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Veröffentlicht am 30.03.2023

Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!

Club Paradies - Im Glanz der Macht
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Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!

„Wie einfach sich Menschen blenden ließen und dass man auch aus den schlechtesten Situationen stets ein gutes Geschäft herausholen konnte, wenn man sich nur anstrengte ...

Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!

„Wie einfach sich Menschen blenden ließen und dass man auch aus den schlechtesten Situationen stets ein gutes Geschäft herausholen konnte, wenn man sich nur anstrengte und mutig genug war.“

„Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“
– so lautet die Devise des erfolgreichen Immobilienmoguls Hanns Borchardt, der die Menschen für seine Zwecke benutzt und dem es auf diese Weise gelang, vom einfachen Bauernsohn zum „Berliner Baulöwen“ aufzusteigen. Hanns definiert sich ausschließlich über sein Geld und seine Macht, seine chauvinistische und egozentrische Art verletzt vor allem seine Familie. Ein gigantisches Bauprojekt im Herzen Berlins bringt den zielstrebigen und kompromisslosen „Macher“ im November des Jahres 1976 jedoch an seine Grenzen – und damit verbunden drohen nach und nach auch seine Machenschaften ans Licht zu kommen. Doch ein Rückzug kommt für Hans Borchardt nicht in Frage – und so setzt er schließlich alles auf eine Karte.

Caren Benedikts Protagonist im ersten Band dieser neuen Familiensaga ist ein gieriger und narzisstischer Workaholic, der stets im Mittelpunkt stehen muss. Er definiert sich einzig über Geld und Macht und kümmert sich abgesehen vom finanziellen Aspekt kaum um seine Familie. Seine attraktive Ehefrau Maria und die beiden erwachsenen Kinder Holger und Hanna stellen für ihn lediglich Aushängeschilder dar, die er unnachgiebig beherrscht und unterdrückt. Die Spannung innerhalb der Familie ist hoch und im Zuge eines Streits kommt es schließlich zum Eklat. Holger verlässt sein Elternhaus und zieht zu einem Studienfreund, auch Hanna fühlt sich in der Villa ihrer Eltern nicht mehr wohl.

Die Autorin versteht es gekonnt, dem Leser die einzelnen Facetten des angespannten Familienalltags und das Auseinanderdriften der familiären Bindungen nahezubringen. Die Charakterzeichnung der handelnden Figuren weist eine hohe Authentizität auf, Gedanken und Emotionen werden überzeugend zum Ausdruck gebracht. Im vorliegenden ersten Band liegt das Hauptaugenmerk auf dem Protagonisten Hanns Borchardt und seiner Familie. Als zentrale Schlüsselfigur betritt die Besitzerin des Berliner Szeneclubs „Golden Paradise“ den Schauplatz der Handlung. Lea Stern ist eine äußerst selbstbewusste, unabhängige und rebellische Frau. Ihre Weigerung, sich vom mächtigen Hanns Borchardt kontrollieren zu lassen, wird für diesen schließlich zu einem erheblichen Problem. Meine größte Sympathie in diesem Buch galt sowohl der zurückhaltenden und warmherzigen Maria Borchardt, als auch dem sympathischen Rechtsanwalt der Familie, Klaus Schröder.

Der einnehmende und flüssige Schreibstil der Autorin hat bereits in der opulenten Familiensaga „Das Grand Hotel“ dafür gesorgt, dass ich die einzelnen Bände kaum aus der Hand legen mochte. Durch Hanns Borchardts betrügerische und zum Teil auch riskante Machenschaften und seinen abschätzenden und respektlosen Umgang mit seinen Mitmenschen wurde zudem ein gewisser Spannungsfaktor ins Spiel gebracht. Auch Holger Borchardts Entscheidungen und seine persönliche Entwicklung nach dem Auszug aus seinem Elternhaus halten den Leser bei der Stange. Was mein Lesevergnügen ein wenig trübte waren die Sex- und Pornofilmszenen sowie die vulgäre Ausdrucksweise eines bestimmten Personenkreises im Buch.

Die hochwertige Aufmachung und die optische Gestaltung des Buchcovers haben mir sehr gut gefallen. In einem ausführlichen Nachwort erläutert Caren Benedikt zudem, welche Charaktere und Ereignisse historisch belegt, und welche hingegen ihrer schriftstellerischen Fantasie geschuldet sind. Was mir persönlich speziell bei Buchreihen ganz besonders zusagt ist eine kleine Vorschau auf den Nachfolgeband. Die sechzehn Seiten zählende Leseprobe am Ende des Buches hat mich daher sofort wieder in den Bann gezogen und ich sehe der Fortsetzung bereits mit großer Erwartungshaltung entgegen.

