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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.03.2023

Ein mitreißender Ausflug in die Welt der griechischen Mythologie.

Mythen der Antike: Sisyphos & Asklepios (Graphic Novel)
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Meine Meinung

Eine weitere Sammlung griechischer Sagen reiht sich mit »Sisyphos & Asklepios« in die Serie von Luc Ferry und Clotilde Bruneau über die »Mythen der Antike« ein. Das große Thema der Hybris, ...

Meine Meinung

Eine weitere Sammlung griechischer Sagen reiht sich mit »Sisyphos & Asklepios« in die Serie von Luc Ferry und Clotilde Bruneau über die »Mythen der Antike« ein. Das große Thema der Hybris, also der Hochmut der Menschen, die sich über Götter und ihre Regeln erhaben fühlen und dementsprechend handeln, verbindet die Geschichten über den trickreichen Sisyphos und den Medizin-Star Asklepios. Eine weitere Verbindung stellen die Auswirkungen auf Hades Totenreich dar.

Zuerst wird sich der Geschichte von Asklepios gewidmet, der als Sohn des Gottes Apollon, ähnlich wie Dionysos, von seinem Vater aus dem toten Leib seiner Mutter geborgen wird. Apollon vertraut die Erziehung seines Kindes dem Zentauren Cheiron an, welcher auch für die Obhut andere göttliche Sprösslinge ausgewählt wurde. Unter den lehrreichen Fittichen zeigt sich schon früh Asklepios medizinisches Geschick, welches ihm zu Ruhm verhilft, aber auch sein Schicksal besiegelt, als er die Toten wieder ins Leben zurückholt und somit nicht nur Hades Macht einschränkt, sondern auch die Ordnung des Universums aus dem Gleichgewicht bringt.

Sisyphos ist durch eine weniger edelmütige Lebensweise und seine listenreichen Tricksereien, im Visier der Götter. Auch wenn König Sisyphos das Wohlergehen seines Volkes und seiner Stadt am Herzen liegt, treibt er es mit seinem Verhalten zu weit und zieht den Zorn von Hades auf sich.

Welche Strafen Zeus bzw. Hades für Asklepios und Sisyphos bereithalten, sollte man dies nicht schon wissen, erließt man sich am besten selbst in dieser prächtigen Comicadaption. Leider sind die zwei Geschichten recht kurz gehalten und der Übergang von Asklepios Geschichte zu Sisyphos ist lediglich durch die grafische Überleitung gegeben. Durch das Zusatzmaterial wird allerdings die Verbindung dieser Geschichten noch einmal genau erläutert und alles mit wissenswerten Details zum Frankenstein-Mythos, der übrigens in der griechischen Mythologie seinen Ursprung findet, angereichert.

Auch dieser mythische Comic eignet sich durch das leicht verständliche Gesamtkonzept und eine klare Panelführung bestens für Comiceinsteiger.

Die Zeichnungen der Ausgaben wird von unterschiedlichen Illustratoren übernommen, hält sich jedoch an einen Stil, der hier mit den farbenprächtigen Bildern von Gianenrico Bonarcorsi besonders gut zur Geltung kommt.

Fazit

Ein mitreißender Ausflug in die Welt der griechischen Mythologie, der gerade aufgrund Gianenrico Bonarcosis eindrucksvoller Inszenierung gerne etwas ausführlicher hätte sein können.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 23.02.2023

Veröffentlicht am 17.03.2023

Ein feiner Sammelband der gleich mehrer Mythen über die Hybris der Menschen und die göttliche Bestrafung in sich vereint.

Mythen der Antike: Tantalos und weitere Mythen vom Hochmut (Graphic Novel)
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Meine Meinung

Im kleinen aber feinen Band »Tantalos und weiter Mythen vom Hochmut« haben Luc Ferry und Clotilde Bruneau gleich drei Mythen über die Hybris, der anmaßende Glaube von Menschen, mit den Göttern ...

Meine Meinung

Im kleinen aber feinen Band »Tantalos und weiter Mythen vom Hochmut« haben Luc Ferry und Clotilde Bruneau gleich drei Mythen über die Hybris, der anmaßende Glaube von Menschen, mit den Göttern gleichbedeutend zu sein, miteinander verknüpft und dabei die weit verbreitete Sage über Tantalos und seine Qualen als Bindeglied genutzt.

