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MelaK

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.12.2017

Verblüffendes aus der Tierwelt, liebevoll illustriert

Pinguine sind kitzlig, Bienen schlafen nie, und keiner schwimmt so langsam wie das Seepferdchen
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Wussten Sie schon, dass Kolibris die einzigen Vögel sind, die rückwärts fliegen können, sich Ameisen voreinander verneigen, wenn sie sich begrüßen und sich Seeotter beim Schlafen im Wasser an den Händen ...

Wussten Sie schon, dass Kolibris die einzigen Vögel sind, die rückwärts fliegen können, sich Ameisen voreinander verneigen, wenn sie sich begrüßen und sich Seeotter beim Schlafen im Wasser an den Händen halten. Diese und viele andere verblüffende Erkenntnisse aus der Tierwelt können sie im kleinen, wundervoll illustrierten Büchlein "Pinguine sind kitzlig" von Maja Säftström auf äußerst liebenswerte Weise erfahren. Wunderhübsche Zeichnungen ergänzen die kurzen, informativen Texte, das saugfähige Papier lässt auch das bemalen mit Buntstiften und Wasserfarben zu. Zusätzlich aufgewertet wird das Buch durch das leicht strukturierte, zarte Cover. Ein ausgesprochen ansprechendes kleines Kunstwerk für jung und alt.

Veröffentlicht am 04.12.2017

Ein wunderbar pikanter Comic

Sex Story
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Philippe Brenot und Laetitia Coryn haben sich mit ihrem Comic an ein Thema gewagt, das für viele immer noch Tabu und peinlich sein dürfte. Dabei ist die Kulturgeschichte der Sexualität ein Spiegel unserer ...

Philippe Brenot und Laetitia Coryn haben sich mit ihrem Comic an ein Thema gewagt, das für viele immer noch Tabu und peinlich sein dürfte. Dabei ist die Kulturgeschichte der Sexualität ein Spiegel unserer Entwicklung hin zu einem liebenden Individuum. Als zum Sex als rein fortpflanzungsrelevanter, wenn auch angenehmer Tätigkeit, Gefühle und Liebe hinzu kamen, wurde aus dem Menschen das, was ihn ausmacht. Ein mitfühlendes, freizügiges und reflektierendes Geschöpf.
In verschiedensten Comics werden vom "Ursprung der Sexualität" bis zum "Sex der Zukunft im 21. Jahrhundert" die wohlgehüteten Geheimnisse, etwa berühmter Persönlichkeiten, und missverstandenen Anekdoten beleuchtet und wunderbar anschaulich in Szene gesetzt. Dabei wird kein Tabu umschifft, sondern immer geradewegs drauf zu gesteuert. Zeichnerisch sehr gekonnt karikiert und wunderschön koloriert von Isabell Lebeau, ist dieses umfangreiche, hochwertig aufgemachte Kulturgeschichtscomic eine Bereicherung für jeden unbefangenen Leser, der die menschliche Intimität besser verstehen will.

Veröffentlicht am 04.12.2017

Ein neuer Nesser, ruhiger, nachdenklicher, aber nicht weniger genial

Der Fall Kallmann
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Der Lehrer Leon Berger verliert bei einem tragischen Unfall seine Frau und seine einzige Tochter. Für einen Neuanfang entschließt er sich, Stockholm zu verlassen. Auf das Drängen einer alten Freundin hin ...

Der Lehrer Leon Berger verliert bei einem tragischen Unfall seine Frau und seine einzige Tochter. Für einen Neuanfang entschließt er sich, Stockholm zu verlassen. Auf das Drängen einer alten Freundin hin übernimmt er die Stelle eines verstorbenen Schwedischlehrers in der Kleinstadt K. im Nordwesten Schwedens. Als er den Schreibtisch seines Vorgängers Kallmann leer räumt, entdeckt er dessen Tagebücher. Der Inhalt lässt Leon neugierig werden. Zusammen mit den Lehrerkollegen Ludmilla und Igor, die den verschlossenen Kollegen noch mit am besten kannten, versucht er aus den Andeutungen Kallmanns schlau zu werden und ein nie geahndetes Verbrechen aufzuklären. Nesser lässt in einem beschaulichen, ruhigen Tempo eine verborgene, verworrene Geschichte entstehen, die einen immer mehr in seinen Bann zieht. Die verschiedenen Hauptfiguren erzählen in der Ich-Form und so kann der Leser sehr tief in die Seelen der Menschen blicken. Ehe man sich versieht, fühlt man sich als Teil der Gemeinde K.
Hakan Nesser hat eine tiefgründige und spannende Geschichte gestrickt und dazu noch jede Menge aktuelle Sozialkritik hineingepackt. Vor allem Ausländerfeindlichkeit und die politische Orientierung mancher Gruppen immer weiter nach rechts lassen ihn genau hinsehen und bereiten ihm Sorgen.
Ein neuer Nesser, ruhiger, nachdenklicher, aber nicht weniger genial.