Fazit: Caren Benedikts erster Teil und Einstieg in ihr neues Familienepos „Club Paradies“ war eine interessante, sehr unterhaltsame und fesselnde Lektüre. Die Autorin steuert im Verlauf von über fünfhundert Buchseiten mit facettenreichen Charakteren und aufwühlenden Entwicklungen zielstrebig auf ein dramatisches Finale zu.

Von mir gibt es für „Club Paradies. Im Glanz der Macht.“ eine Leseempfehlung und vier Bewertungssterne.

Veröffentlicht am 12.03.2023

Vergebung hat die Macht, die Welt zu verändern

Ein Himmel voller Freiheit
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Vergebung hat die Macht, die Welt zu verändern

„Vergebung verändert nicht deine Vergangenheit, aber deine Zukunft!“

Simone Heintze und Julia Fiedler knüpfen mit ihrer aktuellen Neuerscheinung „Ein Himmel ...

Vergebung hat die Macht, die Welt zu verändern

„Vergebung verändert nicht deine Vergangenheit, aber deine Zukunft!“

Simone Heintze und Julia Fiedler knüpfen mit ihrer aktuellen Neuerscheinung „Ein Himmel voller Freiheit“ an den Vorgänger „Ein Himmel voller Segen“ an. Im vorliegenden Buch befassen sie sich mit einem schwierigen, sensiblen, aber auch wertvollen Thema: der Vergebung. Jemandem zu vergeben kann eine große Herausforderung für einen enttäuschten und verletzten Menschen darstellen, der Weg dahin äußerst schmerzhaft sein. Doch dieser Schmerz, angestaute Wut, Zorn und Rachegelüste erzeugen in erster Linie in jenem Menschen Bitterkeit, der sie hegt und nicht davon lassen kann. Echte und aufrichtige Vergebung ist schwer, aber elementar. Zu vergeben bewirkt eine Befreiung von schweren Lasten, die man oft jahrelang mit sich herumschleppt. Denn für das Verzeihen und innere Heilung gibt es keine schnelle, vorgefertigte Lösung, der Drang, an Groll und der eigenen Verletztheit festzuhalten ist stark.

Das vorliegende Buch stellt eine kleine Sammlung persönlicher Vergebungsgeschichten dar, Texte von verschiedenen Menschen, die Erfahrungen zum Thema wiedergeben. Sie erzählen vom langen Weg beginnend mit einer zugefügten Verletzung bis hin zu jenem Augenblick, wo man dem anderen die Hand zur Versöhnung reicht. Es kommen auch Personen zu Wort, die den letzten Schritt zur Vergebung bislang noch nicht geschafft haben und ihre Situation von allen Seiten beleuchten. So verschieden die Menschen und ihre Lebenssituationen sind, so vielfältig sind auch die persönlichen Erzählungen in diesem Buch. Fabian Vogt berichtet beispielsweise, wie es einem Häftling eines Konzentrationslagers gelungen ist, seinen Hass und seinen Zorn zu überwinden und seinem Peiniger die Demütigungen und Erniedrigungen zu vergeben. Eine liebevolle Geste seinerseits vermochte es, den zerstörerischen Erinnerungen nach vielen Jahren endlich ihre Macht über ihn zu nehmen. Neben Erlebnissen im Alltag, Streit innerhalb von Paaren, Familien oder Freunden thematisieren die beiden Autorinnen auch das Unverständnis und den Zorn auf Gott und die Frage nach dem „Warum“ angesichts des Todes geliebter Angehöriger. Und nicht zuletzt findet man in diesem Buch auch einige biblische Geschichten über Zorn und Vergebung – wie beispielsweise jene von Mose, der mordet und flieht, die Verleugnung Jesu durch seinen Jünger Simon Petrus oder die wohl größte Vergebungsgeschichte der Bibel: die Geschichte von Joseph und seinen Brüdern. Vergebung ist auch ein entscheidendes Thema bei der Geschichte vom verlorenen Sohn und spielt eine wichtige Rolle für Hagar und Ismael.

