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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.09.2023

Vampire

Die Schwarze Königin
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"Die Wahrheit über Vlad Dracul und Barbara von Cilli, ihr gemeinsamer Kampf im Spätmittelalter gegen Blutsauger - und Len, dem deswegen in der Gegenwart nicht weiß, wie ihm geschieht." - Eigentlich wollte ...

"Die Wahrheit über Vlad Dracul und Barbara von Cilli, ihr gemeinsamer Kampf im Spätmittelalter gegen Blutsauger - und Len, dem deswegen in der Gegenwart nicht weiß, wie ihm geschieht." - Eigentlich wollte Len nur eine Bustour mit Klara und deren Oma machen, doch in Prag wird er plötzlich in übernatürliche und seit Jahrhunderte währende Kriege hineingezogen. Len muss feststellen, dass Vampire und andere Monster mehr als nur Geschichten sind und dass sie ihn für den letzten Nachfahr von Vlad dem Pfähler halten, der entgegen der Legende kein Vampir war sondern sie viel mehr erbittert gejagt hat. Nun fürchten die Wesen der Nacht, dass Len ein Vorbote für die Rückkehr der Schwarzen Königin ist, Vlads Partnerin Barbara von Cilli und sie wollen über ihn an die alten magisch-alchemistischen Aufzeichnungen der geheimnisvollen Herrscherin gelangen.

Ich mag Markus Heitz sehr gerne, seine Reihen um Zwerge, Albae oder Ulldart habe ich geliebt, doch ich merke auch mit zunehmendem Alter, dass der Schreib- bzw. Erzählstil nicht mehr ganz zu mir passt. Dennoch kann er sich wirklich fantastische Geschichten und welten ausdenken. Ähnlich ging es mir auch hier, die Grundidee der Story gefällt mir sehr gut, das Zusammenspiel aus Vlad dem Pfähler, Barbara von Cilli und ihre Jagd nach Vampiren ist eine interessante Basis. Allerdings wird das alles extrem langatmig erzählt, so dass ich beim lesen ständig das Gefühl hatte auf der Stelle zu treten. Auch wenn Barbara ein sehr interessanter Charakter ist, war es schade, dass Vlad eigentlich kaum eine Rolle spielte und ich habe etwa ab der Hälfte des Buches gemerkt, dass ich den handlungsstrang aus der Vergangenheit nur noch wenig aufmerksam verfolge.

Der Gegenwarts-Part war da schon um einiges spannender und actionreicher, man erkundet zusammen mit Len seine Vergangenheit und die Rätsel, die ihn in Prag erwarten. Das hat durchaus Spaß gemacht, doch ich hatte gleichzeitig nicht das Gefühl, ihn irgendwie besser kennen zu lernen und seine Schwärmerei für seine Freundin Klara hat der Story auch nicht wirklich viel gegeben. Hinzu kommt dann ein Ende, was mich leider ziemlich enttäuscht hat, da es eine recht sprunghafte und für mich im Rückblick auf die Geschichte irgendwie überzogene und unnötige Wendung bereit hält.

Insgesamt ist "Die schwarze Königin" also eine interessante Story, die leider etwas langatmig erzählt wird und von der ich mir mehr erhofft hatte.

Veröffentlicht am 09.03.2023

Gesetzlose

Der Paria
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Alwyn, ein junger Gesetzloser ist nicht nur gut mit einer Waffe sondern hat auch einen scharfen Verstand. Als seine Bande von Gesetzlosen verraten wird, steht er alleine da und findet sich auf dem Weg ...

Alwyn, ein junger Gesetzloser ist nicht nur gut mit einer Waffe sondern hat auch einen scharfen Verstand. Als seine Bande von Gesetzlosen verraten wird, steht er alleine da und findet sich auf dem Weg in die Minen wieder, wo er als Gefangener arbeiten soll. Dort lernt er Sihlda kennen, eine gottesfürchtige Frau, die ihn Lesen und Schreiben lehrt und ihm viel über den Glauben an die Märtyrer beibringt. Später, den Minen nur mit Müh und Not entkommen, trifft er eine weitere gottesfürchtige Frau, Evaldine, die ihn mit ihren Worten in den Bann schlägt, und anderen Seite er fortan gegen die dunklen Mächte kämpft, die das Reich bedrohen.