Den Einstieg macht jedoch die Geschichte über König Ixion, der seinem Schwiegervater übel mitspielt, von Zeus jedoch in Schutz genommen wird, aber schließlich dennoch der Hybris überführt, eine göttliche Strafe erhält.

Dieser Story fügt sich fast nahtlos an das Schicksal von Tantalos, der über das Königreich Phrygien herrschte und mit der Tochter des Gottes Atlas vermählt war an. Von Zeus hoch angesehen, begeht Tantalos geblendet von seinem Stolz und der Hybris eine folgenschwere Tat. Er lädt die Götter nicht nur an seine Tafel ein, sondern serviert ihnen auch noch Menschenfleisch. Für diesen Frevel tötet Tantalos sogar seinen eigenen Sohn, doch die Strafe Zeus‘ lässt nicht lange auf sich warten.

Gerne hätten Luc Ferry und Clotilde Bruneau noch etwas mehr auf Tantalos Bestrafung eingehen können, immerhin ist der Mythos um ihn auch Titelgeber dieser Ausgabe. Dafür schwenkt das Geschehen nun zu dem jungen Phaeton, den Sohn des Sonnengotts Helios, welcher in seiner noch kindlichen Hybris verlangt den Wagen seines Vaters alleine zu lenken und dabei fast alles zu Grunde richtet.

Die leicht verständlich aufbereiteten Legenden der griechischen Mythologie werden noch durch einen erklärenden Anhang erläuter, wodurch man diese besser einordnen kann.

Außerdem kann der Band mit seinen stilistisch zur Serie passenden Bildern von Carlos Rafael Duarte punkten, der auch schon andere Mythen der Antike illustriert hat. Mir persönlich gefallen die klaren Linien in Verbindung mit den vielen Details sowie die stimmige Coloration. Damit ist »Tantalos und weitere Mythen vom Hochmut« eine tolle Ergänzung der bisherigen Sammlung.

Fazit

Ein feiner Sammelband, der gleich mehrere Mythen über die Hybris der Menschen und die göttliche Bestrafung in sich vereint.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 22.02.2023

Veröffentlicht am 17.03.2023

Eine absolut lesenswerte Neuinterpretation!

Wir Töchter von Sparta
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Beschreibung

Die Schwestern Helena und Klytämnestra sind als Prinzessinnen Spartas aufgewachsen und ihnen ist bereits durch ihre Geburt ein großes Schicksal zugedacht. Als sie mit den Brüdern Agamemnon ...

Beschreibung

Die Schwestern Helena und Klytämnestra sind als Prinzessinnen Spartas aufgewachsen und ihnen ist bereits durch ihre Geburt ein großes Schicksal zugedacht. Als sie mit den Brüdern Agamemnon und Menelaos, die einflussreichsten Männer ganz Griechenlands heiraten, erhalten auch sie als Königinnen eine Rolle im Jahrzehnte überdauernden Krieg zwischen Sparta und Troja zugedacht. Als Frau wird ihr Wert jedoch in Sittsamkeit und der Erfüllung ihrer Rolle als Mutter des zukünftigen Erben gemessen und schon bald begehren Helena und Klytämnestra gegen die Schranken ihrer Geschlechterrolle auf…

Meine Meinung

Die ruhmreichen Epen der griechischen Mythologie wurden von starken Männern geschrieben. Doch wie sah das Leben der Frauen aus? Welchen Einfluss und welche Macht hatten sie inne? Einige Schriftstellerinnen widmen sich dieser Frage und nach den Büchern von Madeline Miller und Jennifer Saint erschien nun eine weitere Übersetzung einer feministischen Erzählung aus diesem Genre.

In »Wir Töchter von Sparta« erzählt Claire Heywood die Geschichte von Frauen, die im Schatten der großen Könige Griechenlands und deren Helden stehen. Jedem ist der große Krieg zwischen Sparta und Troja, den Kriegsführern, König Agamemnon und Menelaos sowie den großen griechischen Helden Ajax und Achilles und den trojanischen Prinzen Hektor und Paris bekannt. Heywood möchte mit ihrer Geschichte jedoch das Schicksal der spartanischen Prinzessinnen Helena und Klytämnestra, und deren Erlebnisse erzählen.