„Vergebung zu schmecken – obwohl man sie nicht verdient hat – ist eine der berührendsten Erfahrungen, die man im Leben machen kann.“

In der Bibel liest man viel über Vergebung. Im Vaterunser wird beispielsweise dazu aufgefordert, seinem Schudigern zu vergeben. Epheser 4,26 empfiehlt, die Sonne nicht über seinen Zorn untergehen zu lassen. Und in Sprüche 15,1 liest man, dass eine versöhnliche Antwort den Zorn abkühlt, ein verletzendes Wort diesen jedoch anheizt. Bereits das hebräische Synonym für „unendlich“ verdeutlicht in der biblischen Aufforderung „Sieben mal siebzig Mal“ zu vergeben – doch die Umsetzung im ganz persönlichen Umfeld ist angesichts vorangehender Verletzungen oft ein langwieriger und schwieriger Prozess. Durch dieses Buch werden dem Leser aber Einblicke in die Lebenserfahrungen anderer Menschen gewährt, die den Blickwinkel auf gewisse Dinge vielleicht verändern können.

Fazit: „Ein Himmel voller Freiheit“ war eine interessante und informative Lektüre, die mir sehr gut gefallen hat. Was meinen Lesefluss jedoch empfindlich stört ist das Gendern in Büchern, das ich rigoros ablehne. Des Weiteren empfinde ich die Verwendung von Kraftausdrücken in einem christlichen Sachbuch als deplatziert. Diese beiden winzigen Kritikpunkte fanden jedoch aufgrund des minimalen Vorkommens im Buch keinen Einfluss auf meine Bewertung – und ich kann diese Lektüre jedem ans Herz legen, der eine persönliche Last mit sich herumschleppt und noch darum kämpft, den ersten Schritt zur Vergebung zu gehen.

Veröffentlicht am 31.07.2022

Petition „Rettet die Rollschuhbahn“!

Stella rollt an
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Petition „Rettet die Rollschuhbahn“!

„Los, nichts wie rauf auf die Skates! - „Das muss man mir nicht zweimal sagen!“

Das Rollschuhfahren ist die liebste Freizeitbeschäftigung der drei Freundinnen Stella, ...

Petition „Rettet die Rollschuhbahn“!

„Los, nichts wie rauf auf die Skates! - „Das muss man mir nicht zweimal sagen!“

Das Rollschuhfahren ist die liebste Freizeitbeschäftigung der drei Freundinnen Stella, Louisa und Nelly – und gemeinsam bilden sie die „Rolling Angels“. Die elfjährigen Gymnasiastinnen üben Pirouetten, Sprünge und Drehungen und lieben den Tanz mit ihren Rollschuhen. Als sie erfahren, dass die Freiluft-Rollschuhbahn in der vielgeliebten „Bezi“ – der Bezirkssportanlage Grünheide – abgerissen werden soll, beschließen sie, sich zu wehren. Sie verbünden sich mit der hockeyspielenden Gruppe „Skating Devils“. Obwohl eine gewisse Rivalität zwischen ihnen und den drei Jungs herrscht, schließen sie sich zusammen und versuchen mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln, gegen den geplanten Abriss vorzugehen. Im Laufe ihrer gemeinsamen Aktivitäten stellen die Rolling Angels nach und nach fest, dass sie in Eric, Ronni und Moritz nicht nur Gleichgesinnte, sondern vielmehr gute Freunde gefunden haben. Und zu guter Letzt wird aus den „Rolling Angels“ und den „Skating Devils“ das „Angels-Devils-Team.“

„Es geht nicht nur um mich. Es geht um die Angels, die Devils und alle Kinder, die gerne skaten. Du müsstest doch am besten verstehen, wie viel uns die Rollen bedeuten!“

Im Mittelpunkt von Angelika Hesses aktueller Neuerscheinung steht die Leidenschaft für das Skaten – sei es auf Rollschuhen, oder auf Inlinern. In einnehmendem Schreibstil und einer der jugendlichen Zielgruppe angepassten Sprache versteht sie es gekonnt, ihren Lesern die Faszination für diese Sportart zu vermitteln. Nebenbei weist sie durch den Kampf um das Weiterbestehen der Rollschuhbahn darauf hin, wie wichtig es ist, sich für ein gemeinsames Ziel zusammenzuraufen und bestehende Differenzen zu begraben. Freundschaft, Hilfsbereitschaft, aber auch Fairness und Vergebung sind wichtige Themen dieses Buches. Das verständnisvolle Verhalten, die Ermutigung und die tatkräftige Unterstützung von Stellas Eltern ist vorbildhaft, das Familiengefüge und der Alltag der Familie Vogel werden harmonisch dargestellt.