Der Auftakt zu Anthony Ryans neuer Trilogie ist ganz anders als ich erwartet hatte. Die erste Hälfte ist überraschend langatmig und teilweise sogar langweilig und man wird nur lagsam in die Geschichte und Alwyns Welt eingeführt. Ryan schafft es zwar eine Atmosphäre heraufzubeschwören, dies geht jedoch im Falle des "Paria" etwas auf Kosten der Spannung. Auch von den angekündigten Fantasyelementen ist nur wenig zu spüren, auch wenn mit dem Glauben an die Märtyrer hier der Grundstein für alles Kommende gelegt wird, vermute ich.

Ab der Hälfte wurde die Geschichte dann jedoch zunehmend interessanter, ich mochte den Umgang mit Intrigen und mit den zwischenmenschlichen Aspekten, sodass ich mich zunehmend für die einzelnen Charaktere erwärmen konnte. Wie von Ryan gewohnt spart er auch nicht an Blut oder Exkrementen und so geht es manchmal doch sehr brutal zu, ohne dass ich jedoch das Gefühl hatte, es wird mir zu viel. Alwyn selbst ist ein interessanter Charakter und Ryan stellt seinen erzälerischen Fokus auch sehr auf seinen Hauptcharakter ein. Was ich nicht ganz so mochte, waren die ständigen Einwürfe aus der Zulkunft à la 'Hätte ich damalas das gewusst, was ich jetzt weiß, hätte ich anders gehandelt' aber das mag ich generell nicht so in Büchern.

Alles in allem mutet "Der Paria" teilweise eher wie ein historischer Roman inklusive religiösem Eifer und Fanatikern an, statt wie ein Fantasy-Roman. Das letzte Drittel hat mir tatsächlich am besten gefallen, da ich hier wieder das für Anthony ryan typische Fantasyfeeling bekam und ich mich endlich 'angekommen' fühlte. Man mag nun sagen, das ist sehr spät um Interesse an einer Geschichte zu entwickeln, dennoch hat Anthony Ryan genug Interesse bei mir geweckt um Alwyns Geschichte weiter zu verfolgen. Man sollte allerdings im Hinterkopf behalten, dass "Der Paria" kaum mit der Rabenschatten-Trilogie o.ä. vergleichbar ist, und ein deutlich gemächlicheres Erzähltempo hat.

Veröffentlicht am 03.03.2023

Dschomba

Dschomba
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Ein regnerischer Novembertag 1954 bringt ein Spektakel auf dem Friedhof von Erferding: Auf den Gräbern tanzt ein nackter Mann während in der Leichenhalle die Kränze gerichtet werden sollten. Dieser nackte ...

Ein regnerischer Novembertag 1954 bringt ein Spektakel auf dem Friedhof von Erferding: Auf den Gräbern tanzt ein nackter Mann während in der Leichenhalle die Kränze gerichtet werden sollten. Dieser nackte Mann ist Dragan Džomba, der schließlich im Pfarrhaus unterkommt und sich langsam in die Dorfgemeinschaft eingewöhnt. Nur einer will ihn nicht akzeptieren und hetzt beständig gegen ihn.

Der Anfang ist vielversprechneder, ich mochte den Dechant und Dragan sehr gerne, generell gefallen mir die Dynamiken zwischen den Personen. Der eine, der ihn nicht akzeptieren will, der grundlos jemanden sucht um seine Wut abzulassen trübt die Stimmung und lässt Dragan doch immer das Fremde anhaften. Leider flacht die Geschichte um Dragan im Mittelteil recht schnell ab, ich mochte den Handlungsstrang der Gegenwart nicht so richtig und es fehlte mir insgesamt etwas an Tiefe. Die Geschichte wird jedoch wieder interessant und zunehmend melancholischer und entwickelt sich zu einer Geschichte über Freundschaft, Familie, Ausgrenzung und Verlust, die mir dann wieder gut gefallen hat.

