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Nilchen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.08.2023

Dorfidyll mit fatalen Ansichten

Rotwild
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Mich hat der erste Band der Reihe in den Bann gezogen und ich konnte das „Fuchsmädchen“ nicht weglegen. Mir hat besonders der Schreibstil von Maria Grund gefallen und das tut er auch wieder in „Rotwild“. ...

Mich hat der erste Band der Reihe in den Bann gezogen und ich konnte das „Fuchsmädchen“ nicht weglegen. Mir hat besonders der Schreibstil von Maria Grund gefallen und das tut er auch wieder in „Rotwild“. Landschaften zeichnen sich vor dem inneren Auge und der ermittelte Fall lässt die Seiten nur so fliegen. Aber dieser Krimi ist nicht so gelungen wie Band 1 aus meiner Sicht. Gut, aber nicht so herausragend. Und was hier aus meiner persönlichen Sicht auch zum Tragen kommt, ist die Abfolge der Krimis ist entscheidet um die Ermittlerin zu verstehen.
Wir treffen wieder auf Sanna Berling und ihre Partnerin Eir Pedersen, es ist einiges an Zeit ins Land gegangen seit den Ermittlungen zum Fuchsmädchen und nun trifft Sanna auf einen sterbenden jungen Mann auf einer verlassenen Farm, der mit Wunde bedeckt ist. Sie und ihre ehemalige Kollegin Eir nehmen die Ermittlungen auf.
Die Spannungskurve steigt positiv an und dann flacht sie ab und gibt dem Privatlieben der Ermittlerinnen sehr viel Raum um dann den Fall mit Pauken abzuschließen.
Ich werde trotzdem den dritten Band lesen, da ich noch Hoffnung habe, dass dieser wieder so gut wird wie das Fuchsmädchen!

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Veröffentlicht am 12.03.2023

Sprache ist das Fundament für alle Lebensbereiche

Sprachbildung für alle!
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Ohne größere Erwartungshaltung habe ich mich der Streitschrift ‚Sprachbildung für alle!‘ gewidmet und blieb leider etwas ratlos zurück. Denn für mich ist eine Streitschrift ein Text der aufwühlen sollte, ...

Ohne größere Erwartungshaltung habe ich mich der Streitschrift ‚Sprachbildung für alle!‘ gewidmet und blieb leider etwas ratlos zurück. Denn für mich ist eine Streitschrift ein Text der aufwühlen sollte, ein Text der uns aus unserer Komfortzone zieht und eine radikal andere Richtung einschlägt als das althergebrachte. Also, doch eine Erwartung gehabt, die nicht erfüllt wurde.
Was die 60 Seiten aber wirklich für mich taten, ist eine Ordnung der gegenwärtigen Sprachdebatte. Es ist aus meiner Sicht eher ein Essay über die aktuelle Situation, eine Einordnung und eine richtungsweisende Schrift, was sich ändern sollte. Was mir zum Schluss fehlte, war deine richtungsweisende Idee, die uns weiterbringt.
Juliana Goschler hat hier einen eher nüchternen Fachtext geschrieben und sich nicht zu reißerischen Äußerungen verleiten lassen, was dem Ganzen entsprechend weniger Dynamik, dafür mehr Seriosität verleiht. Immer wieder mit Beispielen durchzogen, macht sie ihre Standpunkte deutlich und untermauert faktisch.

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Veröffentlicht am 19.02.2023

Ein Augenblick und was er langfristig zerstört

Macht
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Heidi Furre nimmt in ihrem Roman „Macht“ eine Vergewaltigung in den Mittelpunkt. Aber nicht der Akt selbst wird thematisiert, sondern die Spätfolgen, wie ergeht es einer Frau, die lange lange nach der ...

Heidi Furre nimmt in ihrem Roman „Macht“ eine Vergewaltigung in den Mittelpunkt. Aber nicht der Akt selbst wird thematisiert, sondern die Spätfolgen, wie ergeht es einer Frau, die lange lange nach der Tat scheinbar ein normales und glückliches Leben führt? Welche Momente sind schlimm und wo ist das aufgebaute Trauma noch spürbar.
Mir hat das Buch sehr zugesetzt, auch wenn ich nicht annähernd solche Erfahrungen gemacht habe. Eine Lektüre, die einen zwar um eine fiktive Erfahrung reicher macht, aber mit einem unguten Gefühl im Bauch zurücklässt, denn es gibt viele solche Frauen wie die Protagonistin.
Daher sehr gut, dass die Autorin Heidi Furre sich dem Thema fiktiv stellt und es in aller unserer Mitten holt. Das Totschweigen und Verdrängen müssen ein Ende haben und auch das Freisprechen der Täter. Daher ein hartes, aber wichtiges Buch!