Die Geschichte wird im Präsens aus Sicht der Ich-Erzählerin Stella Vogel geschildert, ein lesefreundlicher Großdruck mit einem angenehmen Zeilenabstand und liebevollen Schwarz-Weiß-Illustrationen runden den positiven Gesamteindruck ab. Es handelt sich hierbei um den ersten Teil einer Trilogie, auf der ersten und letzten Buchinnenseite findet sich jeweils eine farbenprächtige Abbildung der sechs jugendlichen Protagonisten. Liebevoll gezeichnete Charaktere, charmante Nebenfiguren und eine interessante und abwechslungsreiche Handlung sorgen für ungetrübtes Lesevergnügen.

FAZIT: „Stella rollt an“, der erste Band der Stella-Trilogie aus der Feder von Angelika Hesse, ist ein amüsantes und abwechslungsreiches Jugendbuch, das mir sehr gut gefallen hat. Die Bemühungen von sechs Elfjährigen, die es sich zum Ziel setzen, ihre Rollschuhbahn vor dem Abriss zu retten, werden anschaulich beschrieben. Sympathische Charaktere und humorvolle Passagen bereichern darüber hinaus die Handlung, wichtige Werte im Leben werden dem jugendlichen Leser nahegebracht. Das „Angels-Devils-Team“ erkennt, dass man sein Ziel niemals aus den Augen verlieren, nichts für Unmöglich halten, und niemals aufgeben darf. Die Protagonistin Stella sieht den Wahrheitsgehalt hinter der vielzitierten Redewendung ihrer Mutter, die stets verkündet: “Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere“!

Von mir gibt es für dieses schöne Jugendbuch vier Bewertungssterne und eine Leseempfehlung für alle Kinder, Jugendliche und junggebliebenen Erwachsenen, die sich für Rollkunstlauf und Rollhockey begeistern und sich der Faszination des Laufens und Tanzens in Rollschuhen bzw. Inlinern nicht entziehen können!

Veröffentlicht am 30.08.2021

Mamma ti voglia bene – Mama hat dich lieb!

Parted Hearts
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Mamma ti voglia bene – Mama hat dich lieb!

Ein Brief im Nachlass ihres verstorbenen Vaters sowie ein Anhänger in Form eines halben Herzens konfrontieren die völlig erschütterte Stella Lehmann mit der ...

Mamma ti voglia bene – Mama hat dich lieb!

Ein Brief im Nachlass ihres verstorbenen Vaters sowie ein Anhänger in Form eines halben Herzens konfrontieren die völlig erschütterte Stella Lehmann mit der schockierenden Tatsache, dass ihre vermeintlich lange verstorbene Mutter noch am Leben ist. Obgleich die junge Frau aus Köln kurz vor der Hochzeit mit ihrem Verlobten Jonas steht, bricht sie sofort nach Italien auf. Stella beginnt mit ihren Nachforschungen in Alassio an der italienischen Riviera, jenem Ort, an welchem ihre Mutter in ihrer Jugendzeit gelebt hatte. Eine gutaussehende Zufallsbekanntschaft namens Matteo ist Stella dabei behilflich, das Geheimnis um ihre Herkunft zu lösen und begleitet sie auf ihrem turbulenten Weg. Doch der sympathische und attraktive Italiener bringt darüber hinaus auch ihre Gefühle in Aufruhr. Und plötzlich erscheint Stella eine Rückkehr nach Köln in ein sorgenfreies und sicheres Leben mit ihrem Verlobten, der kaum Zeit für sie hat und sie permanent unter Druck setzt, nicht mehr allzu verlockend…

Sowohl der Klappentext, als auch einige Rezensionen zu diesem Buch, verheißen eine locker-leichte Urlaubslektüre, eine Prise Familiengeheimnis und eine romantische Liebesgeschichte. Sylvie Klinzmann ist es gelungen, all diese Komponenten zu einer unterhaltsamen Geschichte zu vereinen. Eine bildhafte Beschreibung der Landschaft sowie eine Vielzahl italienischer Begriffe, die man im Anhang in einem Glossar nachschlagen kann, versetzen den Leser in diesen kleinen Küstenort nach Ligurien. Die Autorin schildert abwechselnd die Ereignisse in Alassio im Jahre 1986, und jene in der Gegenwart. Jedes Kapitel endet mit einem Cliffhanger, der den Leser bei der Stange hält und dazu beiträgt, die Spannung aufrecht zu halten. Berührende Schicksale, unerwartete Wendungen und die Schuld vergangener Tage, kombiniert mit interessanten Charakteren und einem saloppen Sprachstil machten diesen Roman zu einem Pageturner.