Sehr gut gefallen hat mir, dass Claire Heywood bis in die Kindheit der Schwestern Klytämnestra und Helena, die später als schönste Frau Griechenlands scheinbar für den Trojanischen Krieg verantwortlich gemacht wird, zurückgreift. Familienverhältnisse, Verwandtschaften und die Rolle der Frauen im antiken Griechenland werden dabei aufgegriffen und durch Heywoods gefühlvollen Erzählstil zudem Nähe zu den Prinzessinnen Spartas geschaffen.

Gerade mit Klytämnestra an der Seite ihres machthungrigen Ehemannes Agamemnon habe ich sehr mitgelitten und ihr Schicksal ist mir eher ans Herz gegangen als Helenas Lebensweg. Zwar erhält Helena auch eine unheimliche Bürde zu tragen und ihr Charakter ist schlüssig entworfen, dennoch konnte sie mich nicht so sehr einfangen, wie ihre Schwester es vermochte.

Das Gesamtbild, bestehend aus dem legendären Mythos um den Trojanischen Krieg und der fiktional unterfütterten Geschichte zu den spartanischen Frauen in ihr, bereitet unterhaltsame Lesestunden und hätte gerne noch etwas weiterführender sein dürfen. Ich würde mich auf jeden Fall sehr über mehr Geschichten, die von Frauen aus antiken Legenden handeln, freuen!

Fazit

Der epische Mythos um den Trojanischen Krieg steht hier im Schatten des ergreifenden Schicksals der spartanischen Prinzessinnen. Eine absolut lesenswerte Neuinterpretation!

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 20.02.2023

Veröffentlicht am 17.03.2023

Ein von der ersten Seite mitreißender Roman über Verlust, Liebe, psychische Probleme in ganz besonderer Verbindung zu Dingen.

Die leise Last der Dinge
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Beschreibung

Als Benny Oh seinen Vater durch einen Unfall mit einem Laster verliert, ist er gerade einmal 12 Jahre alt. Ein Jahr später beginnt er Stimmen von Dingen zu hören, die ihn verrückt machen ...

Beschreibung

Als Benny Oh seinen Vater durch einen Unfall mit einem Laster verliert, ist er gerade einmal 12 Jahre alt. Ein Jahr später beginnt er Stimmen von Dingen zu hören, die ihn verrückt machen und seine ganze Konzentration kosten. Seine Mutter Annabelle hortet gleichzeitig immer mehr Dinge in ihrer Wohnung, was für Benny schier unerträglich ist. Das psychische Trauma der beiden ist so schwerwiegend, sodass sich ihr Leben in ein Chaos verwandelt. Ist ein Buch mächtig genug, um ihnen den nötigen Halt zurückzugeben und ihre Zukunft zu retten?

Meine Meinung

Der preisgekrönte Roman »Die leise Last der Dinge« von Ruth Ozeki entfaltet gleich zu Beginn seine unglaubliche Sogwirkung, denn durch ihren einfühlsamen Schreibstil und ihre fein gezeichneten Charaktere möchte man das Buch am liebsten gar nicht mehr aus der Hand legen.

Die Geschichte wird aus einer ganz besonderen Perspektive erzählt, nämlich vom Buch des dreizehnjährigen Benny Oh, welcher zwischendurch selbst zu Wort kommt und das Erzählte kommentiert. In dieser einzigartigen Erzählweise spiegeln sich die außergewöhnlichen Charaktere wider, welche mir allesamt sehr ans Herz gewachsen sind. Von dem Jungen Benny, der seit dem Tod seines Vaters Stimmen von Gegenständen hört und sich in psychiatrischer Behandlung befindet, über seine Mutter Annabelle, die nach dem Verlust ihres geliebten Mannes die schreckliche Leere mit dem Kauf von Dingen zu füllen versucht, und damit in kürzester Zeit ihre gesamte Wohnung vollmüllt, bis hin zu Alice bzw. dem Aleph, einer drogenabhängigen Mülltaucherin und Künstlerin und dem F-Mann, einem obdachlosen sowie alkoholkranken Philosophen.

Mir hat wirklich ausgesprochen gut gefallen, dass Ruth Ozeki die von der Gesellschaft als Außenseiter abgestempelte Menschen mit viel Herzenswärme von einer anderen Seite zeigt. Außerdem bringt die Autorin jede Menge wichtige Lebensfragen und Zen-Weisheiten in ihrem Roman unter, die einem auch noch lange nach dem Schließen der Buchdeckel begleiten.

Welchen Wert messen wir unseren Besitztümern bei? Und besitzen diese nicht uns? Was ist eigentlich real?