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Veröffentlicht am 16.11.2022

Keine Leiche, kein Verbrechen

Die letzte Tür vor der Nacht
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Es gibt zwar eine brutal ermordete Leiche, aber es handelt sich nicht um einen Krimi! Es verschwindet ein Geschäftsmann in Schwefelsäure und hat sich praktisch aufgelöst, aber das ist nicht der Fokus des ...

Es gibt zwar eine brutal ermordete Leiche, aber es handelt sich nicht um einen Krimi! Es verschwindet ein Geschäftsmann in Schwefelsäure und hat sich praktisch aufgelöst, aber das ist nicht der Fokus des Romans. Denn es ist klar wer die Mörder sind. Fünf Männer, die dubioser nicht sein könnten: ein zwielichter Rechtsanwalt und sein Bruder, ein sehr gewissenloser Kräuterhändler sowie zwei Geldeintreiber. Es ist ein fein ausgetüfteltes Psychogram dieser fünf Täter. Die anfängliche Gewalt dient António Lobo Antunes nur als Ausgangspunkt. Vor allem fußt dieser Leichenfund auf einer realen Begebenheit, die sich in der Nähe Portos zutrug.
Kein Roman, der sich nebenbei weglesen lies. Ich tat mich etwas schwer, vor allem wegen der Syntax. Oder besser, wegen der fehlenden Syntax. Wenig Satzenden, keine Anführungszeichen, nur Spiegelstriche, wenn gesprochen wird. Dann die doch sehr poetische offene mäandernde Sprache, die volle Aufmerksamkeit bedarf. Das machte mir den Lesefluss nicht sonderlich einfach.
Mich hat der Roman „Die letzte Tür vor der Nacht“ gereizt, weil der mittlerweile 80jährige António Lobo Antunes schon des Öfteren genannt wurde als Anwärter auf den Literaturnobelpreis! Der Portugiese hat schon viele Romane geschrieben und dies ist sage und schreibe der 29.! Spannend ist auch, dass er von Hause aus Psychiater ist und lange Zeit als Chefarzt in einer psychiatrischen Klinik arbeitete.
Und hier kommen wir zum großen Punkt der Überzeugung dieses Romans. Er ist ein Meister sich in die inneren psychischen Windungen anderer Menschen einzufüllen und zeichnet uns großartige nach in welchem Seelenzustand die Täter sind. Die abwechselnde Erzählperspektive lässt uns komplett eintauchen und wir ergründen sie alle.
Und da António Lobo Antunes in einem Interview mal sagte: „A good reader is hard to find“ (‚Ein guter Leser ist selten zu finden‘) überlasse ich es euch, ob ihr es wagen wollt!

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Veröffentlicht am 09.07.2022

Nahtod oder Vampir?

Ewig währt am längsten – Tante Ernas letzter Tanz
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Ich kannte Markus Orths bisher nur aus vereinzelten Romanen, die allesamt gute Literatur sind, daher habe ich mich natürlich auch hier gefreut wieder etwas von ihm zu lesen, aber es ist so ganz anders. ...

Ich kannte Markus Orths bisher nur aus vereinzelten Romanen, die allesamt gute Literatur sind, daher habe ich mich natürlich auch hier gefreut wieder etwas von ihm zu lesen, aber es ist so ganz anders. Klar, der Autor ist vielfältig unterwegs, schreibt er doch auch erfolgreich die Kinderbuch-Reihe um den smarten Billy Backe.
Nun also „Tante Ernas letzter Tanz“. Das knallige Cover und der „Übertitel“ mit `Ewig währt am längsten` hätte es mir schon verraten sollen. Dieser Roman reiht sich nicht ein in die Romane der guten Literatur. Diesmal erkundet Markus Orths nun die Bühne der komödiantischen Geschichten.
Dieser dünne Band ist in der Tat ein Stück Klamauk und ich meine es nicht despektierlich, aber nicht so ganz meines. Der Sohn von Paul und Irma kommt wie des Öfteren übers Wochenende in das beschauliche Kaff seiner Kindheit am Niederrhein. Er ist auch die Erzählstimme im Buch. Klärchen, die Nachbarin mit direktem Durchbruch wohnt nebenan mit der 99-jährigen Tante Erna und ist praktisch wie Familie. Und weil Klärchens Tochter Sibille nie heimkommt, versuchen sie es mit einem Trick.
Ich habe in der Tat auch an der ein und anderen Stelle gelacht, aber der rheinische Humor liegt mir genauso wenig wie Fasching. Wobei es durchaus in bekannter Markus Orths-Manier sehr gut geschrieben ist und sein Feinsinn für Satire hier deutlich wird. Ich habe da auch schon einige Verwandte im Hinterkopf, die hier ihre Freude haben werden. Daher bin ich mir sicher nicht meins, aber der Geschmack vieler anderer!

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