FAZIT: „Parted Hearts“ ist eine ideale Lektüre für den Urlaub oder für ein paar amüsante Stunden auf der Lesecouch. Das unterhaltsame Buch garantiert kurzweiliges Lesevergnügen und wartet mit einer interessanten Familiengeschichte und einem großen Geheimnis auf, das im Verlauf der Seiten erst langsam enthüllt wird.


Veröffentlicht am 12.06.2021

Den Mutigen hilft Fortuna… oder doch nicht?

Fortunas Rache
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Den Mutigen hilft Fortuna… oder doch nicht?

„Du wirst dich schon bald in ernste Schwierigkeiten bringen.“ Ich widerstand dem Drang, mich umzudrehen, und ging. Um bei mir Schwierigkeiten vorauszusehen, ...

Den Mutigen hilft Fortuna… oder doch nicht?

„Du wirst dich schon bald in ernste Schwierigkeiten bringen.“ Ich widerstand dem Drang, mich umzudrehen, und ging. Um bei mir Schwierigkeiten vorauszusehen, brauchte man nun wirklich keine hellseherischen Fähigkeiten.“ (Zitat Invita)

Invita lebt als Sklavin im Hause von Legatus Augusti pro Praetore, dem mächtigen und einflussreichen Statthalter von Treveris. Ihren vorherigen Besitzern ist es zu verdanken, dass die Siebzehnjährige Bildung erfahren durfte, mehrere Sprachen spricht und des Lesens, Schreibens und Rechnens mächtig ist. Ihre große Schwäche für Dichter und Philosophen bringt sie immer wieder in Schwierigkeiten. Invita gilt als aufsässig, vorlaut und unzuverlässig. Aufgrund ihrer Neigung, sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit Schriftrollen aus dem Haus ihrer Eigentümer auszuleihen, wird sie wiederholt des Diebstahls bezichtigt. Ihre permanenten Verstöße gegen die Hausregeln tragen darüber hinaus dazu bei, dass sie sowohl der Hausverwalter Diodoros, als auch der Aufseher Celsus, scharf im Auge behalten. Nachdem Modestus, der stille und gutmütige Bote des Statthalters, Invita ein Geheimnis anvertraut hat, verschwindet er spurlos. Die junge Sklavin mit dem vorlauten Mundwerk beschließt, Nachforschungen anzustellen und bringt sich dadurch in Lebensgefahr.

Nachdem ich bereits mit großer Begeisterung mehrere Romane der Autorin Maria W. Peter gelesen habe, wurde ich nun mit der Buchreihe um die junge Sklavin Invita auf einige frühere Werke der Autorin aufmerksam. Im vorliegenden ersten Band „Fortunas Rache“ lernt der Leser die ungewöhnlich gebildete Protagonistin kennen, die sich nach geistiger Nahrung verzehrt, zu ihrem Leidwesen jedoch nicht gerade mit Gehorsam und Diplomatie gesegnet ist. Laufende Konfrontationen und drastische Strafen sind die Folgen ihres Ungehorsams, doch widerspenstig und starrköpfig fordert Invita ihr Schicksal täglich aufs Neue heraus. Der Ich-Erzählerin Invita stehen etliche Nebenfiguren zur Seite, der Schauplatz der Handlung ist die bereits erwähnte Hauptstadt der Treverer an der Mosel. Während Invita mit den Sklavinnen Foeda und Bricia ein freundschaftliches Verhältnis pflegt, machen ihr die boshafte und manipulative Sklavin Rapida, der griesgrämige Hausverwalter Diodoros und der grausame Aufseher Celsus das Leben schwer. Die hellsichtige Heilkundige Selena gibt nur zögernd begehrte Informationen preis, den selbstbewussten Kriegsgefangenen Flavus betrachtet Invita als versklavten Barbaren und ungehobelten Alemannen. Eine wichtige Rolle im Buch spielt auch die kränkliche Tochter des Statthalters namens Marcella, die eine schützende Hand über Invita hält. Doch ebenso wie einige andere Bewohner dieses Hauses ist Marcella äußerst bedacht darauf, ihre Geheimnisse zu wahren.