Ruth Ozeki umgarnt diese und viele weiteren Fragen in »Die leise Last der Dinge« mit magischem Realismus und der gefühlvollen Coming-of-Age Geschichte von Benny Oh. Auch wenn der fast 700 Seiten umfassende Roman auch ein paar Längen aufweist, konnte mich die Geschichte auf ihre Weise fesseln und regt auf jeden Fall zum Nachdenken an. Den Abschluss empfand ich bei dem gemächlichen Erzähltempo als etwas überhastet, wirkte er doch wie ein schneller Cut.

Fazit

Ein von der ersten Seite mitreißender Roman über Verlust, Liebe, psychische Probleme in ganz besonderer Verbindung zu Dingen.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 16.02.2023

Veröffentlicht am 17.03.2023

Eine magische Geschichte, die mit der Mystik der chinesisch-malayischen Kultur verzaubert

Schattenbraut
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Beschreibung

1893, Malaya. Als Tochter eines einst erfolgreichen Händlers lebt die 17-jährige Li Lan in einem verarmten Haushalt und sorgt sich um ihren opiumsüchtigen Vater. Von der wohlhabenden Familie ...

Beschreibung

1893, Malaya. Als Tochter eines einst erfolgreichen Händlers lebt die 17-jährige Li Lan in einem verarmten Haushalt und sorgt sich um ihren opiumsüchtigen Vater. Von der wohlhabenden Familie Lim erhält Li Lan einen möglichen Ausweg aus ihrer Situation geboten. So soll sie den Geist des kürzlich verstorbenen Sohns der Familie heiraten. Li Lan hat jedoch Bedenken sich auf einen solchen Pakt einzulassen und als sie schließlich auch noch angsteinflößende Träume plagen, verschwindet sie im Schattenreich. In der Welt der Geister findet Li Lan nicht nur die Liebe, sondern auch die Wahrheit über die Familie Lim, die eng mit ihrer eigenen verwoben ist.

Meine Meinung

In der deutschen Übersetzung kam zunächst Yangsze Choos zweiter Roman »Nachttiger« heraus, welcher mich mit seinem mystischen Charme sehr begeistert hat (sogar mein Jahreshighlight 2019 wurde), umso mehr habe ich mich nun auf das Debüt der begabten Schriftstellerin in der deutschen Fassung gefreut.

Genau wie in »Nachttiger« bringt uns Choo auch in »Schattenbraut« die Kultur und Folklore Malayas näher. Dieses Mal führt uns die Autorin noch weiter in die Vergangenheit, nämlich ins 19. Jahrhundert in die Stadt Malakka, welche die glorreichen Zeiten des florierenden Gewürzhandels bereits hinter sich gelassen hat, doch durch die Zuwanderung von Chinesen, Briten, Portugiesen und Niederländern immer noch ein kultureller Schmelztiegel ist.

Die ledige Li Lan, die als Tochter eines verarmten Händlers kurz vor ihrem achtzehnten Geburtstag steht, übernimmt die Hauptrolle in Yagnsze Choos historischem Roman, der vor allem durch seine besonders spirituelle Seite besticht und damit ein ungewöhnliches Leseerlebnis bietet, bei dem die Realität schon bald von der Geisterwelt aus dem chinesischen Glauben abgelöst wird.

In Anbetracht der eingeschränkten Rolle der Frau bietet sich durch diesen magischen Kniff mit dem Eintauchen in die Welt der Schatten und Geister eine wunderbare Entwicklungsmöglichkeit für Li Lan. Im realen Leben ans Haus gefesselt, kann die junge Frau in der mystischen Schattenwelt sich frei bewegen und selbstbestimmter agieren und damit auch eine starke Persönlichkeit entwickeln.

Am meisten fasziniert hat mich jedoch die Einbindung der kulturellen Einflüsse, wie der chinesische Ahnenkult, der Glaube an eine Geisterwelt und die Mischung mit malayischen Traditionen. Dies greift Yagnsze Choo für eine bessere Einordnung auch nochmals im Nachgang an den Roman auf.

Ein paar kleinere Längen hat der Roman zwar aufzuweisen, aber das wird mit dem mitreißenden Setting, einer Prise Spannung und durch das Aufdecken der Familiengeheimnisse wieder ausgeglichen.

Fazit

Eine magische Geschichte, die mit der Mystik der chinesisch-malayischen Kultur verzaubert und in das Reich der Geister entführt.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 11.02.2023