Ebenso denkt ...

Wenn man an das Mittelalter denkt, kommen einem mit Sicherheit zuerst Bilder von heroischen Rittern in den Sinn, die hoch zu Ross auf einem Tunier um die Gunst einer schönen Dame kämpfen. Ebenso denkt man an Seuchen und Krankheiten, die vorallem die ärmere Bevölkerung heimsuchen, an Armut, Kreuzüge gegen heidnische Einflüsse und den allgegenwärtigen Schatten der Kirche. Oft kommen diese Bilder aus Geschichten und Filmen, in denen die Zeit oft stereotyp und voller Klischees dargestellt wird. Was all dies Geschichten gemeinsam haben ist die Rollenverteilung. Während die Männer mit gezücktem Schwert in die Schlacht ziehen, sind die Frauen Zuhause für den Nachwuchs zuständig. Das diese Sichtweise eine männliche ist und mit der tatsächlichen Rolle der Frauen im Mittelalter nicht viel gemein hat, zeigt Janina Ramirez in ihrem Buch.

Die Autorin nimmt den Leser mit auf eine spannende Reise in eine Zeit, die wir nur aus schriftlichen Überlieferungen und archäologischen Funden kennen. Das die Deutung dieser Quellen oft schwierig ist und einem Orakel gleich kommt wird ebenso thematisiert, wie die Tatsache, dass die Quellen nur all zu oft männlich sind und die Ereignisse gezielt aus rein männlicher Sicht dargestellt werden. Frauen bilden hier meist nur Fußnoten, werden vielleicht gnädigerweise als Frau, oder Mutter einer wichtigen Person genannt, mehr aber auch nicht. Am Beispiel spektakulärer Grabfunde, oder bemerkenswerter Schriften wird die Rolle dieser Frauen nun aber neu erzählt.

Das Buch ist natürlich kein Roman, liest sich aber über weite Strecken genau so. Die Autorin schafft es die Atmosphäre der Vergangenheit für den Leser greifbar zu machen. Beginnend mit den wissentschaftlichen Fakten, beschreibt sie im Anschluss sehr detailreich und bildhaft das Leben und Wirken der jeweiligen Frau. Wobei sie stets darauf hinweist, was davon wissentschaftlich belegt ist und was eher spekulativ. So lernt der Leser in einem Kapitel des Buches zb die Loftus Prinzessin kennen, über die es nichts in den Geschichtsbüchern gibt. Rückschlüsse auf ihr Leben und ihre Identität sind nur anhand zeitgeschichtlicher Bezüge und der Art ihrer Bestattung möglich. Bei einer weiter einflussreichen Frau des Mittelalters, Hildegard von Bingen, hingegen ist es wesentlich leichter die Stationen ihres Lebens und Wirkens nachzuvollziehen.

In den verschiedenen Kapiteln des Buches begegnet man starken Frauenfiguren. Entgegen des heute vorherrschenden Bildes der Zeit waren sie Anführerinnen, Kämpferinnen, Regentinnen. Sie standen genauso an der Spitze eines Heeres, wie sie sich auch für Bildung stark machten und Klöster, oder Universitäten gründeten. Sie waren Haushaltsvorstand, Mutter, oder aber auch aus einer bewussten Entscheidung heraus kinderlos. Sie waren teilweise auf eine Weise emanzipiert, wie es heute so gar nicht inˋs Bild der Epoche passen will, eben weil die männerdominierte Geschichtsschreibung diese Aspekte sehr bewusst aus ihren Aufzeichnungen herausgeschrieben hat.

Das Buch ermöglicht nun eine andere Interpretation, die Autorin legt dabei die Grundlagen ihrer Erkenntnisse offen. Schon im Text gibt es immer wieder Hinweise auf die wissenschaftlichen Quellen und am Ende des Buches sind natürlich nochmals alle Fußnoten erläutert.

Ein neuer Blick auf eine oft so falsch dargestellte Epoche, spannend und wissenschaftlich fundiert aufgearbeitet.

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Veröffentlicht am 24.02.2023

Neue Seite der Autorin

Innigst / Dearly
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Wenn man an Margaret Atwood denkt, denkt man als erstes an wohl ihr bekanntestes Werk, Der Report der Magd. Verständlich, hat dieses Werk von ihr doch in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit bekommen ...

Wenn man an Margaret Atwood denkt, denkt man als erstes an wohl ihr bekanntestes Werk, Der Report der Magd. Verständlich, hat dieses Werk von ihr doch in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit bekommen und nichts an seiner Aktualität verloren. Die Autorin hat aber auch eine andere schriftstellerische Seite und diese zeigt die vorliegende Sammlung.

Nach zehn Jahren sind hier wieder Gedichte der Autorin zu lesen und das zu den unterschiedlichsten Themen. Themen, die man auf den ersten Blick vielleicht merkwürdig findet, die aber, wie so oft in der Literatur als Metapher zu verstehen sind. Die Autorin schreibt so nicht nur über weibliche Wehrwölfe, sondern spürt in ihren Überlegungen auch nicht mehr gebräuchlichen Worten, wie dem titelgebenden "innigst" nach.

Das Buch ist in fünf Abschnitte unterteilt. Es enthält jeweils das englische Original und die deutsche Übersetzung von Jan Wagner. Die Originale habe ich, ehrlicherweise, nur teilweise gelesen. Hier ist mein Englisch einfach nicht gut genug, um den Sinn richtig zu erfassen, gerade wenn es eines der längeren Werke ist. Vieles regt zum nachenken an, es gibt aber auch immer wieder Grund zum schmunzeln, wenn zb die Aliens auf der Erde landen und in neun "Kurzfilmen" die Konsequenz daraus dargestellt wird.

Das Buch zeigt eine mir bis dato vollkommen unbekannte Seite der berühmten Autorin und bringt mich auch genretechnisch in unbekannte Gefilde, habe ich Lyrik doch schon seit meiner Jugend nicht mehr so im Fokus. Ein wirklich schönes Buch, das bei mehrmaligem Lesen sicher immer wieder neue Blickwinkel und Interpretationen ermöglicht.

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