Der Autorin ist es hervorragend gelungen, historische Fakten mit einer spannenden Krimihandlung zu vereinen. Man erfährt interessante Einzelheiten über das Alltagsleben der römischen Elite, liest von Errungenschaften wie beispielsweise Toiletten oder Fußbodenheizung in den Häusern der wohlhabenden Familien. Durch Invita erhält man Einblicke in das Leben der Sklaven bei einflussreichen, begüterten und von sich selbst überzeugten Römern.

„Die Römer sind so von der Einzigartigkeit und Ewigkeit ihrer eigenen Weltordnung überzeugt, dass sie vergessen, dass es schon eine Welt vor der Zeit Roms gab und ebenso eine danach existieren wird.“

Die Autorin hat den Kriminalfall um den spurlos verschwundenen Modestus sehr gut umgesetzt. Der Spannungsbogen bleibt zudem durch die laufenden Missgeschicke und Verstöße der Protagonistin konstant aufrecht. Maria W. Peters Schreibstil ist flüssig und einnehmend. Was mir persönlich nicht zusagte waren die derben Ausdrücke im Buch, die wohl die Schlichtheit und fehlende Bildung unter den Sklaven verdeutlichen sollten. Sehr gut gefallen haben mir die in einige Dialoge eingebrachten Zitate Senecas. Wiederholt zum Schmunzeln veranlassten mich jene Gedankengänge und Aussagen Invitas, welche von ihrem trockenen Humor zeugen:

„Schon als ich den kostspieligen Papyrus in die Hand nahm, rollte er sich von selber auf. Ich grinste. Die Anziehung zwischen Schriftrollen und mir beruhte offensichtlich auf Gegenseitigkeit. Einen Moment lang kämpfte mein besseres Ich gegen die Versuchung, einen kurzen Blick auf den Inhalt zu werfen. Das bessere Ich unterlag.“ (Invita)

Bei der Bewertung der Charakterzeichnung der handelnden Figuren war ich ein wenig zwiegespalten. Invita als Ich-Erzählerin erlaubt großzügige Einblicke in ihre Gefühls- und Gedankenwelt und lässt die Leser auch an ihren Beobachtungen der anderen Charaktere teilhaben. Die beiden Antagonisten Diodoros und Celsus empfand ich ebenfalls als glaubwürdig ausgearbeitet. Einige Nebenfiguren empfand ich jedoch etwas zu blass – die Haussklaven und der eigenmächtige Alemanne Flavus blieben mir bis zuletzt ein wenig fremd, sie konnten mich emotional nicht einbeziehen. Da es sich bei dem vorliegenden Roman um den Beginn einer Buchreihe handelt, gehe ich jedoch davon aus, dass der Fokus der Autorin sich vermutlich erst im nächsten Band auf Flavus und einige der aktuell etwas vernachlässigt wirkenden Randfiguren richten wird. Ich bin schon jetzt gespannt darauf, Näheres über diesen Personenkreis zu erfahren.

Abschließend möchte ich noch auf die überaus ansprechende optische Aufmachung dieses Buches hinweisen sowie auf die Tatsache, dass Maria W. Peter ihren Lesern im Anhang nicht nur eine Karte des römischen Trier im dritten Jahrhundert nach Christi zur Verfügung stellt, sondern auch ein aus meiner Sicht äußerst hilfreiches Glossar zu den im Buch verwendeten lateinischen Ausdrücken. Das Nachwort liefert detaillierte geschichtlichen Fakten zu Zeit und Schauplatz der Handlung.

Fazit: Maria W. Peter entführte mich in „Fortunas Rache“ an der Seite der jungen Sklavin Invita auf eine abenteuerliche und spannende Reise in die Vergangenheit, wo ich im Jahre 260 n. Chr. interessante Einzelheiten über das Alltagsleben der römischen Oberschicht und jenes ihrer Sklaven in Erfahrung bringen durfte. Der flüssige und einnehmende Schreibstil, eine vorlaute und waghalsige Protagonistin und ein ausgeklügelter Kriminalfall bescherten mir großes Lesevergnügen. Ich freue mich bereits darauf zu erfahren, welche Abenteuer Invita in den Nachfolgebänden erwarten.