Veröffentlicht am 20.08.2017

Geht einem sehr nah

Heimkehren
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Die Geschichte beginnt im Ghana des 18. Jahrhunderts mit den zwei Halbschwestern Effia und Esi, die einander nie kennen lernen und deren Lebensweg sehr unterschiedlich verläuft. Yaa Gyasi führt den Leser ...

Die Geschichte beginnt im Ghana des 18. Jahrhunderts mit den zwei Halbschwestern Effia und Esi, die einander nie kennen lernen und deren Lebensweg sehr unterschiedlich verläuft. Yaa Gyasi führt den Leser nun durch die nachfolgenden 6 Generationen der Schwestern. Die Geschichte wird nicht in der gewohnten Art einer Familiensaga erzählt. Die junge Autorin hat einen anderen Weg gewählt. Sie lässt uns in kurzen Sequenzen in das Leben der einzelnen Personen blicken. So haben wir es hier eigentlich mit 14 Geschichten zu tun, die uns Einblick in das schwierige, oft demütigende Leben von Schwarzen in einer weißen Welt und von der großen Bedeutung von Heimat und Familie geben. Das Ende stimmt versöhnlich und spannt einen Bogen zum Anfang dieser großartigen Geschichte.
Der Stammbaum am Ende des Buches ist ein wichtiges Hilfsmittel, zu leicht würde man sonst den Überblick verlieren.

Keine einfache Lektüre, geht sie einem doch sehr nah. Das Gelesene ist manchmal nur schwer ertragen, wie alles Unrecht auf dieser Welt, dass sich gegen einzelne Völker oder Volksgruppen richtet.

Dieses Buch ist ein Plädoyer für Toleranz und für ein Miteinander auf Augenhöhe. Vor dem Hintergrund der derzeitigen erschreckenden und traurig stimmenden politischen und sozialen Entwicklungen in den USA hat Yaa Gyasi ein wichtiges und mutiges Buch geschrieben, dass ich jedem ans Herz legen möchte.

Veröffentlicht am 12.08.2017

Ein ungewöhnlicher Thriller der Extraklasse

Des Menschen Wolf
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Ben Frank bringt bei einer Kneipenschlägerei den Sohn des berüchtigten Mafiabosses Tonio Lupo um und besiegelt damit wohl das Schicksal seiner drei Söhne Al, Nick und Leo. Denn Tonio spricht eine maledizione ...

Ben Frank bringt bei einer Kneipenschlägerei den Sohn des berüchtigten Mafiabosses Tonio Lupo um und besiegelt damit wohl das Schicksal seiner drei Söhne Al, Nick und Leo. Denn Tonio spricht eine maledizione aus. Die Brüder sollen genau wie sein Sohn im Alter von 42 Jahren sterben. Um seine Rache voll auszukosten, sorgt Lupo dafür, dass Ben und seine Söhne erfahren, was sie erwartet.
Die drei grundverschiedenen Brüder gehen den Kampf gegen das über ihren Köpfen hängende Damoklesschwert auf ganz unterschiedliche Weise an. Doch mehr soll hier nicht mehr verraten werden.
Apostolos Doxiadis lässt diese Geschichte von einem alten Mann in einem Altersheim erzählen. Um wen es sich dabei handelt, bleibt bis kurz vor Ende offen. Wem er sie erzählt, ebenso.
Die Charaktere der drei Brüder sowie deren Jäger zeichnet er dabei so genau und stimmig, dass man vom ersten Augenblick an gefesselt in die Geschichte eintaucht und sich ihr kaum noch entziehen kann. Die Perspektiven wechseln immer wieder, so dass man aus unterschiedlichen Blickwinkeln der Entwicklung der Gejagten und der Raffinesse des Jägers folgen kann. Das macht die Geschichte bis zum Ende unglaublich spannend und interessant.
Die Geschichte bleibt unvorhersehbar und schließt schließlich doch stimmig und nachvollziehbar.
Ein ganz besonders gelungener Thriller, der seines gleichen sucht.
Uneingeschränkt empfehlenswert.