Veröffentlicht am 20.02.2023

Familien

Männer sterben bei uns nicht
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Ein prachtvolles Anwesen am See, eine Familie voller Frauen, die Männer abwesend oder tot, die Stimmung angespannt, die Kluft zwischen dem reichen teil der Familie und dem angeheirateten, der nur geduldet ...

Ein prachtvolles Anwesen am See, eine Familie voller Frauen, die Männer abwesend oder tot, die Stimmung angespannt, die Kluft zwischen dem reichen teil der Familie und dem angeheirateten, der nur geduldet wird, deutlich spürbar. Dort lebt Luise, Liebling der Großmutter, als glorreiche Erbin des Reichtums auserkoren. Als die Großmutter stirbt, kommen alle Frauen der Familie wieder zusammen, doch mit ihnen kommen auch die alten Geheimnisse und Vorwürfe.

Annika Reich erzählt hier eine Familiengeschichte, die sie solide ausarbeitet, doch die Charaktere der Frauen bleiben blass. Im Grunde passiert kaum etwas auf den knapp 200 Seiten, es geht mehr um die Gedanken und zwischenmenschlichen Verknüpfungen, auf die Geheimnisse und Wahrheiten vor denen Luise all die Jahre die Augen verschloss. Und sie muss sich fragen, will sie ihr Erbe antreten und so werden wie die Großmutter? Oder will sie entkommen aus diesem abgelegenen Anwesen, das sie immer von anderen abgetrennt hat?

Keine der Frauen hat mich sonderlich berührt, doch die Geschichte lässt sich zügig und problemlos lesen. "Männer sterben bei uns nicht" ist kein zwingend schlechtes Buch, hat mich jedoch nicht umgehauen und die Personen haben mir leider nichts gegeben. Ich hätte mir mehr charakterliche Tiefe gewünscht, mehr Einblicke in die Familie, sodass ich ihr Wesen, ihr Fundament besser verstehen kann. Deshalb gibt es von mir eine eingeschränkte Empfehlung, kann man lesen, muss man aber nicht.

Veröffentlicht am 30.11.2022

Acht Frauen

Miss Kim weiß Bescheid
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Acht Frauen mit acht sehr verschiedenen Lebensentwürfen und in verschiedenen Lebensabschnitten, doch alle vereint der Alltag und die weibliche Identität in Korea.

Mit ihrem Roman »Kim Jiyoung, geboren ...

Acht Frauen mit acht sehr verschiedenen Lebensentwürfen und in verschiedenen Lebensabschnitten, doch alle vereint der Alltag und die weibliche Identität in Korea.

Mit ihrem Roman »Kim Jiyoung, geboren 1982« hat mich Cho Nam-Joo sehr beeindruckt, berührt und unerwartet angesprochen. Der schmale Grad zwischen Distanz und Nähe, zwischen Fiktion und Tatsachen hat mich beim Lesen mit jeder zeile mehr überzeugt. Und auch wenn die acht Kurzgeschichten in »Miss Kim weiß Bescheid« genauso gut gearbeitet und sprachlich auf dem gleichen Niveau sind, fiel es mir schwer, einen Bezug zu den Frauen zu finden. Nur die Hälfte der Geschichten haben mich wirklich berührt und nachhaltig beeindruckt, der Rest blieb leider immer etwas im Hintergrund. Mir fehlte die Nähe zu den Figuren und die Abgeschlossenheit mancher Erzählungen.

Dennoch mochte ich, dass Nam-Joo verschiedene Frauen zeigt, die alle ein eigenes Individuum sind, die aber gleichzeitig auch miteinander verschmelzen und verschiedene Szenarien aus dem Leben von frauen darstellen. es sind Szenen aus dem Alltag, die immer wieder passieren können und passieren und es ist gut, dass diese hier gezeigt werden.

Insgesamt dennoch eine gute Kurzgeschichtensammlung, die für mich jedoch nicht an »Kim Jiyoung, geboren 1982« heranreicht.